Straßenbahn und Bus am Bahnhof

Kunden müssen für ÖPNV zurückgewonnen werden

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) – Branchenverband für über 600 Unternehmen des öffentlichen Personen- und des Schienengüterverkehrs – hat in der Pressekonferenz, die am 18. Juni als Teil der diesjährigen digital durchgeführten Jahrestagung stattfand,  eine erste Zwischenbilanz zu den coronabedingten Folgen bei Bus und Bahn gezogen: „Diese Krise hat uns aus dem Nichts und mit voller Wucht getroffen. Der öffentliche Verkehr war bis März seit Jahren auf Rekordniveau unterwegs, egal ob bei den Fahrgastzahlen, bei den Einnahmen oder bei den Transportmengen der Güterbahnen. Die Corona-Pandemie hat dieses Wachstums von heute auf morgen ausgebremst. Wir werden alles daransetzen, damit das nicht dauerhaft so bleibt. Denn wir brauchen einen leistungsstarken und wirtschaftlich gesunden öffentlichen Verkehr in Deutschland, um die nach wie vor zentralen Ziele beim Klimaschutz und der Verkehrswende sowie mit Blick auf die Daseinsvorsorge zu erreichen. Wir müssen bald wieder zur Normalität zurückfinden“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.
Die Branche will so schnell wie möglich wieder an die Erfolge und an das Wachstum in der Zeit vor Corona anknüpfen. Dazu haben die Unternehmen bereits zahlreiche Maßnahmen in die Wege geleitet, um Kundinnen und Kunden zurückzugewinnen und das Vertrauen in einen sicheren öffentlichen Personenverkehr zu stärken: „Wir haben unsere Hygienestandards und Reinigungsintervalle weiter erhöht. Wir informieren die Fahrgäste, dass es in Bussen und Bahnen, wenn man sich entsprechend der Vorgaben verhält, genauso sicher ist wie überall. Und wir fahren bereits seit Wochen wieder das komplette Angebot, obwohl wir durchschnittlich nur etwa die Hälfte der Normalnachfrage haben“, so Wortmann.
Das alles, da ist sich die Branche einig, ist notwendig, um Kundinnen und Kunden nachhaltig wieder für den ÖPNV zu gewinnen. Während viele Abonnenten dem ÖPNV auch in dieser Zeit die Treue halten, sind vor allem die Gelegenheitskunden und natürlich Touristen nicht mehr da bzw. auf andere Verkehrsmittel ausgewichen. Zusätzlich belasten nach wie vor die hohen Fahrgeldverluste die weiteren Planungen der Verkehrsunternehmen.

Ein zweiter Punkt in der Pressekonferenz war die im Konjunkturprogramm der Bundesregierung beschlossene Mehrwertsteuersenkung. Diese soll auch den Kundinnen und Kunden im Nahverkehr zugutekommen. Der Branchenverband VDV und seine Mitgliedsunternehmen prüfen dazu aktuell verschiedene Optionen: „Beim ÖPNV ist es etwas anders als zum Beispiel im Einzelhandel, da unsere Ticketpreise genehmigungspflichtig sind. Für eine Preisänderung braucht es die nötigen politischen Beschlüsse und die Zustimmung der Genehmigungsbehörde, das ist ein längerer Prozess. Daher prüfen wir parallel, wie wir die Mehrwertsteuersenkung auf anderem Weg an die Kundinnen und Kunden weitergeben können, zum Beispiel durch nochmal erhöhte Investitionen in coronabedingte Schutzmaßnahmen. Denn während der Corona-Pandemie ist der Ticketpreis nicht unbedingt das entscheidende Kriterium, weshalb sich Menschen für oder gegen die ÖPNV-Nutzung entscheiden“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Außerdem präsentierte der VDV eine App für die gesamte Branche. Oliver Wolff, VDV-Hauptgeschäftsführer: „Es trifft sich, dass wir auf der Jahrestagung, die wir dieses Jahr komplett im digitalen Raum durchführen, die erste branchenweite App vorstellen. Die Verkehrsunternehmen und Verband werden zunehmend digitaler und mobiler. Die Kolleginnen und Kollegen in den Mitgliedsunternehmen haben seit heute die ganze VDV-Vielfalt buchstäblich in der Hand: Sie können sich mit der App über die Nachrichten aus dem Verband informieren, sämtliche Veranstaltungen von VDV-Akademie und VDV suchen und buchen und das ganze Branchenwissen in den VDV-Schriften und -Mitteilungen unterwegs nachlesen.“

Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen

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