Unter dem Motto „Digitalisierung als Schlüssel für Wachstum im öffentlichen Verkehr“ nahmen über 150 Fachleute von öffentlichen und privaten Unternehmen, aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft am 9. Februar 2021 am ersten Digitalgipfel des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) teil und diskutierten die Chancen der digitalen Transformation von Bus und Bahn.

Erster Digitalgipfel des VDV

Unter dem Motto „Digitalisierung als Schlüssel für Wachstum im öffentlichen Verkehr“ nahmen über 150 Fachleute von öffentlichen und privaten Unternehmen, aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft am 9. Februar 2021 am ersten Digitalgipfel des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) teil und diskutierten die Chancen der digitalen Transformation von Bus und Bahn.
Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, eröffnete den Gipfel und betonte: „Wir brauchen einen guten öffentlichen Nahverkehr – nach Corona mehr denn je. Wer Bus oder Bahn fährt und sein Auto stehen lässt, trägt enorm zu einer höheren Lebensqualität in unseren Kommunen bei. Deshalb investieren wir in den nächsten vier Jahren mehr als 250 Millionen Euro in Modellprojekte, bei denen Kommunen zum Beispiel eine Taktverdichtung, neue Tarifmodelle, On-Demand-Dienste oder intelligente Apps mit Echtzeitdaten ausprobieren. Denn nur ein gut ausgebauter, bezahlbarer und attraktiver Nahverkehr kann die Menschen überzeugen, auf Busse und Bahnen umzusteigen.”
Anlässlich des Digitalgipfels erklärte Präsident Ingo Wortmann: „Ob im städtischen Verkehr oder in ländlich geprägten Regionen, ob bei den Fernbahnen oder im ÖPNV: Wir wollen die Potenziale der Digitalisierung noch stärker nutzen, um den Kundinnen und Kunden eine attraktivere Mobilität anbieten zu können, neue Kapazitäten auf vorhandenen Trassen zu schaffen sowie die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu steigern und damit selbst wettbewerbsfähiger gegenüber dem Motorisierten Individualverkehr zu werden. Die digitalen Möglichkeiten sind ein wesentlicher Hebel für das Erreichen der Klimaschutzziele und der dafür notwendigen Mobilitätswende.“ Dabei müsse die digitale Infrastruktur für diese Entwicklung Schritt halten.
„Unsere Kundinnen und Kunden erwarten maßgeschneiderten digitalen Service, Informationen in Echtzeit und individuelle, auf ihre Mobilitätsbedürfnisse zugeschnittene Angebote auf Abruf – also zum Beispiel per Buchung in einer Mobilitätsapp. Wir stellen uns diesen Wünschen mit dem Ziel, allen ein Angebot aus einer Hand zu liefern“, so Wortmann, und weiter: „Bei dieser Transformation ist es wichtig, a die gesamte Branche mitzunehmen und mit ihr die Prozesse zu verbessern. Es ergeben sich zudem Chancen für neue Beschäftigte mit Kenntnissen aus der digitalen Welt und vor allem Kooperationen – etwa mit Neuunternehmen und innovativen Mobilitätsangeboten“, so Wortmann.
Eva Kreienkamp, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe und Mitglied im VDV-Präsidium, betont die Chancen der digitalen Neuentwicklungen für die Betriebsqualität und das Kundenerlebnis: „Neben der gesamten Customer Experience ist Digitalisierung auch ein Vehikel für operative Exzellenz und damit für Qualitätsgewinne. Erst die Kombination von beiden Aspekten ergibt digitale Transformation im öffentlichen Verkehr.“
Von BerlKönig in Berlin bis IsarTiger in München schaffen die Verkehrsunternehmen und Verbünde an zahlreichen Orten bedarfsgerechte Angebote, die den klassischen Linienverkehr ergänzen und erproben bereits automatisierte Shuttles im öffentlichen Verkehr. Auch bei einem anderen Thema, dem Autonomen Fahren des öffentlichen Verkehrs, sind die Erwartungen der Branche an BMVI und Industrie formuliert: „Sobald der dringend notwendige gesetzliche Rahmen für das autonome Fahren in bestimmten Anwendungsfällen des öffentlichen Verkehres geschaffen ist, erwarten wir von der Industrie Fahrzeuge, die es uns ermöglichen, erste Anwendungen sicher und fahrerlos auf die Straße zu bringen“, so VDV-Präsident Wortmann. Dabei sei künftig in einem betreiberbasierten Ansatz die steuernde Rolle der Kommunen zu beachten.
Beim Vertrieb sei es buchstäblich „höchste Eisenbahn“, dass die Branche ihre Zusammenarbeit so vertiefe, dass die Verkehrsunternehmen langfristig die Beziehung zu ihren Kunden festigen könne. Mit der Brancheninitiative Mobility Inside zum gegenseitigen Ticketverkauf – seit Dezember 2020 verstärkt um die Deutsche Bahn AG und VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg – seien erste Voraussetzungen geschaffen worden. „Mobility Inside deckt bereits 40 Prozent des ÖPNV-Marktes ab – und den kompletten deutschen Fernverkehr. Zum Ende des Jahres geht voraussichtlich der Plattform-Prototyp an den Start. Der Bund kann uns hier unterstützten, in dem er die flächendeckende Anbindung an die Mobilitätsplattform mit Echtzeitinformationen und digitale Tickets fördert“, so Wortmann.
Die digitale Transformation des öffentlichen Verkehrs ist sowohl Titel als auch Inhalt der Veranstaltung und des neuen (digitalen) Buchs der „Blauen Reihe“ in der Branchenverband und VDV–Industrieforum aktuelle Entwicklungen dokumentieren. Der im digitalen Raum ausgetragene Gipfel untergliedert sich in drei Blöcke mit jeweils schließenden Diskussionsrunden. Zu Beginn steht thematisch der Kundennutzen im Mittelpunkt, der durch digitale Wertschöpfung gestiftet werden soll. Dabei geht es einerseits um die digitale Transformation von Unternehmen und andererseits um moderne Mobilitätsangebote in einem sich verändernden Markt. Im Anschluss wird zur Herausforderung der digitalen Schiene diskutiert: Hier werden Beiträge zu Maßnahmen und Zielen von Akteuren der Eisenbahn sowie vom BMVI erwartet. Im letzten Block geht es um die Digitalisierung des Vertriebes und der Fahrgastinformation. Verschiedene Akteure aus dem ÖPNV und der Industrie sprechen hier zur Bedeutung der branchenweiten Vernetzung sowie der dafür notwendigen gemeinsamen Standards. Der nächste VDV-Digitalgipfel ist für Anfang 2022 geplant.

Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)

Mehr über die Themen und Diskussionen des VDV-Digitalgipfels lesen Sie in der Nahverkehrs-praxis 3-2021.

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