Angebotsvielfalt des Linienverkehrs in der Fläche erhalten

Zum 20. Mal fand der Mitteldeutsche Omnibustag, die größte Branchenveranstaltung in Mitteldeutschland, am 12. und 13. November 2025 statt. Zur Jubiläumsveranstaltung reisten rund 240 Branchenexperten nach Landsberg bei Halle. Die Stimmung war trotz immenser Herausforderungen angesichts der Verkehrs- und Klimawende optimistisch.

48 Stunden lang diskutierten die Branchenexperten mit Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über die Mobilität von heute und morgen. Im Mittelpunkt stand die Forderung nach Leistungszuwachs, Investitionen, langfristiger Planungssicherheit und Bürokratieabbau für die Omnibusunternehmen. Nur so kann das hochwertige Angebot für die Millionen Fahrgäste erhalten und zukunftsfähig ausgebaut werden. Die Verbände appellierten an die Bürger, sich stärker bei ihren Gemeinden für den Bus einzusetzen.

Bus ist auf dem richtigen Weg

„Die Zukunft gehört dem Bus. Er ist komfortabel, sicher und umweltfreundlich“, unterstreicht Christiane Leonard, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmen e.V. in Berlin. Mit ihrer zweitägigen Präsenz und Mitarbeit beim Mitteldeutschen Omnibustag zeigte sie ihre Wertschätzung für die einzigartige und erfolgreiche Zusammenarbeit der Omnibusverbände von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Angebot auf dem Land in Gefahr

Damit der Bus auch weiterhin das klimafreundliche Rückgrat für die Beförderung der Menschen zur Schule, zur Arbeit sowie in Freizeit und Urlaub bleibt, ist die Politik gefragt. „Wir sehen das Fahrtenangebot im ländlichen Raum in hoher Gefahr“, betont Mario König, Vorsitzender des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmen e. V.

Die Umstellung der Flotte auf die gesetzlich geforderten alternativen Antriebe verschlingt Unsummen. Der emissionsfreie Elektrobus ist auf den Straßen von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bereits seit Jahren Realität. Die Unternehmen haben sich diesem Wandel gestellt, aber die Wirtschaftlichkeit der E-Antriebe fehlt. Ein flächendeckender Einsatz ist den häufig familiengeführten Betrieben jedoch nur möglich, wenn sie langfristige Planungssicherheit bei der Vergabe der Linienkonzessionen über zehn oder besser 20 Jahre von der Politik erhalten.

Ebenso brauchen sie langfristige Sicherheit, dass die Fördermittel für Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur in ausreichendem Maße und strategisch richtig zugeteilt werden. Nur so können sie die im Vergleich zum Dieselantrieb weit höheren Anschaffungskosten für Elektroantriebe in Angriff nehmen. Dringend notwendig ist endlich ein niedriger Preis für Fahrstrom, analog zum eben beschlossenen Industriestrompreis. Wesentlich wäre auch der Abbau der überbordenden Bürokratie, der gerade die privaten kleineren mittelständischen Betriebe an den Rand der Verzweiflung bringt.

„Momentan jedoch schweben die Unternehmen in Ungewissheit, was die zukunftsweisende Unterstützung der Politik betrifft. Die Öffentliche Hand ist aber in der Pflicht, ihren Anteil zur Verkehrs- und Klimawende zu leisten“, so Tilman Wagenknecht, Geschäftsführer des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmen e.V. mit Nachdruck.

Deutschland-Ticket: Spielball der Politik

„Wir stehen absolut zum Deutschland-Ticket, weil es für den Fahrgast aufgrund seiner Tariftransparenz und Netzabdeckung vorteilhaft ist“, unterstreicht Mario König, selbst Betreiber eines Omnibusunternehmens in Bad Langensalza. Aber: Die jährlich 3 Milliarden Euro, die Bund und Länder nun jährlich bis 2030 als Ausgleichsleistung für die fehlenden Fahrgeldeinnahmen an die Betriebe leisten, wäre nach Meinung vieler Omnibusunternehmer deutlich sinnvoller für den dringend benötigten Ausbau des Fahrtenangebots in der Fläche eingesetzt.

„Das Deutschland-Ticket ist ungerecht. Hier profitieren hauptsächlich die Bürgerinnen und Bürger, die ein gutes Nahverkehrsangebot vor der Haustür haben. Die Menschen auf dem Land haben das Nachsehen, weil das Angebot hier aufgrund mangelnder politischer Unterstützung nur selten ausgebaut wird“, so König enttäuscht. Hinzu kommt die Unsicherheit für die Branche mit Blick auf die Ausgleichsleistungen durch Bund und Länder. Die Branche arbeitet an der weiteren Digitalisierung des Tickets, kündigte Christiane Leonard aus Berlin an. Der momentan herrschende Zwischenstand sei für alle Unternehmen eine Belastung. Erst die leistungs- und faktenbasierte Abrechnung wird den Durchbruch bringen.

Weiterhin decken die festgelegten Ausgleichsleistungen keine Mehrkosten – die Experten rechnen deshalb mit einer weiteren Erhöhung des Ticketpreises.

Verkehrswende ist im vollen Gange

Die Omnibusbranche ist energisch dabei, die Umstellung auf alternative Antriebe voranzutreiben. Hersteller richten den Fokus konsequent auf den Elektrobus sowohl für den Linienbus als auch mit weiterer Perspektive für den Reisebus. Prof. Dr. Thoralf Knote vom Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme unterstrich deutlich, dass die Umstellung auf E-Busse im Linienbusverkehr aufgrund immer höherer Reichweiten und ausreichender Stromversorgung durchaus machbar ist. Weiterhin laufen die Digitalisierungsprozesse in den Bereichen Verwaltung, Vertrieb und Marketing mit Unterstützung modernster Technik bis hin zur Künstlichen Intelligenz.

Auszeichnung „Sicher & Unfallfrei“

Wie wertvoll die Fachkräfte hinter dem Steuer für die Omnibusunternehmen sind, zeigte man auch beim diesjährigen Mitteldeutschen Omnibustag mit der feierlichen Auszeichnung „Sicher & Unfallfrei“ für 35 Busfahrer für bis zu 20 Jahre unfallfreies Fahren.

Optimistischer Blick in die Zukunft

„Wir wollen und können Menschen mit unseren Bussen umweltfreundlich bewegen, doch die Bürokratie aus Berlin und Brüssel bremst uns immer wieder aus“, fasst Mario König, Vorsitzender des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmen e.V. zusammen. Doch allen Herausforderungen und Hindernissen zum Trotz: Die Omnibusbranche hält zusammen und bleibt gemeinsam weiter erfolgreich auf Kurs. Das hat der 20. Mitteldeutsche Omnibustag deutlich gezeigt.

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