Deutschlandticket ersetzt mehr Autofahrten als angenommen

Eine Auswertung mehrerer Studien zur Wirkung des im Mai 2023 eingeführten Deutschlandtickets zeigt eine klare Verkehrsverlagerung vom Pkw auf den öffentlichen Personennahverkehr. Die Ergebnisse eines Reports des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Kopernikus-Projekts Ariadne widerlegen die Kritik, dass das Ticket hauptsächlich zusätzlichen Verkehr generiere, ohne einen Beitrag für die Klimaziele zu leisten. Die zusammengetragene Studienlage belegt vielmehr eine erhebliche Reduktion der CO2-Emissionen bis zu 6,5 Millionen Tonnen pro Jahr zu Vermeidungskosten im zweistelligen Euro-Bereich.

Die Ariadne-Forschenden kombinieren in ihrem Report Ergebnisse aus einer Vielzahl an Studien basierend auf Befragungen und Beobachtungszahlen, wie zum Beispiel Mobilfunk- und Verkehrszählungsdaten. Sie belegen, dass das Deutschlandticket zu einer Verkehrsverlagerung geführt hat – 12 bis 16 Prozent aller Fahrten mit dem Deutschlandticket sind Fahrten, die vom Pkw auf die Schiene verlagert wurden. Die treibende Kraft für den Umstieg sind Menschen, die den öffentlichen Nahverkehr zuvor wenig bis gelegentlich genutzt haben – sie machen knapp die Hälfte der Deutschlandticket-Besitzenden aus. Die Bedeutung dieser Gruppe wird häufig übersehen, da die Neukundengewinnung fälschlicherweise allein mit der kleinen Anzahl an echten Neueinsteigern in den öffentlichen Personennahverkehr (weniger als 5 Prozent der Deutschlandticket-Besitzenden) gleichgesetzt wird.

„Die von uns betrachteten Studien zeigen, dass das Deutschlandticket keine oder nur geringe zusätzliche Mobilität erzeugt, sondern maßgeblich zur Verkehrsverlagerung beiträgt“, stellt Ariadne-Forscher Nicolas Koch vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung fest. „Nicht nur die Befragungsdaten zeigen, dass der Pkw-Verkehr zugunsten der Bahn zurückgeht. Auch verschiedene Verkehrsdaten bestätigen eine Verlagerung von der Straße auf die Schiene.“ Dies unterstreicht zum Beispiel eine Ariadne-Studie basierend auf Mobilfunk- und App-Daten, die im Oktober 2024 als onlinebasiertes Tool unter dem Namen „Ariadne D-Ticket Impact Tracker“ veröffentlicht wurde und die nun aktualisiert wurde.

Die Einsparung von CO2-Emissionen wird über die verschiedenen im Ariadne-Report untersuchten Studien hinweg auf 4,2 bis 6,5 Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt. Es wird gezeigt, dass der häufig angebrachte Verweis auf hohe fiskalische Kosten für jede reduzierte Tonne CO2 im dreistelligen oder gar vierstelligen Bereich stark irreführend ist. Mit einer korrekten Berechnung für die volkswirtschaftlichen Kosten kann beim Deutschlandticket von Vermeidungskosten von deutlich unter 100 Euro pro Tonne CO2 ausgegangen werden. Gleichzeitig hat das Deutschlandticket einen nicht zu unterschätzenden gesellschaftlichen Nutzen durch vermiedene Klimaschäden und weitere Umweltbelastungen, wie zum Beispiel Luftschadstoffe, mit 2,4 bis 3,7 Milliarden Euro pro Jahr.
Trotz der positiven Effekte bleibt die Herausforderung, die Wirkung des Deutschlandtickets langfristig zu stabilisieren. Andreas Krämer von exeo Strategic Consulting und Mit-Autor des Reports betont: „Das Deutschlandticket generiert einen Wohlfahrtsgewinn von mindestens 3 Milliarden Euro pro Jahr und ist ein effektives Instrument für die Verkehrswende, bedarf aber weiterer flankierender Maßnahmen. Eine weitere Erhöhung des Ticketpreises oder auch Unsicherheit über den zukünftigen Preis könnten dagegen die positiven Effekte gefährden.

Quelle: Kopernikus-Projekt Ariadne 

Förderaufruf für digitale Innovationen im Verkehr gestartet

Mit einem neuen Förderaufruf unterstützt das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung gemeinsam mit der NBank kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Start-ups sowie Kooperationen mit Forschungseinrichtungen. Ziel ist es, Innovationsprojekte im Bereich der Digitalisierung von Verkehr und Mobilität voranzubringen. Ab sofort können Anträge im Rahmen des Niedersächsischen Innnovationsförderprogramms (IFP) eingereicht werden.

„Wir möchten die Perspektiven für Wertschöpfung in Niedersachsen weiter stärken und die Mobilität von morgen aktiv mitgestalten. Das ist der Schlüssel zu neuen Geschäftsfeldern und Arbeitsplätzen“, betont Wirtschaftsminister Olaf Lies: „Mit dieser Förderung geben wir niedersächsischen Unternehmen die Möglichkeit, ihre Ideen in marktfähige Produkte umzuwandeln und ihre Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt zu stärken. Wir schaffen Raum für kreative Ideen und technologischen Fortschritt – ein wichtiger Schritt, um Fachkräfte zu halten und Niedersachsen als Innovationsstandort weiter auszubauen.“

Förderung für zukunftsweisende Projekte

Gefördert werden Vorhaben, die die Automatisierung und Vernetzung (Multimodalität) von Verkehrsträgern und -systemen verbessern. Angesprochen sind dabei alle Verkehrsträger – von Straße, Schiene und Wasser bis hin zur Luftfahrt – sowie Anwendungen im privaten und gewerblichen Bereich, im öffentlichen Nahverkehr und im Gütertransport.

Besonderes Augenmerk liegt auf digitalen Trends wie generativer KI, die Innovationen wie Fahrerassistenzsysteme, hochautomatisierte Fahrzeuge oder Urban Air Mobility vorantreiben können. Beispiele für mögliche Projekte sind: Fluggeräte für Personentransporte oder medizinische Schnelltransporte (Urban Air Mobility), adaptive Routenplanung, die Verkehrsaufkommen und Wetterbedingungen berücksichtigt, innovative Sensorik, Datenanalyse und Kommunikationstechnologien zur Vernetzung von Verkehrssystemen.

Förderdetails im Überblick

Wer wird gefördert?

Start-ups, KMU und Unternehmen mit mittelgroßer Marktkapitalisierung (MidCaps) mit Sitz oder Betriebsstätte in Niedersachsen. Forschungseinrichtungen können im Rahmen von Kooperationsprojekten ebenfalls gefördert werden.

Was wird gefördert?

Projekte zur Digitalisierung und Automatisierung im Verkehr und Mobilitätsbereich.

Antragsfrist:

Anträge können bis zum 31. März 2025 eingereicht werden.

Webinar im Januar:

Für Interessierte wird ein Webinar angeboten, in dem Vertreter der NBank, des Ministeriums und Niedersachsen.next Fragen beantworten werden. Das Webinar findet am Mittwoch, 22. Januar 2025, von 15 bis 16 Uhr statt. Anmeldungen sind unter https://automotive.nds.de/ifp möglich.

Weitere Informationen zu den Förderbedingungen finden sich in der Richtlinie des Niedersächsischen Innovationsförderprogramms:

Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für Forschung und Entwicklung in Unternehmen, Gem. Erl. d. MW v. 18. 5. 2022 — 30 – 328 7012, zuletzt geändert durch Erl. d. MW v. 19. 7. 2024 — 30 – 328 72 8000).

Bundesrechnungshof rügt Bundesverkehrsministerium – abermals

Der Bundesrechnungshof hat Bundestag, Bundesrat und der Bundesregierung seine Bemerkungen zur Haushaltsführung des Bundes zugeleitet. Die Bemerkungen benennen Fälle, in denen Haushaltsmittel besser eingesetzt werden sollten. Kritik gibt es auch in diesem Jahr an der Arbeit des Ministeriums von Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Doch auch an der Arbeit seiner Vorgänger wird nicht mit Kritik gespart.

Der Bund nehme seine Rolle als Eigentümer nicht wahr und begünstige so die Probleme bei der Deutschen Bahn – laute eine Kernkritik des Bundesrechnungshofes. Konkret heißt es in dem Bericht unter dem Punkt Verkehr:

Bund ziellos: BMDV agiert bei der DB AG seit über 30 Jahren ohne Strategie (Nr. 10)

Das BMDV hat es seit der Privatisierung der DB AG 1994 versäumt, die Eigentümerrechte und -pflichten für den Bund umfassend wahrzunehmen. So gibt es bis heute keine ressortübergreifend abgestimmte Eigentümerstrategie für die DB AG. Zwar hat das BMDV im Jahr 2022 begonnen, eine Strategie zu entwickeln. Aber sie ist nach wie vor nicht fertiggestellt – der Bund bleibt als Alleineigentümer in der Dauerkrise der DB AG ziellos. So kann er seine Beteiligung weder steuern noch den Beteiligungserfolg angemessen kontrollieren. Dem Parlament fehlt ohne diese Strategie eine wichtige Basis für Haushaltsentscheidungen.

In einer Eigentümerstrategie sind Ziele für das Unternehmen festzulegen. Diese sollen abbilden, welche wichtigen Bundesinteressen erreicht werden sollen. Denn der Bund hat einen Gemeinwohlauftrag für das Schienennetz und für Verkehrsangebote darauf. Ohne eine solche Strategie hat die DB AG ihre Aktivitäten vom Kerngeschäft „Bahn in Deutschland“ auch in bahnfremde Bereiche und in mehr als 140 Länder ausgeweitet.

Trotz des Steuerungsvakuums hat das BMDV im Jahr 2023 bereits Entscheidungen zur Struktur des DB AG-Konzerns vorweggenommen und stellt ihm immer höhere Bundesmittel bereit. Der Bundesrechnungshof erwartet daher vom BMDV, dass es endlich eine ressortübergreifend abgestimmte Eigentümerstrategie für die DB AG vorlegt. Darin muss es Ziele festlegen, die sich am wichtigen Bundesinteresse orientieren und anhand derer das BMDV den Erfolg der Beteiligung kontrollieren muss.

87,5 Mio. Euro für unwirtschaftliche Förderung von Eisenbahnverkehrsunternehmen (Nr. 13)

Das BMDV hat den Personenfernverkehr gefördert, ohne zuvor die Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Hinterher stellte sich heraus, dass die Förderung in Höhe von 87,5 Mio. Euro unwirtschaftlich war. Das BMDV verfehlte sein Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern und damit zu den Klimaschutzzielen des Bundes beizutragen.

Im Oktober 2023 legte das BMDV ein Förderprogramm auf, mit dem es den Eisenbahnunternehmen des Personenfernverkehrs die Trassenpreise anteilig finanzierte. Für das Förderprogramm stellte es 90 Mio. Euro für das Jahr 2023 bereit. Das BMDV untersuchte vor Beginn der Förderung weder den Förderbedarf noch die Wirtschaftlichkeit, obwohl es hierzu haushaltsrechtlich verpflichtet war. Die Leitungsebene des BMDV ignorierte damit auch wiederholte Hinweise des Bundesrechnungshofes und entsprechende Informationen der Fachebene. Die erst nachträglich erstellte Wirtschaftlichkeitsuntersuchung bewertete die Förderung als unwirtschaftlich.

Das BMDV hat das Förderprogramm auf Basis des seinerzeitigen Förderkonzeptes wegen erwiesener Unwirtschaftlichkeit umgehend einzustellen. Künftig muss es die vorgeschriebene Wirtschaftlichkeitsuntersuchung vor dem Start von Förderprogrammen durchführen. Der Bundesrechnungshof fordert das BMDV auf, Schadensersatzansprüche des Bundes gegenüber der Leitungsebene des BMDV zu prüfen und gegebenenfalls geltend zu machen.

Außertarifliche Verträge bei der Autobahn GmbH: Ministerium verzichtet auf gesetzlich vorgesehene Kontrolle (Nr. 14)

Das BMDV ließ die Autobahn GmbH über 100 außertarifliche Verträge schließen, ohne diese vorher zu prüfen. Damit handelte es rechtswidrig und erkannte Mängel nicht.

Die Autobahn GmbH darf grundsätzlich außertarifliche Arbeitsverträge schließen. Voraussetzung ist, dass das BMDV zustimmt und das BMI im Einvernehmen mit dem BMF einwilligt. Das BMDV behandelte diesen Zustimmungsvorbehalt als ein Versehen des Gesetzgebers. Seine Anwendung hätte die zahlreichen Mängel beim Abschluss von außertariflichen Verträgen durch die Autobahn GmbH deutlich reduzieren können. So stellte der Bundesrechnungshof z. B. fest, dass die Autobahn GmbH Führungspositionen nicht immer öffentlich ausschrieb und sie aus „Netzwerken“ besetzte. Aufgaben definierte sie unzureichend. Auch dokumentierte sie Auswahlentscheidungen nicht und missachtete Vorlagepflichten beim Aufsichtsrat.

Der Bundesrechnungshof fordert das BMDV nachdrücklich auf, die bereits geschlossenen Verträge zu überprüfen. Auch muss es mit BMI und BMF Kriterien festlegen, nach denen die Ministerien in Zukunft außertarifliche Verträge bei der Autobahn GmbH prüfen.

Quelle: Bundesrechnungshof

Strategie für autonomes Fahren nimmt ÖPNV in den Fokus

Bundesregierung veröffentlicht Strategie für autonomes Fahren im Straßenverkehr

Die Bundesregierung hat heute im Kabinett die Strategie für autonomes Fahren im Straßenverkehr beschlossen. Die Strategie soll den Weg für das autonome Fahren im Regelbetrieb ebnen und Voraussetzungen schaffen, diese Technologie weiter voranzutreiben und ihre enormen Chancen zu nutzen. Ziel ist es, Deutschland zu einem der weltweit führenden Innovations- und Produktionsstandorte für autonomes Fahren weiterzuentwickeln.

Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr: „Autonomes Fahren ist eine Schlüsseltechnologie für eine innovative, saubere, barrierefreie und bezahlbare Mobilität. Mit der Strategie schaffen wir den passenden, innovationsfreundlichen Rahmen – einen Rahmen, der von Wirtschaft und Industrie mit Leben gefüllt werden muss. Gemeinsam wird es uns gelingen, das autonome Fahren zu etwas zu machen, das ganz selbstverständlich ist. Denn wir sind davon überzeugt: Die Zukunft fährt autonom.“

Deutschland ist Vorreiter beim Rechtsrahmen

Als weltweit erstes Land hat Deutschland einen umfassenden Rechtsrahmen für autonomes Fahren geschaffen. Seit 2021 existiert bereits ein Regelungswerk, das den Einsatz von autonomen Kraftfahrzeugen auf öffentlichen Straßen ermöglicht. In zahlreichen Forschungsvorhaben werden seitdem autonome Fahrsysteme in verschiedenen Anwendungsfällen erfolgreich erprobt.

Strategie mit Fokus auf ÖPNV und Güterverkehr

Mit der Strategie verfolgt die Bundesregierung das Ziel, den geltenden Rechtsrahmen zum autonomen Fahren mit Leben zu füllen. Der Fokus liegt auf dem Straßenverkehr. Anwendungsschwerpunkte bilden der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) und der Güterverkehr. Der ÖPNV ist ein wichtiger Impulsgeber für innovative, autonome Mobilitätsangebote. Perspektivisch können in diesem Bereich viele Menschen von der Technologie profitieren und es kann eine positive Wirkung für das Verkehrssystem und den Klimaschutz erzielt werden. Im Güterverkehr hat autonomes Fahren das Potenzial, diesen effizienter, nachhaltiger und sicherer zu machen.

Autonomes Fahren bietet vielseitige Chancen

Die Technologien rund um das autonome und vernetzte Fahren bieten vielseitige Chancen, die für die Mobilität der Zukunft von großer Bedeutung sind. Sie können dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, die Verkehrsanbindung ländlicher Räume sowie zentrumsferner Gebiete und Stadtteile zu verbessern und die Lebensqualität – auch von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen – zu steigern. Langfristig kann autonomes Fahren eine wichtige Rolle mit Blick auf den bestehenden Mangel an Berufskraftfahrerinnen und -fahrern spielen.

Mit einer breiten Einführung bedarfsgerechter Angebote wird auch die Nachfrage nach autonomen Fahrzeugen steigen und die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie und ihrer Zulieferer gestärkt.

Die Strategie steht unter folgendem Link zum Download bereit https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/DG/die-zukunft-faehrt-autonom.

Sachsens Verkehrsbetriebe und Kommunen fordern mehr Geld für ÖPNV

Dresden, Leipzig, Chemnitz, Görlitz, Plauen und Zwickau fordern finanzielle Unterstützung des Freistaats

Ohne eine deutliche Erhöhung der finanziellen Unterstützung durch den Freistaat Sachsen und den Bund drohen spürbare Kürzungen bei den Angeboten und Investitionen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Und das nicht nur in Dresden, sondern in ganz Sachsen. Diese Einschnitte gefährden nicht nur die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die klimaneutrale Mobilität und die Attraktivität Sachsens als Wirtschafts- und Tourismusstandort. Die Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister der sechs sächsischen Straßenbahnstädte haben in einem gemeinsamen Appell an die zukünftigen Koalitionäre im Sächsischen Landtag nun konkrete Forderungen gestellt, um die Zukunft des ÖPNV zu sichern.

„Bund, Länder, Kommunen und die Verkehrsunternehmen haben vereinbart, mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen. Dieses Ziel verfolgt die Landeshauptstadt Dresden weiterhin. Trotz knapper Kassen leisten wir – ebenso wie die anderen Kommunen – unseren Anteil an der ÖPNV-Finanzierung. Ohne die Unterstützung des Freistaats drohen nun aber Kürzungen. Die neue Landesregierung muss deshalb schnell die finanziellen Weichen stellen, damit der ÖPNV nicht auf dem Abstellgleis landet.“
Dirk Hilbert, Oberbürgermeister Dresden

Aktuell verfügen die Städte über ein qualitativ hochwertiges und stark genutztes ÖPNV-Angebot. Mit Bus und Bahn zu fahren, ist in den letzten Jahren leichter geworden. Ein verlässliches Angebot in Verbindung mit der Attraktivität des Deutschlandtickets führen zu einer überdurchschnittlich hohen Zahl freiwilliger Nutzerinnen und Nutzer. Diese Erfolge sind gefährdet. Steigende Betriebskosten, stagnierende Einnahmen und eine unzureichende finanzielle Ausstattung der Kommunen machen es zunehmend schwierig, den ÖPNV auf seinem aktuellen Niveau zu halten, geschweige denn auszubauen. 

Die kommunalen Spitzen aus Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen, Görlitz und Zwickau sowie die Vorstände bzw. Geschäftsführungen der Verkehrsunternehmen fordern entschlossenes Handeln von Freistaat und Bund:

  1. Sicherung der bestehenden Angebote bei steigender Nachfrage ermöglichen: Es braucht mindestens 70 Millionen Euro, um die Betriebskostensteigerungen auszugleichen und bei Bedarf auf mehr Fahrgäste mit Angebotsverbesserungen reagieren zu können.
  2. Förderprogramme beschleunigen: Die Verzögerungen beim Doppelhaushalt des Freistaats führen zu Unsicherheiten bei wichtigen Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeuge. Hier braucht es schnelle Entscheidungen und Klarheit.
  3. Finanzierung des Deutschlandtickets stabilisieren: Bund und Länder müssen eine langfristige Absicherung des Deutschlandtickets gewährleisten, einschließlich einer hälftigen Beteiligung des Bundes an den Kosten über 2025 hinaus.
  4. Höhere Erlöse auch für Kommunen: Bund und Länder müssen dafür sorgen, dass die Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen von den Zusatzerlösen durch die Preissteigerung des Deutschlandtickets partizipieren.
  5. Verbesserung des Tarifsystems: Das aktuelle Ausgleichssystem für das Deutschlandticket verursacht steigende Preise für andere Verbundtickets. Es bedarf flexibler und attraktiver Tarife, um mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen.
  6. Dynamisierung der ÖPNV-Zuweisungen: Die pauschalen Landesmittel für Maßnahmen wie das Bildungsticket oder PlusBus-Angebote müssen an die gestiegenen Kosten angepasst und fortlaufend dynamisiert werden
  7. Nachhaltige Investitionen ermöglichen: Ein Landesinvestitionsprogramm mit mindestens 200 Millionen Euro jährlich ist erforderlich, um moderne Infrastruktur, Fahrzeuge und Betriebshöfe zu sichern und so langfristig Kosten durch Substanzverzehr zu reduzieren. 

Die Unterzeichner appellieren an die zukünftige Landesregierung, in einem gemeinsamen Schulterschluss mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen und mit dem Nahverkehr einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Freistaat und Bund müssen ihrer Verantwortung für Sachsens Städte und Gemeinden gerecht werden.

Quelle: Stadt Dresden

Münchner Verkehrs- und Tarifverbund wächst auf XXL-Größe an

Nach zwei weiteren Landkreisen will sich nun offenbar auch der Augsburger Verkehrsverbund (AVV) mit dem MVV zusammenschließen. Die erste Erweiterung des MVV-Verbundraums vom letzten Dezember ist aus Sicht der Münchner bereits eine Erfolgsgeschichte: Die Fahrgäste in den Landkreisen Bad-Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und Rosenheim sowie in der Stadt Rosenheim profitieren von den Leistungen, Services und Angeboten des MVV. Dort sind neun Bahn- und rund hundert Buslinien bequem mit MVV-Tickets zu nutzen. Am 1. Januar 2025 wird der Verbund erneut erweitert. Durch die ca. 260.000 Einwohner der beiden Landkreise Landsberg am Lech und Weilheim-Schongau wächst der MVV-Raum auf 3,7 Millionen Einwohner an. Das heißt, beinahe jeder Dritte Einwohner Bayerns lebt im MVV-Gebiet. In einem Pressegespräch in München hat MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch die Medien über die anstehende Verbundraumerweiterung informiert.

Künftig reicht der MVV-Verbundraum vom Lech bis an den Inn

Seit Mitte Dezember 2023 – nach der ersten Erweiterungswelle – sind es knapp 260 Gemeinden im MVV-Verbundraum: Landeshauptstadt München, Stadt Rosenheim, alle Kommunen in den Verbundlandkreisen Dachau, Erding, Ebersberg, Fürstenfeldbruck, Freising, München, Miesbach, Rosenheim, Starnberg und Bad-Tölz-Wolfratshausen sowie 17 weitere Gemeinden außerhalb dieser Landkreise, z.B. auch Kufstein in Tirol. Die Größe des Verbundgebiets beträgt seitdem ca. 8.630 km².

Ab 1. Januar 2025 steigt die Zahl der Gemeinden auf rund 320, die Fläche wächst auf ca. 10.365 km²! Aus den Landkreisen Landsberg am Lech und Weilheim-Schongau kommen 57 Gemeinden neu dazu, acht gehörten auch vor der Verbundraumerweiterung schon zum MVV-Gebiet. Zusätzlich kommen noch Gemeinden aus den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg dazu, da diese durch den Beitritt der 2. Welle einen MVV-Halt bekommen.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Ab dem 1.1.2025 werden die Busfahrerinnen und Busfahrer in den neuen Verbundlandkreisen Tickets im MVV-Tarif verkaufen – und auch wenn heute vieles über den Bordrechner ausgewählt werden kann und keiner alle Preise auswendig wissen muss, gibt es doch einiges zu beachten, damit der Fahrgast das richtige Ticket erhält. Und auch die Kontrollpersonale in den Bussen und Zügen auf den Strecken, die zukünftig im MVV-Gebiet liegen, müssen wissen, wie der MVV-Tarif funktioniert, welche Tickets und Besonderheiten es gibt. Damit die Verkehrsunternehmen, die neu zum MVV dazukommen, ihr Fahr- und Kontrollpersonal entsprechend schulen können, hat das Tarif- und Vertriebsteam des MVV mehrere Schulungen durchgeführt. Damit ab dem 1.1.2025 der Verkauf von MVV-Tickets in den Bussen und an den Automaten in den „neuen“ Land-kreisen klappt, passen die Verkehrsunternehmen aktuell ihre Hintergrundsysteme an.

In manchen Fällen muss aber auch die Hardware – sprich Bordrechner – ausgetauscht werden, oder es müssen Entwerter an Haltestellen und in Bussen installiert werden, damit die Fahrgäste zum Beispiel die Streifenkarte nutzen können. Für Busse, die nicht mit den doch recht teuren Entwertern ausgestattet werden können, stehen Handstempel bereit. Eine Empfehlung an die Fahrgäste ist, auch die Streifenkarte in der MVV-App zu lösen, damit es dann beim Einsteigen in den Bus für alle Beteiligten schneller geht.

Zwanzig neue Bahnhöfe bzw. Bahnhalte sowie ca. fünfzig Buslinien werden neu dazukommen. Mit dabei sind auch die Ammersee- und die Pfaffenwinkelbahn. „Die Bewohner der beiden neuen Verbundlandkreise profitieren ebenso wie alle bisherigen MVV-Nutzer u.a. von einem vereinfachten Tarif sowie einer übergreifenden Fahrplan- und Tarifauskunft“, so MVV-Geschäftsführer Rosenbusch. Diese kann ganz einfach mit der kostenlosen und werbefreien MVV-App abgefragt werden. Mit der MVV-App haben die Fahrgäste stets ihren eigenen Ticketautomaten mobil auf dem Handy dabei, bei der Eingabe von Start und Ziel zeigt die MVV-App immer die günstigste Ticketvariante an, mit einfachen Schritten geht es direkt zum Fahrkartenkauf. Weitere Infos zur Verbundraumerweiterung finden Fahrgäste auf www.mvv-muenchen.de/willkommen

Schon im übernächsten Jahr könnte der MVV noch größer werden. Der Augsburger Verkehrsverbund (AVV) zeigt laut MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch ebenfalls Interesse mit dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund zusammen zu schmelzen. Weiter heißt es, dass schon nächste Woche in Augsburg und Umgebung die entsprechenden Beschlüsse fallen könnten. Der MVV-Chef ist überzeugt, dass dann auch die bisherigen Gesellschafter zustimmen. Nach einem entsprechenden Bericht der Augsburger Allgemeinen hat der Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU) dem BR selbiges bestätigt: Schon Ende 2026 soll der AVV im deutlich größeren MVV aufgehen.

Quelle: MVV, BR, Augsburger Allgemeine

Bundesverkehrsminister Wissing bleibt im Amt

Trotz des Ampel-Aus wird Bundesverkehrsminister Volker Wissing Mitglied der Bundesregierung bleiben. Dies gab der Minister am Morgen im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. Er stellt sich damit gegen die Linie der FDP, welche ihre Mitglieder aus der Bundesregierung abgezogen hat. Nach der Entlassung von Bundesfinanzminister Lindner, erklärten neben Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger und Bundesjustizminister Buschmann, auch die parlamentarischen Staatssekretäre im Bundesverkehrsministerium, die ebenfalls der FDP angehören, ihren Rücktritt.

Auf X – ehemals Twitter – kritisieren diese die Entscheidung des Ministers. So fordert (Ex-)Staatssekretärin Daniela Kluckert im Namen der drei scheidenden Staatssekretäre einen schnellen Neuanfang und schreibt, dass sie nach “seiner einsamen Entscheidung kein Vertrauen mehr in Volker Wissing”, habe. Oliver Luksic ergänzt, dass Verantwortung übernehmen nicht heiße “sich an ein Amt [zu] klammern, der Souverän muss jetzt schnell entscheiden.”

Volker Wissing tritt im Gegenzug aus der FDP aus. Die Stellungnahme des Minister hier im Wortlaut:

Ich habe vergangene Woche meine Position zur Verantwortung in einer Regierungskoalition in einem Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung öffentlich gemacht, damit alle meine Position in dieser wichtigen Frage kennen. Parteiintern war meine Haltung allen seit langem bekannt. Nach dem gestrigen Koalitionsausschuss hat Herr Bundeskanzler mich in einem persönlichen Gespräch gefragt, ob ich bereit sei, das Amt des Bundesministers für Digitales und Verkehr unter den neuen Bedingungen fortzuführen. Ich habe darüber nachgedacht und dies gegenüber Herrn Bundeskanzler Scholz bejaht. Ich möchte mit dieser Entscheidung keine Belastung für meine Partei sein und habe deshalb heute Herrn Christian Lindner meinen Austritt aus der FDP mitgeteilt. Ich distanziere mich damit nicht von den Grundwerten meiner Partei und möchte auch nicht in eine andere Partei eintreten. Die Entscheidung ist eine persönliche Entscheidung von mir, die meiner Vorstellung von Übernahme von Verantwortung entspricht. Ich möchte mir selbst treu bleiben.

Quelle: BMDV

Autonomer Shuttle startet in Friedrichshafen

Seit Montag, 28. Oktober fahren in Friedrichshafen selbstfahrende elektrische Kleinbusse testweise nach Fahrplan und mit Fahrgästen. Die futuristisch anmutenden Fahrzeuge sind Teil des RABus-Projekts (Reallabor für automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land). Neugierige können sich weiterhin als Test-Fahrgast bewerben. In Mannheim ist der Testbetrieb bereits seit einer Woche im Gange.

„Den Nahverkehr von morgen kann man bei uns in Friedrichshafen schon heute erleben“, sagt Stadtverkehrs-Chefin Magdalena Linnig. Möglich macht dies das RABus-Projekt, bei dem Stadtverkehr Friedrichshafen, RAB, ZF, das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart und das Karlsruher Institut für Technologie den automatisierten – sprich fahrerlosen – Busbetrieb erproben. Das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg fördert das Projekt mit 14 Mio. Euro. „Im RABus-Projekt testen wir automatisierte und flexible Mobilitätsangebote und wollen wichtige Erkenntnisse über den Einsatz autonomer Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen sowie deren Akzeptanz bei den Fahrgästen sammeln. Wir sind stolz darauf, aktiv am diesem Projekt mitwirken zu können und die Vision des autonomen Fahrens im ÖPNV auf den Weg zu bringen“, so Linnig. Das Projekt und die Fahrzeuge wurden den Häfler Bürgerinnen und Bürgern in den letzten 12 Monaten an mehreren Vor-Ort- vorgestellt. Neben Friedrichshafen gibt es auch ein RABus-Reallabor in Mannheim. Dort fahren die Shuttles in einem Wohngebiet und im Gegensatz zu Friedrichshafen nicht im – für die Technik anspruchsvolleren – schnelleren Überlandverkehr. 

Testbetrieb startet am 28. Oktober

Am Montag, 28. Oktober startet in Friedrichshafen der Testbetrieb mit Fahrgästen nach einem festen Fahrplan. Dabei wird erstmals ein hochautomatisierter Kleinbus mit Probanden im normalen Straßenverkehr „mitschwimmen“. Die beiden Shuttles verkehren auf einer 6 km langen Teststrecke zwischen dem ZF-Forum und dem Klinikum. Sie bieten Raum für bis zu zehn Passagiere inklusive eines Platzes für mobilitätseingeschränkte Menschen und kommen auf eine elektrische Reichweite von etwa 100 Kilometern. Die Fahrzeuge sollen in der Stadt Geschwindigkeiten von maximal 40 km/h sowie 60 km/h im Überlandgebiet erreichen und die Strecke vollständig autonom (SAE-Level 4) befahren können. Die RABus-Shuttles sind mit modernster ZF-Technologie für das autonome Fahren ausgestattet, bei dem neben Kamerasystemen auch Radar- und Lidar-Sensoren zur Erkennung des Umfelds zum Einsatz kommen. Die Kommunikation mit Ampeln funktioniert über Funk. Die Fahrzeuge sind per Cloud an eine Leitstelle angebunden und werden dort überwacht. Zudem ist ein Sicherheitsfahrer als Rückfallebene mit an Bord und ein ZF-Ingenieur überwacht im Fahrzeug die Systeme. „Die Erprobungsgenehmigung vom Kraftfahrtbundesamt ist der Beweis für einen erfolgreichen Projektverlauf. Gemeinsam mit unseren Partnern und den Behörden haben wir in den letzten Monaten einen sinnvollen Inbetriebnahme-Prozess für erfolgreiche Level-4-Projekte entwickelt. Unser gemeinsames Ziel dabei: keine Einzellösung, sondern ein auf weitere Level-4-Projekte übertragbares Verfahren für den autonomen ÖPNV zu schaffen. Dieses Ziel haben wir erreicht“, sagt Alexander Makowski, Leiter ZF Mobility Solutions.

Test-Fahrgast werden

„Wer den Bus der Zukunft live erleben möchte, kann sich als Test-Fahrgast bewerben. Die Bewerbung auf www.projekt-rabus.de und die Fahrten mit dem RABus-Shuttle sind kostenlos“, erklärt die Stadtverkehrs-Chefin. Wenn man als Test-Fahrgast ausgewählt wurde, kann man sich kostenlos Tickets buchen. Dies dient zur Steuerung der Kapazitäten und trägt dazu bei, dass möglichst viele mitfahren können. RABus fährt montags bis freitags (an Werktagen) von 9-11 Uhr und von 13-15 Uhr nach diesem Fahrplan. Die Fahrt vom ZF-Forum über die Hochstraße und Schnetzenhausen bis zum Klinikum dauert 25 Minuten und umfasst 12 Haltestellen. In den ersten vier Wochen befahren die Shuttles zunächst den Innenstadt-Teil der Strecke vom ZF-Forum bis zur Albert-Schweizer-Straße. Ab 25. November wird dann die gesamte Strecke bis zum Klinikum bedient. Der Testzeitraum endet planmäßig am 19. Dezember 2024.

Bewerbung für kostenlose Mitfahrten als Test-Fahrgast www.projekt-rabus.de 

Quelle: Stadtverkehr Friedrichshafen

Für mehr Sicherheit im autonomen Fahren

Mit der Sicherheit des autonomen Fahrens beschäftigt sich das Cispa Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit in Saarbrücken. Sensorsysteme sollen vor Cyberangriffen schützen. Dafür gibt es nun finanzielle Unterstützung vom Bund.

Ein Forschungsprojekt zur Cyberresilienz autonomer Fahrzeuge des CISPA Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit erhält eine Förderung von über 2 Mio. Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Das Projekt mit dem Namen „CYPHER-AV“ wurde eingereicht von Dr. Ali Abbasi, Dr. Mridula Singh und Dr. Nils Ole Tippenhauer. Die CISPA-Forscher verfolgen das Ziel, Sensorsysteme für das autonome Fahren vor Cyberangriffen zu schützen. Am heutigen Mittwoch hat Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, den Bewilligungsbescheid in Saarbrücken überreicht.

Parlamentarischer Staatssekretär Oliver Luksic:
“Als erstes Land weltweit haben wir in Deutschland einen umfassenden Rechtsrahmen für das autonome Fahren geschaffen. Unsere Industrie und unsere Wissenschaft sind dank ihres Erfindungsreichtums bei dieser Zukunftstechnologie führend. Davon profitiert zukünftig der Standort Deutschland ebenso wie alle Teilnehmer am Straßenverkehr. Digitalisierung und Automatisierung machen den Verkehr effizienter, sicherer und einfacher – zugleich braucht es aber Resilienz gegen Cyberangriffe, um das Vertrauen in autonome Fahrzeuge zu stärken. Dazu kann dieses Forschungsprojekt einen wichtigen Beitrag leisten und Impulse für die nächsten Schritte geben.”

Die Förderzusage in Höhe von 2,059 Millionen Euro für CYPHER-AV ermöglicht es den drei leitenden CISPA-Forschern Abbasi, Singh und Tippenhauer sowie vier wissenschaftlichen Mitarbeitern sich eingehend mit der Cyberresilienz von autonomen Fahrzeugen zu befassen. Im Rahmen des Projekts konzentrieren sich die Forscher bis Ende 2027 darauf, die Verarbeitungsprozesse von automobilen Sensordaten sicherer und robuster zu gestalten. Sie verfolgen das Ziel, die vom Fahrzeug erfassten Daten vor Manipulationen und Angriffen zu schützen, um die physische Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten.

„Moderne Autos sind ausgestattet mit einer Vielzahl von Sensoren, etwa zur Abstandsmessung und zur Erfassung der Fahrzeugumgebung. Die Sensoren messen dabei Werte, die nicht unmittelbar authentifiziert werden können, und dennoch hoch sicherheits-relevant sind. Diese Daten werden dann im Fahrzeug aggregiert und gemeinsam verarbeitet, zum Beispiel um autonome Entscheidungen zu ermöglichen. Diese Abhängigkeit von analogen Sensoren macht Fahrzeuge potentiell anfällig für Cyberangriffe und Manipulationsversuche“, erklärt Projektkoordinator Dr. Nils Ole TippenhauerIm Rahmen von CYPHER-AV wollen wir resiliente Sensorsysteme für das autonome Fahren entwickeln, die auch im Fall von Angriffen zuverlässig weiterarbeiten.“

Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf Sensorverarbeitungspipelines, die beim Zusammenspiel von mehreren Fahrzeugsensoren zum Tragen kommen. In modernen Autos werden beispielsweise Daten aus LiDAR- und Videosensoren zusammengeführt, damit das Fahrzeug zu der optimalen autonomen Entscheidung gelangen kann. Im Rahmen von CYPHER-AV werden die Forschenden mögliche Manipulations- und Angriffsszenarien auf diese Pipelines auswerten. Darauf aufbauend wollen sie eine Softwareplattform entwickeln, auf der verschiedene Sensordaten zuverlässig verarbeitet werden können. Die Plattform soll Sensormanipulationen automatisch erkennen und abwehren können.

„Cyberangriffe sind eine wachsende globale Bedrohung, auch im Bereich des autonomen Fahrens. Mit unserem Forschungsprojekt prägen wir die Zukunft der modernen Mobilität. CYPHER-AV zeigt einmal mehr, dass unsere Spitzenforschung einen ganz konkreten Nutzen für die Gesellschaft hat“, so CISPA-CEO und Gründungsdirektor Professor Dr. Dr. h. c. Michael Backes.

Quelle: Bundesverkehrsministerium

Schweiz unterstützt Ausbau der Hochrhein-Strecke

Eine direkte und schnelle Bahnverbindung zwischen Basel, Schaffhausen und St. Gallen ist das Ziel der Elektrifizierung und des Ausbaus der Hochrhein-Strecke. Modernisierter Hochrhein-Bodensee-Express soll schon ab 2027 den Regionalverkehr beschleunigen.

Die Schweiz beteiligt sich am Projekt auf deutschem Boden mit 50 Millionen Franken. Eine entsprechende Vereinbarung haben Bundesrat Albert Rösti und der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann am 28. Oktober 2024 im Rahmen eines digitalen Treffens unterzeichnet.

Die Elektrifizierung und der Ausbau der rund 75 Kilometer langen Hochrhein-Strecke zwischen Basel und Erzingen (D) werden rund 430 Millionen Franken kosten und wird auf deutscher Seite vom Bundesverkehrsministerium, dem Land Baden-Württemberg sowie den Landkreisen Lörrach und Waldshut finanziert. Die Auszahlung des schweizerischen Beitrags im Umfang von 50 Millionen Franken erfolgt in Tranchen gemäß dem Baufortschritt. Dies war im Rahmen des Bahn-Ausbauschritts 2035 vom Schweizer Parlament beschlossen worden. Bundesrat Rösti und der baden-württembergische Verkehrsminister Hermann konnten heute eine Vereinbarung dazu an einem digitalen Treffen unterzeichnen.

Modernisierter Hochrhein-Bodensee-Express ab 2027

Ab 2027 bietet der neue Hochrhein-Bodensee-Express (HBE), betrieben von der SBB Deutschland, eine aufgewertete und schnelle Bahnverbindung für die Städte in der Nord- und Ostschweiz. Auf der modernisierten Strecke werden Halbtax- und Generalabonnemente anerkannt, was die Attraktivität des Angebots zusätzlich erhöht.

Die Fahrzeit der neuen Direktverbindung zwischen Basel Badischer Bahnhof und St. Gallen wird sich auf 2 Stunden und 20 Minuten verkürzen (rund 20 Minuten schneller als die heutige Umsteigeverbindung), jene zwischen Basel und Romanshorn auf 2 Stunden (rund 10 Minuten schneller als die heutige Umsteigeverbindung). Der HBE verkehrt zweistündlich, in Stoßzeiten stündlich. Er fährt zusätzlich zu den heute bereits bestehenden IRE-Zügen Basel-Singen (-Radolfzell). Der Bahnhof Waldshut wird zu einem Knotenbahnhof um- und ausgebaut, wovon auch der nordwestliche Kanton Aargau profitiert.

Bundesrat Rösti zeigt sich anlässlich des virtuellen Treffens überzeugt: „Die neue Verbindung mit dem Hochrhein-Bodensee-Express wird die gesamte Region auf nachhaltige Weise besser vernetzen und den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen der Schweiz und Baden-Württemberg fördern.“

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann ergänzte: „Von der schnellen und direkte Bahnverbindung zwischen Basel, Schaffhausen und St. Gallen profitieren sehr viele Menschen in Deutschland und in der Schweiz. Die Verbindung stärkt den grenzüberschreitenden Austausch und macht die Mobilität im Land ein weiteres Stück nachhaltiger. Das ist gut für unser Klima und die Region. Die großzügige Beteiligung der Schweiz zeigt, wie wichtig dieses Projekt für beide Seiten ist.“

Vorhabensträger für das Ausbau- und Elektrifizierungsprojekt ist die Deutsche Bahn, die eine Projektwebsite für das Schienenprojekt eingerichtet hat.

Quelle: Verkehrsministerium Baden-Würtemberg