Erstmaliger Coradia iLint-Einsatz bei den ÖBB

In Wien startet heute (11.9.2020) eine neue Ära: Bis Ende November wird erstmals ein Wasserstoffzug im regulären Fahrgastbetrieb der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) eingesetzt. Der von Alstom im niedersächsischen Salzgitter gebaute Coradia iLint hat Brennstoffzellen an Bord, die Wasserstoff und Sauerstoff in Strom umwandeln und so den Schadstoffausstoß auf Null reduzieren.
Nach dem erfolgreichen Testbetrieb in Norddeutschland zwischen 2018 und 2020 wird sich der Coradia iLint nun drei Monate lang in Österreich bewähren und Passagiere auf geografisch anspruchsvollem Strecken befördern.
„Mit dem Einsatz im regulären Fahrgastbetrieb der ÖBB hat unser Innovationsprodukt Coradia iLint den nächsten Meilenstein erreicht“, sagte Dr. Jörg Nikutta, Sprecher der Geschäftsführung von Alstom in Deutschland und Österreich im Rahmen der Auftaktveranstaltung im Wiener Hauptbahnhof. „Die emissionsfreie Antriebstechnologie des Coradia iLint bietet eine klimafreundliche Alternative zu konventionellen Dieselzügen, gerade auf nichtelektrifizierten Strecken. Ich freue mich besonders, dass mit den ÖBB ein starker und langfristiger Partner auf dem europäischen Mobilitätsmarkt von unserer Technologie und ihren Vorteilen überzeugt ist.“
„Wir verstehen uns ganz klar als Pioniere beim Testen der Wasserstofftechnologie auf der Schiene. Als größtes Klimaschutzunternehmen Österreichs gestalten wir mit technologischen Alternativen die Mobilität der Zukunft aktiv mit“, betont Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Holding AG anlässlich der Premierenfahrt des Wasserstoffzugs.

Quelle: Alstom

Magdeburg beauftragt MVB für weitere 22 Jahre mit dem Nahverkehr

Die Magdeburger Verkehrsbetriebe bleiben der Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Landeshauptstadt Magdeburg bis mindestens 2042. Die Landeshauptstadt hat mittels öffentlichen Dienstleistungsauftrag die Erbringung der Leistungen direkt an die MVB vergeben. Der Magdeburger Stadtrat hat 2019 beschlossen, die Magdeburger Verkehrsbetriebe weiterhin mit den Leistungen im öffentlichen Personennahverkehr in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt mittels öffentlichen Dienstleistungsauftrag zu beauftragen. Die Stadt macht damit von der nach EU-Recht gegebenen Möglichkeit der Direktvergabe von ÖPNV-Leistungen Gebrauch.
In Städten und Gemeinden dürfen zu erbringende Nahverkehrsleistungen direkt an eigene kommunale Unternehmen vergeben werden. Allerdings muss die Absicht zur geplanten Direktvergabe europaweit öffentlich angekündigt werden. Wettbewerber haben dann drei Monate Zeit, einen eigenen Antrag dafür abzugeben. Bei der Vergabe bekommen eigenwirtschaftliche bzw. kostendeckende Anträge den Vorzug gegenüber gemeinwirtschaftlichen bzw. öffentlich unterstützten Betreibern. In Magdeburg gab es keinen konkurrierenden eigenwirtschaftlichen Antrag. Dies ist Zeichen dafür, dass die MVB wirtschaftlich gut aufgestellt ist.

Quelle: Magdeburger Verkehrsbetriebe

Stellenstreichungen und Verlagerung von Standorten bei MAN

Der Vorstand der MAN SE und der MAN Truck & Bus SE hat heute (11.9.2020) den Gesamtbetriebsrat über Pläne informiert, die eine umfassende Neuaufstellung des Unternehmens vorsehen. Ziel der konsequenten Neuausrichtung ist es, MAN Truck & Bus deutlich digitaler, automatisierter und nachhaltig profitabel zu machen. Außerdem gilt der Fokus künftig alternativen Antriebssystemen.
Bereits heute bietet MAN seinen Kunden ein modernes Produktportfolio in den Bereichen Lkw, Bus und Transporter. Die Nutzfahrzeugbranche befindet sich jedoch im Umbruch. Dementsprechend vollzieht auch MAN eine grundlegende Transformation. Ab Mitte des Jahrzehnts soll MAN zu den führenden Nutzfahrzeugherstellern im Bereich Elektro- und Wasserstoffantriebe zählen. Damit stellt MAN sicher, die verschärften CO2-Regularien der EU einzuhalten und wird seinem Anspruch als nachhaltiges und innovatives Unternehmen auch in Zukunft gerecht. Auf Basis heutiger Technologien und Strukturen wird ein erfolgreiches Geschäftsmodell bereits in wenigen Jahren kaum mehr möglich sein. Um jedoch weiter in die Zukunftsfelder alternative Antriebe, Digitalisierung und Automatisierung investieren zu können, muss MAN zunächst einen umfassenden Restrukturierungsprozess durchlaufen. Ziel ist eine nachhaltige Verbesserung der Ertragslage. Die Corona-Krise hatte die ohnehin angespannte Ertragssituation des Unternehmens weiter verschlechtert: Im ersten Halbjahr wies MAN Truck & Bus einen Verlust in Höhe von 387 Mio Euro aus. Zur Umsetzung der Transformationspläne hat die Unternehmensführung der Arbeitnehmerseite heute vertrauensvolle Gespräche angeboten.
Die derzeitigen Überlegungen umfassen den Abbau von bis zu 9.500 Stellen in Deutschland und Österreich sowie weltweit über alle Unternehmensbereiche hinweg. In diesem Zusammenhang sind teilweise Verlagerungen von Entwicklungs- und Produktionsprozessen an andere Standorte geplant. Damit stehen auch der Produktionsstandort Steyr sowie die Betriebe in Plauen und Wittlich zur Disposition. Details über eine sozialverträgliche Vorgehensweise sind Teil der Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung.

Quelle: MAN Truck & Bus

RBO-Schulbusse sind sicher

Viele Tausend Schülerinnen und Schüler werden regelmäßig auf dem Schulweg und in ihrer Freizeit von den privaten Busunternehmen der Regionalverkehr Bodensee-Oberschwaben GmbH (RBO) im bodo-Verkehrsverbund sicher an ihr Ziel gebracht. Damit die Busse allen Sicherheitsansprüchen genügen, hat die RBO mit 72 Bussen an dem landesweiten Schulbus-Check teilgenommen.
Die Ergebnisse des Projektpartners DEKRA können sich erneut sehen lassen. „Nichts zu beanstanden“, lautet das Ergebnis von Thomas Acker, Leiter der DEKRA-Niederlassung in Ravensburg.
Die Corona-Pandemie hat den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) über Nacht verändert. Seither gelten für das Bus- und Bahnfahren im bodo hohe Hygieneregeln: Trennschutzwände für das Fahrpersonal in den Bussen wurden installiert und auch die Maskenpflicht eingeführt. Die weiterhin geltenden Corona-Schutzverordnungen der Länder Baden-Württemberg und Bayern sind maßgeblich für die Verkehrsunternehmen im bodo sowie deren Personal und Fahrgäste.

Quelle: Regionalverkehr Bodensee-Oberschwaben GmbH

Schaeffler plant weltweit 4.400 Stellen zu streichen

Trotz einer Belebung der Nachfrage in allen Sparten des Automobil- und Industriezulieferers Schaeffler in den letzten Monaten, bleibt die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie und die daraus resultierende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage hoch. Zudem deuten die Markt- und Umsatzerwartungen für den Zeithorizont bis 2025 auf eine langsame Erholung hin, was strukturelle Unterauslastungen der Produktionswerke zur Folge hat. Insbesondere der Automobilsektor, der sich bereits zuvor in einem Strukturwandel hin zur E-Mobilität befand, wird durch die Coronakrise hart getroffen. Die für das Jahr 2020 erwartete globale Produktion von Fahrzeugen liegt mit minus 20 Prozent signifikant unter Vorjahr. Ein Erreichen des Vorkrisenniveaus wird frühestens 2024 erwartet. Aber auch die globale Industrieproduktion wird im Jahr 2020 mit schätzungsweise minus 8 bis minus 12 Prozent deutlich rückläufig sein. In Anbetracht der wirtschaftlichen Lage sind daher neben temporären Maßnahmen, die auch weiterhin voll ausgeschöpft werden, zusätzliche strukturelle Maßnahmen zwingend erforderlich.
Auf dieser Basis hat der Vorstand der Schaeffler AG auf Gruppenebene und im Rahmen der Spartenprogramme ein zusätzliches Maßnahmenpaket verabschiedet, um die Transformation der Schaeffler Gruppe zu beschleunigen und ihre Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit nachhaltig zu verbessern. Das Maßnahmenpaket hat zwei Stoßrichtungen. Erstens, den Abbau von strukturellen Überkapazitäten und die Konsolidierung von Standorten in Europa mit dem Schwerpunkt Deutschland sowie, zweitens, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und den Ausbau von lokalen Kompetenzen an ausgewählten deutschen Standorten. Die strukturellen Maßnahmen, die bis Ende 2022 weitgehend umgesetzt sein sollen, betreffen im Wesentlichen zwölf Standorte in Deutschland und zwei weitere Standorte in Europa.
Genauere Angaben zu den Planungen an den jeweiligen Standorten werden in lokalen Mitarbeiterversammlungen vorgestellt. Finale Ergebnisse können dabei erst nach dem Abschluss der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über die notwendigen Interessenausgleiche kommuniziert werden. Insgesamt sind in Europa vom Abbau netto rund 4.400 Stellen betroffen, von denen der weitaus größte Anteil auf Deutschland entfällt.

Quelle: Schaeffler Deutschland

Gemeinsam für mehr Verkehrssicherheit

Das Osnabrücker Aktionsbündnis „Allianz für Sicherheit“ bekommt Zuwachs: Neben immer mehr Lkw werden auch die neuen E-Gelenkbusse der Stadtwerke mit einem Abbiegeassistenzsystem ausgestattet. Die Stadtwerke unterstützen damit die regionalen Logistikunternehmen und deren Engagement, den Verkehr in Osnabrück sicherer zu gestalten.
Vor zwei Jahren, im Herbst 2018, hatten sich Mitglieder des Kompetenznetzes Individuallogistik (KNI) und des Gesamtverbandes Verkehrsgewerbe Niedersachen (GVN) zum Osnabrücker Aktionsbündnis „Allianz für Sicherheit“ zusammengeschlossen. Das Ziel: als City-Logistiker gemeinsam dazu beizutragen, vor allem die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern zu verbessern. So verpflichten sich die Teilnehmer u.a. dazu, alle regelmäßig innerhalb des Wallrings verkehrenden Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen mit Abbiegeassistenzsystemen nachzurüsten. Neue Fahrzeuge werden gleich mit integriertem Assistenzsystem bestellt.

Quelle: Stadtwerke Osnabrück AG

Exklusives Online-Interview: Automatisches Ticketing mit FAIRTIQ

Mehrverkehr dank Nutzerfreundlichkeit – speziell in Zeiten von Corona

Um das Infektionsrisiko im öffentlichen Personenverkehr zu minimieren, gilt die verstärkte Nutzung digitaler Vertriebssysteme als eine der wichtigsten Maßnahmen für die Rückgewinnung der die durch die Corona-Pandemie verunsicherten Fahrgäste. Nahverkehrs-praxis sprach u.a. darüber mit Gian-Mattia Schucan, Gründer und Geschäftsführer der Schweizer FAIRTIQ AG.

Nahverkehrs-praxis: Herr Schucan, die Fahrgastzahlen in Deutschland sind aufgrund der Coronakrise drastisch eingebrochen, und die Erholung davon geht sehr langsam voran. Wie ist das in der Schweiz abgelaufen?

Gian-Mattia Schucan: Es ist hier sehr ähnlich verlaufen. Die Fahrgastzahlen gingen im März stark zurück, teilweise bis auf 10 % verglichen mit Vor-Coronazeiten. Jetzt liegen sie bei ca. 70 % im Nahverkehr und ca. 50 % im Fernverkehr.

Nahverkehrs-praxis: FAIRTIQ bietet eine gleichnamige App für den Fahrscheinkauf über das eigene Smartphone an. Wie hat sich die Nachfrage sowohl bei den Fahrgästen als auch bei Verkehrsunternehmen und -verbünden durch Corona geändert?

Gian-Mattia Schucan: Die FAIRTIQ-Zahlen liegen in der Schweiz, wo wir als Unternehmen schon etablierter sind, aktuell über denen des Vorjahres. Die Verwendung digitaler Vertriebskanäle – speziell von FAIRTIQ – hat stark zugenommen, die der klassischen Kanäle wie Fahrkartenautomaten ist hingegen zurückgegangen. Als Beispiel lässt sich die Region Voralberg anführen. Dort ist der ÖPNV sehr buslastig, und die Fahrkarten wurden bisher größtenteils direkt beim Fahrer verkauft. Dort machen wir inzwischen drei Mal so viel Umsatz über FAIRTIQ als noch vor einem Jahr.

Nahverkehrs-praxis: Wie funktioniert die App?

Gian-Mattia Schucan: Der Grundprozess ist – ganz einfach ausgedrückt: App öffnen, Start drücken, einsteigen, fahren soweit man möchte, Stopp drücken und fertig. Es ist ein Check-in-check-out-System, so dass der Kunde uns nicht mühsam seinen Fahrtwunsch erklären muss und wir ihm dann die passenden Tickets vorschlagen, die in Frage kämen. Der Fahrgast zeigt uns durch seine Reisedaten, wie er gefahren ist, und wir optimieren auf Tagesbasis die optimale Kombination von Tickets und Tarifen, die seine Reisen abdecken. In diesem Sinne reden wir von „automatischem Ticketing“.

Nahverkehrs-praxis: Wie und wann erfolgt die Bezahlung der Fahrt bzw. Fahrten, auch wenn der Kunde unterwegs von einem Verkehrsträger zum anderen wechselt?

Gian-Mattia Schucan: Bei einem Verkehrsträgerwechsel muss der Fahrgast nicht aus- und wieder einchecken, das erkennt das System automatisch. Nach jedem Check-out-Vorgang rechnen wir den bis zu diesem Zeitpunkt optimalen Tarif ab und zeigen diesen auf dem Smartphone an. Abgerechnet wird am kommenden Tag um 4 Uhr morgens, wenn wir sicher sind, dass keine weitere Fahrt stattgefunden hat, die tarifrelevant gewesen ist. Zu dem Zeitpunkt wird auch das Zahlungsmittel des Kunden mit der optimalen Kombination von Tickets über den Tag belastet.

Nahverkehrs-praxis: Wird die Check-in-Check-Technik vorläufig noch das System Ihrer Wahl bleiben, oder denken Sie auch schon über Be-in/Be-out nach?

Gian-Mattia Schucan: Wir denken sogar sehr stark darüber nach, wir haben das Ziel diese Möglichkeit anbieten zu können. Es bleibt dann dem Kunden überlassen, ob er das nutzen möchte oder nicht. Unser aktueller Ansatz ist, den Check-out-Prozess laufend zu optimieren, um uns dann nach und nach dem Be-in/Be-out-System zu nähern.

Nahverkehrs-praxis: Welche Vorteile haben Verkehrsunternehmen und -verbünde, wenn sie sich entscheiden, FAIRTIQ anzubieten?

Gian-Mattia Schucan: Das beginnt damit, dass die Investitionskosten deutlich niedriger sind als das bei hardwarebasierten Systemen der Fall ist. Die Verkehrsunternehmen haben natürlich auch den Wunsch, kundenfreundliche Angebote anzubieten, und ein Drittel der Kunden gibt an, dass sie den ÖPNV aufgrund der Einfachheit von FAIRTIQ auch stärker nutzen. Zudem ist es eine sehr flexible Plattform. Es können beispielsweise neue Preismodelle ausprobiert werden, und durch die Fahrten ergeben sich für die Verkehrsunternehmen wertvolle Planungsdaten über das Umsteigeverhalten der Fahrgäste, mit deren Hilfe Liniennetze optimiert werden können.

Nahverkehrs-praxis: Seit 2018 ist Ihr Angebot in der gesamten Schweiz und Liechtenstein verfügbar. In welchen anderen Ländern wird die App noch verwendet, und wie sehen Ihre Planungen für die weitere Unternehmensentwicklung aus?

Gian-Mattia Schucan: In diversen deutschen und österreichischen Regionen sind wir voll operativ tätig, einerseits mit der roten FAIRTIQ-App, aber auch mit einer Reihe von großangelegten Pilotprojekten, die zum Teil auch in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern laufen. Wir gehen von einer schrittweisen Internationalisierung aus, weil die Technik sehr einfach skalierbar ist.

Nahverkehrs-praxis: Wie finanziert Sie sich Ihr Unternehmen?

Gian-Mattia Schucan: Zum großen Teil finanzieren wir uns über die Entgelte unseres Kunden, d.h. der Partner-Verkehrsunternehmen/-verbünden. Als Startup haben wir zudem eine Reihe von privaten Investoren, denen die Verbesserung des Ticketings im öffentlichen Verkehr ebenfalls ein Anliegen ist.

Nahverkehrs-praxis: Viele Kunden möchten sich nicht mehr an ein Abo binden, weil sie momentan entweder öfter von zu Hause aus arbeiten oder Bedenken wegen eines neuerlichen Corona-Ausbruchs haben. Welche Angebote machen Sie diesen Teilzeit-Pendlern, aber auch möglichen Neu – und Gelegenheitskunden?

Gian-Mattia Schucan: Wir befinden uns hier im Moment in einer sehr intensiven Diskussionsphase mit den Verkehrsunternehmen und -verbünden. FAIRTIQ wäre von der Technik her sehr flexibel aufgestellt, um neue Dinge in diesem Kontext auszuprobieren. Seien es Teilzeitabo-Modelle oder das Thema Capping, das momentan heiß diskutiert wird. Als Ticketing-Provider machen wir den Verkehrsunternehmen Angebote und zeigen ihnen auf, welche Möglichkeiten sie hätten. Aber die Tarifhoheit liegt natürlich bei den Verkehrsunternehmen bzw. -verbünden, und wir helfen bei der Umsetzung.

Nahverkehrs-praxis: Wird der Fahrkartenverkauf am Automaten oder per App auf dem Smartphone noch lange parallel laufen, oder wird sich nach Ihrer Einschätzung die digitale Variante letztendlich durchsetzen?

Gian-Mattia Schucan: Beides wird noch eine ganze Weile parallel genutzt werden. Allerdings haben die Ticketautomaten früher oder später ein Ablaufdatum, und das ist relativ eng gekoppelt mit der Frage, wie die Entwicklung beim Barzahlen weitergehen wird. Solange das Bezahlen mit Geld eine wesentliche Rolle spielt, werden Ticketautomaten noch notwendig sein. Aber die Entwicklung geht jetzt schon in die Richtung, dass dort, wo FAIRTIQ bereits länger aktiv ist, Verkehrsunternehmen ihre Automaten um 20-30 % reduziert haben. Selbst in Ländern, in denen das Bezahlen mit Bargeld noch populär ist, hat die Coronakrise dazu geführt, dass immer mehr Menschen auf das bargeldlose Bezahlen umgestiegen sind.

Nahverkehrs-praxis: Sie haben seit 2016 eine Reihe von Preisen in und außerhalb der Schweiz gewonnen. Wofür wurde die App ausgezeichnet?

Gian-Mattia Schucan: Sie wurde in zwei Kategorien ausgezeichnet. Zum einen dafür, dass wir das Ticketing und damit die Qualität des ÖPNV-Angebots auf ein neues Niveau gehoben haben, z.B. beim UITP-Award und bei Transport Ticketing Global und zum anderen dafür, wie wir uns als Start-Up präsentieren und als Unternehmen weiterentwickeln.

Nahverkehrs-praxis: Herr Schucan, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview wurde am 13. August 2020 geführt.

Bahnfahren ist sicher

Wer Bahn fährt, geht kein erhöhtes Risiko ein, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren. Diesen Schluss legt eine Studie nahe, die die Deutsche Bahn derzeit in Zusammenarbeit mit der Berliner Charité erarbeitet. Die Bahn teilte am Mittwoch in Berlin mit, eine erste Testreihe unter Mitarbeitern in Fernverkehrszügen habe ergeben, dass für sie keine höhere Gefahr bestehe, an Covid-19 zu erkranken. Ziel der über mehrere Monate angelegten Studie ist es, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen in der Bahn zu gewinnen.
In der ersten Testreihe Ende Juni/Anfang Juli untersuchten die Wissenschaftler, ob Zugbegleiter mit einer besonders hohen Zahl an Kundenkontakten öfter erkranken als Mitarbeiter mit weniger Kundenkontakten wie etwa Lokomotivführer oder Beschäftigte in Werkstätten. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler berichtete, dass von knapp 1100 getesteten Personen nur ein Werksmitarbeiter positiv gewesen sei. Bei den 1064 auswertbaren Bluttests auf Antikörper – die eine überstandene Infektion vermuten lassen – hätten die Zugbegleiter mit 1,3 Prozent sogar den niedrigsten Wert aufgewiesen. Bei Lokführern seien es 2,5 Prozent gewesen, bei Werkstattmitarbeitern 3 Prozent.
Seiler betonte, die erste Testreihe belege, dass die Mitarbeiter an Bord keinem höheren Corona-Risiko ausgesetzt seien. „Die ersten Ergebnisse der Studie zeigen, dass unser Schutz- und Hygienekonzept greift.“ Die Charité-Studie soll im Oktober und im Februar fortgesetzt werden. Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt untersucht die Bahn überdies die Verteilung von Aerosolen in den Fahrzeugen.

Quelle: faz.net

OLG Düsseldorf konkretisiert Rahmen für ÖPNV-Direktvergaben

Das OLG Düsseldorf schafft Spielräume für ÖPNV-Direktvergaben in Kommunen. (Verg 1/19, 19.02.2020, 11/18, 04.03.2020, 27/19, 27.04.2020).

Vergaberecht statt EU VO 1370/07

Die Beschlüsse aus Winter und Frühjahr 2020 sind erst kürzlich veröffentlicht worden. Hier das Wichtigste daraus:               
-Nicht die Verordnung 1370/2007, sondern das Vergaberecht regelt ÖPNV-Vergaben, wenn Verlustausgleich gezahlt wird.               
-Auch Enkel-AGs können inhousefähig sein.
-Beihilferecht ist nicht im Nachprüfungsverfahren zu prüfen.

Inhouse-Aufträge zulässig

Inhouse-Geschäfte ohne Wettbewerb scheitern nicht an
• der Übertragung von Tarifbefugnissen auf einen Zweckverband – die Kontrolle ist trotzdem gewahrt,
• Umsätzen mit Fahrgeldeinnahmen, diese sind kein Drittgeschäft, ebenso Einnahmen aus Parkraum-Bewirtschaftung,
• ausschließlichen Rechten im Zusammenhang mit dem ÖPNV-Auftrag,
• kartellrechtlichen Hindernissen, auch wenn die Kommune den ÖPNV-Markt beherrscht.

Energieumsätze schädliches Drittgeschäft?

Ob Direktvergaben an Stadtwerke Einheitsgesellschaften zulässig sind, ist noch immer unklar. Entgegen der Entscheidung vom 19.02.2020 (VII-Verg 2/19, Rn. 77, Vergabe Aktuell 1088) wird nun in einem Nebensatz gesagt, dass Drittumsätze mit Gas und Wasser inhouse-schädlich sind.

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Autorin ist Frau Dr. Ute Jasper
Heuking Kühn Lüer Wojtek

DUH: „Todeskuss“ für deutsche Automobilhersteller

Die Ergebnisse des so genannten Autogipfels im Kanzleramt kommentiert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH):
„Anstatt wichtige Zukunftsentscheidungen zu treffen, entschied sich Kanzlerin Merkel für den Todeskuss. Erneut hat die Verbrenner-Lobby einen Systemwechsel verhindert. Anstatt einen Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor ab 2025 zu verkünden und damit Autoherstellern und ihren Zulieferern ein klares Signal zu setzen, endlich zukunftsfähige, emissionsfreie Fahrzeuge in Großserie herzustellen, sollen nun in ‚gemeinsamen Arbeitsgruppen’ finanzielle Hilfen auch für den Abverkauf von Diesel- und Benzin-Pkw erarbeitet werden. Der ‚Raubtierlobbyismus’ der Autokonzerne wird damit regierungsamtlich geadelt und institutionalisiert. Die Ankündigung, nun bis November über Grundzüge einer Förderung der veralteten, klimaschädlichen Verbrennertechnologie zu sprechen, wird zu einer Kaufzurückhaltung führen, die als weiteres Druckmittel zur Durchsetzung derselben absehbar genutzt werden wird.
Dabei werden künstliche, lebensverlängernde Maßnahmen für eine todgeweihte Verbrenner-Technologie den bereits begonnenen Niedergang der Automobilindustrie noch beschleunigen. Ab 2025 werden Benzin- und Diesel-Pkw aus immer mehr europäischen Städten ausgesperrt sein. Wer da jetzt nicht umsteuert, fährt in den Niedergang.“

Quelle: Deutsche Umwelthilfe