SPNV in Baden-Württemberg verbessern

Verspätungen, Ausfälle, defekte Zugtoiletten – auf der Schiene in Baden-Württemberg klemmt es an mehreren Ecken und Enden. Die Qualität des Schienennahverkehrs müsse erheblich besser werden, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann am 25.9.2023.
Wenn man zum Umsteigen einlade, müssten die Züge pünktlich und zuverlässig sein, sonst werde die Mobilitätswende nicht gelingen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Hermann nun eine Reihe von Maßnahmen vorgestellt.
Die Landesregierung will die Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr bis 2030 verdoppeln. Davon ist man zwar noch weit entfernt, das Angebot im Schienennahverkehr ist aber stark ausgebaut worden: 2011 lag die Zahl der von Zügen im Südwesten zurückgelegten Kilometer nach Angaben des Verkehrsministeriums bei etwa 65 Millionen, 2021 waren es etwa 80 Millionen Zugkilometer. Darüber hinaus wurden für mehr als zwei Milliarden Euro mehrere hundert neue Züge beschafft.
Das Problem: Mängel der Infrastruktur und zu wenig Personal. Die Ausweitung des Angebots um gut 25 Prozent habe das System an seine Leistungsfähigkeit gebracht, sagte Hermann. „Die Infrastruktur hält den wachsenden Ansprüchen nicht mehr stand“. Aus diesem Grund müsse das Schienennetz dringend ausgebaut und digitalisiert werden. Herrmann mahnte zudem eine vorausschauende Instandhaltung und „Redundanzen“ an – die Mehrfachabsicherung eines technischen Systems gegen Betriebsstörungen.
Bis das Mammutprojekt Früchte trägt, werden die Fahrgäste die Auswirkungen aber deutlich zu spüren bekommen. „Der Hochlauf bei den Sanierungen beginnt erst“, sagte Hermann. Der Minister rechnet damit, dass es noch sehr lange viele Baustellen geben wird.
Das Land will zum einen die Eisenbahnverkehrsunternehmen stärker in die Pflicht nehmen. Herrmann will deswegen die Verkehrsverträge ändern. Die Unternehmen sollen künftig deutlich höhere Vertragsstrafen zahlen, wenn sie Zugausfälle und Unpünktlichkeit selbst verschulden, etwa wenn sich der Lokführer verspätet oder eine Zugtür nicht funktioniert. Bei fremdverschuldeten Problemen – Beispiel Weichen- und Signalstörungen – sollen die Strafen sinken.
Die Landesregierung will den Bahnunternehmen außerdem bei der Verrechnung der deutlich gestiegenen Personalkosten entgegenkommen. Im Gegenzug sollen unter anderem die Anforderungen bei der Sauberkeit der Züge sowie bei Umfang und Qualität von Schienenersatzverkehren steigen.
Durch Änderungen im Fahrplan sollen Pendler und Bahnreisende künftig ihren Anschluss zuverlässiger erreichen. Beim Erstellen der Fahrpläne soll die Zuverlässigkeit von Verbindungen und Anschlüssen Priorität haben. Konkret heißt das, dass eine Verbindung gemäß Fahrplan ein paar Minuten langsamer sein kann als bisher. Dafür sollen die Anschlüsse aber erreicht werden.

Quelle: merkur.de

Finanzierung des Deutschlandtickets ab 2024 weiterhin ungeklärt

Der Streit um die künftige Finanzierung des Deutschlandtickets für Busse und Bahnen schwelt weiter. Jetzt erhöhen die Länder den Druck auf den Bund. Der Vorsitzende der Länder-Verkehrsminister, NRW-Minister Volker Krischer (Grüne) warnte vor einem Aus des Angebots. „Wenn jetzt nicht sehr zeitnah beim Deutschlandticket eine Lösung gefunden wird, dann ist das, was wir alle als das erfolgreichste Ticketmodell in der ÖPNV-Geschichte zu Recht feiern und was wirklich auch ein Riesenfortschritt ist, auch ganz schnell wieder Geschichte”, sagte Krischer der Deutschen Presse-Agentur.
Der Grünen-Politiker forderte zudem die Zustimmung des Bundes für ein einheitliches Semesterticket. Am 28. September gibt es eine digitale Sondersitzung der Verkehrsministerkonferenz von Bund und Ländern, wie Krischer sagte. Dort gehe es darum, eine gemeinsame Haltung der Länder abzustimmen und mit dem Bund über die Lage zu sprechen. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sei zu dem Treffen eingeladen. „Eine Zu- oder Absage liegt uns aber bisher nicht vor.”
Aus dem Berliner Ministerium hieß es am Sonntag auf Anfrage, der Sondertermin sei mit dem Bund nicht abgesprochen, und man habe bisher keine Einladung wahrgenommen. Sollte sie eingehen, prüfe man selbstverständlich eine Teilnahme.
Nicht ganz einfach ist es indes in der Sache selbst: Seit 1. Mai kann man mit dem D-Ticket in Bussen und Bahnen im bundesweiten Nahverkehr für 49 Euro im Monat fahren – mit einem digital buchbaren, monatlich kündbaren Abonnement.
Bund und Länder schießen nach einer grundsätzlichen Verabredung bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu. Im ersten Jahr sollen mögliche Mehrkosten zur Hälfte geteilt werden – diese „Nachschusspflicht” aber ist von 2024 an, also schon sehr bald, offen.

Quelle: WDR 1

ÜSTRA und regiobus werden ein Gemeinschaftsbetrieb

Die Weichen werden gestellt für einen gemeinsamen Weg in die Zukunft: die Verkehrsunternehmen ÜSTRA und regiobus sollen zu einem so genannten Gemeinschaftsbetrieb zusammengelegt werden. Das sieht ein Vorschlag der Regionsverwaltung vor. Der angestrebte Schulterschluss wird von der Politik im Verkehrsausschuss am 12. Oktober beraten und muss dann schlussendlich von der Regionsversammlung am 14. November beschlossen werden.
Beide Unternehmen, ÜSTRA und regiobus, bleiben zwar formal selbstständig, sollen in Zukunft aber als ein Betrieb geführt werden unter der Dachmarke der ÜSTRA. „Die Zusammenführung von ÜSTRA und regiobus in einem Betrieb macht den Nahverkehr in der Region Hannover noch stärker“, sagt Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover. „Wir stellen unsere Verkehrsunternehmen jetzt für die Zukunft auf, nutzen dabei die positiven Erfahrungen aus der Zusammenarbeit der vergangenen Jahre und bieten den Fahrgästen eine Leistung aus einer Hand“, so Franz weiter.

Quelle: Region Hannover

Hess liefert 248 klimafreundliche Busse nach Lyon und Genf

Der Schweizer Bushersteller Hess verzeichnet eine anhaltend große Nachfrage nach seinen E-Bus-Systemen und baut deshalb seine Kapazitäten aus. Bei den zwei internationalen Ausschreibungen in Lyon und Genf zur Elektrifizierung der jeweiligen Flotten erhielt das Unternehmen den Zuschlag. Die Firma wird in den kommenden vier Jahren insgesamt 127 elektrisch an-getriebene Gelenkbusse nach Frankreich respektive 121 Elektro-Gelenk- und -Doppelgelenkbusse an den Genfersee liefern. Die Verträge beinhalten zudem die Lieferung der Ladeinfrastruktur und Optionen für bis zu 241 weitere Fahrzeuge bis 2030. Die neuen Fahrzeuge sollen dazu beitragen, die elektrischen Busflotten in beiden Großstädten erheblich auszubauen.
Die nachhaltig positive Auftragslage bei Hess führt dazu, dass die Kapazitäten im solothurnischen Bellach sowie im neuen Werk in Portugal weiter ausgebaut werden. Die Mitarbeiterzahl steigt grup-penweit auf rund 800 Mitarbeiter. Allein n Bellach werden rund 40 zusätzliche Stellen geschaffen, insbesondere in den Gebieten der Diagnostik, Mechanik, Automatik und Softwareentwicklung. Zu-dem werden bauliche Massnahmen für die Erweiterung und Optimierung der Produktion in den kommenden Monaten umgesetzt.

Quelle: Hess AG

VRR fordert verlässliches Baustellenmanagement von DB-Netz

Seit Wochen ist der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und darüber hinaus massiv eingeschränkt. Neben einer angespannten Personalsituation bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen sorgen zahlreiche Baustellen von DB Netz für Verspätungen, Umleitungen und Ausfälle, die durch einen Schienenersatzverkehr kompensiert werden müssen. Jetzt hat DB Netz kurzfristig angekündigt, die Baumaßnahme auf der Strecke zwischen Köln und Düsseldorf zum wiederholten Male zu verlängern. In seiner Sitzung vom 22.9.2023 des Verkehrs- und Planungsausschusses hat der VRR die Verantwortlichen von DB Netz nun aufgefordert, das Baustellenmanagement innerhalb des Unternehmens qualitativ besser zu planen.
Im Interesse der Nahverkehrskunden muss es das Ziel sein, größere Bauvorhaben verlässlicher zu planen und abzuwickeln und damit die Einschränkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. Als SPNV-Aufgabenträger erwartet der VRR, dass DB Netz frühzeitiger den Dialog mit dem Verbund sucht, um entsprechende Ersatzkonzepte zeitlich besser eintakten zu können. Auch, wenn sich der Dialog mit DB-Netz bereits verbessert hat, besteht allerdings noch viel Luft nach oben. Aufgrund der noch anstehenden Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen der nächsten Jahre ist ein gegenseitiger Austausch dringend geboten. In einem Verkehrsraum wie dem VRR nutzen täglich Hundertausende Menschen den SPNV für ihre Wege zur Arbeit, zum Ausbildungsplatz oder zur Schule. Wenn dann Strecken vollständig gesperrt werden, beeinträchtigt das die Kunden in besonderem Maße.

Quelle: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR)

Nahverkehrs-Tage 2023 in Kassel gestartet

Heute (21.9.2023) war der erste Veranstaltungstag der Nahverkehrs-Tage 2023. Ca. 180 Teilnehmer informierten sich und diskutierten über das Thema Verkehrswende. Während allgemein anerkannt ist, wie wichtig sie für einen zukunftsfähigen, nachhaltigen Verkehr ist, kommt die praktische Umsetzung dieses gesellschaftlichen Großprojekts nicht schnell genug voran. Wie die Verkehrswende ausgestaltet sein sollte und welche Lösungsansätze es gibt, werden die Referenten und Teilnehmer noch bis morgen Mittag diskutieren.

Mehr Fahrgäste in Bus und Bahn

Im 1. Halbjahr 2023 waren in Deutschland 10 % mehr Fahrgäste im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen unterwegs als im Vorjahreszeitraum. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, trug das am 1. Mai 2023 eingeführte Deutschlandticket zum Anstieg des Fahrgastaufkommens auf fast 5,3 Milliarden Fahrgäste bei. Im 1. Halbjahr 2022 hatte sich bereits das 9-Euro-Ticket sehr positiv auf die Fahrgastzahlen ausgewirkt, allerdings war das vergünstigte Ticket erst ab 1. Juni 2022 gültig. Trotz des Anstiegs der Fahrgastzahlen im 1. Halbjahr 2023 waren im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen allerdings noch immer 13 % weniger Fahrgäste unterwegs als vor der Corona-Pandemie im 1. Halbjahr 2019.

Quelle: Destatis

On-Demand-Verkehr um jeden Preis!?

„On-Demand-Verkehr um jeden Preis!?“ so lautete der diesjährige Veranstaltungstitel des 7. Praxisseminars, das durch die ESM GmbH am 14. und 15. September in der Barockstadt Fulda veranstaltet wurde.
Das Seminar war mit knapp 90 Teilnehmern nahezu ausgebucht. Der überwiegende Teil bestand aus Landkreisen, Verkehrsverbünden und -betrieben, aber auch einige Taxiunternehmen interessierten sich für das Thema On-Demand-Verkehr. Der kritische Vortragstitel sowie die zentrale Lage der Stadt Fulda sorgten dafür, dass die Teilnehmer deutschlandweit aus allen Herren Ländern anreisten.
Am ersten Veranstaltungstag führten in einem ersten Themenblock Herr Dirk Weißer vom VDV sowie Frau Dr. Melanie Herget von der Universität Kassel die Teilnehmer in die Chancen und Herausforderungen für die Mobilität von heute und morgen ein.
Die beiden darauffolgenden Vorträge standen unter dem Motto Bedarfsverkehre digital. Herr Stefan Mehler vom Softwareanbieter ESM gab einen Überblick über die Funktionalitäten des AnSaT-Bedarfsverkehrssystems. Von der Verkehrsgesellschaft Main-Tauber stellte Herr Thorsten Haas das aktuelle Ruftaxikonzept aus dem Main-Tauber-Kreis sowie geplante Realisierungen von On-Demand-Verkehren vor.
Im letzten Themenblock berichteten Kay Tewes vom Beratungsunternehmen geminiptc und Herr Achim Oberwöhrmeier von der Kommunalen Verkehrsgesellschaft Lippe über Erfahrungen und Erkenntnisse hinsichtlich Ausschreibungen und Inbetriebnahmen von On-Demand-Verkehren.
In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Herr Dr. Holger Kloth vom VDV, Herr Jens Marggraf von Taxi Jens Marggraf, Herr Achim Oberwöhrmeier von der Kommunalen Verkehrsgesellschaft Lippe sowie Herr Kay Tewes von geminiptc u.a. über die Frage, was On-Demand-Verkehre im Gesamtkontext des Klimawandels wirklich als Beitrag leisten können.
Eine mobilisierende Nachtwächterführung durch das mittelalterliche Fulda zeigte den Teilnehmern verschiedene historische Orte und berühmte Persönlichkeiten der Barockstadt. Im Restaurant der Tagungsstätte ParkHotel Fulda war anschließend bei Speis und Trank genügend Gelegenheit sich in entspannter Atmosphäre auszutauschen und zu fachsimpeln.
Der zweite Veranstaltungstag begann mit dem Themenblock Vor- und Nachteile von On-Demand-Verkehren. Hierzu stellte Herr Frank Möller von der Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim das landkreisweite Rufbussystem vor und gab einen Ausblick für die Einführung von On-Demand-Verkehren. In einem neuartigen, mitreißenden Podcast-Format berichteten Herr Jens Marggraf und Frau Babett Mahnert vom Taxi-togo Podcast über den erfolgreichen On-Demand-Verkehr MEGmobil in der Stadt Melsungen. Anschließend präsentierte Herr Dr. Holger Kloth vom VDV Ansätze und Ergebnisse, um die Wirtschaftlichkeit von On-Demand-Verkehren zu berechnen.
Der letzte Themenblock behandelte die Punkte Datenaustausch und Schnittstellen. Herr Ingmar Gebhardt von IVU zeigte in einer Live-Präsentation, wie eine im AnSaT-System gebuchte Bedarfsfahrt auf den IVU-Bordrechner automatisiert übertragen wird. Von KCW stellte Herr Dr. Christian Mehlert das Konzept ÖPNV-Taxi vor und warb für eine verstärkte Einbindung der Taxi- und Mietwagenunternehmen. Im letzten Vortrag gab Herr Frithjof Eckardt von ESM einen Überblick, wie die Tiefenintegration der Internetbuchung über die TRIAS-Schnittstelle technisch realisiert wird.

Die Veranstaltung wurde von der Nahverkehrs-praxis und taxi heute als Medienpartner begleitet.