Effizienter werden, um einen kostengünstigen öffentlichen Nahverkehr anbieten zu können, haben sich sowohl Verkehrsunternehmen als auch Hersteller auf die Fahnen geschrieben. In der November/Dezember-Ausgabe der Nahverkehrs-praxis lesen Sie, was dafür alles unternommen wird. Darüber hinaus blickt die Nahverkehrs-praxis zurück auf die InnoTrans und die IAA Nutzfahrzeuge. Auf beiden Messen war Elektromobilität ein wichtiges Thema, was die Hersteller in dieser Hinsicht präsentierten und was es weiter Innovatives zu sehen gab, erfahren Sie in ausführlichen Nachberichten.
Alle Themen der November/Dezember-Ausgabe im Überblick
FlixBus kooperiert mit TÜV SÜD Auto Plus
FlixBus setzt bei Abfahrtskontrollen auf professionelle Unterstützung: TÜV SÜD Auto Plus kontrolliert jetzt auch die Sicherheit der Flotte an Deutschlands größten Fernbus-Haltestellen in Berlin und München und bestätigt erfreuliche Ergebnisse der Fahrzeugkontrollen im Jahr 2016. Durch eine eigens entwickelte App können festgestellte Auffälligkeiten zudem nun direkt zwischen TÜV SÜD Auto Plus, FlixBus und den 150 Busunternehmen übermittelt werden. Jeden Monat finden an den Knotenpunkten Berlin und München unangemeldete Abfahrtskontrollen von FlixBus-Mitarbeitern aus dem Bereich Qualität und Operativer Sicherheit statt. Die Teams stellen hier sicher, dass die Fernbus-Flotte jederzeit gemäß gesetzlicher Vorgaben und FlixBus-Qualitätsstandards auf Deutschlands Straßen unterwegs ist. Seit Sommer kooperiert FlixBus hier auch mit der TÜV SÜD Auto Plus GmbH.
GVN: Rot/Grün will eigenwirtschaftliche Verkehre abschaffen
Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) e. V. schlägt Alarm. Nach der Kommunalisierung der Ausgleichsleistungen im Schülerverkehr haben nach Ansicht des GVN die Koalitionsfraktionen von Rot/Grün gestern einen Entschließungsantrag im Landtag mit ihrer Einstimmenmehrheit durchgedrückt. Dieser Antrag ziele auf eine Bundesratsinitiative mit dem erhofften Ergebnis, die im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) verankerten eigenwirtschaftlichen Verkehre der privaten Busunternehmen abzuschaffen, auch wenn man sich formell für den Erhalt ausspricht. „Rot/Grün macht eine Branche kaputt“, sagt der Landesgeschäftsführer der GVN-Fachvereinigung Omnibus und Touristik, Michael Kaiser.
Tatsächlich versuchen laut GVN Deutscher Städtetag und andere Kommunalvertreter seit den 90er Jahren stetig eigenwirtschaftliche Verkehre abzuschaffen und damit private Verkehrsunternehmen endgültig von der Landkarte zu löschen. Wenn Niedersachsen mit seinen Änderungsanträgen durchkäme, würde eine jahrzehntelang gewachsene mittelständische Unternehmensstruktur aussterben, die den Kunden günstige Tarife und guten Service im Nahverkehr gebracht habe. Mit den vorgelegten Vorschlägen werde der ÖPNV in Deutschland unattraktiver, die Zeche zahle der Kunde dann mit höheren Fahrpreisen.
Man könne sich nicht gleichzeitig zum aktuellen PBefG bekennen und Änderungen fordern, denn keinesfalls handele es sich bei den Vorschlägen um „leichte Präzisierungen“. Im Gegenteil würden die Kernanforderungen zur Unterscheidung zwischen eigenwirtschaftlichen und gemeinwirtschaftlichen Verkehren angegriffen. Dies sei kein minimalinvasiver Eingriff, sondern eine Operation am offenen Herzen. „Der Antrag ist ein Wolf im Schafspelz“, sagt Kaiser.
Robert Friedmann neues Aufsichtsratsmitglied bei ZF
Die Hauptversammlung der ZF Friedrichshafen AG hat Robert Friedmann, Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe, in den Aufsichtsrat berufen. Friedmann wird das Mandat zum 1. Januar 2017 aufnehmen. Der 50-Jährige folgt auf den früheren ZF-Vorstandsvorsitzenden Hans-Georg Härter, der seit 2013 Mitglied im ZF-Aufsichtsrat war und im August dieses Jahres sein Mandat niedergelegt hat.
Transdev-Busse mit Klimatechnik von Spheros
Transdev hat Spheros mit der Klima-Ausstattung von mehr als 80 Bussen für den Einsatz im Stadtverkehr beauftragt. Start ist im Rhein-Main-Gebiet: Die Transdev GmbH übernimmt im Januar 2017 den Betrieb der Stadtverkehre in Bad Homburg, Oberursel und Friedrichsdorf. Die hierfür neu bestellten Busse werden allesamt mit Klimaanlagen aus dem Hause Spheros bestückt. Bereits Anfang Dezember erhält die Stadt Homburg 40 Solofahrzeuge der Marke Citaro C2 Euro 6, acht Gelenkzüge des Solaris New Urbino 18 und drei Solofahrzeuge Citaro K. Zum Einsatz kommen hierbei die REVO 300 und REVO 320 in den Solofahrzeugen sowie die REVO 360 Art in den Gelenkbussen.
BVG-Dienstwagen elektrisch unterwegs
Im Herbst letzten Jahres hatten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) angekündigt, dass sie 30 Fahrzeuge ihrer Pkw-Flotte mit umweltfreundlichen Elektroautos ersetzen wird. Inzwischen sind 100 gelbe Elektrofahrzeuge im Einsatz. Damit sind dann fast alle nicht personengebundenen Dienst-Pkw der BVG emissionslos und leise unterwegs. Lediglich für Dienstreisen und besondere Anforderungen bleiben wenige Diesel-Pkw wegen ihrer höheren Reichweite in der Flotte bestehen.
Für die stromgetriebenen Autos wurde eine Ladeinfrastruktur aufgebaut, die nach und nach erweitert wird. Die BVG betreibt für ihren gewerblichen Fuhrpark ein eigenes Netz von Ladesäulen und müssen nur im Ausnahmefall auf öffentliche Säulen zurückzugreifen. Des Weiteren wird im Rahmen eines geförderten Projekts eine Software entwickelt, um die Nutzung der Ladesäulen und Fahrzeuge optimal zu managen.
Sieben verschiedene Fahrzeugtypen wurden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BVG ausgiebig getestet. Bei der Wahl zur künftigen Beschaffung wurde nach Reichweite und Kosten entschieden. Da in den kommenden Jahren eine spürbare Verbesserung der Reichweiten zu erwarten ist, hat die BVG die Fahrzeuge erst einmal für drei Jahre geleast.
Die 100 Elektroautos beschaffte die BVG über das Projekt „InitiativE Berlin-Brandenburg“ der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO. Die BVG unterstützt mittels der „InitiativE“ das Ziel der Bundesregierung, die Zahl der Elektrofahrzeuge in Deutschland deutlich zu erhöhen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit fördert im Rahmen des Projekts einen Teil der Mehrkosten.
VRR fordert Verbesserungen bei der eurobahn
Gestern forderte der Vorstandssprecher beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr Martin Husmann eine sofortige und deutliche Verbesserung der Qualität und Leistungen der eurobahn auf der Schiene. Seit Monaten fallen laut VRR auf den Strecken der eurobahn Züge aufgrund von Personalengpässen aus. "Die gestrige Ankündigung des Unternehmens, bis zum Beginn des nächsten Jahres auf der RE 13 zwischen Mönchengladbach und Venlo nur noch im 2-Stunden-Takt fahren zu wollen, ist der aktuelle Höhepunkt von mangelnder Zuverlässigkeit und Schlechtleistungen. Wir erwarten umgehend von der eurobahn, dass sie nachbessert und ein tragfähiges Konzept vorlegt", so der VRR-Vorstand heute.
Bereits in den Jahren 2012 bis 2014 ermahnte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr die eurobahn immer wieder wegen Schlecht- und Nichtleistungen aufgrund von fehlendem Personal und drohte neben den Vertragsstrafen auch mit einer außerordentlichen Kündigung des Verkehrsvertrages. Über die Zeit hinweg konnte das Unternehmen seinen Personalstamm stärken, zuverlässigere Verbindungen und Leistungen umsetzen und die Qualität steigern, sodass das Unternehmen 2015 erstmals eine akzeptable Qualität erreichte.
"Es ist für uns daher in keiner Weise akzeptabel, dass nun nach Jahren, in denen mühsam an einer angemessene Leistung und Qualität gearbeitet wurde, eine solche Situation erneut eintritt. Dafür haben wir keinerlei Verständnis", so Husmann.
"Qualitativ hochwertige Leistungen sind im Schienenpersonennahverkehr die Grundlage für zufriedene Fahrgäste und die dauerhafte Akzeptanz des ÖPNV bei den Nahverkehrskunden", betonte Martin Husmann. "Der Ersatzfahrplan, der vorsieht eine Regionalexpress-Strecke bis Ende des Jahres nur noch alle zwei Stunden zu bedienen ist nicht akzeptabel. Wir fordern das Unternehmen auf hier nachzubessern und nachhaltig an seiner Leistungsfähigkeit und Qualität zu arbeiten."
Mobilitäts-App VOSpilot erreicht über 10.000 Downloads
Ein echtes Erfolgsprodukt und der erste Meilenstein auf dem Weg zum digitalen Ticket: Das ist die Mobilitäts-App VOSpilot für die Verkehrsgemeinschaft Osnabrück (VOS). Diese wurde seit ihrer Veröffentlichung Anfang Juni bereits über 10.000 Mal im PlayStore und im AppStore heruntergeladen. „Mit dieser App bereiten wir die Zukunft unserer Kundeninformation und unseres digitalen Vertriebes vor, für den das Ziel lautet: Unsere Kunden fahren Smartphone“, erläutert Thomas Teepe vom VOS-Marketing.
Der VOSpilot bietet schon heute neben den Fahrplaninformationen zum Bus und den Verbindungen von A nach B auch Fahrrad-, Carsharing- und Fußwegrouting an. Der Kunde benötigt kein Fahrplanbuch mehr, sondern kann bequem und einfach von seinem aktuellen Standort seine Verbindung suchen. Auch aktuelle Verkehrsmeldungen erreichen den Kunden zeitnah: Gelbe Warndreiecke machen den Kunden auf eine Störung auf seiner Verbindung aufmerksam. Der Kunde kann damit sofort auf aktuelle Veränderungen im Fahrplan reagieren.
Neben den aktuellen Funktionen, die der VOSpilot bietet, wird die App sukzessive um weitere Funktionen ergänzt. Für 2017 werden die von vielen Kunden gewünschten Echtzeitinformationen eingeführt. Dafür rüstet die VOS insgesamt 259 Fahrzeuge mit neuen Bordrechnern aus. Neben der Echtzeitauskunft ermöglichen die neuen Rechner einen Zeitgewinn bzw. einen Beschleunigungseffekt, da das System die Ampelschaltung für die Busse effizienter organisieren lässt und schnellere Verkaufsvorgänge ermöglicht, da der Kunde in Zukunft die Möglichkeit hat, über das Smartphone seine Fahrten von Tür zu Tür in Echtzeit zu planen und das passende Ticket vorab seiner Fahrt zu erwerben. Über die jetzt schon integrierte „Mobility-Map“ im VOSpilot ist zu jedem Zeitpunkt transparent, wo sich der jeweilige Bus befindet. Aber nicht nur Apple- und Android-Nutzer sollen von den zahlreichen Vorteilen der App profitieren. Aktuell wird mit Hochdruck an einer Webapp gearbeitet, die sich einfach auf dem Browser öffnen lässt. Somit können zukünftig auch Nutzer von Windows-Smartphones den VOSpilot nutzen.
MAN, SWM und MVG vereinbaren Innovationspartnerschaft
Den Bestrebungen der Städte folgend, Emissionen im ÖPNV auf ein Minimum zu reduzieren, befasst sich MAN Truck & Bus bereits seit Jahren mit alternativen Antrieben in Stadtbussen. Für den nächsten Schritt in Richtung eMobility hat der Nutzfahrzeughersteller nun eine Innovationspartnerschaft mit den Stadtwerken München und der Münchner Verkehrsgesellschaft geschlossen. Im Rahmen dieser vereinbarten Zusammenarbeit wollen die Partner die Entwicklung von Linienbussen mit alternativen Antrieben gemeinsam vorantreiben. Die Partnerschaft setzt bereits bei der Definition von Anforderungen und möglichen Fahrzeugkonzepten an. Geplant sind dazu unter anderem gemeinsame Workshops, bei denen SWM und MVG insbesondere ihre Expertise als Busbetreiber einbringen werden. Die Ergebnisse dieses Austausches fließen bei MAN in die geplante Entwicklung erster Prototypen-Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb ein. 2019 könnten diese Busse im MVG-Netz in München erstmals in den Testeinsatz gehen und unter realen Bedingungen im Linienbetrieb erprobt werden.
Folgeauftrag für DB Systemtechnik in Großbritannien
Hitachi Rail Europe setzt erneut auf das Know-how der DB Systemtechnik bei Prüfleistungen für die Zulassung der neuen Züge des Typs AT200 der Baureihe 385 in Großbritannien. Eine entsprechende Vereinbarung wurde Ende November unterzeichnet. Bei den 70 mehrgliedrigen Elektrotriebzügen für ScotRail wird die DB Systemtechnik die Bereiche Fahrstabilitäts- sowie Fahrkomfortprüfungen und Druckmessungen prüfen. Weiterhin gehören zum Prüfprogramm Innen- und Außengeräuschmessungen sowie Traktionsversuche. Die Tests finden sowohl in Schottland als auch auf dem Eisenbahn-Prüfring im tschechischen Velim statt. In Velim wird die DB Systemtechnik zusätzliche Technik einsetzen, um Gleitschutz und Nutzbremsung bei Geschwindigkeiten bis 160 Stundenkilometer zu prüfen. Die 46 drei- und 24 vierteiligen Einheiten sollen bis Ende 2018 in Betrieb gehen. Der Einsatz der ersten Züge ist für den Herbst 2017 geplant.