Der Wunsch nach nahtlosem Reisen und woran es in der Realität scheitert

Reisende, ob Pendler oder Touristen, ob Nutzer des Nah- oder Fernverkehrs, alle erwarten nahtlose und multimodale Transportangebote. Aber wie stehen die Betreiber des öffentlichen Personenverkehrs dazu? Das BearingPoint Institute befragte 59 Verkehrsbetreiber sowie Vertreter von IT- bzw. Internetfirmen in diesem Sektor aus neun europäischen Ländern sowie in Japan und den USA zu ihrer Sicht auf intermodale Mobilitätsplattformen. Zudem wurden acht ausführliche Experteninterviews mit Entscheidern geführt. Obwohl eine deutliche Mehrheit die Unausweichlichkeit von multimodalen, durchgehenden Reiseketten bestätigt, bemängelt der gleiche Prozentsatz (85 Prozent) eine Reihe von Hürden, die dem noch entgegenstehen.

Hindernisse eines Transport-Ökosystems

Auf Grundlage der Studienergebnisse ergaben sich drei Haupthindernisse. Erstens: Geschäftsmodelle sind unklar und noch nicht ausgereift. Eine unsichere Kapitalrendite (ROI) hält Entscheider davon ab, notwendige Ressourcen in eine umfassende Mobilitätsplattform zu investieren.
Zweites Haupthindernis sind technische und steuerungsspezifische Hürden: Datensicherheit, -integration und -management. Es besteht ein großes Problem, die physische Transportinfrastruktur mit einer digitalen Infrastruktur zu kombinieren, um Prozesse wie den Fahrkartenkauf, Zahlungsverkehr und Validierungsdienste sicher zu ermöglichen. Die Komplexität und der Umfang dieser Herausforderungen übersteigt bis heute die Fähigkeiten der Verkehrsdienstleister beziehungsweise Behörden.
Dritte Herausforderung ist die schwach ausgeprägte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Interessengruppen. Die übliche Wettbewerbsdynamik spielt wenig überraschend ebenfalls eine Rolle: 55 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass intramodale Rivalität die traditionellen öffentlichen Personenverkehrsbetriebe davon abhält, zu kooperieren und gemeinsam gegen disruptive Mobilitätsanbieter vorzugehen. Da aber Kooperationen die Basis für den Betrieb von Plattformen sind, haben die bestehenden Widerstände die Entwicklung der multimodalen Mobilität bisher verlangsamt.
Aber selbst unabhängig vom Wettbewerb untereinander hat jede Interessensgruppe ihre Gründe zu zögern. Verkehrsunternehmen werden beispielsweise an ihrer Servicequalität gemessen. Daher sind sie vorsichtig, ihre Dienste im Verbund mit externen Dienstleistern anzubieten. Zudem lehnen sie die Vorstellung entschieden ab, zu einem bloßen „Lohnkutscher“ herabgestuft zu werden. Bei der Deutschen Bahn beispielweise sieht man diesen Trend als Gefahr, aber zugleich auch als Chance. So hat der Konzern mit Qixxit ein eigenes Mobilitätsportal aufgebaut, um die verkehrsverbund- und verkehrsmittelübergreifende Reiseplanung für den Fahrgast zu verbessern. Hier sind auch konkurrierende Mobilitätsanbieter vertreten – man hält aber die Option, den direkten Kundenzugang zu sichern.

Was sollten Betreiber tun?

Die Studie untersucht vorrangig, wie die Hemmnisse des kollektiven Handelns überwunden werden können, da die Kluft zwischen den verschiedenen Stakeholdern in der Transportbranche als Hauptproblem gesehen wird. Tatsächlich ist den Entscheidern die Vielzahl an Möglichkeiten, die sich aus Kooperationen ergeben, nicht entgangen.

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Quelle: BearingPoint

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