Mobilitätswende auf Kurs: VAG punktet mit E-Mobilität

Die Freiburger Verkehrs-AG (VAG) zieht eine positive Bilanz mit Blick auf das Jahr 2024. Fortschritte vermeldete das Unternehmen beim E-Bus-Ausbau. Noch immer gibt es einige Herausforderungen bei den Lieferketten. Bei der Bilanzpressekonferenz gaben die Vorstände Stephan Bartosch und Oliver Benz einen Rundumschlag zum Verkehrsunternehmen.

Die VAG hat im Jahr 2024 ihren Wachstumskurs fortgesetzt und spürbare Erfolge im Kampf gegen den Fachkräftemangel erzielt. Aufgrund verschiedener Sondereffekte – insbesondere durch das Deutschland-Ticket – fiel das erwartete Defizit geringer aus als geplant. Verzögerte Lieferzeiten und geringe Verfügbarkeiten von technischen Dienstleistungen erschweren die Arbeit in den Werkstätten und an der Infrastruktur. Die Abhängigkeit von Fördermitteln von Bund und Land bleibt hoch. Trotz zahlreicher Herausforderungen zogen die VAG-Vorstände Stephan Bartosch und Oliver Benz bei der Bilanzpressekonferenz für das Jahr 2024 ein positives Fazit.

Ergebnis besser als geplant

Die VAG hat das Jahr 2024 finanziell wesentlich besser abgeschlossen als geplant. Statt eines kalkulierten Fehlbetrags in Höhe von 39,5 Millionen Euro beendete die VAG das Gesamtjahr mit einem Minus von 28,7 Millionen Euro – 10,8 Millionen Euro besser als erwartet. Positiv auf das Gesamtergebnis machten sich hier insbesondere Erlöse über den Erwartungen bemerkbar. Die Umsatzerlöse ÖPNV lagen mit 76,9 Millionen Euro um 5,2 Millionen Euro höher als angenommen – dies bedeutet im Vergleich zum Jahr 2023 Mehreinnahmen in Höhe von 4,7 Millionen Euro. Hauptgrund dafür: die sogenannten Nachteilsausgleiche für das Deutschland-Ticket im RVF. Sondereffekte ergaben sich wegen der Rückstellungsauflösung für den Rückbau der Komturstraße sowie aufgrund von Versicherungsleistungen aus Schadensfällen. Gegenläufig entwickelten sich die Personalausgaben aufgrund der Tarifabschlüsse, die um rund 1,8 Millionen Euro stärker ins Gewicht fielen als angenommen. 

Erfolgreich im Kampf gegen den Fachkräftemangel

Mit dem Start des Ausbildungsjahres 2024 haben wir zum ersten Mal die Tausender-Marke überschritten“, sagte VAG-Vorstand Oliver Benz mit Blick auf die Mitarbeiterzahl bei der VAG. Nach einer zwischenzeitlichen Abnahme aufgrund von Eintritten in den Ruhestand ist die VAG seit dem Jahresanfang 2025 nun beim Personal stabil vierstellig. „Neben vielen Einzelmaßnahmen in allen Abteilungen war das Senken der Hürden beim Einstieg in den Fahrdienst der Game-Changer im Kampf gegen den Fachkräftemangel“, erklärte Benz. Seit 2023 ist der Einstieg in den Fahrdienst ohne Busführerschein möglich, wenn die Interessenten mindestens 24 Jahre alt sind und einen Pkw-Führerschein mitbringen. 

Nach einer spürbaren Abnahme beim Fahrpersonal bis zum Corona-Jahr 2021 sei der VAG die Trendwende gelungen. Bis zum Stichtag 30. Juni 2025 ist der Personalbestand im Fahrdienst netto um 83 Personen angewachsen. Einen überproportional hohen Anstieg verzeichnete die VAG im gleichen Zeitraum auch bei den Auszubildenden und dual Studierenden: Von 29 auf 41. Die VAG bietet heute 13 verschiedene Ausbildungsberufe und duale Studiengänge an.

Hauseigene Busfahrschule

Um den Einstieg in den Fahrdienstberuf noch weiter zu erleichtern, bildet die VAG seit diesem Jahr Busfahrer selbst in der hauseigenen Fahrschule aus. „Das ist nicht nur aus finanzieller Hinsicht attraktiv für uns“, erklärte Benz. „Wenn wir unsere Kolleginnen und Kollegen selbst ausbilden, können wir sie schon frühzeitig mit den Betriebsabläufen oder unseren Fahrzeugen vertraut machen und sie von Anfang an auf die Besonderheiten in unserem Liniennetz vorbereiten.“ 

Flotte der Elektrobusse wächst

Mit Riesenschritten geht der Umstieg der VAG-Busflotte auf E-Mobilität voran. Zu den 23 Bussen des Herstellers Solaris sind seit dem Frühjahr 2025 bislang 17 Gelenkbusse vom Typ Mercedes E-Citaro hinzugekommen. Bis zum Herbst werden insgesamt 45 E-Busse im Liniennetz der VAG unterwegs sein. Das entspricht rund zwei Dritteln der gesamten eingesetzten Busflotte der VAG. „Der Umstieg ist ein echter Kraftakt für ganz viele verschiedene Abteilungen“, erklärte VAG-Vorstand Stephan Bartosch. „Dabei ist es nicht damit getan, neue Busse anzuschaffen: Wir müssen parallel die nötige Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof und entlang der Strecke schaffen, die Arbeitsabläufe und -ausrüstungen in der Buswerkstatt auf zwei unterschiedliche Antriebssysteme umstellen, die Stromverteilung sicherstellen – und auch noch unser Fahrpersonal für die neue Technik qualifizieren“, fasst Bartosch wesentliche Herausforderungen zusammen. „Wir erweitern unser Know-how Schritt für Schritt auf allen Ebenen“, sagte Bartosch. 

Aktuell biegen die Arbeiten am zweiten E-Bus-Port auf dem Betriebshof der VAG auf der Haid auf die Zielgerade ein. Zusätzliche oder neue sogenannte Zwischenladestationen werden an den Haltestellen Moosweiher, der Paduaallee, der Bissierstraße und demnächst an der Talstation der Schauinslandbahn sowie in der Gundelfinger Straße fertiggestellt. „Im Herbst werden unser zweites E-Bus-Port auf dem Betriebshof West sowie sämtliche neuen E-Busse von Mercedes einsatzbereit sein“, kündigte Bartosch an. „Dann haben wir einen weiteren wichtigen Meilenstein für mehr Klimaschutz erreicht. Und die nächste E-Bus-Ausschreibung ist bereits in Vorbereitung.“

Lieferketten und Ersatzteile bleiben eine Herausforderung

In den zurückliegenden Jahren hatten die Corona-Pandemie sowie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die Lieferketten global durcheinandergewirbelt. „Insbesondere bei der Fahrzeug- oder Elektrotechnik sowie im Gleisbau stellen uns Lieferverzögerungen sowie fehlende Spezialteile und Dienstleister weiter vor große Herausforderungen“, betonte VAG-Vorstand Bartosch. „Bei Instandsetzungsarbeiten müssen wir die nötigen Gleisanlagen oder Elektronikkomponenten schon in einer früheren Planungsphase bestellen, um den eng gesteckten Zeitplan verlässlich einhalten zu können“, nannte Bartosch ein Beispiel. So gut es gehe habe sich die VAG bei der Baustellenplanung auf diese unschöne Situation eingestellt.

„Bei unserem Bus- und Straßenbahnfuhrpark haben schon die Hersteller mit den Lieferschwierigkeiten zu kämpfen“, führt Bartosch weiter aus. Eine Folge: Sowohl die neuen Urbos-Straßenbahnen als auch die neuen E-Busse wurden und werden zum Teil mit mehrmonatigen Verspätungen geliefert. Aktuell führt die verspätete Lieferung der neuen E-Busse zu Herausforderungen. Wegen des Umstiegs auf E-Mobilität und aus wirtschaftlichen Gründen habe man die Laufzeiten der älteren Busse mit Verbrennungsmotoren ausgereizt, erklärte Bartosch. 

„Aktuell haben wir sieben Dieselbusse ausgemustert. Sechs davon haben mehr als eine Million Kilometer auf dem Tacho. Bei den Fahrzeugen haben wir die maximale Nutzungsdauer ausgereizt. Eine Vorbereitung auf die nächste Hauptuntersuchung wäre technisch und wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen.“  Bartosch erläuterte: „Da diese Busse nun nicht mehr zur Verfügung stehen, schmerze jeder Tag Verspätung, den neue E-Busse haben.“
Lieferverzögerungen und die geringe Verfügbarkeit von Dienstleistungen  bezeichnete Bartosch auch als eine der größten Herausforderungen im Fuhrpark. „Stellenweise werden Bauteile aus anderen Reparaturfahrzeugen entliehen, um die Fahrzeuge möglichst schnell wieder in den Betriebseinsatz zu bringen. Trotzdem kommt es leider immer mal wieder vor, dass einzelne Busse oder Straßenbahnen für mehrere Wochen nicht zur Verfügung stehen. Wir arbeiten deshalb mit Hochdruck mit den Herstellern und Lieferanten daran, um so schnell wie möglich Abhilfe zu schaffen“, sagte Bartosch. 

Mehr Planungssicherheit mit Bekenntnis der Politik zum D-Ticket

Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen und verschiedene Entwicklungen stimmen die VAG-Vorstände verhalten hoffnungsvoll. VAG-Vorstand Oliver Benz sagte: „Wir spüren weiterhin Rückenwind für den ÖPNV aus dem Gemeinderat und von der Stadtspitze.“ Nun habe auch die neue Bundesregierung ein Bekenntnis zum Deutschland-Ticket abgelegt. „Dass der Preis bis 2029 stabil bleiben soll, schafft für die Verkehrsbetriebe erst einmal eine gewisse Planungssicherheit.“ Für die Fahrgäste sei dies ein wichtiges Signal. „Es sichert verlässliche und bundesweit gültige Mobilität für viele Menschen – auch im Regio-Verkehrsverbund Freiburg.“

Beim Blick auf die Zahlen hob Benz die Abhängigkeit der Verkehrsunternehmen von den Zuschüssen von Bund und Land hervor. „Für den VAG summierten sich die Ausgleichszahlungen fürs Deutschland-Ticket auf mehr als rd. 12 Millionen Euro im Jahr 2024. Ohne diese Mittel steht das bestehende ÖPNV-Angebot auf dem Spiel und Fahrgäste müssten für ein ÖPNV-Abo deutlich tiefer in die Tasche greifen.“ Finanzierungsvorbehalte sowie die Diskussionen zwischen Bund und manchen Ländern über die Finanzierung trübten die positive Grundstimmung. Mehr Planungssicherheit wünscht sich Benz auch beim Angebot und der Förderung von Fuhrpark und Infrastruktur. „Wir wünschen uns Mobilität, auf die Verlass ist. Das gelingt uns nur, wenn die Finanzierung auf sicheren Beinen steht.“

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