Schweden in Umeå setzen auf Elektromobilität im Busverkehr

Die Stadt Umeå in Nordschweden setzt verstärkt auf Elektromobilität im öffentlichen Personennahverkehr. Die Stadtverwaltung hat beschlossen, acht moderne vollelektrische Niederflurbusse zu bestellen. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als sieben Millionen Euro. Auftragnehmer ist die schwedische Firma Hybricon Bus Systems AB; das Antriebssystem kommt vom deutschen Elektromotorenbauer Ziehl-Abegg.
Ein 12-Meter-Stadtbus (HAW 12 LE) mit dem Radnabenantrieb ZAwheel des Künzelsauer Unternehmens Ziehl-Abegg fährt seit 2012 in Umeå zwischen Innenstadt und Flughafen. Die Betriebszeit beträgt täglich 18 Stunden. Die Universitätsstadt (115.000 Einwohner/37.000 Studenten) testete in zweierlei Hinsicht: Hält der von Hybricon für die Kälte optimierte elektrische Stadtbus, was der Systemanbieter verspricht? Bewährt sich der neuartige, getriebelose Antrieb ZAwheel unter den erschwerten Temperaturbedingungen im Feldversuch? – „Die Bestellung von acht Elektrobussen zeigt, dass wir eine sichere und verlässliche Lösung für Elektromobilität im Stadtbusverkehr entwickelt haben“, sagt Jonas Hansson, der Vorstandsvorsitzende von Hybricon. Peter Fenkl, der Vorstandschef von Ziehl-Abegg, fügt hinzu: „Wir freuen uns, dass Hybricon mit unserem getriebelosen Radnabenantrieb ZAwheel in Schweden die Erfolgsgeschichte im öffentlichen Personennahverkehr fortschreiben kann.“
Die nun bestellten Busse teilen sich in zwei Größen: drei 18-Meter-Fahrzeuge mit je vier Antriebsmotoren (HAW 18 LE 4WD) und fünf 12-Meter-Fahrzeuge mit je zwei Antriebsmotoren (HAW 12 LE). Die Auslieferung soll im Herbst 2014 starten mit den 12-Meter-Bussen. Im Frühjahr 2015 sollen dann in Umeå neun vollelektrische Stadtbusse fahren. Geladen wird an drei Ultra-Schnellladestationen (Ultra Fast Charging) mit jeweils 650 kW. Die Batterien haben 50kWh und mehr Leistung, je nach Route. Sie werden jede Stunde drei bis fünf Minuten geladen. So ist durchgehend elektrischer ein Betrieb möglich (24/7).
Jeder Stadtbus wird einen kleinen Range Extender an Bord haben, der mit Biodiesel oder Ethanol laufen und über einen Generator die Batterie wieder aufladen kann. So ist jeder Elektrobus auch dann fahrbereit, wenn das Stromnetz ausfallen sollte. Da die Range Extender Teil eines modularen Systems sind, kann in fünf Jahren problemlos auf eine Brennstoffzelle gewechselt werden.
Hybricon ist eine junge schwedische Firma mit 30 Mitarbeitern in Holmsund, die sich auf die Optimierung von elektrischen Omnibussen für den Stadtverkehr spezialisiert hat. Die Mitarbeiter haben zum Teil 40 Jahre Erfahrung im Bau von Elektrofahrzeugen.
Die Karosserien der Busse werden bei AMZ Kutno in Polen hergestellt; Fertigstellung, Optimierung und Ausbau der Fahrzeuge für den Betrieb in der kalten Umgebung finden bei Hybricon in Schweden statt. Die Fahrzeuge haben ein Kontrollsystem an Bord, das eine detaillierte Überwachung und Analyse der Fahrzeugdaten bietet. „Wir können so mögliche Fehler oder Ermüdungserscheinungen schon vor deren Auftreten erkennen“, erklärt Hansson.
Der getriebelose Elektroantrieb ZAwheel sitzt direkt in der Mitte des Rades. Da bei einem solchen Radnabenantrieb keinerlei unnötige Energieschlucker die Getriebe oder Differential vorhanden sind, ist das System extrem effizient. Beim Bremsen wird die Energie wieder in die Batterien gespeist (Rekuperation).
Das elektrische Heizsystem (mit Wärmepumpe) lässt die Fahrgäste auch bei Temperaturen unter  20 Grad minus nicht frieren. Denn die Fenster sind isolierverglast, und Luftschleier an den Türen sorgen schon beim Einsteigen für ein wohliges Empfinden.

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