Die Güterbahnen, mofair, der Fahrgastverband Pro Bahn und der VCD warnen anlässlich der Budgetberatungen des Bundes vor einem Stillstand bei der Elektrifizierung des deutschen Schienennetzes im Jahr 2026 und den Folgejahren.
In drei Wochen wird die beim Wiederaufbau auch mit einer Oberleitung ausgerüstete Ahrtalbahn in Rheinland-Pfalz als einziges Elektrifizierungsprojekt des Jahres in Betrieb genommen. Es umfasst 29 km. Der elektrifizierte Anteil des bundesdeutschen Netzes steigt dann von 62,33 auf 62,42 Prozent. In den Jahren 2020 bis 2025 ist die elektrifizierte Streckenlänge insgesamt lediglich um 224,1 km gewachsen.
Entgegen den Versprechungen des Koalitionsvertrages will die schwarz-rote Koalition 2026 keine Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) für Elektrifizierungsprojekte zur Verfügung stellen. Von ihren Zielen aus früheren Jahren wollen Union und SPD offenbar auch nichts mehr wissen: im Koalitionsvertrag von 2018 hieß es noch, dass bis 2025 70 Prozent des Netzes elektrifiziert werden sollten. Die Ampel hatte später auf 75 Prozent bis 2030 erhöht. Sogar Erleichterungen im Planungsrecht wurden in den vergangenen Jahren im Bundestag beschlossen.
Aktuell streut die Spitze der DB InfraGO allerdings Hinweise, dass es überhaupt keine weiteren Elektrifizierungen geben werde – und sie scheint damit wie in den vergangenen Jahren nicht unglücklich. Die Bahnverbände fordern gemeinsam die Fraktionen des Bundestages auf, Regierung und DB ein klares Signal für die Wiederaufnahme und Beschleunigung der Elektrifizierung des Schienennetzes mit Oberleitungen zu geben.
Neele Wesseln, Geschäftsführerin Die Güterbahnen: „Ein Verzicht auf Oberleitungen bedeutet im Güterverkehr nichts anderes als ein staatlich verordnetes Festhalten am Verbrenner. Wenn Politik und DB die Elektrifizierung stoppen, nehmen sie dem Güterverkehr die Chance auf Wachstum.“
Matthias Kurzeck, Bundesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD): „Die Klimaziele sind unverhandelbar – doch ohne die Elektrifizierung des Bahnnetzes bis spätestens 2045 sind sie kaum zu erreichen. Denn Güterzüge sind zu schwer für lange Strecken ohne Oberleitung; der Güterverkehr kann nur im weitestgehend elektrifizierten Netz CO2-neutral rollen. Wenn die Bundesregierung sich weigert, Mittel aus dem Sondervermögen oder dem KTF für die Elektrifizierung der Bahn einzusetzen, sabotiert sie damit die Ziele des Sondervermögens und nicht zuletzt auch den Klimaschutz“.
Matthias Stoffregen, Geschäftsführer mofair: „In einigen Bundesländern ist gerade einmal die Hälfte des Netzes mit Fahrdraht versehen. Das muss sich ändern. Züge mit alternativen Antrieben sind eine Alternative dort, wo eine Elektrifizierung überhaupt nicht wirtschaftlich darstellbar ist. Grundsätzlich aber gilt: Je mehr Strecken elektrifiziert sind, desto flexibler können Fahrzeuge eingesetzt werden, und umso günstiger ist der Betrieb auf lange Sicht.“
Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn: „Wir Fahrgäste wollen leise, schnelle und beschleunigungsstarke Züge. Das geht nur elektrisch. Ohne Elektrifizierung bleiben zahlreiche Oberzentren wie Weiden in der Oberpfalz, Mühldorf oder Gera im Fernverkehr abgehängt oder bestehender Fernverkehr ist gefährdet. Auch im Nahverkehr ist elektrischer Betrieb oft die notwendige Grundlage für dichtere Takte, S-Bahn-Verlängerungen und zusätzliche Expresszüge.“









