Verkehrswende-Radar: Autoverkehr nur noch knapp unter Vor-Corona-Niveau

Das Pkw-Aufkommen auf Autobahnen liegt derzeit bei 99,5 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2019, während der Pkw-Bestand auf 105 Prozent gestiegen ist. Gleichzeitig verzeichnet der öffentliche Verkehr deutliche Zuwächse: Der Schienen-Nahverkehr liegt bei 119 Prozent, der Schienen-Fernverkehr bei knapp 113 Prozent im Vergleich zu 2019.

Nach leichten Zuwächsen im ersten Halbjahr 2025 liegt der Autoverkehr in Deutschland mittlerweile nur noch knapp unter dem Stand von vor der Corona-Pandemie. Im öffentlichen Verkehr haben sowohl die Verkehrsleistung als auch das Fahrgastaufkommen im gleichen Zeitraum zum Teil deutlich zugenommen. Die pro Person gefahrenen Kilometer erreichen bei S-Bahnen und Regionalzügen (Nahverkehr Schiene) mittlerweile 119 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau, im Fernverkehr Schiene knapp 113 Prozent. Die Fahrgastzahlen liegen zum ersten Mal sowohl im Nahverkehr auf Schiene und Straße als auch im Schienenfernverkehr wieder bei 100 Prozent oder mehr. Das zeigt die aktuelle Ausgabe des Verkehrswende-Radars, einer vierteljährlich erscheinenden Datenanalyse des Thinktanks Agora Verkehrswende.

„Der Blick auf Deutschlands Verkehrsdaten ist ernüchternd“, sagt Dr. Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende. „Spürbare Effekte auf das Mobilitätsverhalten hatte in den letzten Jahren allein das Deutschlandticket. Effekte auf das Pkw-Aufkommen durch die Nutzung von Home-Office sind kaum mehr erkennbar. Das ist zu wenig für eine Bundesregierung, die ihrer Verantwortung für Gesellschaft, Wirtschaft und Klima gerecht werden will. Mit dem Klimaschutzprogramm, das die Bundesregierung gerade erarbeitet, hat sie die Gelegenheit, ihre Strategie für einen klimaneutralen Verkehrssektor bis 2045 festzulegen.“

Trotz des Anstiegs des Pkw-Aufkommens sieht Agora Verkehrswende weiterhin Anzeichen für eine schwächere individuelle Pkw-Nutzung. Schließlich liegt das Pkw-Aufkommen auf Autobahnen mit 99,5 Prozent immer noch leicht unter dem Vergleichsquartal von 2019, auf Bundesstraßen bei 97,7 Prozent, obwohl seitdem der Fahrzeugbestand kontinuierlich angewachsen ist – um 2,5 Millionen (plus 4,9 Prozent) auf insgesamt 49,5 Millionen Pkw. Einen Grund dafür, dass pro Pkw weniger gefahren wird, sieht Agora Verkehrswende in den seit der Corona-Pandemie erweiterten Möglichkeiten, zu Hause zu arbeiten.

Auffallend sind die hohen Werte für die Personenkilometer im öffentlichen Verkehr, vor allem im Regional- und Fernverkehr auf der Schiene. Hoch sind die Werte nicht nur im Vergleich zu 2019, sondern auch im Vergleich zum Fahrgastaufkommen. Diejenigen, die den öffentlichen Verkehr nutzen, legen also im Durchschnitt längere Strecken zurück als früher. Verschiedene Studien legen nahe, dass diese Zuwächse zu einem erheblichen Teil auf das Deutschlandticket zurückzuführen sind.

Auch zur Verfügbarkeit von batterieelektrischen Pkw bietet der Verkehrswende-Radar neue Kennzahlen. Dafür wurden die Listenpreise auf Basis von Marktdaten des ADAC ausgewertet. So lässt sich zeigen, dass die Preisspannen für E-Pkw in allen Segmenten größer werden und dass die Zahl der Modelle in fast allen Preisklassen wächst. Insbesondere in den kleineren Fahrzeugsementen und unteren Preisklassen gibt es aus Sicht von Agora Verkehrswende aber weiterhin viel Potenzial für ein größeres Angebot.

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