2024: Wohl höhere Fahrpreise im ÖPNV

Überfüllte und verspätete Züge, genervtes Bordpersonal und gesperrte Bahntoiletten: Wer häufig mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, der erlebt beinahe bei jeder Fahrt ein Abenteuer der eher unangenehmen Art. Geschichten davon gibt es nicht nur bei Social Media in Massen.
Das Deutschlandticket, das seit gut einem halben Jahr für den gesamten Nahverkehr gilt, hat diese Probleme nur noch weiter verschärft und sichtbar gemacht. Seit seiner Einführung gibt es laut Angaben der Verkehrsbetriebe rund 18 Prozent mehr Fahrgäste. Diese Zahl könnte sich im kommenden Jahr jedoch insofern wieder ändern, als die Fahrt mit dem ÖPNV nun doch wieder teurer werden soll.
Zwar lassen sich die einzelnen Tarife schwierig vergleichen, je nach Region lohnt sich dadurch auch das Deutschlandticket für manche Landkreise mehr als für andere. Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) aber soll etwa ein Einzelfahrschein im kommenden Jahr ab 3,30 Euro erhältlich sein und damit 30 Cent teurer sein als bislang. Auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) erhöht die Ticketpreise für Einzelfahrten um 30 Cent auf künftig 3,50 Euro.
Als Grund für die erneute Erhöhung im Jahr 2024 geben die Verkehrsbetriebe vor allem gestiegene Kosten für Personal und Energie, aber auch die Kraftstofffinanzierung an.
Eine durchaus gravierendere Entwicklung erwartet die Fahrgäste in Sachsen-Anhalt. Der Landkreis Stendal entschied vergangene Woche, dass das beliebte Deutschlandticket hier im Busverkehr nicht mehr gültig sein soll und Fahrgäste ab 2024 stattdessen wieder jede Fahrt einzeln zahlen müssen.
Ab dem 1. Januar ist das Deutschlandticket in Stendal und Umgebung demnach nicht mehr in den regionalen Bussen gültig, stattdessen müssen wieder Einzeltickets oder jeweilige Monatskarten des Verkehrsbetriebs gekauft werden. Züge der Deutschen Bahn sind demnach nicht von der Änderung betroffen.
Zitat der Vorsitzenden des Stendaler Kreistages, Annegret Schwarz (CDU): “Zum einen sind wir ja stark in der Haushaltskonsolidierung. Und zum anderen ist die Nutzbarkeit des Deutschlandtickets für unsere Bürger im Rahmen unseres öffentlichen Personennahverkehrs Bus nicht gegeben. Das steht in keinem Verhältnis.”
Schwarz betont auch, dass es wirklich nur um den Busverkehr gehe. “Was ich jetzt alles lese in der Presse, das hört sich ja so an, als hätten wir das Deutschlandticket im Landkreis Stendal abgeschafft. Das ist ja aber nicht der Fall.”
Immer wieder kam es in den vergangenen Monaten zu Diskussionen um die Finanzierung des Deutschlandtickets. Für das kommende Jahr besteht laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) trotz Absprachen zwischen Bund und Ländern noch immer eine Deckungslücke von 400 Millionen Euro.
Zunächst müssen Fahrgäste hier zwar keine Erhöhung fürchten, da die Kosten für das Deutschlandticket bis April 2024 gedeckt sind. Ob das Abo aber danach nochmal teurer wird, dazu möchte sich aktuell kaum jemand äußern.
Der ÖPNV wird in Deutschland zur Hälfte aus sogenannten Regionalisierungsmitteln des Bundes und zur Hälfte aus den Einnahmen der Ticketpreise finanziert. Für die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets sind die Verkehrsminister der Länder dazu angehalten, ein dauerhaftes Konzept zu erarbeiten.
Problematisch ist hierbei, dass aktuell keine weiteren Zuschüsse von Bund und Ländern mehr vorgesehen sind. Entsprechend werden die Mehrkosten aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Fahrgäste umgewälzt.
Die einzig gute Nachricht an den Veränderungen im deutschen ÖPNV dürfte dabei sein, dass zumindest die überfüllten Regionalzüge bald wieder der Vergangenheit angehören könnten. Als Hauptgrund für den Kauf des Deutschlandtickets geben in einer repräsentativen Schufa-Umfrage 38 Prozent der Nutzenden den vergleichsweise günstigen Preis an. Wird das Ticket 2024 ebenfalls teurer, wird zumindest die Fahrt entspannter.

Quelle: weatson.de, mdr.de

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