Die städtische Nahverkehrsgesellschaft traffiQ hat ihren Geschäftsbericht für das Jahr 2024 veröffentlicht. Trotz erheblicher Herausforderungen wie Personalmangel und technischer Probleme konnte der Frankfurter Nahverkehr ein erfolgreiches Jahr verzeichnen, mit steigenden Fahrgastzahlen und wichtigen Fortschritten bei der Mobilitätswende.
Stabilisierungsfahrplan als pragmatische Antwort auf Herausforderungen
Das Jahr 2024 war geprägt von den Auswirkungen des Fachkräftemangels im Nahverkehrssektor. Personalmangel und technische Probleme führten zu Fahrtausfällen, die eine Anpassung des Angebots erforderlich machten. Als Reaktion darauf führte die Stadt Frankfurt am Main im Januar 2024 den sogenannten „Stabilisierungsfahrplan“ ein. Diese Maßnahme erwies sich als erfolgreich: Durch die leichte Reduktion der Fahrten bei gleichzeitigem Einsatz zusätzlicher Wagen blieb das Platzangebot nahezu identisch, und das Nahverkehrsangebot wurde deutlich zuverlässiger. Auch wenn der im Nahverkehrsplan (NVP) definierte Wert von maximal 0,25 Prozent Fahrtausfällen (gemessen an der Gesamtkilometerleistung) noch nicht erreicht werden konnte, gab es erkennbare Verbesserungen. Bei der U-Bahn etwa konnte der prozentuale Anteil der Ausfälle von durchschnittlich 2,6 Prozent in 2023 auf 1,5 Prozent in 2024 gesenkt werden.
Fahrgastzahlen steigen weiter
Die Zahlen belegen den Erfolg dieser Strategie: 2024 nutzten etwa 231 Millionen Fahrgäste den Frankfurter ÖPNV, was einem Anstieg von rund 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr, mit rund 229 Millionen Fahrgästen, entspricht.
„Die Zahlen zeigen, dass wir mit dem Stabilisierungsfahrplan den richtigen Weg eingeschlagen haben. Unsere Fahrgäste schätzen vor allem die höhere Zuverlässigkeit des Angebots. Lieber ein etwas reduzierter, aber verlässlicher Fahrplan als häufige spontane Ausfälle. Das spiegelt sich auch in den Zufriedenheitswerten wider.“
Prof. Dr.-Ing. Tom Reinhold, Geschäftsführer von traffiQ
Fahrgastzufriedenheit über dem bundesweiten Durchschnitt
Erfreulich ist, dass die Zufriedenheit der Frankfurter Fahrgäste mit ihrem Nahverkehr 2024 weiterhin über dem bundesweiten Durchschnitt lag. Dies ist besonders bemerkenswert angesichts der Herausforderungen, mit denen der Nahverkehr konfrontiert war. Die Gesamtzufriedenheit der Frankfurter Fahrgäste beträgt auf einer Skala von eins, vollkommen zufrieden, bis fünf, unzufrieden, eine 2,75. Der bundesweite Durchschnitt beträgt 2,96.
Solide Finanzen trotz strukturellem Defizit
Für den Jahresabschluss 2024 erhielt traffiQ den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk. Aufgabenbedingt weist traffiQ im Jahr 2024 einen Verlust in Höhe von rund 13 Millionen Euro aus, der jedoch rund vier Millionen Euro besser ausfällt als der im genehmigten Wirtschaftsplan geplante Jahresfehlbetrag. Die von traffiQ im Jahr 2024 verwalteten Treuhandgelder belaufen sich auf eine Höhe von fast 436 Millionen Euro im Vergleich zu rund 420 Millionen Euro im Vorjahr.
Innovative Projekte trotz Herausforderungen
Trotz der angespannten Personalsituation hat traffiQ im vergangenen Jahr zahlreiche zukunftsweisende Projekte vorangetrieben:
- Elektrifizierung der Busflotte: Die Anschaffung weiterer Wasserstoffbusse und die Inbetriebnahme der ersten Wasserstofftankstelle durch die In-der-City–Bus GmbH (ICB) beschleunigen die Elektrifizierung der Busflotte. Ende 2024 waren bereits 68 batterieelektrische und 23 Wasserstoffbusse im Einsatz, was 21 Prozent der Gesamtflotte entspricht.
- Umweltprämie: Frankfurter, die ihren Pkw abschaffen, können ein Jahr lang das Deutschlandticket beziehen. Ende Februar 2025 hatten bereits 375 Personen von diesem Angebot Gebrauch gemacht.
- Intermodale Angebote: Die ersten sieben Mobilitätsstationen wurden 2024 eingerichtet. Zudem wurde eine intermodale Mitfahrplattform für flexible Mobilitätslösungen in Frankfurt und RheinMain eingeführt. In den ersten acht Wochen konnten bereits über 800 Fahrgemeinschaften gebildet werden.
- Infrastrukturausbau: traffiQ befasste sich federführend mit dem viergleisigen Ausbau der Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof, der auf eine deutliche Kapazitätserweiterung abzielt.
Fokus auf die Menschen im Nahverkehr
Ein besonderer Schwerpunkt lag auch 2024 darauf, verstärkt auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen, die den ÖPNV nutzen oder darin arbeiten:
- Vorstellung eines neuen, kundenfreundlichen Busdesigns
- Intensivierung des ÖPNV-Schulungsprogramms “Nahverkehr ganz leicht”, das sich besonders an Personen ab 60 Jahren richtet
- Erarbeitung eines breiten Spektrums an Lösungsansätzen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Arbeitsgruppe Personal
Wolfgang Siefert, Dezernent für Mobilität der Stadt Frankfurt am Main, betont:
„Die Mobilitätswende in Frankfurt voranzutreiben, bleibt unser oberstes Ziel. Die Ergebnisse des Geschäftsberichts 2024 zeigen, wie schnell, ergebnisorientiert und professionell traffiQ auch unter schwierigen Bedingungen arbeitet. Weil traffiQ diese hervorragende Arbeit leistet, haben wir dem Unternehmen zusätzliche Zukunftsaufgaben wie die Konzeption und Umsetzung der Mobilitätsstationen und Innovationsprojekte für einen effizienteren, digital vernetzten ÖPNV übertragen. Und mit pragmatischen Lösungen wie dem Stabilisierungsfahrplan hat die Gesellschaft bewiesen, dass sie auch in herausfordernden Zeiten handlungsfähig bleibt. Am Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs führt kein Weg vorbei, wenn wir den Verkehr in der wachsenden Stadt beherrschen, unsere Klimaziele erreichen und die Lebensqualität in unserer Stadt verbessern wollen.“
Der Geschäftsbericht 2024 von traffiQ ist ab sofort online unter traffiQ.de/geschaeftsbericht2024 verfügbar.