Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. zieht Bilanz für das erste Halbjahr 2025: „Die Bahnindustrie schreibt starke Zahlen fort, insbesondere der Infrastrukturbereich spiegelt auf dem Heimatmarkt die Bundesinvestitionen der vergangenen Jahre wider. Doch die Elektrifizierung und die Digitalisierung des Schienennetzes bleiben stark hinter unseren Erwartungen zurück“, sagte VDB-Präsident Andre Rodenbeck.
Die Bilanzzahlen für das erste Halbjahr 2025 pendeln sich nach einem schwachen ersten Halbjahr 2024 wieder auf das Niveau der Vorjahre ein. Die Bahnindustrie in Deutschland verzeichnet im ersten Halbjahr 2025 einen Umsatz von 7,6 Milliarden Euro und wächst zum Vorjahreszeitraum um 17 Prozent. Treiber ist das Auslandsgeschäft, das mit 30 Prozent Wachstum auf 3,1 Milliarden Euro rund 41 Prozent des gesamten Umsatzes ausmacht. Das traditionell stärkste Segment bleibt das Fahrzeuggeschäft, das mit 5,5 Milliarden Euro Umsatz im In- wie im Ausland um insgesamt 22 Prozent ansteigt. Aufgrund des dynamischen Heimatmarktes wächst auch die Infrastruktursparte um 5 Prozent auf insgesamt 2,1 Milliarden Euro an.
Die Auftragseingänge der Bahnindustrie in Deutschland bleiben mit einem Volumen von 12,5 Milliarden Euro und einem Wachstum um 52 Prozent hoch. Grund ist vor allem die starke Auftragslage im Ausland, die um 104 Prozent ansteigt. Aufträge im Fahrzeugbereich steigen auf 7,6 Milliarden Euro und in der Infrastruktur auf 4,9 Milliarden Euro an.
Trotz starker Entwicklung insbesondere im Infrastrukturgeschäft, gehen die Elektrifizierung und Digitalisierung des Schienennetzes im Inland deutlich zu langsam voran. Während europäische Nachbarländer bereits mehr als die Hälfte ihrer Netze digitalisiert haben, sind in Deutschland erst unter 2 Prozent der Infrastruktur mit digitaler Leit- und Sicherungstechnik ausgerüstet. Nur knapp 40 Prozent der Stellwerke sind bislang digital ertüchtigt. Auch die Elektrifizierung stockt: Es erreichen mehr Fahrleitungsanlagen ihr Lebensende, als neue Oberleitungen gebaut werden. Schon zwischen 2021 und 2025 haben rund 4.500 Kilometer Fahrleitung ausgedient, im Zeitraum 2026–2035 werden es rund 12.500 weitere Kilometer sein. Bis 2045 steigt der Ersatzbedarf auf rund 19.000 km. Zwischen 2021–2024 wurden jedoch nur knapp 690 km erneuert. Ein Weiter-so vergrößert den Instandhaltungsrückstand.
„Trotz starker Bilanz sehen wir in der Bahnindustrie noch keine konsequente Trendwende hin zu einer nachhaltigen Modernisierung der Schiene. Die Agenda für zufriedene Kunden gibt den Kurs vor, der Bundeshaushalt legt die finanzielle Basis, notwendige Konzepte hat der Sektor bereits gemeinschaftlich erarbeitet. Jetzt muss es schnell in die Umsetzung gehen, damit wir das Angebot nicht nur halten, sondern entsprechend der Bedürfnisse von Fahrgästen und der Wirtschaft verbessern können. Für das notwendige mehr an Geschwindigkeit sind Prozesse deutlich zu straffen“, fordert Rodenbeck.
Für eine rasche Modernisierung der Schiene braucht es dringend eine zielgerichtete Weiterentwicklung der Finanzierung für überjährig gesicherte Investitionen in die Schiene, anwachsende Regionalisierungsmittel für die Fahrzeugbeschaffung sowie eine Digitalisierungsstrategie des Bundes noch vor 2027, wie es bislang in der Agenda des Bundesministeriums für Verkehr avisiert ist.








