NRW-Mobilitätsforum 2022

Die Auswahl der Redner für die Impulsvorträge und der Diskussionsrundenteilnehmer auf dem diesjährigen NRW-Mobilitätsforum in Köln zeigt, welches Thema die Veranstaltung dominierte – der umweltgerechte Umbau des Personenverkehrs. Ob Marissa Reiserer, Verkehrsexpertin bei Greenpeace, Buchautor Frank Schätzing oder Verkehrswende-Expertin Katja Diel, alle sprachen eindringlich darüber, dass die Verkehrswende jetzt sofort eingeleitet werden muss, wenn die Klimaziele noch erreicht werden sollen. Und die Redaktion des Auditoriums (ca. 300 Teilnehmer) machte deutlich, dass dieser Aufruf in der Branche auf fruchtbaren Boden fällt.
Eines wurde an dem Tag aber auch deutlich: In den öffentlichen Nahverkehr muss viel mehr Geld investiert werden, als bisher geplant ist, um das Gewollte auch erreichen zu können.
Zum inzwischen dritten Mal haben der Nahverkehr Rheinland (NVR), der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) das NRW-Mobilitätsforum gemeinsam ausgerichtet und dabei in diesem Jahr den Fokus auf die aktuellen Herausforderungen für die Mobilitätsbranche gelegt.
Zu den diskutierten Fragen zählten unter anderem: Welche Angebote können die Menschen überzeugen, nach der Corona-Krise auf Bus, Bahn und Zug umzusteigen? Wie lässt sich ein auskömmlicher und auch in der Fläche attraktiver Nahverkehr realisieren? Verkehrsunternehmen am Limit – ist der Wettbewerb womöglich gescheitert?

Quelle: Nahverkehrs-praxis, Nahverkehr Rheinland GmbH

Mobilität für nicht mehr als einen Euro pro Tag

Die Regierende Bürgermeisterin Berlins Franzika Giffey sieht vor der Bund-Länder-Runde am 2. November die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs als zentralen Punkt neben der Gaspreisbremse. „200 Milliarden Euro Auffangschirm für die Gaspreisbremse, das ist ein ganz großer Punkt und ein riesiger Betrag, der eingesetzt wird”, so Giffey im Politik-Podcast des Fernsehsenders phoenix „unter 3″. Neben Fragen wie der Finanzierung der Flüchtlings- sowie Wohngeldkosten stünden aber die Regionalisierungsmittel für den Ausbau der öffentlichen Nahverkehrsstrecken im Fokus. „In der Priorisierung ist das Thema Regionalisierungsmittel schon relativ weit oben. Das bundesweite Ticket für 49 Euro ist eine gute Sache”, so die SPD-Politikerin. „Wir in Berlin sagen natürlich: 49 Euro ist zu hoch für die Berlinerinnen und Berliner. Wir haben einen riesigen Bedarf an öffentlichem Nahverkehr und wenn wir die Verkehrswende und die klimaneutrale Stadt vor 2045 schaffen wollen, dann ist der öffentliche Nahverkehr ein echter Gamechanger.” Daher wünsche sich Giffey, „ein 29-Euro-Ticket weiterzuführen, auch über dieses Jahr hinaus. Unser Anspruch muss sein, dass wir in Berlin sagen: Mobilität für nicht mehr als einen Euro pro Tag.” Dies sei ein Anreiz für die Bürger:innen, das Auto stehen zu lassen und auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen, so Giffey weiter.

Quelle: presseportal.de

Deutschlandtakt für bessere Angebote

Der Deutschlandtakt macht die Schiene fit für die Zukunft. Er ist der zentrale Kompass für die infrastrukturelle Weiterentwicklung des Schienennetzes. Ziel ist eine leistungsfähige und zuverlässige Infrastruktur. Um das zu erreichen, vollzieht das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gemeinsam mit allen Beteiligten einen Paradigmenwechsel in der Infrastrukturplanung. Der Ansatz ist „erst der Fahrplan, dann die Infrastruktur“.
Die konkreten Verbesserungen, die der Deutschlandtakt in der Region Nord-West auf die Schiene bringen soll, hat der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Herr Parlamentarischer Staatssekretär Theurer, am Dienstag in der dritten von deutschlandweit vier Regionalkonferenzen in Hamburg vorgestellt. Gemeinsam mit Vertretern der Länder und der Branche wurden verschiedene Perspektiven auf den Deutschlandtakt betrachtet.

Parlamentarischer Staatssekretär Michael Theurer: „Mit dem Deutschlandtakt haben wir erstmalig ein Gesamtkonzept für die Schiene, das den Nah-, Fern- und Güterverkehr gleichermaßen umfasst und in Etappen schnell erfahrbar wird. Es geht dabei ausdrücklich nicht um isolierte Rennstrecken, sondern um leistungsfähige und zukunftsgerechte Schienenwege mit attraktiven Angeboten und kurzen Reisezeiten bis in die Regionen. Gemeinsam mit allen Beteiligten gilt es nun, die für den Deutschlandtakt notwendigen Maßnahmen – natürlich unter Berücksichtigung der regionalen Belange – zielgerichtet voranzubringen. Der Deutschlandtakt beinhaltet dabei nur die verkehrlichen Anforderungen, die konkrete Ausgestaltung der Projekte einschließlich der Trassenführung erfolgt in den weiteren Planungsphasen.“

Der Deutschlandtakt ist kein abstraktes Ziel, sondern wird Schritt für Schritt konkreter: Auf dem Wege zum Deutschlandtakt befinden sich derzeit Maßnahmen mit einem Investitionsvolumen von rund 26 Mrd. Euro in der Region Nord-West in der Planung bzw. Umsetzung. Dies betrifft unter anderem die Achsen Münster – Lünen, Hannover – Hamburg/Bremen, Hannover – Bielefeld, Hamburg – Lübeck – Puttgarden, Brunsbüttel- Wilster sowie die Knoten Köln, Hamburg und Hannover.
Ausführliche Informationen zum Deutschlandtakt: https://www.deutschlandtakt.de

Quelle: Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)

Tim Dahlmann-Resing zum VDV-Vizepräsidenten gewählt

VDV-Präsidiumsmitglied Tim Dahlmann-Resing, Vorstand der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg und langjähriger Vorsitzender des Allgemeinen Ausschuss für Planung, wurde heute (25.10.2022) einstimmig zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates TRAM und zum VDV-Vizepräsidenten gewählt. Dahlmann-Resing folgt VDV-Vizepräsident Hubert Jung, der seit Oktober 2016 dem Verwaltungsrat TRAM vorstand.

Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV)

Wird das 49-Euro-Ticket ein Flop?

Bund und Länder haben bisher keine Einigung zur Finanzierung des 49-Euro-Tickets erzielt, und obwohl es eigentlich im Januar losgehen sollte, sind viele Details (u. a. Rabatte, Automatenverkauf) noch nicht geklärt.
Laut INSA-Umfrage im Auftrag der BILD-Zeitung verlieren die Deutschen die Lust am klimafreundlichen Fahren. Danach ist nicht einmal jeder fünfte Erwachsene (19 Prozent) sicher, dass er ein 49-Euro-Ticket nutzen wird. Jeder Vierte (26 Prozent) ist unsicher, fast jeder Zweite (46 Prozent) will es nicht nutzen. Zudem wäre laut Umfrage die Kaufbereitschaft viel größer, wenn mit dem Ticket auch Fernbusse genutzt werden dürften. Vor allem unter 30-Jährige (87 Prozent) würden dann eher zugreifen.

Quelle: bild.de

Nahverkehr fährt zuerst

Billiger, schneller, weiter – so könnte er aussehen, der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) der Zukunft. Im Koalitionsvertrag verpflichten sich die Ampel-Parteien im Lauf ihrer Legislaturperiode das Bus- und Bahnfahren angenehmer zu machen. Auch die Länder arbeiten an einem Konzept, wie der Nahverkehr in Deutschland im Jahr 2030 aussehen soll.
Die Hamburger leiten eine Arbeitsgruppe, der auch Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen und Thüringen angehören. In sechs Etappenziele wollen die Verkehrsexperten erreichen, dass sich die Menschen in Deutschland weniger häufig allein im Auto fortbewegen, sondern auf nachhaltige Verkehrsmittel umsteigen. In einem Berichtspapier, das Business Insider vorliegt, sind die Ziele genannt.
Zum einen soll das Angebot so ausgebaut werden, dass der Nahverkehr in Qualität und Häufigkeit mit dem Auto mithalten kann. Das soll dadurch gelingen, dass man in sogenannten Schwachlast-Räumen und -zeiten – wenn also wenige Fahrgäste unterwegs sind – auf Ruf-Verkehre setzt. Bei der Planung der Anschlüsse wird der Deutschlandtakt zwecks Synchronisation mit dem Schienenfernverkehr berücksichtigt.
Eine wichtige Voraussetzung dafür sei eine gute Infrastruktur und die Modernisierung der Flotte. Nur so könne ein verlässlicher Betrieb sichergestellt werden. Dabei sind die Länder und Kommunen selbst am Drücker: Denn sie verpflichten sich, in Zukunft bei der Raum- und Verkehrsplanung den Nahverkehr stets mitzudenken, damit die Flächen effizient genutzt werden. Wichtig nach Meinung der sieben mitarbeitenden Länder: Wenn bei künftigen Bauvorhaben der enge Raum aufgeteilt wird, hat der Nahverkehr oberste Priorität, notfalls zulasten des Autoverkehrs. So heißt es in dem Papier. Auch bei Ampelschaltungen solle künftig gelten: Nahverkehr fährt zuerst.
All das solle dazu beitragen, dass im Land eine Kultur entstehe, in der der ÖPNV ein hohes Ansehen genießt. Wichtig dafür auch die Digitalisierung, um effizienten und barrierefreien ÖPNV für Reisende bereitzustellen. Dazu gehört nach Meinung der Verkehrsexperten natürlich der Zugang zu Abfahrtzeiten und Kapazitäten in Echtzeit. Problem hierbei: Die Deutsche Bahn liegt gerade noch mit dem Bund im Clinch darüber, sie will ihre Echtzeitdaten nicht für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Für einen rundum gern genutzten ÖPNV schlagen die Verkehrsminister zudem noch ein digital verknüpftes Mobilitätsangebot vor, damit Fahrgäste „die erste und letzte Meile rund um eine ÖPNV-Fahrt“ ganz einfach mit Leihautos, -rädern oder -rollern zurücklegen.
Einen Punkt haben die Verkehrsexperten schon fast erfüllt: „Attraktive Tarife für eine niedrige Einstiegshürde, die nutzerorientiert nahtlose Reiseketten ermöglicht“, ist eines der sechs Etappenziele. Kommt das „Deutschlandticket“, wie es Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) nennt, können die Bürger bundesweit mit einem Ticket zum Preis von 49 Euro im Monat im Nahverkehr unterwegs sein.
Punkt 5 „resiliente Finanzierung“ ist da noch umstrittener. Wie es aussieht, haben sich auch die Länderchefs und Ministerpräsidentinnen in diesen Tagen nicht auf die Finanzierung des Deutschlandtickets einigen können. Doch nur ausreichend Geld von Bund und Ländern bilde die „Grundlage für Zukunftsinvestitionen und attraktive Angebote“ im Nahverkehr, heißt es im Papier. Die Verkehrsminister der Länder schlagen auch neue Wege vor, über die Geld in die Kassen kommen soll. Beispielsweise die sogenannte Drittnutzerfinanzierung über verpflichtende Bürgertickets, eine Nahverkehrsabgabe oder einer Arbeitgeberabgabe.
Der größte Knackpunkt, egal ob bei Bussen oder Bahnen: Die Pünktlichkeit. Nur dadurch könne man den Fahrgästen planbare Reisen garantieren und sicherstellen, dass die Umstiege erreicht werden.
Endgültig beschlossen wurde von den Aufgaben allerdings noch keine.

Quelle: Business Insider

20 Jahre ÖV-Datenverbund NRW

Auf Initiative des damaligen Landesverkehrsministeriums ist im Jahr 2002 der ÖV-Datenverbund NRW ins Leben gerufen worden. Ziel war und ist es, landesweite Fahrplandaten auf einem hohen und einheitlichen Informationsniveau bereitzustellen. Die Koordination hat von Beginn an die beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) angesiedelte zentrale Koordinierungsstelle (ZKS) übernommen. Gemeinsam mit den weiteren NRW-Verbünden bzw. Zweckverbänden, Aachener Verkehrsverbund (AVV), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), die als Regionale Koordinierungsstellen (RKS) die Steuerung auf regionaler Ebene übernehmen, feierten die Partner nun das 20-jährige Jubiläum der Organisation.
Bei einem kleinen Festakt blickten die Vertreter der NRW-Verbünde und anderer Bundesländer auf die erfolgreiche Arbeit des ÖV-Datenverbunds zurück, der mit der „Handlungsanweisung zur Realisierung des Landesweiten Datenverbundes in NRW“ durch das damalige NRW-Verkehrsministerium initiiert wurde. Unter der Steuerung der ZKS sammelt der Datenverbund die Nahverkehrsdaten aus ganz NRW und schafft die Basis für landesweit einheitliche Auskünfte.
Der ÖV-Datenverbund gehört in Deutschland zu den Vorreitern beim Datenmanagement im öffentlichen Personennahverkehr und unterstützt seit Jahren u.a. das Routing von Tür zu Tür, Fahrgastinformation über Verbund- und Landesgrenzen hinweg, sowie die Bereitstellung über OpenData. Sämtliche, auch neuen Entwicklungen in NRW, wie z.B. mobil.nrw, eezy.nrw sowie die Multimodale Datendrehscheibe und Westfälische Mobilitätsplattform bedienen sich dieser Daten aus dem ÖV-Datenverbund. Über das bereitgestellte OpenData Angebot werden Innovationen und neue Applikationen wie z.B. der WDR-Reichweiten-Checker erst ermöglicht sowie die Anforderungen der Mobilitätsdatenverordnung erfüllt.
Auch in Zukunft wird der ÖV-Datenverbund mit seinen Koordinierungsstellen die (Daten-)Basis für die Vorhaben/Projekte der Verbünde, Aufgabenträger, Verkehrsunternehmen und des für Verkehr zuständigen Ministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen liefern. Als Bertreiber des Landeshintergrundsystems DELFI NRW wird er eine zentrale Rolle bei Externer LinkMaaS NRW einnehmen. MaaS steht für Mobility as a Service und hat das Ziel, ein über alle möglichen Verkehrsmittel übergreifendes, nahtloses Mobilitätsangebot für die Menschen in Nordrhein-Westfalen zu schaffen. Indem es sich am Aufbau des geplanten „Gebündelten Datenzugangs NRW“ aktiv beteiligt und die Daten- und Informationsqualität verbessert, unterstützt die ZKS das für Verkehr zuständige Ministerium des Landes Nordrhein-Westfalen in fachlichen Fragestellungen und bei seinen Aufgaben im Zusammenhang mit dem Mobility Data Space, welcher auf Bundesebene die entsprechenden Mobilitätsdaten bündelt.

Quelle: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR

Oppeln stockt die E-Busflotte auf

Das Verkehrsunternehmen Miejski Zakład Komunikacyjny (MZK) in Oppeln hat sich für die Beauftragung von Solaris mit der Herstellung von acht Elektrobussen entschieden. Sechs Urbino 12 electric und zwei Urbino 18 electric werden zusammen mit der Ladeinfrastruktur geliefert, die im Betriebshof errichtet wird. Zudem wird noch ein Pantograf-Lademast an der Endhaltestelle in der Straße Kazimierza Pużaka aufgestellt. Die ersten Lieferungen sind für Mitte 2023 geplant.
Die 12-Meter-Version bietet Platz für ca. 75 Fahrgäste, darunter für 28 auf Sitzplätzen, während die 18 Meter langen Fahrzeuge ca. 110 Passagiere mitnehmen können, darunter 36 auf Sitzplätzen.
Zur Standardausstattung der Oppelner Flotte gehört ein Fahrgastinformationssystem mit Ansagen, elektronische Fahrtzielanzeigen, ein Fahrkartenautomat und elektronische Entwerter. Fahrgästen werden auch USB-Ladebuchsen und an Haltestangen angebrachte Desinfektionsmittelspender zur Verfügung stehen. Für thermischen Komfort sorgt, sowohl an kalten als auch an heißen Tagen, eine effiziente Klimaanlage mit Heizpumpe. Die Klimaanlage wird von einem Antiviren-System unterstützt, die die UV-Technologie nutzt. Zu mehr Sicherheit sowohl des Fahrpersonals als auch der Fahrgäste trägt das Mobileye Shield+-System bei, das dem Fahrer dank den außen am Fahrzeug platzierten Kameras eine bessere Sicht verschafft. Der Notbremsassistent (Collision Mitigation System, CMS) hingegen leitet automatisch den Bremsvorgang ein, sobald er die Gefahr eines Frontaufpralls erkennt.
Die Busse sind mit High Energy-Batterien und einem zentralen E-Motor ausgestattet. Während des Tages wird die Nachladung der Batterien mit invertierten Pantografen erfolgen, der vom Lademast auf das Fahrzeugdach gesenkt wird. Nachts hingegen werden die Busse auf dem Gelände des MZK-Betriebshofs konventionell per Stecker geladen.
Die E-Busse für Oppeln werden auch über die Funktion der thermischen Vorkonditionierung während des Ladevorgangs verfügen. Dies lässt die Fahrzeugreichweite erhöhen und die Zeit zwischen dem Start des Busses und der Erreichung einer optimalen Temperatur für die Beförderung von Fahrgästen im Fahrzeuginnenraum verkürzen. Darüber hinaus wird die kinetische Bremsenergie des Fahrzeugs beim regenerativen Bremsen in elektrische Energie umgewandelt.

Quelle: Solaris Bus & Coach

Diskussion über das 9-Euro-Nachfolgeticket

Mit dem 49-Euro-Ticket steht ein Nachfolger des erfolgreichen 9-Euro-Tickets in den Startlöchern, mit dem Verbraucher in Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland den öffentlichen Nahverkehr ab Januar 2023 bundesweit für wenig Geld nutzen könnten. Doch gibt es weiterhin Diskussionsbedarf über die Finanzierbarkeit. Die Gefahr von Kürzungen des Leistungsangebots steht im Raum.

„Der Bund und die Länder müssen sich endlich nach monatelangen Verhandlungen über die langfristige Finanzierung des Nahverkehrs in Deutschland verständigen. Sonst werden wir im VRR auf das Leistungsangebot vor der Wende der 80er Jahre zurückfallen. Dann können wir die Mobilitätswende und die Erreichung der Klimaziele definitiv nicht 2030 erreichen“, sagte Jose Luis Castrillo, Vorstand des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) der Rheinischen Post.

Grund sei ein Defizit von 520 Millionen Euro im kommenden Jahr, sollten die Einnahmeverluste wegen Corona-Spätfolgen und des angekündigten 49-Euro-Tickets nicht ausgeglichen werden. Bund und Länder seien nun verpflichtet, die sogenannten Regionalisierungsmittel ausreichend zu erhöhen.
„Sofern es nicht eine ausreichende Finanzierung gibt, kann ich meinen Gremien eigentlich nicht vorschlagen, ein solches Konzept abzusegnen“, sagte Castrillo. Betroffen wären davon unter anderem das Ruhrgebiet mit Städten wie Dortmund, Bochum, Essen und Oberhausen sowie das Rheinland mit Düsseldorf und Mönchengladbach.
Das Problem, das der VRR-Vorstand aufzeigt: Rund 100.000 neue Abonnenten im VRR-Bereich seien durchaus denkbar. Die rund 52 Millionen Euro, die mit dem 49-Euro-Ticket dann erwirtschaftet würden, seien schon in der Defizitrechnung enthalten. Castrillos Forderung: Bund und Länder sollen sich schnellstmöglich auf ein neues Konzept mitsamt Finanzierung einigen.
Grundsätzlich sei der VRR-Vorstand ein Befürworter der Vereinfachung des Nahverkehrstarifs. „Wir sind hochmotiviert, das Bundesticket und ein konsistentes Tarifkonzept auf Landesebene in 2023 stufenweise umzusetzen. Die Kunden müssen es einfach haben, wir müssen stark auf Digitalisierung setzen, aber wir müssen auch die tatsächlichen Kosten erstattet bekommen“, sagte Castrillo und forderte zum landesweiten Handeln auf.

Quelle: Rheinische Post

Fünf Tage Arbeitskampf bei der SWEG

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft zum vierten Mal alle Lokomotivführer, Zugbegleiter, Werkstattmitarbeiter, Ausbilder, Mitarbeiter des SWEG-Kundencenters und Disponenten der SWEG Südwestdeutsche Landesverkehrs GmbH (SWEG) und der SWEG Bahn Stuttgart GmbH (SBS), die Mitglieder der GDL oder nicht organisiert sind, zu einem Streik vom 20. Oktober, 2 Uhr bis zum 25. Oktober 2022, 2 Uhr auf.
Dem Arbeitgeber ist laut GDL jedes, auch jedes unzulässige, Mittel Recht, um die Streikbereitschaft der Eisenbahner für die berechtigen Ziele für bessere Entgelt- und Arbeitsbedingungen auszuhöhlen. Der Aufsichtsrat hat nach Aussage der GDL nun entschieden, die SBS – obwohl schriftlich zugesagt – wegen der Arbeitskämpfe der eigenen Mitarbeiter nicht zu kaufen. GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky: „Es ist ein Skandal höchster Güte, wenn ein Unternehmen das gesetzlich verankerte Streikrecht mit solch perfiden Mitteln angreift.“ Das sehe auch die SPD so. Die SPD-Abgeordneten Hans-Peter Storz und Boris Weirauch kritisieren demnach den geplanten Wiederverkauf der SWEG Bahn Stuttgart durch den SWEG-Mutterkonzern mit der Begründung, eine Gewerkschaft von einem Unternehmen fernzuhalten.

Weselsky: „Wir lassen uns von all dem nicht einschüchtern.“ Das haben die Eisenbahner bei der Urabstimmung mit einer mehr als 95-prozentigen Zustimmung zu weiteren Arbeitskämpfen bewiesen. „Der Arbeitgeber weiß genau: Nur mit unserer starken GDL sind bessere Entgelt- und Arbeitsbedingungen dauerhaft garantiert und er kann nicht länger am deutlich schlechteren Eisenbahn-Tarifvertrag festhalten“, so der Bundesvorsitzende.

Quelle: Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL)