mofair fordert reformierten DB-Konzern

Bundesverkehrsminister Volker Wissing und DB-AG-Chef Richard Lutz haben vor der Bundespressekonferenz eine neue Strategie zur Sanierung der Eisenbahninfrastruktur vorgestellt. Inhaltlich Neues gab es laut dem Verband mofair kaum zu hören. Es stelle sich die Frage, wozu dieser Termin vor der Sitzung des DB-Aufsichtsrats, vor dem Regierungsentwurf des Bundeshaushalts 2023 und vor einem Konzept für eine im Koalitionsvertrag vorgesehene gemeinwohlorientierte Schieneninfrastrukturgesellschaft gut sein sollte. Dass die Qualität der Infrastruktur mies zu nennen ist, wissen laut mofair Fahrgäste und Verlader im Güterverkehr schon länger, und seit dem 30. Mai räume es auch die DB selbst ein.

mofair-Präsident Tobias Heinemann: „Das vermeintlich neue ‚radikale Bauen‘ könnten die DB-Infrastrukturtöchter bereits heute praktizieren. Es ist nicht verboten, nicht voll abgeschriebene Gewerke zu erneuern, wenn eine Strecke grundsaniert werden soll. Auch Modernisierungen sind möglich. Das Problem sind vielmehr schlecht organisierte Prozesse bei der Baustellenplanung, der Beschaffung und der Kommunikation und vor allem die Gewinnorientierung der DB-Infrastrukturtöchter, die einer Qualitätsorientierung heute im Wege stehen. Es ist zwar richtig, dass wir insgesamt mehr Geld für Instandhaltung, Aus- und Neubau und die Digitalisierung der Schiene brauchen. Den notwendigen Vertrauensvorschuss kann aber nur ein reformierter DB-Konzern beanspruchen. Mehr Mittel gibt es nur im Paket mit Strukturreformen.“

Der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP sieht die Bildung einer gemeinwohlorientiert zu führenden, einheitlichen Schieneninfrastrukturgesellschaft vor. Wie diese genau auszugestalten ist, steht laut mofair derzeit noch nicht einmal in Ansätzen fest.

Quelle: mofair

Link zum mofair-Positionspapier „Eine starke Schieneninfrastrukturgesellschaft für die Verkehrswende“

GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky wiedergewählt

Claus Weselsky heißt der alte und neue Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Er wurde in der Generalversammlung vom 20. bis 21. Juni 2022 in Frankfurt von 97 Prozent der knapp 230 Delegierten unter dem Motto „Zukunft der Eisenbahnen – GDL ist der Garant“ gewählt. Auch der bisherige stellvertretende Bundesvorsitzende Lutz Schreiber wurde in dieser Arbeitstagung ebenfalls mit 97 Prozent in seinem Amt bestätigt. Neu im geschäftsführenden Vorstand sind der bisherige Betriebsratsvorsitzende der DB Cargo AG/ Aufsichtsratsmitglied im DB-Konzern Mario Reiß (56) und GDL-Tarifreferent Lars Jedinat, die ebenfalls mit großen Mehrheiten gewählt wurden. Der bisherige stellvertretende GDL-Bundesvorsitzende Norbert Quitter tritt aus persönlichen Gründen nicht mehr an.

Quelle: Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL)

Qualitätsbericht SPNV NRW 2021

Im Auftrag des Verkehrsministeriums NRW erstellte das Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan NRW den NRW-Qualitätsbericht für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Transparent, sachlich und umfassend wird auf insgesamt 52 Seiten die Betriebs- und Infrastrukturqualität im Berichtsjahr 2021 in Nordrhein-Westfalen untersucht.
Die durchschnittliche Pünktlichkeitsquote der Bahnen in NRW lag 2021 bei 84,2% (2020: 86,8%). Fehlende Infrastrukturkapazitäten und viele Baustellen wirkten sich negativ auf nahezu alle Linien aus. Zusätzlich werden die Auswirkungen der Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz im Juli 2021 auf den SPNV thematisiert. Ein Sonderkapitel nimmt das Maßnahmenpaket „Robustes Netz I + II“ ein.
Regionalexpress (RE), Regionalbahn (RB) und S-Bahn waren 2021 weniger pünktlich als noch im Vorjahr. Am pünktlichsten waren die RB-Linien mit einer durchschnittlichen Pünktlichkeit von 86,8% (2020: 88,5%). Die Pünktlichkeitsquote der S-Bahnen liegt bei 83,6% (2020: 87,2%) und die der RE-Linien bei 81,1% (2020: 84,3%). Als zu spät gilt ein Zug ab einer Verspätung von 3:59 Minuten. Die ausgefallenen Zugkilometer stiegen im Vergleich zu den Vorjahren weiter an. Ausfälle aufgrund der hohen Bautätigkeit wurden durch Ersatzverkehre mit Bussen aufgefangen.
Auch die Infrastrukturqualität wurde untersucht: Die Analyse der so genannten Langsamfahrstellen zeigt, dass Mängel an der Schieneninfrastruktur zugenommen haben. Insgesamt ist die durchschnittliche Anzahl an Langsamfahrstellen je Monat von 62 im Jahr 2020 auf 66 im Jahr 2021 leicht angestiegen. Die Auswirkungen der Flutschäden zeigen sich dabei hingegen kaum, da häufig ganze Streckenabschnitte gesperrt werden mussten. Langsamfahrstellen sind Streckenabschnitte auf denen z. B. aufgrund von Einschränkungen nicht die maximale Geschwindigkeit gefahren werden kann.
Das Maßnahmenpaket „Robustes Netz I + II“ wurde 2021 ausgeweitet. Insgesamt 35 kleine und große Investitionen in das Schienennetz sollen für einen reibungsloseren und flexibleren Betriebsablauf während Bauphasen und Störungen sorgen. Für die nächsten Jahre stellt das Land hierfür mehr als 300 Millionen Euro zur Verfügung.
Über 116,1 Mio. Zugkilometer (2020: 115,1 Mio Zkm.) wurden von den Aufgabenträgern (Nahverkehr Rheinland NVR, Nahverkehr Westfalen-Lippe NWL, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR) für den SPNV in NRW bestellt, damit wurde das Angebot weiter erhöht und erreicht 2021 erneut einen neuen Höchststand.
Mit Einführung der neuen RRX-Fahrzeuge auf der Linie RE4 zum Fahrplan 2021 befinden sich nun alle 84 Fahrzeuge der RRX-Flotte im Vorlaufbetrieb.
Der mittlerweile zum 11. Mal erstellte Qualitätsbericht macht die in NRW erhobenen Daten transparent und zeigt langfristige Entwicklungen der Betriebs- und Infrastrukturqualität auf. Durch den Vergleich von Kennzahlen, die über mehrere Jahre vorliegen, können Tendenzen entdeckt und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die den Schienenpersonennahverkehr langfristig stärken sollen. Das KC ITF NRW ist eines der vier vom Land geförderten Kompetenzcenter zur Koordinierung von Schwerpunktthemen im Personennahverkehr. Seinen Sitz hat es in Bielefeld beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL).

Quelle: Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL)

Link zum Downloadbereich des Berichts

ModelRad – für eine bessere Radverkehr-Infrastruktur

Die Ziele der Verkehrswende, darunter lebenswertere Städte, gesunde Luft und Klimaschutz, und der damit einhergehende Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie das Fahrrad steigern die Notwendigkeit, den Radverkehr detailliert in Verkehrsmodellen zu berücksichtigen. Mit realitätsnahen Verkehrsmodellen können Informationen zur Verkehrsmittel- und Routenwahl von Verkehrsteilnehmenden abgebildet und die Wirkungen von bestehenden und neuen Radverkehrsanlagen quantifiziert werden.
Welche Datengrundlage wird hierzu benötigt? Mit dieser Frage beschäftigt sich das im Mai 2022 gestartete Projekt „ModelRad“ an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Die Stiftungsprofessur Radverkehr im ReLUT – Research Lab for Urban Transport der Frankfurt UAS unterzieht gemeinsam mit den Unternehmen PTV Planung Transport Verkehr GmbH, PTV Transport Consult GmbH und RydeUp UG die aktuelle Datenbasis im Radverkehr einer Bestandsaufnahme. Die Projektpartner wollen im Projektverlauf Entwicklungsoptionen aufzeigen, um diese Daten in einer realitätsnahen Radverkehrsmodellierung nutzen zu können. Das Projekt wird im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit insgesamt 96.311 Euro für ein Jahr bis April 2023 durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert.
Politisch wird der Radverkehr beispielsweise im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans durch eine bessere Radverkehrs-Infrastruktur gefördert. In dem Zusammenhang wird gefordert, datenbasierte Planungswerkzeuge weiterzuentwickeln. „Aktuell existieren zwar Verkehrsmodelle, in denen der Radverkehr integriert betrachtet wird, deren Aussagekraft für den Radverkehr im Vergleich zu Kfz-Verkehr und Öffentlichen Verkehr allerdings noch gering ist. Für die Weiterentwicklung der Abbildung des Radverkehrs sind weitere Daten und Modell-Parameter notwendig, die bisher nicht verfügbar sind. Dies wären beispielsweise nähere Informationen zur Verkehrsmittel- und Routenwahl.
Genau an dieser Stelle knüpft das Forschungsprojekt ModelRad an“, erklärt Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Dennis Knese, Stiftungsprofessor Radverkehr der Frankfurt UAS. „Die geringere Aussagekraft der Verkehrsmodelle hinsichtlich des Radverkehrs im Vergleich zum Kfz-Verkehr liegt vor allem daran, dass für den Kfz-Verkehr eine größere Datenbasis vorliegt und diese seit vielen Jahren erprobt und fortlaufend verbessert wird“, so Projektmitglied Juliane Pillat der PTV Transport Consult GmbH. Die gute Datenbasis beim Kfz-Verkehr sorgt dafür, dass genaue Aussagen zur Routenwahl möglich sind. „Mit ModelRad möchten wir den Grundstein für ähnlich hohe Standards bei der Radverkehrsplanung legen “, ergänzt Pillat.
Das Projektteam wird aufzeigen, welche Daten und Parameter benötigt werden und welche von diesen bereits vorliegen. Ein Beispiel könnte der Einfluss des Wetters auf die Verkehrsmittelwahl sein. Mit den unterstützenden assoziierten Partnern des Projekts, dem Straßenverkehrsamt der Stadt Frankfurt, Hessen mobil sowie dem Regionalverband FrankfurtRheinMain wird im Untersuchungsgebiet Hessen ein Fallbeispiel erarbeitet. Anhand verschiedener Radverkehrsanlagen, darunter städtische und ländliche Radwege sowie Radschnellverbindungen, soll gezeigt werden, wie ein fehlender Parameter neu entwickelt und in die bestehenden Modelle aufgenommen werden kann.

Quelle: idw-online.de

Ampelkoalition plant übergreifende Mobilitäts-App

Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket ist groß. Die Bundesregierung will nun offenbar weitere, dauerhafte Vereinheitlichungen im ÖPNV: mit einer App, die Verkehrsunternehmen bundesweit vernetzt. Die Berliner Ampelkoalition plant einem Medienbericht zufolge eine Mobilitäts-App für ganz Deutschland. Man werde „eine anbieterübergreifende digitale Buchung und Bezahlung vorantreiben”, sagte der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer, den Tageszeitungen „Stuttgarter Zeitung” und „Stuttgarter Nachrichten. Das Verkehrsministerium wolle dabei nicht eine Handy-Applikation entwickeln lassen, sondern die Rahmenbedingungen für Softwareunternehmen schaffen. Man werde „Verkehrsunternehmen und Mobilitätsanbieter verpflichten, ihre Echtzeitdaten unter fairen Bedingungen bereitzustellen”, sagte der FDP-Politiker.
„Wir müssen die simplen Regeln des 9-Euro-Tickets nun in die Zukunft übertragen”, sagte der Grünen-Politiker Matthias Gastel, Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages, den Zeitungen. „Die Ampelregierung wird eine einheitliche Mobilitäts-App für ganz Deutschland auf den Weg bringen.”

Quelle: Berliner Morgenpost

VRR-Beteiligungsplattform „Einsteigen und Mitreden“

Seit 2014 fragt der VRR seine Fahrgäste über das Online-Beteiligungsportal „Einsteigen und Mitreden!“ nach ihrer Meinung zu den unterschiedlichsten Themen rund um den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Verbundraum. Am 20. Juni startet für zwei Wochen der nächste offene Dialog zum Thema „Verkehrsmittelwahl heute und morgen“. Er bietet Raum für verschiedene Sichtweisen, Austausch, Anregungen und Ideen zu diesem Thema.
Im offenen Dialog zum Thema „Verkehrsmittelwahl heute und morgen“ möchte der VRR erfahren, nach welchen Kriterien die Bürger Verkehrsmittel für ihre tägliche Mobilität auswählen. Welche Überlegungen spielen dabei eine Rolle? Welche Angebote ziehen sie in Betracht? Welche Veränderungen stehen an? In den Rubriken „heute“ und „morgen“ freut sich der Verbund über Meinungen zum Thema und bietet den Teilnehmenden auch die Möglichkeit, die Gedanken anderer Nutzer zu kommentieren.
Informationen zu und Teilnahme an den VRR-Dialogthemen unter: www.einsteigenundmitreden.de
Im offenen Online-Portal kommt der VRR mit Fahrgästen zu konkreten Fragestellungen rund um das Thema Mobilität ins Gespräch. In einem jeweils begrenzten Zeitraum, meist zwei bis drei Wochen, können sich Nutzer zur Fragestellung einbringen, ganz unkompliziert ohne Registrierung, moderiert von einem Dialog-Team.

Quelle: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR

Dr. Meike Niedbal ist neue Vorsitzende des VBB-Aufsichtsrates

In der Sitzung des Aufsichtsrates der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH am 16. Juni 2022 hat Staatssekretärin Dr. Meike Niedbal aus der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz des Landes Berlin den VBB-Aufsichtsratsvorsitz übernommen. Dr. Niedbal löst damit turnusmäßig Staatssekretär Rainer Genilke vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg ab, der künftig als erster Stellvertreter im Aufsichtsratsvorsitz fungiert. Zweiter stellvertretender Vorsitzender bleibt Stephan Loge, Landrat des Landkreises Dahme-Spreewald.

Quelle: VBB Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH

Das Schüler-Ferienticket Thüringen macht Ferien

Aufgrund des Neun-Euro-Tickets, das bis Ende August bundesweit gilt, wird es in diesem Jahr kein Tarifangebot Schüler-Ferienticket Thüringen geben.
Das Schüler-Ferienticket Thüringen (SFT) macht im Jahr 2022 selber Ferien. Grund ist das Neun-Euro-Ticket, das für die Monate Juni, Juli und August unschlagbar günstige Mobilität im Nahverkehr in ganz Deutschland ermöglicht.
Auf der SFT-Website www.sft-thueringen.de und dem SFT-Facebook-Kanal www.facebook.com/schueler-ferienticket.thueringen wird es dennoch den ganzen Sommer über Freizeit- und Ferientipps geben. Mit dem integrierten Routenplaner, der für Smartphones und Tablets optimiert ist, lassen sich Reisen und Ausflüge schnell und unkompliziert planen.
2023 wird das Schüler-Ferienticket Thüringen (SFT) mit den beiden Tarifstufen SFT bzw. SFT Mini wieder wie gewohnt verfügbar sein.
Das Schüler-Ferienticket gibt es in Thüringen (in verschiedenen Varianten) seit den 1990er Jahren. Hundertausende Schülerinnen und Schülern nutzten das Angebot seitdem, um während der Sommerferien mit Bussen, Bahnen und Straßenbahnen gut und günstig unterwegs zu sein.

Quelle: Bus & Bahn Thüringen e.V.

14. Deutscher Nahverkehrstag geht heute zu Ende

Seit Montag diskutieren Fachleute aus der Verkehrsbranche auf dem 14. Deutschen Nahverkehrstag in Koblenz über aktuelle und Zukunfts-Themen des öffentlichen Personenverkehrs: Finanzierung, Ausbau, automatisiertes/autonomes Fahren, Digitalisierung, Personalgewinnung, gesetzliche Vorgaben, 9-Euro-Ticket, On-Demand-Verkehr u.v.m. Parallel dazu stellen in einer begleitenden Ausstellung Firmen ihre aktuellen Produkte vor.
Eines der inhaltlichen Highlights des Veranstaltungsprogramms stellte am 2. Tag die Podiumsdiskussion mit der rheinland-pfälzischen Umweltschutzministerin Katrin Eder dar, auf der kontroverse Ansichten zu den Themen „Verkehrswende und Klimaschutz“, „zu wenig Elektrobusausschreibungen in Deutschland“, „Brauchen wir ein Sondervermögen Verkehr?“, „Ausschreibungsverfahren“, „ÖPNV-System attraktiver machen“, „Wie dem Fahrermangel begegnen“, „Staat oder privat“ und „Fahrgastwünsche sollten im Mittelpunkt stehen“ aufeinander stießen und lebhaft diskutiert wurden.
Die Veranstaltung endet heute (15. Juni 2022), die Nahverkehrs-praxis wird in ihrer Juli/August-Ausgabe darüber berichten. Wir bedanken uns auch für alle Gespräche vor Ort!

Rede von Klimaschutzministerin Katrin Eder im Anschluss an die Podiumsdiskussion:

„In vielen Regionen werden weniger als zehn Prozent aller Wegstrecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt – das muss sich ändern. Im Verkehr ist es das wichtigste Ziel, die Zahl der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren deutlich zu reduzieren. Das gelingt zum einen, wenn mehr Menschen mehr Kilometer als bisher statt mit dem PKW mit anderen Verkehrsmitteln zurücklegen. Und zum anderen, wenn der ÖPNV selbst auf umweltfreundliche Antriebstechnologien setzt“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder anlässlich des 14. Deutschen Nahverkehrstags in Koblenz, den sie heute unter dem Motto „Das Klima retten! Der ÖPNV als Schlüsselfaktor?“ eröffnete. Dabei legte Eder eine Reihe von Zielen vor und gab an, wo Rheinland-Pfalz steht.
So gehe es in puncto Elektrifizierung auf der Schiene voran: „Mit dem Ziel, bis 2030 75 Prozent des Schienennetzes zu elektrifizieren, hat die Bundesregierung sich eine wichtige Marke gesetzt. In Rheinland-Pfalz, wo nur rund 42 Prozent des Netzes elektrifiziert ist – im Gegensatz zu ca. 60 Prozent bundesweit –, können wir also auf mehr Unterstützung hoffen. Mit der Elektrifizierung der durch die Flutkatastrophe geschädigten Eifel- und Ahrtalstrecke wollen wir die nächsten Großprojekte hierzu anstoßen“, so Eder.
Die Verkehrswende und damit die verstärkte Nutzung des ÖPNVs könne allerdings nur mit einem entsprechend attraktiven Angebot gelingen. Die Basis dafür stellt der Landesnahverkehrsplan dar, der bis Ende 2023 beschlussreif vorliegen soll: Dieser soll auf Basis des neuen Nahverkehrsgesetzes von 2021 ein effizientes und ganzheitliches Nahverkehrssystem entwickeln und Mindeststandards für die öffentlichen Verkehrsangebote setzen. Gleichzeitig wird der Rheinland-Pfalz-Takt mit der Zielmarke 2030/35 fortentwickelt und damit die Taktung durch eine verbesserte Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln und der Nutzung digitaler Daten verbessert.
„Um die Menschen flexibel, klimafreundlich und mit guten Anbindungen an die Bahnhöfe zu bringen, wollen wir die vernetzte Mobilität stärken, indem wir landesweit Umsteigepunkte entwickeln, an denen ÖPNV, Radverleihsysteme, (E-)Carsharing, Bike&Ride und Park&Ride gebündelt werden“, so die Klimaschutzministerin.
Eder freut sich, dass das Thema Digitalisierung auf dem Deutschen Nahverkehrstag breit diskutiert wird: Komplizierte Tarife seien kein Problem mehr, wenn der Kunde von der Komplexität gar nichts mitbekommt, weil im Hintergrund ein Computer für ihn den attraktivsten Tarif findet. Dieser könne auch dabei helfen, die bestehende Infrastruktur optimal zu nutzen, und so ohne Neubauten mehr Verkehr auf Gleise und Straßen bringen.
„Das 9-Euro-Ticket ist ein tolles Angebot. Neben attraktiven Preisen müssen wir jedoch alles daransetzen, das Leistungsangebot so gut wie möglich auszubauen und attraktiv zu halten, damit die Menschen den ÖPNV auch weiterhin nutzen. Nur so können wir unsere Klimaschutzziele erreichen“, so Eder.
Auch die Barrierefreiheit trage dazu bei, dass mehr Menschen einen unkomplizierten Zugang zur Mobilität mit Bus und Bahn erhielten. „Das Land Rheinland-Pfalz hat mit der DB Station&Service im vergangenen Jahr eine Rahmenvereinbarung zur Modernisierung von Bahnhöfen und Bahnhaltepunkten geschlossen. Bis 2031 soll mehr als eine halbe Milliarde Euro investiert werden, um über 130 Bahnstationen umzubauen. Dieses Geld sorgt auch dafür, dass endlich Barrierefreiheit hergestellt wird“, betonte Eder.
„Wegen dieser zahlreichen Projekte ist es so wichtig, dass die Mittel zuverlässig und planbar über einen längeren Zeitraum hinweg fließen. Deswegen ist die Erhöhung der Regionalisierungsmittel von Seiten des Bundes so nötig. Denn aus meiner Sicht ist klar, dass im ÖPNV das Herzstück der Mobilitätswende liegt“, so Eder.

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9-Euro-Ticket und der Umstieg vom Auto zum ÖPNV

Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket ist weiterhin hoch: Innerhalb der ersten drei Wochen seit dem Verkaufsstart sind bis dato bundesweit rund 16 Millionen Tickets verkauft worden. Hinzu kommen die mindestens zehn Millionen Tickets der Abonnentinnen und Abonnenten, die für die drei Monate Juni, Juli und August als 9-Euro-Ticket gelten. Die ersten Rückläufe einer bundesweit durch den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und die Deutsche Bahn im Auftrag von Bund und Ländern koordinierten Marktforschung zeigen zudem, dass die Kaufabsicht der Bürgerinnen und Bürger auch für den Monat Juli hoch bleibt. „Insgesamt haben aktuell weit über 25 Millionen Fahrgäste ein 9-Euro-Ticket. Damit sind wir bereits Mitte Juni auf einem guten Weg, die von uns vorher prognostizierte Zahl von monatlich bis zu 30 Millionen Nutzerinnen und Nutzern zu erreichen“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.
Die ersten Eindrücke und Ergebnisse aus der bundesweit repräsentativen Marktforschung, die parallel nun weiter vertieft und ausgeweitet wird, belegen eine sehr hohe Bekanntheit des 9-Euro-Tickets in der Gesamtbevölkerung: 99 % der Befragten geben an, das 9-Euro-Ticket zu kennen, rund zwei Drittel kennen es nach eigenen Angaben sehr gut. Über 70 % der Befragten nannten als Kernargument für den Kauf des Tickets den günstigen Preis. Mehr als die Hälfte der Befragten nannten als Hauptgrund den Verzicht auf Autofahrten, etwas weniger als die Hälfte gaben „Umweltschutz“ als hauptsächlichen Kaufgrund an. Für immerhin 12 % ist das Kaufargument „einfach mal den ÖPNV auszuprobieren“.
„Die Umfrage bestätigt das, was wir im täglichen Betrieb aktuell wahrnehmen. Neben den Abokunden gibt es zahlreiche Fahrgäste, die das Ticket nutzen, um den Nahverkehr erstmals auszuprobieren oder wieder mal mit Bus und Bahn zu fahren. Vor allem diese Kundinnen und Kunden wollen wir natürlich auch über die drei Monate hinaus vom Nahverkehr überzeugen. Wenn mehr als 50 % der Befragten angeben, dass ihre Hauptmotivation für den Kauf des 9-Euro-Tickets der Verzicht auf Autofahrten ist, dann ist das für uns als Branche eine Chance, dass ein Teil dieser Fahrgäste auch nach Ende der Ticketaktion weiter bei uns bleibt. Denn auch im Normalfall bietet der ÖPNV ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis, um viele Mobilitätsbedürfnisse zu befriedigen“, so Wortmann abschließend.

Quelle: Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)