RMV bleibt langfristig am Standort Hofheim

Die Taunus Sparkasse und der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) haben jetzt einen langfristigen Mietvertrag für den Standort in Hofheim unterzeichnet. Damit gibt die Taunus Sparkasse dem Verbund mit seinen rund 150 Beschäftigten in Hofheim eine bis 2039 sichere Perspektive.
Das neue Bürogebäude in der Stadtmitte von Hofheim (Alte Bleiche/Ecke Seiler Bahn) entsteht in direkter Nachbarschaft zum Hofheimer Bahnhof und den bisherigen RMV-Büros und wird mit einer geplanten Gesamtfläche von rund 4.000 Quadratmetern von der Taunus Sparkasse entwickelt und gebaut. Die Abrissgenehmigung für die vorhandenen Gebäude ist erteilt. Die Übergabe an den RMV ist für Oktober 2023 vorgesehen, die Laufzeit des Vertrags erstreckt sich bis Ende 2039. Über die finanziellen Rahmenbedingungen haben Taunus Sparkasse und RMV Stillschweigen vereinbart.

Quelle: der Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH

Erster E-Bus in Gelsenkirchen

Der Erste von insgesamt 20 reinen Elektrobussen ist Ende Juli in Gelsenkirchen eingetroffen und fällt mit seiner grün-weißen Beklebung direkt ins Auge. Alle Fahrzeuge stammen von einem der weltweit größten Elektrobusproduzenten – BYD Auto. Ebenso wie zwei weitere Elektrobusse, die in Kürze bei der HCR in Herne eintreffen. BOGESTRA und HCR übernehmen innerhalb der sieben Partner umfassenden Kooperation östliches Ruhrgebiet gemeinsam die Testung von Elektrobussen für die Kooperation. Die neuen E-Busse der BOGESTRA sind rein elektrisch unterwegs und können über einen Stromabnehmer (Pantografen) auf dem Fahrzeugdach geladen werden.
Die weiteren 19 Fahrzeuge werden in zwei Lieferungen bis Mitte September zunächst in Gelsenkirchen eintreffen und schließlich nach Inbetriebnahme voraussichtlich ab Oktober auf den dann rein mit E-Bussen betriebenen Linien 354 in Bochum und 380 in Gelsenkirchen sowie vereinzelt auf weiteren Linien im BOGESTRA-Betriebsgebiet zum Einsatz kommen. Die Linie 354 in Bochum ist 32,6 Kilometer lang und wird mit fünf E-Bussen besetzt sein, die Linie 380 ist 23,5 Kilometer lang und mit sieben Bussen besetzt. Zukünftig sind zehn E-Busse in Bochum-Weitmar stationiert und zehn E-Busse in Gelsenkirchen-Ückendorf.

Quelle: BOGESTRA

Neue FLEXITY-Zweisystemfahrzeuge in Karlsruhe eingetroffen

Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) treibt die Modernisierung ihrer Stadtbahnflotte weiter voran. Am 7.8.2020 trafen im Betriebshof am Karlsruher Rheinhafen zwei neue FLEXITY-Zweisystemfahrzeuge ein, die der Bahntechnikanbieter Bombardier von seinem Werk in Wien ausgeliefert und umweltfreundlich auf der Schiene nach Karlsruhe überführt hat.
Die AVG hatte die neuen Züge bei Bombardier im Jahr 2018 aus einer bestehenden Option abgerufen. Die FLEXITY-Flotte in Karlsruhe wird damit auf 62 Fahrzeuge wachsen. Der Gesamtwert der damals getätigten Bestellung, die bis Mitte nächsten Jahres ausgeliefert werden soll, beläuft sich auf rund 87 Millionen Euro.
Jedes der Zweisystemfahrzeuge hat eine Länge von 37 Metern und bietet 244 Personen Platz, davon stehen 93 Sitzplätze zur Verfügung. Bis zu drei FLEXITY-Bahnen können miteinander gekuppelt werden, um in Stoßzeiten noch mehr Fahrgäste zu befördern.

Quelle: Albtal-Verkehrs-Gesellschaft

BER: Neues Buskonzept für die gesamte Flughafenregion

Am 7. August 2020 wurde am Rathaus Schönefeld in Berlin das neue Buskonzept Airport-Region offiziell und feierlich vorgestellt und gestartet. Zwei Stadt-Umland-Linien, eine neue Nachtbuslinie und der PlusBus Airport-Region schaffen bessere Verbindungen. Der PlusBus umfasst zwei Linien von Königs Wusterhausen zum Flughafen Berlin-Brandenburg (BER). Insgesamt sind im Landkreis Dahme-Spreewald dann vier PlusBus-Linien unterwegs, im gesamten Verbundgebiet bereits 30. Gleichzeitig ist dies der offizielle Auftakt der ÖPNV-Anbindung des BER, der am 31. Oktober eröffnet.

Quelle: VBB Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH

MAN Lion‘s City E: Testeinsatz in Linz

Vier Tage, enges Stadtgebiet, steil ansteigende Straßen: Der MAN Lion‘s City E überzeugte im Testbetrieb Fuhrparkmanager und Fahrer der LINZ AG LINIEN in Österreich. Das Unternehmen setzt bereits heute mit dem MAN Lion’s City EfficientHybrid auf saubere und effiziente Lösungen von MAN für den Stadtverkehr. Ziel ist es, möglichst früh weitere zukunftstaugliche umweltfreundliche Lösungen für den öffentlichen Verkehr zu identifizieren. Der Elektroantrieb spielt dabei eine wichtige Rolle.
Überzeugen konnte der Stadtbus die Fuhrparkmanager der LINZ AG LINIEN insbesondere bei den Steigungen. Dank des ergonomisch gestalteten Fahrerarbeitsplatzes, der mit hohen Funktionalitäten und einer durchdachten Anordnung der Bedienelemente punktet, können sich Fahrer voll und ganz auf den Straßenverkehr konzentrieren. Aber auch Fahrdynamik und Beschleunigung bei gleichzeitig ruhiger Fahrweise sprechen für sich. Der vollelektrische Antriebsstrang leistet im Solobus mit einer Länge von 12 Metern 160 kW bis maximal 240 kW. Die Energie dafür stammt aus den modularen Batterien mit 480 kWh installierter Kapazität. Der Lion’s City E erreicht damit zuverlässig eine Reichweite von 200 km über die gesamte Lebensdauer der Batterien, unter günstigen Bedingungen sind es sogar bis zu 270 km. In der 12-Meter-Version finden im Lion’s City E bis zu 88 Passagiere einen Platz.

Quelle: MAN Truck & Bus

Tram-Train für alle

Es geht um nichts Geringeres als die Zukunftssicherung einer attraktiven und weltweit nachgeahmten Karlsruher Erfindung: Dem Tram-Train, der es Fahrgästen ermöglicht umsteigefrei aus der Region direkt in die Innenstadt zu fahren. Im Rahmen des Projekts VDV-Tram-Train haben jetzt sechs deutschsprachige Verkehrsunternehmen gemeinsam 504 Regionalstadtbahn-Fahrzeuge ausgeschrieben und warten in den kommenden Monaten auf die Angebote der Fahrzeughersteller. Die Ausschreibung umfasst neben der Fahrzeugentwicklung, ‑produktion und -zulassung auch einen auf bis zu 32 Jahre angelegten anschließenden Instandhaltungsvertrag mit dem Hersteller. Dadurch entsteht ein Gesamtprojektvolumen von rund 4 Milliarden Euro. „Das ist ein nie dagewesenes Projekt, auf das wir alle stolz sein können. Ich bin froh und erleichtert, dass unsere dreijährige gemeinsame Arbeit nun Früchte trägt. Jetzt sind wir sehr gespannt auf die Angebote“, betont Ascan Egerer, technischer Geschäftsführer der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) und der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK). Die Gesamtprojektleitung liegt bei den Karlsruher Unternehmen.
Die Projektpartner VBK, AVG, Saarbahn Netz, Schiene Oberösterreich, das Land Salzburg und der Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb wollen durch die gemeinsame Großbestellung bis zu eine Million Euro pro Fahrzeug einsparen. „Das war von Anfang an die Zielsetzung, um die Tram-Trains im Vergleich zu günstigeren Vollbahntriebzügen wettbewerbstauglich zu halten und daran haben wir auch festgehalten. Der Industriedialog, den wir im Rahmen des Projekts mit namhaften Schienenfahrzeugherstellern geführt haben, hat gezeigt, dass zum einen die gewünschte deutliche Einsparung für alle Partner möglich ist und zum anderen, dass die Forderungen unseres technischen Lastenhefts vom Hersteller auch tatsächlich umgesetzt werden können“, erklärt Gesamtprojektleiter Thorsten Erlenkötter von den VBK. Es wird eine Standardkonstruktion geben, deren Entwicklungs- und Zulassungskosten sich die Partner teilen: Das ist ein wesentlicher Einsparungspunkt. Des Weiteren sollen fünf Varianten produziert werden, die betreiberspezifische Anforderungen wie zum Beispiel an Einstiegshöhe, Lackierung und Einsatzort erfüllen.
Die Saarbahn kauft die Basisvariante und erhält daher auch die ersten Fahrzeuge. Im Juli 2024 erwartet das saarländische Verkehrsunternehmen die ersten vier Vorserienfahrzeuge, um in die Jahre gekommene Tram-Trains auszutauschen. Die Auslieferung der Fahrzeuge erstreckt sich dann gemäß einem festen Plan über insgesamt zehn Jahre.

Quelle: VBK – Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH

Wie das Coronavirus Planung und Terminierung von Busflotten beeinflusst

Genau wie viele andere Aspekte unseres Lebens wird das Coronavirus die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen öffentlichen Personennahverkehr planen.

Social Distancing in Bussen – wie viele Busse werden denn dazu benötigt?

Lassen Sie uns über Social Distancing im Bus sprechen. Die meisten Länder verlangen jetzt, dass Busse Social Distancing möglich machen. Diese Forderung wird in der Regel so umgesetzt, daß die Anzahl der im Bus maximal zu befördernden Personen begrenzt wird und Atemschutzmasken staatlich vorgeschrieben werden. Ein Bus für 60 Personen kann dann jetzt nur noch 30 oder vielleicht 25 Fahrgäste befördern.

Dies hat enorme Auswirkungen für die Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel und der Verkehrsverbünde, denn natürlich können die eigentlichen Kapazitäten der Fahrzeuge so nicht mehr genutzt werden. Außerdem steht das eigentliche wirtschaftliche Ziel der Maximierung der Fahrgastzahlen nicht mehr im Vordergrund: Die Sicherheit und die Gesundheit der Fahrgäste und der FahrerInnen haben jetzt Vorrang. Die Umsetzung von Social Distancing in Bussen, erfordert den Einsatz neuer Methoden, die bisher so noch nie eingesetzt wurden: O Nichtanfahren bzw. Auslassen von Bushaltestellen, wenn der Bus eine reduzierte Kapazität von 25 Personen erreicht, O Verwendung von Pufferbussen, O Verkürzung der Routen, O Erhöhung der Frequenz auf bestimmten Strecken.

Exklusives Interview: „Der ÖPNV ist ein sicheres, umweltschonendes und sauberes Verkehrsmittel – jetzt mehr denn je“

Interview mit dem Virologen Prof. Dr. Schmidt-Chanasit

Corona lässt uns Busse und Bahnen meiden: Zu viele Menschen, zu viel Nähe, zu großes Infektionsrisiko, denken offenbar viele. Die Fahrgastzahlen steigen nur langsam wieder an. Während des Shutdowns sanken sie auf 20 bis 30 %, aktuell liegen sie bei 70 bis 80 % gegenüber dem Vorjahr. Dabei sind die Sorgen eher unbegründet, sagt der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Der Professor meint: Mit den AHA-Regeln Abstand, Hygiene und Alltagsmaske lässt sich auch der ÖPNV nutzen. Schon früh hat er vor einer gewissen Daueraufgeregtheit gewarnt. Sie könne zu einer „Corona-Müdigkeit“ führen und dazu, dass die Menschen sich nicht mehr an die AHA-Regeln halten. Diese könne man allerdings gar nicht genug kommunizieren, so Schmidt-Chanasit. Ulrich Sieg hat mit ihm gesprochen.

Nahverkehrs-praxis: Herr Professor Schmidt-Chanasit, wie gut haben wir in Deutschland bisher das Corona-Virus im Griff?

Schmidt-Chanasit: Bislang ist Deutschland bekanntlich ziemlich gut durch die Pandemie gekommen. Nach meiner Wahrnehmung hat das vor allem mit der föderalen Struktur der Bundesrepublik zu tun, mit dem hohen Niveau unserer medizinischen Versorgung und ganz besonders mit der hervorragenden Arbeit unserer Gesundheitsämter. Es scheint von Vorteil zu sein, dass bei uns der Infektionsschutz und die Gesundheitsversorgung regional organisiert sind. Auch das Hausarztmodell gibt es so in anderen Ländern nicht. In Italien geht man gleich ins Krankenhaus, womöglich bereits in infektiösem Zustand. Hier ist die Hausarztpraxis erste Anlaufstelle – und zwar erstmal telefonisch oder das Gesundheitsamt. Die arbeiten auch jetzt noch am Anschlag und leisten wirklich Großartiges.

Nahverkehrs-praxis: Müssen wir uns dennoch weiter Sorgen machen?

Schmidt-Chanasit: Über Wochen haben wir sehr wenige Neuinfektionen registriert, vor allem hier in Hamburg. Offenbar haben sich die Bürgerinnen und Bürger sehr konsequent an die Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen gehalten. Es gab eine Zeit, in der selbst wir im Tropeninstitut gedacht haben: Eigentlich gibt es in Hamburg kaum noch einen Ort, an dem man sich anstecken könnte. Trotzdem halten wir weiter Abstand zueinander, und wo das nicht möglich ist, tragen wir einen Mund-Nasen-Schutz. Aber offenbar ist das nicht überall so. Ein weiterer Anstieg der Neuinfektionen muss verhindert werden.

Nahverkehrs-praxis: Wir hören zunehmend von unvernünftigem Verhalten einer Reihe von Menschen, von feierlustigen Partygängern ohne Masken und ohne Einhaltung von Abstandsregeln sowie von Rückkehrern aus sogen. Risikoländern. Ist die Gefahr einer zweiten Corona-Welle bereits absehbar?

Schmidt-Chanasit: Eine Kollegin von mir hat das mit dem schwierigen Versuch verglichen, Milch auf dem Herd vor sich hin köcheln zu lassen. Wenn Sie nicht aufpassen, kocht die Milch über und macht eine Riesensauerei. Deshalb müssen Sie permanent danebenstehen und die Temperatur regeln. So ist es auch mit den Lockerungen: Wir kommen weder durch die Pandemie, indem wir den Herd ausstellen, also alles dichtmachen, noch, indem wir die Platte auf neun stellen, also so leben wie letztes Jahr noch. Wir müssen Konzepte finden, sicher zu reisen, zu feiern, zu arbeiten, zu lernen, zu handeln. Selbst angemeldete Prostitution soll demnächst in Norddeutschland wieder erlaubt sein, weil sich da soloselbständige Prostituierte zusammengetan und ein bestechendes Hygienekonzept entwickelt haben. Für das Pandemiemanagement ist das schlicht eine Frage der Risikoabwägung: Wenn wir die Infektionszahlen im Griff behalten wollen, müssen wir die Infektionsketten nachvollziehen und unterbrechen können. Und das können wir nicht bei illegalen Parties oder illegaler Prostitution.

Nahverkehrs-praxis: Eigentlich sind die präventiven Grundregeln für alle doch ganz einfach: Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz tragen und einfache Hygieneregeln, wie z.B. häufiges Händewaschen, einhalten. Sind dies die besten und wirkungsvollsten präventiven Schutzmaßnahmen?

Schmidt-Chanasit: Ja, aber es fällt uns offenbar schwer, diese beizubehalten, wenn die Infektionszahlen gerade sehr niedrig sind. Da spielen auch kulturelle Aspekte eine große Rolle. Es gehört schon einiges dazu, eine ausgestreckte Hand nicht zu schütteln oder die beste Freundin nicht zu umarmen. Sie können nicht von heute auf morgen eine Begrüßungskultur ändern. Wir kennen das von anderen Epidemien, in Afrika z.B. oder China. Auch da gab und gibt es kulturelle Besonderheiten, etwa die Verwendung von Wildtieren, Bestattungsrituale und dergleichen. Aber es hilft nichts: Bis auf weiteres müssen wir die AHA-Regeln anwenden, das heißt: Abstand wahren, Hygiene einhalten und dort Alltagsmasken tragen, wo kein Abstand möglich ist. So viel Konsequenz und Solidarität kann jede/r aufbringen.

Nahverkehrs-praxis: Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mit Bussen und Bahnen ist ein ausreichender Abstand in den Fahrzeugen nicht immer einzuhalten. Genau deshalb ist hier das konsequente Tragen von Masken als Pflicht vorgeschrieben. Sehen Sie die Maskenpflicht hier als guten und ausreichenden Schutz vor einer Infizierung?

Schmidt-Chanasit: Die Maskenpflicht ist ein Baustein in einem Gesamtkonzept. Hinzu kommt, dass Bahnen und Busse ja gut durchlüftet sind durch das regelmäßige Öffnen der Türen. Außerdem setzen die Verkehrsbetriebe zusätzliche Wagen ein und haben ihre Taktzahl erhöht. Das alles trägt dazu bei, das Infektionsrisiko zu senken.

Nahverkehrs-praxis: Würden Sie dabei zwischen Fahrzeugen und Bahnhöfen unterscheiden? Sind hier differenziertere Schutzmaßnahmen sinnvoll?

Schmidt-Chanasit: Unbedingt. Maskentragen ist ja nun wirklich kein großes Zugeständnis, aber auf Dauer durchaus anstrengend. Wenn ich allein auf dem Bahnsteig sitze, kann ich daher selbstverständlich die Maske abnehmen. Aber ich glaube, inzwischen haben wir alle ein ganz gutes Gefühl für Abstände, durchlüftete Räume und Menschenmengen bekommen. Das muss man auch nicht überregulieren.

Nahverkehrs-praxis: Auch relativ oft berührte Oberflächen in Fahrzeugen und Bahnhöfen werden häufig desinfiziert, um sogen. Schmierinfektionen zu vermeiden. Ist das überhaupt erforderlich?

Schmidt-Chanasit: Schmierinfektionen sind nach aktuellem Forschungsstand nicht der Hauptübertragungsweg von Sars-COV-2, sondern Tröpfcheninfektionen. Aber selbstverständlich macht es Sinn, sich regelmäßig die Hände zu waschen. Denn wir fassen uns etwa 800 Mal pro Tag ins Gesicht.

Nahverkehrs-praxis: Die Verkehrsunternehmen praktizieren darüber hinaus weitere präventive Maßnahmen, wie z.B. den Verzicht des Verkaufs von Tickets beim Fahrer, oder das automatische Öffnen aller Türen, um die Ansteckung ihrer Fahrgäste in Fahrzeugen und Anlagen weitestgehend zu vermeiden. Kann man nach Ihrer Einschätzung den Menschen damit insgesamt deren Sorge vor der Nutzung des ÖPNV nehmen?

Schmidt-Chanasit: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nirgends im Leben, auch nicht in einer Pandemie. Nicht nur der Staat muss da eine Risikoabwägung vornehmen, auch wir als Privatpersonen müssen das. Ich selbst bin Pendler. Ich pendele zwischen Berlin und Hamburg. Welches Risiko ist da wohl höher: dass ich mich im ICE, wo alle mit Mund-Nasen-Schutz sitzen, mit Corona infiziere, oder dass ich auf der A24 einen Unfall mit meinem Auto baue? Ziemlich sicher Letzteres. Für mich ist der ÖPNV ein sicheres, umweltschonendes und sauberes Fortbewegungsmittel – jetzt mehr denn je.

Nahverkehrs-praxis: Verschiedene Untersuchungen und Statistiken zeigen, dass die Nutzung des ÖPNV bisher keine relevante Quelle von Infektionen war. Entspricht dies auch Ihrer Erfahrung, oder liegen Ihnen dazu weitere Erkenntnisse vor?

Schmidt-Chanasit: Das entspricht auch meinem Kenntnisstand. Allgemein kann man dazu sagen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung mit der Reisedauer und mit der Anzahl der Mitreisenden steigt. Im ÖPNV sind die durchschnittlichen Reiseweiten aber relativ kurz.

Nahverkehrs-praxis: Abschließend noch eine Frage: Was würden Sie den Fahrgästen und den ÖPNV-Unternehmen ergänzend zu den vorangegangenen Ausführungen noch empfehlen, um weiterhin entspannt und ohne Angst den ÖPNV als wichtiges Rückgrat der Mobilität zu nutzen?

Schmidt-Chanasit: Lassen Sie uns alle die AHA-Regeln beherzigen, Abstand halten, Hände waschen, Alltagsmasken tragen, wo kein Abstand möglich ist, kurz: konsequent und solidarisch sein, Rücksicht nehmen, aufeinander achtgeben! Dann wird es uns gelingen, gut durch die Pandemie zu kommen, ohne auf zu viele Dinge, zu viele Wege und zu viele Gewohnheiten zu verzichten. So können wir alle dazu beitragen, dass die Milch nicht überkocht.

Nahverkehrs-praxis: Herr Professor Schmidt-Chanasit, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Exklusiv vorab für unsere Onlineleser: Dieses Interview erscheint auch in der September/Oktober-Ausgabe der Nahverkehrs-praxis.

Kennen Sie schon unseren Sondernewsletter zur aktuellen Covid-19 Situation? Hier finden Sie zahlreiche Themen rund um Corona und ÖPNV.

ALMEX ist neues Mitglied der Arbeitsgruppe HUSST

Seit mittlerweile 10 Jahren ist der HUSST-Schnittstellenstandard auf dem Markt und bei immer mehr Verkehrsunternehmen im Einsatz, damit Daten einfach ausgetauscht werden können. Neben den Unternehmen AMCON, highQ, ICA und krauth technology ist nun auch der Hard- und Softwarehersteller ALMEX dem Verein ITS Germany e. V. beigetreten. Unter dem Dach des Vereins wird der Schnittstellenstandard kontinuierlich weiterentwickelt.
Bei den Datenformaten von ÖPNV-Vertriebssystemen in Deutschland herrscht auch heute noch eine unüberschaubare Vielfalt, die den Einsatz von Fahrkartenautomaten, Online-Ticketshops und Hintergrundsystemen verschiedener Hersteller erschwert. Der Austausch von veralteten Komponenten ist ebenfalls schwierig und häufig muss in solchen Fällen das Komplettsystem ersetzt werden. Mit der herstellerunabhängigen Standardschnittstelle gehören diese Probleme der Vergangenheit an. HUSST basiert auf dem flexiblen XML-Format, mit dem sich auch sehr komplexe Tarif- und Vertriebsstrukturen einfach abbilden lassen.

Quelle: HUSST-Forum

Mit dem XpressBus auf dem Weg zum Hamburg-Takt

Seit dem 6. August ist mit der X22 eine weitere XpressBus-Linie im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) unterwegs. Zwischen Jenfeld und Hagenbecks Tierpark verkehrt sie im 10-Minuten-Takt. Die X22 ist eine schnelle Tangentiallinie, die Lokstedt, Eppendorf, Winterhude, Barmbek, Wandsbek und Jenfeld miteinander verbindet.
Die neuen XpressBus-Linien sind ein wesentlicher Bestandteil der Angebotsausweitungen im HVV auf dem Weg zum Hamburg-Takt. Der XpressBus steht für schnelle, zuschlagfreie Verbindungen auf größeren Distanzen. Seit 2018 wird das XpressBus-Netz sukzessive ausgebaut. Zusammen mit der X22 sind jetzt bereits acht XpressBus-Linien im HVV unterwegs.
Darüber hinaus werden, pünktlich zum Ferienende, weitere Angebotsverbesserungen starten: Die MetroBus-Linien 6 und 7 bekommen Taktverdichtungen auch in der Gegenlastrichtung, also morgens stadtauswärts und nachmittags stadteinwärts. Die StadtBus-Linie 162 bedient zusätzliche Haltestellen entlang der Rodigallee. Die StadtBus-Linie 351 bekommt zusätzliche Fahrten und bindet die Haltestelle Goetjensorter Deich besser an. Ab dem 10. August wird die neue StadtBus-Linie 113 die „Neue Mitte Altona“ erschließen.

Quelle: Hamburger Verkehrsverbund