Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) betreibt acht U-Bahnlinien mit 100 Bahnhöfen, 13 Straßenbahnlinien mit 174 Haltestellen, 78 Buslinien mit 1.013 Haltestellen sowie ein Nachtnetz, bestehend aus 15 Bus- und vier Straßenbahnlinien – und ist damit eines der größten kommunalen Verkehrsunternehmen in Deutschland.
Wie viele Verkehrsunternehmen muss sie sich den verändernden Mobilitätsgewohnheiten der Menschen anpassen und sich den politischen und gesellschaftlichen Anforderungen im Bereich Klimaschutz stellen. Die Entwicklung des Modal Split seit 2008 in der Stadt München macht die Veränderungen und Herausforderungen deutlich: Die reinen Fußwege gingen etwas zurück, die Nutzung des Fahrrads und des ÖPNV nahm deutlich zu, aber der Anteil des PKWs verringerte sich nicht. Daher hat sich die Stadt München das Ziel gesetzt, den Anteil des Motorisierten Individualverkehrs bis 2025 auf 20% zu reduzieren, gleichzeitig den Anteil des Umweltverbundes auf 80% zu erhöhen und den Ausstoß an CO2 bis 2050 um 80% zu verringern.
Um das ÖPNV-Angebot weiter zu verbessern, sind mehrere Maßnahmen in der Stadt geplant, kurzfristig im Busbereich, mittelfristig bei der Straßenbahn. Aufgrund der längeren Vorlaufzeiten wird erst danach der U-Bahnausbau in Angriff genommen. Die Erweiterung des Busangebots besteht aus folgenden Maßnahmen:
o Taktverdichtung bei bestehenden Linien
o Schaffung neuer Tangentiallinien
o Aufbau eines Expressbus-Netzes
o Abbau von Engpässen an zahlreichen Knoten wie
Busbahnhöfe und Wendeanlagen
o Neubau von Betriebshöfen
Ein wichtiger Bestandteil der von allen geforderten Verkehrswende ist die Anschaffung von Stadtbussen mit alternativen, umweltfreundlicheren Antriebssystemen. Bis 2020 wird die MVG-Busflotte auch zehn Elektrobusse beinhalten, mit Optionen über bis zu 32 weitere Fahrzeige in den folgenden Jahren.
2019 initiierte Projekte in den Bereichen Straßenbahn, U-Bahn und Ridepooling:
Straßenbahn
Die Stadtwerke München und die MVG haben weitere neue Tramzüge des Typs Avenio für das MVG-Netz bei Siemens bestellt. Es handelt sich um insgesamt 73 vierteilige Straßenbahnen mit einer Länge von jeweils knapp 37 Metern, die ab 2021 ausgeliefert werden sollen. Die Investitionssumme liegt bei über 200 Millionen Euro.
Die neuen Züge entsprechen im Wesentlichen den bereits vorhandenen Bahnen des Typs Avenio TZ. Die ersten Fahrzeuge dieser Serie gingen im Dezember 2018 in den Linienbetrieb. Sie basieren wiederum auf jenen acht Avenio-Fahrzeugen der Baureihe T1, die seit September 2014 in München im Einsatz sind.
Die bestellten Trambahnzüge ermöglichen weitere Verbesse-
rungen des Angebotes (Taktverdichtungen im Bestandsnetz und Bedienung von Neubaustrecken), sie sind aber auch für die Aufstockung der Betriebsreserve und als Ersatz für die ältesten Niederflurfahrzeuge der Baureihe R2 aus den Jahren 1994 bis 1997 vorgesehen, die in absehbarer Zeit das Ende ihrer wirtschaftlichen Lebensdauer erreichen und zu wenig Kapazität für das weiter steigende Fahrgastaufkommen in München bieten.
Bei den zu ersetzenden Fahrzeugen ergibt sich durch die größere Zuglänge eine Kapazitätssteigerung um rund ein Drittel (ca. 218 Sitz- und Stehplätze statt heute rd. 157). Außerdem führt die im Vergleich zu den Altfahrzeugen verdoppelte Türanzahl zu kürzeren Aufenthaltszeiten an den Haltestellen, was auch zur Verbesserung der Pünktlichkeit beiträgt.
U-Bahn
Der Münchner Stadtrat hat 2019 auch wichtige Weichen für die Zukunft der Münchner U-Bahn gestellt: Die Vollversammlung des Münchner Stadtrats für Arbeit und Wirtschaft sowie für Stadtplanung und Bauordnung hat beschlossen, dass das Vorhaltebauwerk für die U9-Station am Hauptbahnhof realisiert wird. Die Stadträte gaben außerdem den Startschuss für die Vorplanung der gesamten U9-Neubaustrecke. Sie genehmigten die dafür erforderlichen Planungskosten. Die Ergebnisse der Vorplanung sollen 2024/25 vorliegen.
Die U9 soll die Münchner U-Bahn zukunftsfähig machen. Das Ziel: das Netz in der Innenstadt spürbar entlasten, den Betrieb stabilisieren und damit vor dem Kollaps bewahren. Die Neubaustrecke ist auch Voraussetzung für mehr Pünktlichkeit, zusätzliche Taktverdichtungen und Netzerweiterungen an den Außenästen. Weiter soll sie einen zweiten Wiesn-Bahnhof und neue Direktverbindungen, etwa zwischen Hauptbahnhof und Allianz Arena, ermöglichen.
Durch die Anbindung der U9 am Hauptbahnhof wird die Neubaustrecke überhaupt erst möglich. Nur so erreicht sie den maximalen verkehrlichen Nutzen. Bund, Land, Stadt, DB AG und SWM/MVG hatten sich im Sommer 2019 auf die sog. Integrierte Gesamtlösung am Hauptbahnhof verständigt, um die U9 beim Bau der 2. Stammstrecke sowie des neuen Empfangsgebäudes der DB zu berücksichtigen. Damit wird das nur jetzt bestehende Zeitfenster für eine gleichzeitige Realisierung aller drei Projekte genutzt.
Die Erneuerung und Digitalisierung des Leit- und Steuerungssystem der Münchner U-Bahn ist ein weiteres in diesem Jahr eingeleitetes Projekt von SWM/MVG. Über die nächsten rund zehn Jahre wird ein so genanntes CBTC-System eingeführt. CBTC steht für „Communication Based Train Control“. Diese digitale Leittechnik, die in ähnlicher Form zum Beispiel auf der ICE-Schnellfahrstrecke zwischen Nürnberg und Leipzig/Halle unter dem Namen ETCS im Einsatz ist, löst das bisherige Sicherungssystem (LZB) ab. Ferner bildet CBTC die Grundlage für mögliche Verbesserungen wie den etwaigen Einbau von Bahnsteigtüren zur Absicherung des Gleisraums.
Bahnsteigtüren können die Sicherheit in der U-Bahn weiter erhöhen und einen Beitrag zur Stabilisierung des Betriebsablaufs leisten. Sie grenzen den Bahnsteig gegenüber dem Gleisraum ab und öffnen sich nur, wenn ein Zug im Bahnhof steht, um den Fahrgastwechsel zu ermöglichen. Ihr Einbau setzt voraus, dass die U-Bahnzüge sehr genau halten. Denn nur dann ist gewährleistet, dass sich die Bahnsteigtüren – ähnlich wie bei Aufzügen – synchron mit den Türen der haltenden Züge öffnen und schließen können. Das geplante CBTC-System ermöglicht ein exakteres Halten als andere Systeme und ist damit prinzipiell für den Einsatz von Bahnsteigtüren geeignet, wenn Züge mit einheitlichem Türabstand eingesetzt werden.
Ridepooling
Die MVG erweitert ihr Ridepooling-Gebiet: Gemeinsam mit dem Partner door2door und der Landeshauptstadt München plant sie, ihren On-Demand-Service „MVG IsarTiger“ neu in die Parkstadt Schwabing zu bringen. Das Ridepooling-Angebot mit Fahrzeugen der Caddy-Klasse soll das Quartier im Münchner Norden ab
Mitte Dezember 2019 erschließen. Die Landeshauptstadt München wird die Betriebskosten mitfinanzieren und damit einen wichtigen Beitrag zur weiteren Verbesserung des Münchner ÖPNV-Angebots leisten.
In der Parkstadt Schwabing richtet sich der MVG IsarTiger insbesondere an die Beschäftigten der dort ansässigen Unternehmen, Geschäftsleute und Anrainer. Er soll etwa 12.000 Arbeitsplätze und ca. 6.000 Anwohner erreichen (siehe nebenstehendes Bild).
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Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (li.) und Ingo Wortmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) bei der Vorstellung der E-Bus-Linie 100 Anfang 2019, die sukzessive bis 2020 umgesetzt wird (Bild: SWM/MVG).
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Visualisierung: Haltestelle U9 Richtung Garching Forschungszentrum im Münchner Hauptbahnhof (Bild: SWM/MVG).