EU-Kommission verklagt Deutschland wegen schmutziger Luft

Bereits seit Jahren beklagt die EU-Kommission die zu hohen Stickoxid-Werte in vielen deutschen Städten. Jetzt kündigt die Kommission eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof an. Anlass sind die zu hohen Stickoxid-Werte in zuletzt 66 deutschen Kommunen, die maßgeblich auf Dieselfahrzeuge zurückgehen und bereits in der Vergangenheit für Kritik seitens der Brüsseler Behörde an der Bundesregierung führten. Als besonders belastet gilt die Luft in Köln, Hamburg, München und Stuttgart.
Neben Deutschland sind fünf weitere Mitgliedsländer der EU von der Klage betroffen: Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Italien und Rumänien. Bei den drei letztgenannten Staaten bezieht sich die Klage jedoch ausschließlich auf anhaltend hohe Feinstaubwerte. Die EU-Kommission begründete den drastischen Schritt unter anderem damit, dass angeklagten EU-Länder in den vergangenen zehn Jahren genügend ‚letzte Chancen‘ erhalten haben, um die Situation zu verbessern.
Zugleich machte die Kommission aber auch deutlich, dass „die Entscheidung, Mitgliedstaaten vor dem Gerichtshof der Europäischen Union zu verklagen, […] im Namen der Europäerinnen und Europäer getroffen [wurde]. Wir haben immer gesagt, dass diese Kommission eine schützende Kommission ist“. Dies sagte der für Umwelt zuständige EU-Kommissar Karmenu Vella in einer Stellungnahme am Donnerstag.
Bereits 2015 hatte die Kommission ein Verfahren gegen Deutschland und andere Länder wegen Verstößen gegen EU-Recht eröffnet. Die Bundesregierung steuerte 2017 mit dem „Sofortprogramm für saubere Luft“ nach. Da sich die Situation aus Sicht der Kommission jedoch auch danach nicht nachhaltig besserte, wurden Anfang des Jahres Überlegungen des Bundesregierung publik den Nulltarif im ÖPNV einzuführen.

Gabriel vor Sprung in Siemens-Alstom Verwaltungsrat

Am Dienstag gab Siemens die Nominierungen für den Verwaltungsrat des geplanten deutsch-französischen „Schienen-Airbus bekannt. So soll unter anderem der ehemalige deutsche Bundeswirtschafts- und Außenminister Sigmar Gabriel im Verwaltungsrat von Siemens-Alstom Platz nehmen.
Vorsitzender des Verwaltungsrates soll nach wie vor Siemens-Vorstand Roland Busch werden. Von Alstom soll Henri Poupart-Lafarge, der auch als CEO von Siemens Alstom vorgesehen ist, dem Verwaltungsrat angehören. Als unabhängige Mitglieder sind Clotilde Delbos (Renault-Finanzchefin), Yann Delabriere (Alstom-Verwaltungsrat), Baudouin Prot (Boston Consulting) und Airbus-Managerin Sylvie Kandé de Beaupuy vorgeschlagen. In der Presse wird der Zusammenschluss der beiden Branchenriesen immer wieder als deutsch-französischer „Schienen-Airbus“ bezeichnet, welcher der  wachsenden Konkurrenz aus China die Stirn bieten solle. Seitens der beiden ehemaligen Konkurrenten wird stets betont, dass die Fusion ein Zusammenschluss unter Gleichen sei.
Die Fusion von Siemens und Alstom ist allerdings nicht final abgeschlossen. Es muss zum jetzigen Zeitpunkt unter anderem noch die Besetzung des Verwaltungsrates von den Siemens-Aktionären genehmigt werden. Bisher liegt lediglich die Zustimmung seitens Alstom vor. Darüber hinaus müssen die Kartellbehörden den Zusammenschluss absegnen.
Die Hersteller des deutschen ICE und des französischen TGV gehen davon aus, dass die Verschmelzung der beiden Unternehmen bis Ende des Jahres abgeschlossen ist. Sollte die Fusion genehmigt werden wäre der neue Konzern dem Volumen nach der zweitgrößte Bahnbauer weltweit und Nummer Eins bei der Herstellung von Signaltechnik für den Zugverkehr. Siemens und Alstom kämen gemeinsam auf weltweit mehr als 62.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von rund 15 Milliarden Euro.

IVU tritt ITxPT bei

Nachdem das Unternehmen als erster Hersteller weltweit bereits 2014 IBIS-IP bei seinen Kunden implementierte, schloss er sich nun auch dem ITxPT-Verband an. Hier will sich die IVU gemeinsam mit anderen Branchenvertretern für die Einführung internationaler Standards engagieren. Der beim UITP angesiedelte ITxPT-Verband verfolgt das Ziel, IT-Lösungen für den öffentlichen Personenverkehr auf europäischer Ebene zu standardisieren. Bereits ab 2010 entwickelte die IVU unter Federführung des VDV den IP-basierten Standard IBIS-IP für ein digitales, integriertes Bordinformationssystem mit, um die bis dahin meist proprietären IP-Lösungen der verschiedenen Hersteller abzulösen. Angesichts großer Ähnlichkeiten zwischen IBIS-IP und ITxPT will sich die IVU nun dafür engagieren, dass beide Standards zusammengeführt werden.
"Wir freuen uns, mit der IVU ein sehr erfahrenes Unternehmen in unserem Netzwerk willkommen zu heißen, das seit vielen Jahren Vorreiter bei der Umsetzung branchenweiter Standards für digitale Datenübertragung in Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs ist", sagt Anders Selling, Generalsekretär bei ITxPT. "Von der Expertise und dem Wissen, das die IVU bereits in zahlreichen internationalen Großprojekten gesammelt hat, profitiert unser gesamtes Netzwerk."
Quelle: IVU

RVF legt Geschäftsbericht 2017 vor

Mit dem neuen Verbundbericht veröffentlicht der Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) seine Geschäftszahlen für das Jahr 2017. 124,9 Millionen Fahrgäste nutzten im vergangen Jahr den ÖPNV im RVF-Verbundgebiet. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Zuwachs von 1,8 Peozent. Bezogen auf alle Einwohner in der Stadt Freiburg und den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald bedeutet das, dass jeder im Schnitt rund 192 Fahrten im Jahr mit dem ÖPNV unternommen hat. Auch bei den Einnahmen konnte ein Plus von rund 3 Prozent erreicht werden. Aus dem Verkauf des Verbundtarifs durch die Verkehrsunternehmen wurden 2017 insgesamt 91,8 Millionen Euro erzielt. Hinzu kommen Tarifzuschüsse des Landes Baden-Württemberg sowie des Zweckverbands Regio-Nahverkehr
Freiburg (ZRF) in Höhe von knapp 9 Millionen Euro. In Summe wurden über den RVF 100,7 Millionen Euro an die 20 beteiligten Verkehrsunternehmen verteilt. Bei den Gelegenheitskunden ist der Absatz leicht rückläufig. Nach einer sehr starken Nachfrage in den Vorjahren und Zuwächsen von bis zu 10 Prozent ging der Absatz 2017 um -0,4 Prozent zurück.
Neben einer ausführlichen Darstellung der Geschäftszahlen berichtet der Verbundbericht 2017 vom allseits sichtbaren Ausbau des ÖPNV in der Region, den Planungen des Schienenersatzverkehrs im Höllental sowie der guten Kooperation mit Gemeinden am Beispiel des Hexentals. Auch die aktuellen Entwicklungen bei der ÖPNV-Finanzierung und dem Baden-Württemberg-Tarif werden dargestellt. Ein weiteres Thema ist die Barrierefreiheit im ÖPNV und auf der Homepage des RVF sowie die Maßnahmen und Ergebnisse der Marketing-Aktionen im Ausbildungsverkehr.
Quelle: RVF

“Future of Mobility” Studie: Mobilitätssysteme deutscher Städte sind Mittelmaß

Die Innovations- und Strategieberatung Arthur D. Little veröffentlicht in diesen Tagen die dritte Ausgabe ihrer Studie „Future of Mobility“. Teil der Erhebung ist auch eine aktualisierte Version des Urban Mobility Index, der die Mobilitätssysteme von 100 Weltstädten anhand von jeweils neun Kriterien der Kategorien Reifegrad, Innovationskraft und Leistungsfähigkeit bewertet. Die in Deutschland analysierten Städte Berlin, München, Frankfurt, Stuttgart und Hannover  landen im Mittelfeld der Studie.

Insgesamt zeigt der Urban Mobility Index deutlich, dass die Mehrzahl der betrachteten Städte nach wie vor ein erhebliches Verbesserungspotential bei der Bewältigung ihrer Mobilitätsherausforderungen hat. Durchschnittlich erreichten sie lediglich eine Punktzahl von 42,3 bei 100 möglichen Punkten. Weltweiter Spitzenreiter ist Singapur (59,3 Punkte) vor Stockholm (57,1), Amsterdam (56,7), Kopenhagen (54,6) und Hongkong (54,2). Nur zehn Städte erzielten mehr als 50 Punkte, darunter acht europäische und zwei asiatische Städte.

Bestplatzierte deutsche Stadt war Berlin (49,9) auf Platz 12 gefolgt von München (48.8) auf Platz 14 sowie Frankfurt auf Platz 23 (46,9). Stuttgart (46,3) und Hannover (44,4) kamen auf die Plätze 26 und 35. Bemängelt wurden dabei insbesondere der niedrige Anteil des öffentlichen Personennahverkehrs am Gesamtverkehr, sowie die deutlich überdurchschnittliche CO2-Belastung pro Kopf. Positiv stachen die deutschen Städte jedoch beim Anteil von Fußgängern und Radfahrern im urbanen Bereich, sowie den guten Verkehrssicherheitsstatistiken heraus.

Zur englischsprachigen Studie geht es hier.”

Quelle: Arthur D. Little/ newstix

Verkehrsvertrag für das Ruhr-Sieg-Netz II. unterzeichnet

Die beteiligten Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) haben die Verkehrsleistungen des Ruhr-Sieg-Netzes erneut in einem europaweiten Ausschreibungsverfahren vergeben. Dabei konnte sich wiederum Abellio Rail NRW durchsetzen, so dass der Betrieb dieses Netzes auch weiterhin vom langjährigen Betreiber durchgeführt wird. Am 15.05.2018 haben die Verantwortlichen von NWL, VRR und Abellio den Verkehrsvertrag für den künftigen Betrieb des Ruhr-Sieg-Netzes auf der Burg Altena unterzeichnet. Sie besiegelten damit die Entscheidung der jeweiligen politischen Gremien aus dem Jahre 2016.
Das Ruhr-Sieg-Netz hat künftig einem leicht geänderten Netzzuschnitt mit rund 3,4 Millionen Zugkilometer jährlich. Es umfasst die Bahnlinien Regional-express (RE) 16 (Essen-Hagen-Iserlohn/Siegen), Regionalbahn (RB) 46 (Bochum-Gelsenkirchen) sowie RB 91 (Hagen-Iserlohn/Siegen). Das Betriebskonzept sieht weiterhin einen Flügelzugbetrieb der Linien RE 16 und RB 91 vor, der ein umsteigefreies Reisen zwischen Siegen/Iserlohn und Essen über Hagen und Bochum ermöglicht. Zusätzliche Anpassungen des Fahrplans betreffen einzelne Leistungen in Tagesrandlagen, die das Bedienungskonzept abrunden.
Die vorhandenen Elektrotriebzüge vom Typ Stadler FLIRT werden nach einem Redesign erneut eingesetzt, die Fahrzeuge werden dabei unter anderem mit kostenlosen WLAN ausgerüstet. Mit der technischen Aufrüstung im Rahmen des Redesigns soll auch Ausfällen der Fahrzeuge vorgebeugt und deren Zuverlässigkeit gewährleistet werden. Der neue Verkehrsvertrag für das Ruhr-Sieg-Netz tritt zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 in Kraft und läuft bis Dezember 2034.
Quelle: VRR

Verband der Bahnindustrie in Deutschland eröffnet Repräsentanz in China

Der VDB eröffnet am 15. Mai 2018 eine Auslandsrepräsentanz in China. Das VDB-Büro wird in China die erste Adresse der Bahnindustrie aus Deutschland sein. Es unterstreiche nach eigenen Aussagen die hohe Bedeutung der deutsch-chinesischen Partnerschaft und die besondere gegenseitige Wertschätzung. Dank eines noch intensiveren Dialogs sei es nun es möglich, gemeinsam beste Lösungen zu realisieren. VDB-Mitglieder, darunter viele mittelständische „hidden champions“, werden auf dem chinesischen Markt noch aktiver unterstützt – und können ihre führenden Lösungen passgenau einbringen.
„Kommunikation, Dialog, Kompetenz: Die VDB Repräsentanz knüpft das bahnindustrielle Netzwerk zwischen Deutschland und China noch enger. Sie dient in China als Wegweiser in die industriellen, meist mittelständischen Strukturen der Bahnindustrie in Deutschland sowie als Bindeglied zu Entscheidungsträgern im chinesischen Markt.“, das sagte VDB-Präsident Volker Schenk. „Die VDB-Repräsentanz China ermöglicht eine neue Dimension der Zusammenarbeit: ein bestmögliches deutsch-chinesisches Matching zum Wohlergehen beider Partner – in gemeinsamer Verpflichtung auf den modernen Schienenverkehr für die Menschen.“, äußerte VDB-Hauptgeschäftsführer Dr. Ben Möbius.
Quelle: VDB

TU Dortmund simuliert Wirkung von kostenlosem Nahverkehr

Eine Forschungsgruppe aus dem Bereich Techniksoziologie der TU Dortmund hat mithilfe der Software SimCo die Chancen des kostenlosen ÖPNV für eine deutsche Großstadt simuliert. Das Ergebnis: Die erwarteten positiven Effekte auf die Umwelt bleiben aus. Eine Erhöhung der Kraftstoffpreise oder Tempolimits stellen effektivere Alternativen zum kostenlosen Nahverkehr dar, so die Forscherinnen und Forscher.

Kostenloser ÖPNV ohne positiven Effekt für die Umwelt

Die Untersuchung der Techniksoziologen legte den Fokus auf die Wirksamkeit der Einrichtung eines kostenlosen öffentlichen Nahverkehrsystems in Hinblick auf gesellschaftlichen Nutzen, Emissionen und Straßenauslastung einer deutschen Großstadt. Überraschenderweise ließen sich jedoch die erhofften positiven Effekte für die Umwelt nicht erreichen: Eine Verbesserung der Luftqualität trat nicht ein und in der Simulation erwies sich ein kostenloser Nahverkehr als nahezu wirkungsloses Instrument. "Der kostenlose ÖPNV konnte weder die Emissionen senken noch den Nutzen steigern und stellt somit faktisch eine Verschwendung von Ressourcen dar", so berichten Projektleiter Fabian Adelt und Versuchsleiter Marlon Philipp über ihre Forschungsergebnisse.

Effektivere Alternativen

Alternativen wie die Erhöhung der Kraftstoffpreise oder die vermehrte Einführung von Tempolimits sind nach Erkenntnissen der Forschungsgruppe wesentlich effektiver, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. So scheint die Idee eines kostenlosen Nahverkehrs in Modellstädten die hohen Erwartungen nicht zu erfüllen. Sie war Teil eines Vorschlags des Umweltministeriums an die EU-Kommission zur Verbesserung der stickstoffbelasteten Luft in deutschen Städten. Mitte April hatte sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze erneut für "zumindest phasenweise kostenlosen ÖPNV" ausgesprochen.
Quelle: TU Dortmund

Neue Busse rollen durch die Saalestadt

Die Hallesche Verkehrs-AG hat fünf neue hochmoderne Busse angeschafft. Zwei davon sind bereits mit der HAVAG-Ausstattung (Fahrscheinautomat, Funk) ausgerüstet und rollen durch die Saalestadt. Die anderen drei werden derzeit für den Liniendienst vorbereitet und werden Ende Mai auf die Strecke geschickt. Drei der fünf Fahrzeuge sind Gelenkbusse und statt 12 ganze 18 Meter lang. Sie tragen gestiegenen Fahrgastzahlen auf einigen Buslinien Rechnung und werden vorrangig dort eingesetzt. Wie die bereits angeschafften Busse tragen auch die neuen Fahrzeuge Namen von prominenten Hallensern: Paul Thiersch, Felicitas von Selmenitz, Richard von Volkmann, Friedrich Hoffmann und Johann Christoph von Dreyhaupt.  
Die Linienbusse vom Typ Mercedes-Benz Citaro II präsentieren sich barrierefrei, sicher und umweltfreundlich. Auch in ökologischer Hinsicht punkten die Busse: Durch eine Verbesserung der Schadstoffklasse entsprechen sie der Abgasnorm Euro 6. Alle Fahrzeuge sind mit dem blauen Umweltengel zertifiziert. Die Wahl besonderer, schmutzabweisender und pflegeleichter Materialien ermöglicht eine schnelle Reinigung. Auch der Zeitaufwand für Wartung und Reparatur ist geringer als bei früheren Modellen. Insbesondere Anwohner profitieren von verringerter Fahrgeräuschbelastung.
Die bis zu hundert Fahrgäste fassenden längeren Gelenkbusse werden vorrangig auf Linien eingesetzt, auf denen in der letzten Zeit der Bedarf gestiegen war, so beispielsweise auf den Linien nach Heide-Nord, zwischen Südstadt und Ammendorf, im Schülerverkehr und im Linienverkehr zum Star-Park.
Quelle: Stadtwerke Halle

Zeitreise: Die Ticketrevolution der 1960er Jahre

Es war vermutlich eine der großen Zäsuren in den frühen 1960er Jahre und im Jahrgang 1964 der Dauerbrenner in der Berichterstattung der Nahverkehrs-praxis. Die Einführung des Einmannbetriebes in den Bussen und Bahnen des Nahverkehrs. Immer mehr Verkehrsunternehmen stellten damit die Weichen dafür, dass keine Schaffner mehr an Bord der Fahrzeuge benötigt wurden und dass die Fahrgäste die Fahrscheine nun selbst kaufen konnten (oder mussten). Oder um es in der etwas technokratisch anmutenden Sprache der 1964er auszudrücken: „Die Selbstbedienung hat sich bei zahlreichen Dienstleistungsbetrieben (Kaufhäusern, Geschäften, Restaurants usw.) seit mehreren Jahren ausgezeichnet bewährt. Es lag daher nahe, auch bei den Verkehrsbetrieben, die bekanntlich mit zu den größten Dienstleistungsbetrieben zählen, die Selbstbedienung des Kunden, d.h. die Automatisierung der Fahrgastabfertigung einzuführen.“ Der besondere Clou war, dass die Fahrgäste jetzt sogar „Fahrtausweise in Vorverkaufsstellen“ erwerben konnten, oder aber direkt beim Fahrer. Dazu wurden die Fahrzeuge, wie beispielsweise bei den Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen (Bogestra) mit einem „Zahltisch am Fahrerplatz ausgerüstet und als Einmannwagen gefahren.“ Durch diese Neuerung im Ticketverkauf war es den Verkehrsbetrieben möglich zukünftig auf Schaffner zu verzichten.
Die Umstellung erfolgte im Übrigen nicht nur aus Gründen der Kostenersparnis. Notwendig wurde die Reduzierung des Personals vor allem aufgrund der Vollbeschäftigung der 1950er und auch noch 1960er Jahre. Die Verkehrsbetriebe fanden schlicht und ergreifend immer weniger Schaffner, die die Rolle des Fahrkartenkontrolleurs und -verkäufers übernehmen konnten. In diesem Zusammenhang wurden dann auch die ersten automatischen Fahrscheinentwerter eingeführt. Ein Automat in denen die Fahrgäste ihre – damals noch „Geradeaus-Sammelkarten“ genannten – Fahrscheine entwerten konnte. Ein Gerät das auch heute noch Standard ist, doch schon jetzt immer mehr vom eTicketing abgelöst wird. Es zeigt sich: die Branche ist im Wandel. Heute, damals und vermutlich auch morgen noch.
Der Rückblick erfolgt in unserer neuen Rubrik Zeitreise. Denn in vier Wochen ist es endlich so weit. Pünktlich zum diesjährigen VDV-Jahreskongress erscheint die Jubiläumsausgabe unserer Zeitschrift – 65 Jahre Nahverkehrs-praxis. In den kommenden Wochen werden wir nun einen kleinen Countdown starten und jede Woche eine kleine Anekdote aus der Geschichte unserer Zeitung präsentieren.