Corona-Schutzscheiben: Neues Material, bewährter Schutz

Zwei Unternehmen aus Schleswig-Holstein haben neue Corona-Schutzscheiben für Omnibusse entwickelt. Der unter dem Namen D-Shield© by Hansen vermarktete Tröpfchenschutz minimiert das Ansteckungsrisiko zwischen Fahrpersonal und Fahrgästen und stellt eine dauerhafte und zuverlässige Lösung dar. Damit ermöglicht er eine Wiederaufnahme des Fahrkartenverkaufs. Das neue Material hat eine allgemeine Bauartgenehmigung vom Kraftfahrt-Bundesamt vorzuweisen und ist damit abnahmefähig durch Prüfinstitute, wie zum Beispiel den TÜV.
Die Infektionsscheiben werden aus beschichtetem Polycarbonat gefertigt. Gemeinsam haben die Firmen Hansen und Foilsquare die Corona-Schutzschilder für unterschiedliche Fahrzeugmarken und -typen entwickelt.
Die Schutzscheiben sind bereits bei mehreren deutschen Unternehmen und auch im europäischen Ausland im Einsatz. Aufgrund hoher Lagerbestände ist eine kurze Lieferzeit aktuell sichergestellt.

Mit Mobile-Ticketing dem Covid-19 Virus entgegenwirken

Gerade in Zeiten von Corona ist Mobile-Ticketing, das komplett kontaktlos erfolgt, ein wichtiger Faktor, um Fahrgäste und eigenes Personal besser vor Infektionen zu schützen und gleichzeitig das Vertrauen in den öffentlichen Verkehr zu stärken. Das Mobile-Ticketing gibt es in verschiedenen Ausbaustufen. Vom einfachen Ticketkauf im Mobile-Shop über aktiven Check-in/Check-out bis hin zum automatischen Be-in/Be-out ist auf dem Handy alles möglich. Fahrplan- und Tarifauskunft bzw. XiXo sorgen dafür, dass sich der Fahrgast nicht mit dem Tarif auseinandersetzen muss. Für das sich in Corona-Zeiten ändernde Mobilitätsverhalten bietet sich unsere Best Price Lösung an – diese nimmt dem Fahrgast die Sorge, zuviel zu zahlen.

UV-C-Licht von Signify desinfiziert Luft, Oberflächen und Wasser

Signify hat sein Angebot an UV-C-Leuchten für die Desinfektion von Luft, Oberflächen und Gegenständen erweitert. Zum Portfolio gehören mobile, freistehende UV-C-Leuchten, die z.B. zur Desinfektion von Oberflächen in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen und Bahnen eingesetzt werden können. Die Wirksamkeit von Philips UV-C-Lampen auf die Inaktivierung von SARS-CoV-2, dem Virus, das COVID-19 verursacht, wurde jüngst von der Boston University bestätigt. Die Testergebnisse zeigen, dass Viren ab einer bestimmten Dosis UV-C-Strahlung vollständig inaktiviert wurden: Innerhalb von Sekunden konnte kein Virus mehr nachgewiesen werden. Signify ist seit mehr als 35 Jahren wegweisend in der UV-Technologie und kann nachweislich auf die Entwicklung innovativer UV-C-Desinfektionslösungen zurückblicken.

Digitalisierung im ÖPNV: Wenn nicht jetzt, wann dann?

In den vergangenen Monaten konnten digitale Vertriebskanäle ihre ganze Innovationskraft ausspielen. Wie sehr Fahrgäste die Möglichkeit schätzen, ihre Tickets per Handy zu kaufen, zeigt unter anderem die enorm gestiegene Zahl der Neuregistrierungen für die überregionale, mobile Ticketing-Plattform HandyTicket Deutschland von HanseCom.

Die Vorteile sprechen für sich: So entfällt beispielsweise der aktuell problematische Fahrerverkauf. Diese Entwicklung zeigt überdeutlich, welchen großen Stellenwert digitale Services für den ÖPNV haben. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Verkehrsbetriebe, die ihren Kunden immer noch keine digitalen Services anbieten, drohen jetzt den Anschluss zu verlieren. Deshalb ist es höchste Zeit für eine flächendeckende Digitalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs.

ÖV-Planung in Zeiten von Corona

In Zeiten von Corona stehen Verkehrsbetriebe einer völlig veränderten Planungssituation gegenüber. Um attraktiv zu bleiben, ist es für sie aktuell besonders wichtig, das Verhalten der Fahrgäste zu kennen. „Fahrgasterhebungen helfen dabei, sich effizient und schnell an neue Situationen anzupassen,“ so Gunnar Liehr von PTV Transport Consult. „Wichtig ist dabei, die Erhebungsdaten schnell zur Verfügung zu haben.“

In einem laufenden Projekt für die Münchner Verkehrsgesellschaft mbH arbeitet sein Team deshalb mit einer speziellen App, mit der die aufbereiteten Daten innerhalb von einer Stunde nach der Erhebung geliefert werden können. Gunnar Liehr: „Mit dieser Datengrundlage kann die MVG zeitnah auf Änderungen reagieren und die Angebotsplanung optimieren.“

Flexibilität im Bus

Spätestens seit Corona ist das elektronische und kontaktlose Bezahlen mit Karte oder Smartphone nicht mehr aus dem täglichen Leben wegzudenken. Auch im ÖPNV können Betreiber und Nutzer von den vielfältigen Vorteilen des bargeldlosen Bezahlens wie Schnelligkeit, Hygiene und Sicherheit profitieren.

Integrator IVU Traffic, Netzbetreiber First Data TeleCash und Terminalhersteller Verifone haben für den Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) mit dem Terminal P400 von Verifone eine passgenaue Lösung für den Einstiegsbereich der ca. 1000 Busse, die im VMS unterwegs sind, implementiert.

Das Verifone Terminal P400 passt perfekt zu den vom VMS geforderten Eigenschaften. Farbige, selbsterklärende Icons auf dem 3,5″-Farb-Touchdisplay führen den Kunden einfach und sicher durch den Bezahlvorgang. Der integrierte NFC-Leser ermöglicht schnelle und hygienische kontaktlose Transaktionen. Bei Bedarf kann die Verbindung zu einem digitalen Belegarchiv geschaltet werden, das die elektronische Unterschriftenerfassung und Belegarchivierung ermöglicht und damit die händische Verwaltung von physischen Zahlungsbelegen überflüssig macht.

Dank spezifischer Schnittstellen funktioniert der Datenaustausch mit den IVU-Bordrechnern reibungslos und kassensicher. Das P400 hat ein optimales Verhältnis von größtmöglicher Performance und geringem Platzbedarf. Gerade im sehr begrenzten Fahrerbereich ist dieser Umstand ein überaus wichtiges positives Kriterium. Die hohe Geschwindigkeit der Zahlungsabwicklung am P400 wirkt sich positiv auf den Durchsatz und die Kundenzufriedenheit aus.

TÜV geprüfter Schutz für Fahrer und Fahrgäste

Mit einer TÜV-geprüften Lösung bieten die AGK Buskompetenzzentren in Corona-Zeiten eine hochwertige Lösung für den Infektionsschutz. Damit werden der Ticket-Verkauf und der Einstieg über die Vordertür gewährleistet. Die Maskenpflicht für Fahrer entfällt. Der Fahrerschutz kann in den Fahrzeugschein eingetragen werden.

Mit Blick auf die Langlebigkeit und Stabilität kommt doppelseitig entspiegeltes Glas mit der Kennung 43R zum Einsatz, dass auch bei häufigen Reinigungen nicht verkratzt. Der hochwertige Rahmen verhindert Vibrationen und Klappergeräusche.

Das System wird für die aktuellen Modelle von IVECO, MAN, Mercedes, Solaris, Setra und Volvo angeboten. Für andere Fahrzeuge können Individuallösungen angeboten werden. Zudem bietet AGK bundesweit Unterstützung bei der Montage.  

Interview: Die Maskenpflicht allein reicht nicht für ein Sicherheitsgefühl

Momentan steigen die Zahlen der mit dem Coronavirus infizierten Personen wieder leicht an. Es ist also davon auszugehen, dass uns das Tragen von Mund- und Nasenschutzmasken noch einige Zeit begleiten wird. Nahverkehrs-praxis sprach mit Jan Ebbing, Leiter Sales & Marketing bei der HJS Emission Technology GmbH & Co. KG, über die notwendigen Maßnahmen, um die Fahrgäste besser zu schützen.

Nahverkehrs-praxis: In einem Interview hat der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages die Bürger aufgefordert, verstärkt wieder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, weil dort die Ansteckungsgefahr nicht höher sei als an anderen Orten. Führt das dazu, den Fahrgästen das nötige Sicherheitsgefühl zurück zu geben, oder was ist nach Ihrer Meinung der richtige Weg?

Jan Ebbing: Die Maskenpflicht allein reicht nicht aus, um den Fahrgästen das nötige Sicherheitsgefühl zu geben. Neben der Maskenpflicht sind Schutzwände zwischen den Sitzreihen der Fahrgäste nötig, erst dadurch wird eine volle Auslastung der bestehenden Sitzplätze wieder möglich.

Nahverkehrs-praxis: Es geht ja nicht nur darum, die Gefahr einer Infektion für Fahrgäste zu minimieren, sondern auch die Busfahrer zu schützen. HJS hat dafür Infektionsschutzscheiben entwickelt. Beschreiben Sie bitte Aussehen, Anwendung und Wirkung der Scheiben.

Jan Ebbing: Der Schutz der Fahrer ist bisher in der Regel nur provisorisch gelöst. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat sich erst kürzlich für einen besseren Infektionsschutz im ÖPNV ausgesprochen. Durch die Infektions-Schutzscheibe wird der Fahrer vom restlichen Fahrzeugbereich isoliert.

Nahverkehrs-praxis: Um ihre durch den starken Fahrgastrückgang entstandenen finanziellen Ausfälle möglichst gering zu halten, wäre eine volle Auslastung der Busse für Verkehrsunternehmen enorm wichtig. Das ist bisher nicht möglich, wenn die Abstandsregelungen eingehalten werden sollen. Inwieweit können Ihre Schutzscheiben dabei helfen?

Jan Ebbing: Unser HJS ESG-Sicherheitsglas kann sowohl als Abtrennung zwischen Fahrerraum und dem restlichen Fahrzeugbereich als auch zwischen den einzelnen Sitzreihen der Fahrgäste eingesetzt werden. Als zuverlässiger Nies- und Spuckschutz sorgen die Scheiben dafür, dass das Infektionsrisiko mit dem Corona Virus im Inneren des Busses auf ein Minimum reduziert wird.

Nahverkehrs-praxis: Zerstörungen in Bussen durch Vandalismus ist immer schon ein für Verkehrsunternehmen teures und lästiges Problem gewesen – das möglichst zu verhindern, ist sicherlich eine Herausforderung für Hersteller. Wie können Sie das bei Ihrem Produkt sicherstellen, und wie kompliziert sind Wartung und wenn nötig Aus- und Einbau?

Jan Ebbing: Die HJS Infektions-Schutzscheiben sind TÜV-geprüft, extrem bruch- und kratzfest sowie brand- und splittersicher, Formstabilität ist auch bei hohen Temperaturen gegeben. Neben ihrem primären Zweck, dem Infektionsschutz, erfüllen die Schutz-Scheiben noch einen weiteren Nutzen. Die Scheiben eignen sich perfekt als Werbeträger.

Nahverkehrs-praxis: In die Busse welcher Hersteller kann das System eingebaut werden, und ist es aktuell auch schon für alle erhältlich?

Jan Ebbing: Derzeit ist das ESG-Sicherheitsglas für MAN und Mercedes lieferbar, andere Typen sind in der Vorbereitung.

Effiziente und hochverfügbare Elektrobussysteme sind unverzichtbar

Der Klimaschutz war bis Februar 2020 eines der Top-Themen. Die Corona-Pandemie hat dieses wichtige Thema fast vollständig verdrängt, aus nachvollziehbaren Gründen. Dennoch hat sich nichts an der Notwendigkeit des Klimaschutzprogramms und seiner Ziele geändert. Die Mobilität ist dabei eines der großen systemrelevanten Themen. Fahrzeuge mit elektrischen Antrieben stehen ganz oben auf der Agenda – mit der Transformation vom Verbrenner hin zum lokal emissionsfreien und leisen E-Antriebssystem. Dies wird auch von der Bundesregierung und seinen Vertretern immer wieder klar verdeutlicht und ebenso – zunächst noch zögerlich – von der Automobilindustrie so vertreten. Das war auch so auf der 11. VDV-Elektrobuskonferenz im Februar 2020. Dort wurde immer wieder konstatiert, dass der ÖPNV bereits ein ausgesprochen innovativer und vorbildlicher Partner beim Klimaschutz sei.

Aktuell kommt jetzt ein wichtiger Baustein für die Branche hinzu: Die Förderung für E-Busse inkl. Infrastruktur wird künftig gebündelt und allein vom BMVI verantwortet, statt von mehreren Ministerien mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten. Und noch eine positive Nachricht kam vom Bund: Für E-Bussysteme werden die Fördermittel deutlich aufgestockt. Geld sei genügend da, betonten die Vertreter des Bundes. Dies wurde ausgesprochen positiv aufgenommen, weil es ein notwendiger und konsequenter Schritt für eine erfolgreiche Antriebswende ist.

Und dann schlug im März das Corona-Virus zu! Nichts war mehr so wie es war: Abstandsregelungen, Kontaktbeschränkungen, Hygienemaßnahmen, Maskenpflicht kamen als klare Verordnungen. In Bussen und Bahnen gingen die Fahrgastzahlen Klimaschutzprogramm des Bundes: Effiziente und hochverfügbare Elektrobussysteme sind unverzichtbar Förderprogramme für Fahrzeuge und Infrastruktur sind dabei wichtige Voraussetzungen. rapide zurück. Die Verkehrsunternehmen haben dennoch mit Beginn der Corona-Pandemie mit großem Augenmaß das Angebot insbesondere wegen der Abstandsregelung vielfach auf fast bisherigem Niveau gehalten. Die Folge waren große Fahrgeldausfälle. Der VDV und die Branchenverbände unterstützen nunmehr die Initiative der Landesverkehrsminister, vom Bund die Einrichtung eines „ÖPNV-Rettungsschirms“ in Höhe von mindestens 5 Mrd € zu erhalten. Dabei muss es das unbedingte Ziel sein, den ÖPNV als einen der wichtigsten Partner im Klimaschutz für die Noch-Coronazeit zu stärken und weiter auszubauen.

Noch etwas ist seit Beginn der Corona-Krise deutlich geworden: Nicht nur die Fahrzeuge des ÖPNV und die Straßen waren leer, wie man es bisher nicht kannte. Es gab keine Staus und die Schadstoff- und Geräuschbelastungen waren deutlich reduziert. Dass dies so sein würde, lag auf der Hand – dass dies aber nach Corona nicht so bleibt, ist auch klar. Die Probleme der schädlichen Klimaentwicklung sind nicht verschwunden, sie sind lediglich verschoben und kommen ggf. infolge einer vermehrten Pkw-Nutzung stärker zurück!

Genau hier liegen jetzt die größten Herausforderungen für Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sowie für unsere gesamte Gesellschaft. Alle bisherigen innovativen Entwicklungen und Maßnahmen für eine klima- und umweltschonende Mobilität, so auch der E-Bus, sind nach wie vor richtig, auch wenn manche Dinge neu und noch konsequenter gedacht werden müssen. Die Rückkehr der Fahrgäste in den ÖPNV wird aber voraussichtlich noch längere Zeit dauern, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des DLR: Gewinner der Corona-Krise sind aktuell der Pkw und das Fahrrad, so Prof. Barbara Lenz, Direktorin des DLR-Instituts für Verkehrsforschung. Der pri­vate Pkw weist derzeit (!) in der Umfrage einen deutlichen „Wohlfühlfaktor“ gegenüber allen anderen Verkehrsmitteln auf. Problematisch ist es deshalb für den ÖPNV, die verlore­nen Fahrgäste zügig zurückzugewinnen, so die Studie. Was keinesfalls passieren darf, ist der Verzicht auf ÖPNV-Fahrten und der Umstieg in den privaten Pkw. Dann würden alle bis­herigen Überlegungen, Maßnahmen und Strategien im Kampf gegen den Klimawandel ad absurdum geführt.

Was das wiederum für den Verkehr besonders in den Städten bedeuten würde, ist allen klar. Die Verkehrssituation würde angesichts dieses „Autowohlgefühls“ sehr schnell kollabie­ren mit allen bekannten Negativerscheinungen. Deshalb muss auch weiterhin alles darauf ausgerichtet sein, dass ein starker ÖPNV mit Bussen und Bahnen die Hauptlast der Mobilität trägt und durch komplementäre Angebote sinnvoll und effizient ergänzt wird. Denn nur mit einem starken und gut ausgebauten ÖPNV – mit Förderung des Bundes – ist die Verkehrswende zu schaffen. Genau deshalb müssen die zugesagten Förderprogramme für E-Busse und deren Infrastruktur weiterhin festen Bestand haben sowie für den ÖPNV-Rettungsschirm neu dazukommen. Dass dies angesichts der Corona-Pandemie vom Bund zur Stützung der Wirtschaft und der Konjunkturstabilisierung bereitgestellten Finanzmittel in Milliardenhöhe nicht einfach ist, ist selbstredend. Dennoch, der weitere Ausbau des ÖPNV sowie die vielen innovativen Themen und Projektförderungen für die Mobilität der Zukunft muss weiterhin höchste Priorität haben. Denn Corona ist bald wieder vorbei und alle alten und bekannten Probleme sind wieder da! Dann gilt wie bisher, dass das Bussystem eines der effi­zientesten und flexibelsten Verkehrsmittel ist und gerade deshalb dringend gebraucht wird. Ein E-Bussystem ist für eine nachhaltige Mobilität mit „Zero Emission“ und fast geräusch­losem Antrieb einer der besten Wege zur Erreichung der Kli­maschutzziele.

Wie sagte Martin Schmitz, VDV-Geschäftsführer Technik, auf der Elektrobuskonferenz: „Dies ist das Jahrzehnt des Busses!“ Dieser Satz ist immer noch richtig. Deshalb muss die Entwicklung und Förderung des elek­trischen Antriebs von Bussen auch weiterhin einen hohen Stellenwert haben. Dabei ist eine unbedingte Technologie-offenheit anzustreben. Als E-Busse werden deshalb sowohl reine Batteriebusse als auch Oberleitungs- und Brennstoff­zellenbusse bezeichnet – alle werden von Elektromotoren angetrieben. Erwähnt sei auch, dass ebenso synthetische und Bio-Kraftstoffe vom Bund gefördert werden. Die Techno­logieoffenheit findet in der Branche einen breiten Konsens. Dies liegt auch an vielfach langen Umläufen. Dafür braucht man Busse mit großen Reichweiten. Hier liegt die Stärke von Brennstoffzellenbussen, ggf. mit einem Range-Extender als Verlängerer der Reichweite.

Dies zeigt, dass verschiedene Antriebstechnologien je nach Anforderungs- und Einsatzprofil sinnvoll sind. Es gibt somit gemäß vieler Vortragender zu Recht keine klare Präferenz für den einen oder anderen elektrischen Antrieb, alle haben gewisse Stärken und Schwächen. Viele Verkehrsunterneh­men haben deshalb Erprobungen der Praxistauglichkeit von E-Bussen durchgeführt und vielfach bereits ihre Präferenz festgelegt oder zumindest als Option offengehalten. Wasser-stoff betriebene Brennstoffzellenantriebe kommen zunehmend zum Einsatz, so z.B. in Wuppertal, bei der RVK in Köln und in Hamburg. Schleswig-Holstein und Hamburg planen sogar gemeinsam Anlagen zur Elektrolyse von Wasserstoff, die vornehmlich mit regenerativer Windenergie betrieben werden sollen. Jetzt kommt es darauf an, dass die Bushersteller auch in der Lage sind, stabile und serienmäßige Elektrobussysteme mit normalen (!) Lieferzeiten zu akzeptablen Preisen zu liefern. Die Erwartungen für einen Markthochlauf mit aus­gereiften Fahrzeugen und hohen Stückzahlen, insbesondere in größeren Städten mit Umweltproblemen, müssen deshalb jetzt erfüllt werden. Der rechte Schwung hierfür fehlt noch. Insgesamt ist aber immer noch eine verschwindend kleine Anzahl von E-Bussen im Einsatz, was auch an den immer noch deutlichen höheren Kosten für komplette E-Bussysteme liegt.

Wenn auch der Optimismus von VDV-Präsident Ingo Wort­mann im Februar angesichts der positiven Förderzusagen für Elektrobusse durch den Bund noch groß war, kann jetzt nur noch gehofft und gefordert werden, dass dies auch wirklich trägt, denn für die Ziele des anspruchsvollen Klimaschutz­programms ist der elektrische Antrieb unverzichtbar. Jede Stadt und jede Region muss für die Beschaffung seines E-Bussystems die eigenen Rahmenbedingungen zugrunde legen, wenn ein bestmögliches Ergebnis dabei herauskom­men soll. Dennoch, von allen Beteiligten sind angesichts der Corona- Auswirkungen für den ÖPNV große Anstrengungen zu unter­nehmen, um die Probleme der Krise zu bewältigen und den ÖPNV wieder dahin zu bringen, wo er hingehört: Als wichtiger Problemlöser des Klimawandels, und dies mit Elektrobussen.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der Juni-Ausgabe der Nahverkehrs-praxis! Jetzt digital kostenfrei lesen – für kurze Zeit

Individueller Mobilitätsmix ist die Zukunft des ÖPNV

Vor Corona schien die Verkehrswende hin zu mehr öffentlichem Nahverkehr und weniger Autoverkehr in greifbarer Nähe zu sein. Nach dem coronabedingten Einbruch der Fahrgastzahlen und dem Unsicherheitsgefühl der Kunden im ÖPNV erscheint der Ausgang wieder offen. Beim Versuch den Nahverkehr zu stärken wird die Digitalisierung als ein entscheidender Baustein betrachtet. Nahverkehrs-praxis sprach darüber mit Dr. Jürgen Greschner, Geschäftsführer der INIT GmbH, in einem exklusiven Online-Interview.

Nahverkehrs-praxis: Die Coronakrise hat einigen Unternehmen – auch aus der Verkehrsbranche – große Existenzprobleme beschert. Wie ist INIT durch diese Phase gekommen?

Dr. Jürgen Greschner: Für die Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln verfügt INIT über einige Produkte, die Verkehrsunternehmen unterstützen können. Diese Produkte werden nun verstärkt nachgefragt, und es kam bereits zu zusätzlichen Aufträgen. Demgegenüber sind die direkten negativen Auswirkungen in Projekten, bspw. bei der Fahrzeuginstallation, sehr gering. Wir haben auch zu Beginn negative Auswirkungen bei der Personalakquisition verzeichnet, das hat sich allerdings mittlerweile verbessert und wir erhalten wieder mehr Bewerbungen. Die Einarbeitung ausländischer Mitarbeiter gestaltet sich allerdings schwieriger, da Reisen ins Stammhaus Karlsruhe zurzeit immer noch nicht möglich sind. Aber insgesamt können wir sagen: Toi, toi, toi, bisher sind wir sehr gut durch die Krise gekommen.

Nahverkehrs-praxis: Im „Aktionsplan Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Mobilität“ des Bundesverkehrsministeriums ist davon die Rede, dass die Trennung zwischen öffentlichem Verkehr und Individualverkehr künftig immer mehr verschwimmen wird. „Wir werden mit einem Klick in der App alles Mögliche vom E-Scooter bis zur S-Bahn kombinieren können und von Tür zu Tür mit einem individuellen Mobilitätsmix reisen.“ Ist das in Coronazeiten immer noch eine realistische Vorstellung, oder schätzen Sie das anders ein?

Dr. Jürgen Greschner: Ich denke, Corona wird diesem Trend eher noch einen Kick geben. Zukünftig werden wir in den Apps auch Informationen zum Besetzungsgrad eines ÖPNV-Fahrzeuges finden, so dass Fahrgäste sehen können, ob der geplante Bus voll oder die Bahn überfüllt ist. Sie können dann mit derselben App einfach eine andere Alternative wählen und z.B. auf individuell nutzbare Angebote wie Leihfahrräder umsteigen. Daneben erfolgt die Bezahlung in solchen Apps bargeldlos, auch das ist ja heute mehr denn je erwünscht.

Nahverkehrs-praxis: Damit der Öffentliche Personenverkehr eine wirkliche Alternative zum Auto werden kann, muss er viel stärker digitalisiert werden. Diese Aussage liest und hört man häufig, ohne das näher erläutert wird, was das genau bedeuten soll. Was umfasst Digitalisierung in dem Zusammenhang alles?

Dr. Jürgen Greschner: Ich stelle mir Pay-as-you-go für Mobilitätsdienste vor: Ich bekomme aus der Mobilitäts-Cloud umfassende Informationen zu allen zur Verfügung stehenden Mobilitätsdiensten: Wo ist die Haltestelle, wann kommt die Bahn, wo steht das Fahrrad, wie ist die Wegekette, ist der Bus voll, gibt es einen Stau? Dann rufe ich die Dienste ab, die ich gerade benötige. Das machen wir gerade in Regiomove zusammen mit dem KVV im Pilotbetrieb und ab Herbst im Echtbetrieb.

Wir müssen auch Zugangshemmnisse abbauen. Niemand sollte sich durch einen unübersichtlichen Tarifdschungel kämpfen müssen. Jeder sollte so bezahlen können, wie er oder sie es gerne möchte. Unser Kunde in Portland ist so unterwegs und bietet alles an Bezahlmöglichkeiten an, was es heute gibt: bar, eine eigene gebrandete Public-Transport-Karte, die auch in den Smartphone-Wallets verfügbar ist, Apple Pay, Google Pay, natürlich EMV-Bezahlung (Europay, Master Card, Visa Card – also der Kreditkarten-Standard). Die Bezahlung ist in Portland definitiv kein Zugangshemmnis mehr.

Aber es gibt sicher noch viele neue Möglichkeiten, auch um Arbeitsprozesse weiter zu digitalisieren und zu automatisieren. Einige Beispiele: Der Fahrer prüft vor Fahrtantritt sein Fahrzeug und dokumentiert das heute noch oft auf Papier. Das kann natürlich digital sehr gut unterstützt werden und von der bestehenden Infrastruktur mit übernommen werden, bspw. dem Bordrechner und dem Bedienteil. Der Fahrer füllt sein Formular auf dem Bedienteil aus, es wird dann in einem Workflow digital weitergeleitet, geht nicht verloren, und weitere Maßnahmen werden angestoßen.

Bereits verfügbar ist auch die Technologie, den Disponenten bei seiner Arbeit besser zu unterstützen. Das ITCS kann vorgefertigte Szenarien bereitstellen, die der Disponent mit einem Klick aktiviert. Er muss sich nicht immer wieder von Neuem überlegen, was bei einem Vorfall zu tun ist oder auf seinen „Spickzettel“ schauen. Das kann heute sehr gut unterstützt und voll- bzw. teilautomatisiert werden.

Nahverkehrs-praxis: Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen will ab dem 4. Quartal dieses Jahres das System „VDV-Barcode mobile+“ anbieten, das der schnellen und sicheren elektronischen Überprüfung von HandyTickets dienen soll. Wo liegen da bisher die Probleme, und inwieweit kann diese Technik helfen, die Akzeptanz des ÖPNV bei bisherigen und potenziellen neuen Fahrgästen wiederherzustellen oder sogar zu stärken?

Dr. Jürgen Greschner: Barcode ist heute sicher ein wichtiger Baustein bei Bezahlverfahren. Und wir machen das schon lange. VDV-Barcode mobile+ macht das Ganze sicherer und kann so zur weiteren Verbreitung dieser einfach zu handhabenden Technologie beitragen.

Nahverkehrs-praxis: Wie wird nach Ihrer Einschätzung die digitale Entwicklung im öffentlichen Personenverkehr – inklusive neuer Mobilitätsdienste – vonstattengehen, und was kann Ihr Unternehmen dazu beitragen?

Dr. Jürgen Greschner: Die Verkehrsunternehmen werden sich vom reinen ÖPNV-Anbieter wandeln hin zum Mobilitätsexperten oder Mobilitätsbroker in ihrer Region. Sie werden die Mobilitätsdienste in ihrer Region informationstechnisch bündeln. Ich denke, sie werden zusammen mit ihren Fahrgästen auf eine Reise gehen, von der wir heute noch nicht so ganz genau wissen, wo sie endet.

Und INIT kann hier unterstützen und tut dies im Übrigen bei der Digitalisierung seit 1983. Unser Ziel ist es, die jeweils neusten Entwicklungen im Bereich der IT für die Verkehrsunternehmen und unsere Branche verfügbar zu machen. Wir wollen alles anbieten, was Verkehrsunternehmen an spezieller Software und Hardware für ihren Betrieb brauchen. Das reicht vom ITCS und Zahlungssystemen bis zu Anzeigen im Fahrzeug und an der Haltestelle, Fahrgastzählung und heute natürlich auch MaaS-Lösungen. Das alles bieten wir modular oder in einem integrierten System an.

Und in den ganz neuen Bereichen sind wir natürlich auch dabei:

Heute wird z.B. das autonome Fahren immer mehr Thema, und da sind wir im Bereich der Forschung in einigen Bereichen gut unterwegs. Im Projekt IQmobility zusammen mit Scania gibt unser ITCS dem autonomen Fahrzeug die Route vor. Und unsere Tochterfirma IRIS bestimmt in autonomen Fahrzeugen mit ihren Sensoren den Besetzungsgrad und kann auch Gefahrensituationen automatisch erkennen. Das brauchen wir, denn es gibt ja nicht mehr den Busfahrer, der dies melden könnte.

Nahverkehrs-praxis: Um den ÖPNV digital weiterzuentwickeln, muss viel Geld investiert werden. Sind die vorgesehenen staatlichen Investitionen und Fördermaßnahmen dafür ausreichend, oder was würden Sie sich „wünschen“?

Dr. Jürgen Greschner: Ich denke, es gibt heute einige Mittel für Investitionen in unserer Branche. Allerdings müssen unsere Kunden, die Verkehrsunternehmen, auch organisatorisch und personell in der Lage sein, die Projekte abzuwickeln. Und da sind die meisten doch recht dünn oder neudeutsch „LEAN“ aufgestellt. Da sie sich im Wettbewerb behaupten müssen, müssen sie sehr stark – manchmal zu stark – auf die Kosten achten. Aber auch Verkehrsunternehmen müssen angemessene Gehälter bezahlen können, um die notwendigen Experten auf ihrer Seite zur Verfügung zu haben, die die komplexen Projekte abwickeln und die Systeme auch dauerhaft betreuen können.