Bahntickets im Nahverkehr gegenüber 2015 um 19 % teurer

Angesichts stark gestiegener Energiekosten will die Bundesregierung mit einem befristeten 9-Euro-Ticket den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver machen. Die Preise für Tickets im ÖPNV sind seit 2015 deutlich gestiegen. So verteuerten sich Bahnfahrten im Nahverkehr überdurchschnittlich: Die Preise dafür stiegen seit 2015 um 19,0 % – und damit stärker als die Verbraucherpreise insgesamt (+16,2 %), wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt.

Tickets für die kombinierte Personenbeförderung verteuerten sich um 13,0 %. Darunter fallen Verbundtickets, die die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel wie Bus, U-Bahn oder Regionalzug ermöglichen. Ein Beispiel dafür ist die Einzel- oder Tageskarte im Verbundverkehr – sie verteuerte sich für Erwachsene leicht unterdurchschnittlich um 14,4 % gegenüber 2015, das Monatsticket um 12,9 %. Der sukzessive stufenhafte Preisanstieg bei Nahverkehrs-Tickets seit 2015 wurde nur kurz unterbrochen: Im 2. Halbjahr 2020 wirkte sich die temporäre Senkung des Mehrwertsteuersatzes preismindernd aus.

Zuletzt waren die Preise für Tickets zwar ebenfalls gestiegen, allerdings deutlich weniger als die Verbraucherpreise insgesamt. So zahlten Fahrgäste im April 2022 für ein Bahnticket im Nahverkehr 2,6 % mehr als im Vorjahresmonat. Tickets für die kombinierte Personenbeförderung verteuerten sich um 1,7 % binnen Jahresfrist. Darunter fällt die Einzel- oder Tageskarte im Verbundverkehr für Erwachsene, die sich um 1,7 % gegenüber April 2021 verteuerte, oder das Monatsticket mit +1,8 %. Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise insgesamt stiegen im selben Zeitraum um 7,4 %. Die hohe Teuerungsrate ist in erster Linie auf hohe Steigerungen der Energiepreise sowie der Nahrungsmittelpreise zurückzuführen.

9 Euro monatlich soll das vergünstigte ÖPNV-Ticket kosten, das vom 1. Juni an für drei Monate gelten soll. Das ist knapp ein Drittel dessen, was Haushalte im Schnitt für Bus- und Bahntickets aufwendeten. Im Jahr 2020 gab jeder Haushalt in Deutschland durchschnittlich rund 24 Euro pro Monat für Fahrkarten aus. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es noch rund 33 Euro monatlich. Ein Grund für den Rückgang der Ausgaben dürfte sein, dass die Menschen während der Pandemie seltener öffentliche Verkehrsmittel nutzten.

Der Personenverkehr mit Bus und Bahn spielt in Deutschland wie in der Europäischen Union (EU) noch eine untergeordnete Rolle. Nur knapp ein Fünftel des motorisierten Personenverkehrs entfielen in der EU im Jahr 2019 auf öffentliche Verkehrsmittel, 81 % auf das Auto. In Deutschland lag der Anteil des öffentlichen Personenverkehrs mit 17 % noch unter dem EU-Durchschnitt. Am häufigsten wurden Bus und Bahn in Tschechien (Anteil 33 %) und Ungarn (31 %) genutzt, am seltensten in Litauen (9 %) und Portugal (13 %).

Quelle: Statistisches Bundesamt

Hal­te­stel­len wo gar kei­ne sind

Neue Mobilitätskonzepte basieren oft auf kleinen und in Zukunft autonom fahrenden Shuttle-Bussen, welche die Passagiere zum Beispiel per App bestellen. Sie werden dann zeitnah in der Nähe ihres Aufenthaltsorts abgeholt und am Wunschziel abgesetzt. Virtuelle Bedarfshaltestellen ersetzen dabei die klassischen realen Haltestellen mit Schild und Fahrplan. Im Forschungsprojekt ViVre (Vernetzung virtualisierter Verkehrsinfrastruktur und automatisierter Fahrfunktionen für nachhaltige Mobilitätslösungen) hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) solche virtuellen Haltestellen entwickelt und getestet. Das Projekt wurde am 18. Mai 2022 mit einer Demonstration der Haltestellen in Braunschweig abgeschlossen.

„Der Fahrgast bucht über eine App auf dem Smartphone eine Fahrt“, sagt Projektleiter Robert Kaul vom DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik. „Die App ermittelt zunächst den Standort und schlägt dann den nächstmöglichen Abholpunkt vor. Nimmt der Fahrgast den Vorschlag an, kann es losgehen.“ Damit das funktioniert, hat das Team um DLR-Forscher Kaul ein Dispositionssystem entwickelt, mit dessen Hilfe die Fahrten verwaltet werden. Das System koordiniert alle Anfragen und schlägt Routen sowie virtuelle Haltestellen vor. Diese Informationen sendet es an die App und die Shuttle-Fahrzeuge.

Die Orte, an denen Haltestellen möglich sind, sind vordefiniert. Feuerwehreinfahrten oder absolute Halteverbote sind zum Beispiel ausgeschlossen. Das Shuttle fährt die Strecken autonom, eine Fahrerin oder ein Fahrer sind also nicht notwendig. Ziel solcher neuen Mobilitätsdienstleistungen (Mobility-as-a-Service) ist es, dass Menschen durch virtuelle und digitale Vernetzung zukünftig im städtischen Nahverkehr sicherer, komfortabler und effizienter unterwegs sein können.

Ein Fokus der Projektarbeit lag auf der Priorisierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) – zu dem in Zukunft auch solche Shuttle-Fahrzeuge gehören werden – an Ampeln. Für das automatisierte Fahren greift das Projekt ViVre auf die Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) zu. Mit der Stadt Braunschweig als Partnerin dieses Programms hat das DLR Zugang zu den Daten, die die Verkehrsrechner, Induktionsschleifen oder Lichtsignalanlagen der Stadt liefern. Im Gegenzug kann die Stadt die Daten, die das DLR erhebt, für eigene Zwecke nutzen, um den Verkehrsfluss auf städtischen Straßen zu verbessern.

Nach Abschluss des Projekts will das Konsortium die entwickelten Technologien und Ansätze weiter vorantreiben und produktnaher machen.

Quelle: DLR

BSN fordert Weiterführung des Handwerkerprogramms für attraktivere Bahnhöfe

Deutschlands Bahnhöfe sollen schöner, sicherer und fahrgastfreundlicher werden – deswegen fordert der Bundesverband SchienenNahverkehr (BSN) die Fortführung des Konjunktur-/Handwerkerprogramms zur Aufwertung und Renovierung von Personenbahnhöfen, das während der Pandemie kurzfristig aufgelegt wurde und schnelle Erfolge brachte.

Dazu Kai Daubertshäuser, Vizepräsident des BSN: „Mithilfe des vom Bund unterstützen Programms konnten in kurzer Zeit sowohl für das regionale Handwerk wichtige wirtschaftliche Impulse gesetzt als auch insbesondere für die Qualität der Stationen und somit für unsere gemeinsamen Kunden sichtbare und erlebbare Verbesserungen erreicht werden. Es bleibt – vor allem mit Blick auf die Ziele der Verkehrswende – aber noch viel zu tun. Eine Weiterführung des Programms ist daher ebenso wünschenswert, wie mittelfristig die Etablierung eines umfassenden, nachhaltig finanzierten und kapazitätserhöhenden Bahnhofsmodernisierungsprogramms.“

Im Rahmen des Programms wurden in den vergangenen zwei Jahren kurzfristig bei mehr als 1.400 Bahnhöfen rund 3.500 Verbesserungen durchgeführt. Die Spannweite der Aktivitäten reichte von Maßnahmen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität, über Verbesserungen der örtlichen Fahrgastinformation, Barrierefreiheit und Sicherheit bis hin zu energetischen Maßnahmen und mehr Nachhaltigkeit. Vielfach konnten Bahnhöfe mit kleineren infrastrukturellen Maßnahmen, wie der Renovierung von Zugängen, Wänden und Böden aufgewertet werden. Dies sorgte bei Reisenden und in den Medien vielfach für große Zustimmung.

Das Programm hatte ein Gesamtvolumen von rund 160 Mio. Euro und wurde vom Bund und der DB Station&Service AG umgesetzt. Fast 900 Handwerksbetriebe profitierten von den einfachen und pragmatischen Rahmenbedingungen des Programms und konnten außerdem pandemiebedingte Auftragsausfälle zumindest teilweise kompensieren.

Der BSN sieht bei einer Vielzahl weiterer Bahnhöfe jedoch auch weiterhin Handlungsbedarf: Bahnhöfe sind die Visitenkarten des Schienenpersonenverkehrs und stets der erste und letzte Eindruck, den Reisende von ihrer Fahrt mitnehmen. Und nur wenn die Kundinnen und Kunden mit einem attraktiven Vor-Ort-Komplettangebot gebunden werden, kann die Mobilitätswende gelingen. Daher fordert der Bundesverband SchienenNahverkehr ein neues Sofortprogramm für 2022 und 2023 mit einem jährlichen Budget von 120 Mio. Euro und den gleichen pragmatischen Rahmenbedingungen.

Quelle: BSN

INIT startete Innovationsoffensive „nextGen“

INIT, weltweit führender Anbieter von IT-Lösungen für den ÖPNV, hat auf der IT-TRANS in Karlsruhe offiziell seine Innovationsoffensive „nextGen“ gestartet. Zu den zahlreichen Teilnehmern gehörten Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann und der ehemalige UITP-Generalsekretär Drs. Hans Rat. Bei „nextGen“ handelt es sich um die strategische Weiterentwicklung des Planungs-, Dispositions-, Telematik- und Ticketingsystems MOBILE, die alle Aufgabenstellungen von Verkehrsunternehmen abdeckt.

Am offiziellen Kampagnenbeginn mit dem Motto „Taking public transport to the next level“ auf dem INIT Stand in der Messe Karlsruhe nahmen Vertreter aus Wirtschaft, Presse und ÖPNV teil. Sie nutzten die Gelegenheit, sich über das umfangreiche INIT Angebot und die neuen MOBILE nextGen Lösungen zu informieren, u. a. über das neuartige Unterstützungskonzept RESPONSEassist für die Arbeit in der Leitstelle, das Intermodal Transport Control System MOBILE-ITCS nextGen oder das neue Ticketing-as-a-Sevice Konzept.

Die „nextGen“-Produkte und Lösungen ermöglichen es Verkehrsunternehmen, ihre Servicequalität und Effizienz noch weiter zu verbessern und ihre Prozesse weiter zu digitalisieren. Dazu eröffnen Optimierungswerkzeuge, Assistenzsysteme und maschinelles Lernen viele neue Möglichkeiten. So werden die INIT IT-Lösungen noch vielfältigere und präzisere Informationen liefern, Situationen selbsttätig erkennen und cloud- und webbasiert zur Verfügung stehen. Automatisierte oder teilautomatisierte Abläufe beschleunigen darüber hinaus Reaktionszeiten und tragen zur Sicherung der Servicequalität bei.

Für Dr. Jürgen Greschner, Vorstand von INIT, gibt es keinen besseren Ort und Zeitpunkt, um INITs Zukunftslösungen zu präsentieren: „Für uns als in Karlsruhe fest verwurzeltes Unternehmen ist die IT-TRANS ein Heimspiel. Es freut uns sehr, dass wir hier unsere Innovationsoffensive „nextGen“ starten durften. Der ÖPNV steht vor neuen Herausforderungen, unsere nextGen-Lösungen bieten Verkehrsunternehmen die erforderliche Unterstützung, sie zu meistern.“

Quelle: INIT

Regionaltangente West richtungweisend für den Schienenverkehr im Rhein-Main-Raum

Als richtungsweisendes Ereignis für den Schienenverkehr im Rhein-Main-Gebiet wertet Hessens  Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir den Baubeginn der Regionaltangente West in der nächsten Woche: „Die bisherige Ausrichtung fast aller Schienenverbindungen auf den Frankfurter Hauptbahnhof wird unserer dynamischen Region mit ihren vielen Zentren nicht mehr gerecht“, sagte der Minister am Donnerstag im Hessischen Landtag. „Vielmehr gibt es eine hohe Nachfrage nach schnellen Verbindungen zwischen den Zentren im Umland und auch den großen Arbeitsstätten wie beispielsweise dem Industriepark Höchst oder dem Frankfurter Flughafen. Der Baubeginn für die Regionaltangente West ist daher historisch, auch weil ich sicher bin, dass das der erste Schritt für die langfristige Entwicklung eines künftigen Schienenrings um Frankfurt herum sein wird.“ 

Erster Spatenstich für den ersten, von Frankfurt-Schwanheim über den Flughafen Frankfurt nach Dreieich-Buchschlag verlaufenden  Abschnitt der Regionaltangente West ist am kommenden Montag. Vorangegangen waren jahrelange Vorarbeiten. Eine kommunale Planungsgesellschaft wurde bereits 2008 gegründet, kam jedoch nur langsam voran. Um die unterschiedlichen Interessen zu koordinieren, setzte das Land die Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag von CDU und Bündnis 90/Die Grünen 2014 um und trat der Gesellschaft bei. „Wenn die Bauarbeiten planmäßig verlaufen, können sie im ersten Abschnitt Ende 2026 abgeschlossen sein“, sagte Al-Wazir.

Die übrigen vier Abschnitte, die bis Bad Homburg und Bad Soden reichen, befinden sich in unterschiedlich fortgeschrittenen Planungsstadien und werden schrittweise Baurecht erlangen und gebaut werden. Die Gesamtkosten sind momentan auf rund eine Mrd. Euro veranschlagt, die ganz überwiegend von Bund und Land finanziert werden.

Für einen Schienenring um Frankfurt sind zwei weitere Regionaltangenten im Osten und im Süden erforderlich. Für die östliche Tangente wird in Kürze vom RMV eine Machbarkeitsstudie gestartet. 

Mit der Regionaltangente West setzt sich der Ausbau des hessischen Schienennetzes fort. „In unserer Schieneninfrastruktur ist vieles in Bewegung gekommen“, sagte der Minister und nannte unter anderem folgende Beispiele: 

  • Die Fertigstellung der neuen S-Bahn-Station Gateway Gardens am Frankfurter Flughafen
  • Die zweigleisige Erweiterung des Homburger Damms im Zulauf des Frankfurter Hauptbahnhofs
  • Der laufende Ausbau der S6 von Frankfurt nach Bad Vilbel, der Bau der Lichtwiesenbahn in Darmstadt und die Verlängerung der Straßenbahn ins Frankfurter Europaviertel
  • Das laufende Genehmigungsverfahren für die Nordmainische S-Bahn
  • Die fortschreitenden Planungen für die Fernverkehrsstrecken Frankfurt-Mannheim, Hanau-Fulda und Fulda-Gerstungen.

Quelle: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

Vossloh passt Umsatz- und Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2022 an

Der Vorstand der Vossloh AG hat heute auf Basis der jüngsten Informationen zur geschäftlichen Entwicklung die Prognose für das Geschäftsjahr 2022 angepasst. Vossloh geht für das laufende Geschäftsjahr von höheren Umsätzen aus als bisher angenommen. Aus heutiger Sicht rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 0,95 Mrd.€ und 1,05 Mrd.€, während die bisherige Erwartung in einem Korridor zwischen 0,925 Mrd.€ und 1,0 Mrd.€ lag.

Höhere Umsatzbeiträge gegenüber der ursprünglichen Prognose werden insbesondere im Geschäftsbereich Core Components erwartet. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist neben der guten Auftragslage und positiven Wechselkurseffekten die Weitergabe höherer Beschaffungspreise für Material und Energie an die Kunden. Der Teil der Preiserhöhungen, der nicht beziehungsweise nur zeitverzögert weitergegeben werden kann, belastet das EBIT des Vossloh- Konzerns im Geschäftsjahr 2022 und führt zusammen mit den höheren Umsätzen zu einer geringeren Profitabilität. Auf dieser Basis geht der Vorstand für das laufende Geschäftsjahr nunmehr von einer EBITDA-Marge zwischen 11,5 % und 13,5 % beziehungsweise einer EBIT-Marge von 6 % bis 8 % aus.

Um den aktuell großen Unsicherheiten rund um die Covid-19-Pandemie und den Krieg in der Ukraine Rechnung zu tragen, hat der Vorstand ferner den Prognosekorridor auf zwei Prozentpunkte ausgeweitet. Für das zweite Quartal 2022 geht Vossloh von einer spürbar geringeren Profitabilität im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus. Die Profitabilität im zweiten Halbjahr 2022 wird aus heutiger Sicht dagegen deutlich höher erwartet als im Vorjahreszeitraum.

„Bei der Vorlage unserer erfreulichen Zahlen zum ersten Quartal hatten wir bereits ausgeführt, dass die Entwicklungen insbesondere bei Materialpreisen sowie die Möglichkeit zur Weitergabe hieraus resultierender Mehrbelastungen einen maßgeblichen Einfluss auf die Profitabilität im weiteren Jahresverlauf haben werden. Die fortlaufende Analyse der Entwicklungen hat uns nun dazu bewogen, die Erwartungen für dieses Geschäftsjahr anzupassen. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen können wir mit großer Zuversicht nach vorne schauen. Der Rekordauftragseingang im ersten Quartal ist ein klarer Beleg für unsere hohe Wettbewerbsfähigkeit. Wir werden auch diese temporären Herausforderungen rund um die gestiegenen Einsatzpreise meistern. Von daher halten wir an unseren mittel- und langfristigen Profitabilitätszielen unverändert fest.“

Oliver Schuster, Vorstandsvorsitzender der Vossloh AG

Vossloh strebt mittelfristig eine zweistellige EBIT-Marge in sämtlichen Geschäftsbereichen an. Langfristig gilt dies auch für den gesamten Konzern.

Quelle: Vossloh

Resolution des privaten Busgewerbes in Deutschland

Spätestens seit der russischen Invasion in der Ukraine befinden sich die Dieselpreise auf einem Rekordniveau, mit schweren Folgen für die Busunternehmen. Je nach Tätigkeitsschwerpunkt und Laufleistung der Fahrzeuge bedeuten die aktuellen Höchstpreise beim Diesel Mehrkosten von 1.000-4.000 Euro pro Bus und Monat. Diese nicht kalkulierbaren Mehrkosten können die Busunternehmen nicht übernehmen. Die Folge: Liquiditätsengpässe sowie existenzgefährdende Defizite – und das nach zwei Jahren Pandemie. Der ÖPNV mit Bussen schrumpfte in dieser Zeit um fast 1,4 Mrd. Fahrgäste.

Die Möglichkeit, Preise an die Kunden durchzureichen, existiert nur begrenzt. Im ÖPNV stehen höhere Tarife nicht zur Debatte. Ob ein Unternehmen einen Ausgleich für die Dieselpreise erhält, hängt von den konkreten Gegebenheiten vor Ort und dem guten Willen der Auftraggeber ab.

Die bisher beschlossenen Maßnahmen haben nur geringe Entlastungswirkung auf den Busmittelstand. Das „9-Euro-Ticket“ ist ein Geschenk an die Nutzer des ÖPNV und bedeutet für die Busunternehmen Mehraufwand und keine Entlastung. Dabei stehen viele Busmittelständler schon jetzt mit dem Rücken an der Wand. Die privaten Busunternehmen rufen die Politik dazu auf, der Branche dabei zu helfen, diese schwere Krise zu meistern.

Mit dieser Resolution appellieren alle 18 Landesverbände sowie der Bundesverband der privaten Omnibusunternehmen Deutschlands, jetzt endlich schnell passgenaue Hilfen als notwendige Kompensation der Dieselmehrkosten für die Branche auf den Weg zu bringen.

Die Unterzeichnenden schlagen die folgenden Maßnahmen vor:

  • ÖPNV-Rettungsschirm aufstocken: Bislang gleicht das Hilfsprogramm nur die coronabedingten Einnahmeverluste aus. Die dramatisch gestiegenen Energiekosten werden dabei bisher nicht ausgeglichen und können von den Unternehmen nicht alleine bewältigt werden. Hier braucht es zusätzliche Mittel.
  • Busmittelständlern Zuschüsse zahlen: Der EU-Beihilferahmen für die Ukraine-Krise gestattet solche Hilfen. Berlin muss eine entsprechende Förderrichtlinie auf den Weg bringen.
  • Energiesteuern senken: Die Bundesregierung kann die Diesel-Steuer nicht beliebig senken. 14 Cent/Liter – mehr gehen aktuell nicht. Die EU-Energiesteuerrichtlinie mit einer Mindeststeuer von 33 Cent/Liter Diesel verbietet das. Deutschland kann aber auf die EU-Kommission einwirken, Ausnahmen zu ermöglichen. In dieser nie dagewesenen Krise muss mehr Flexibilität möglich sein. Auch 33 Cent Energiesteuer sind für Busunternehmen zu viel.
  • CO2-Bepreisung temporär aussetzen: Die geplante Steuersenkung für Diesel reicht nicht. Die Kosten müssen weiter runter, etwa durch eine temporäre Senkung des CO2-Preises für Busunternehmen. Damit würde Diesel um etwa 8 Cent pro Liter günstiger.

Quelle: BDO

RVF plant Einführung günstiger Tageskarten

Zum 1. August plant der RVF die Einführung von Tageskarten, die für Einzelpersonen und Gruppen besonders aber auch für Familien interessant sein dürften. Dem Aufsichtsrat des RVF wird die Umstellung der heutigen 24-h-Karte („REGIO24“), auf echte familien- und gruppenfreundliche Tageskarten vorgeschlagen. Bisher gibt es die 24-h-Karten nur für 1 oder 5 Personen, jeweils in der Preisstufe 1 oder für das gesamte Verbundnetz. Die Tageskarte soll zukünftig in allen Preisstufen und jetzt neu auch für Familien (2 Erwachsene + 4 Kinder) angeboten werden. Diese – mit einer Preissenkung einhergehende – Angebotserweiterung wird nach Einschätzung des RVF besonders Neukunden ansprechen, die bisher aus preislichen Gründen für Freizeitfahrten das Auto genutzt haben. Die neuen Tageskarten im RVF sollen insbesondere attraktiv für Fahrten im Stadt-Umland-Verkehr und für touristische Ausflüge sein.
„Egal, ob für die Fahrt in die Stadt zum Shopping oder den Ausflug ins Grüne – mit den neuen Tageskarten wollen wir einen Anreiz schaffen, gerade auch im Freizeitbereich Bus & Bahn zu nutzen. Besonders Familien finden ab dem Herbst eine günstige und entspannte Alternative zur Fahrt mit dem Auto vor.“, sagt Dorothee Koch, Geschäftsführerin des RVF. „Eine Familie bezahlt beispielsweise für einen Ausflug von Denzlingen nach Freiburg mit der Tageskarte demnächst 12 Euro, statt bisher 28 Euro. Die Fahrt von Freiburg nach Breisach soll künftig für eine Familie 18 Euro anstatt 28 Euro kosten. Das ist aus unserer Sicht ein attraktives Angebot“, so Koch weiter. Die Tageskarten gelten jeweils bis Betriebsschluss.

Dem RVF Aufsichtsrat wird bei den Zeitkarten eine moderate Preiserhöhung vorgeschlagen. „Unsere Verkehrsunternehmen sind aktuell von massiven Energiekostensteigerungen betroffen. Da werden wir um eine Anpassung nicht herumkommen.“, erklärt Koch.

Die Fahrscheine für gelegentliche Fahrten wie Einzelfahrscheine oder die 2x4FahrtenKarte sollen im Preis stabil bleiben. Dies gilt sowohl für die Fahrscheine für Erwachsene als auch für Kinder. Lediglich die Kurzstrecke soll um 0,10 Euro auf 1,60 erhöht werden. Der Digitalrabatt für MobilTickets, also Fahrscheine die in den Apps VAGmobil und FahrPlan+ gekauft werden, bleibt bestehen. Auch die Preise des im Oktober eingeführten Luftlinientarifs sollen unverändert gelten.

Die Beschlussfassung der geplanten Tarifmaßnahme soll im RVF-Aufsichtsrat am 18. Mai erfolgen.

Quelle: RVF

Die Mobilitätsgarantie NRW wird digital

Wenn sich Busse und Bahnen in Nordrhein-Westfalen verspäten oder ausfallen, können Fahrgäste dank der Mobilitätsgarantie NRW auf andere Verkehrsmittel umsteigen und sich die Kosten anschließend erstatten lassen. Bisher mussten Erstattungsanträge handschriftlich ausgefüllt und per Post verschickt werden – ein mühseliger Prozess. Jetzt ist damit Schluss: Die Erstattungsanträge lassen sich ab sofort auch einfach und komfortabel digital stellen.

Verkehrsministerin Ina Brandes: „Nordrhein-Westfalen nutzt die Chancen der Digitalisierung, um das Fahren mit Bus und Bahn noch einfacher zu machen. Das zeigen wir mit digital vernetzten On-Demand-Shuttles, die in Stadt und Land unterwegs sind, oder mit dem eTarif für Bus und Bahn. Das Planen, Buchen und Bezahlen ist fast überall schon digital möglich, daher freut es mich, dass nun auch umständlichere Prozesse wie zum Beispiel das Einreichen von Erstattungsanträgen ab sofort auch digital über die Mobilitätsgarantie NRW möglich ist.“ 

Ob unterwegs per Smartphone oder zu Hause am PC: Wer die Mobilitätsgarantie NRW genutzt hat, kann mit wenigen Klicks einen Erstattungsantrag ausfüllen und absenden. Die entstandenen Fahrtkosten werden dann überwiesen. Die digitale Mobilitätsgarantie NRW ist ein weiterer Baustein im Rahmen der laufend voranschreitenden Digitalisierung des ÖPNV.

Das klassische Antragsverfahren bleibt auch weiterhin bestehen. Der Zugang zum freiwilligen Serviceversprechen der Verkehrsunternehmen soll für alle Fahrgäste möglichst einfach sein.

Seit 2010 gibt es die Mobilitätsgarantie für den NRW-Nahverkehr: Wenn Busse oder Bahnen sich um 20 Minuten oder mehr an der Abfahrtshaltestelle verspäten, können Fahrgäste alternativ mit einem Fernverkehrszug (IC/EC oder ICE), einem Taxi, einem taxiähnlichen Fahrdienstleister oder einem Sharing-System (Car-, Bike-, E-Tretroller-Sharing, On-Demand-Verkehr) ans Ziel fahren. Dafür müssen sie in Vorkasse treten. Wird innerhalb von 14 Tagen ein Erstattungsantrag eingereicht, zahlt das zuständige Verkehrsunternehmen die Kosten zurück – für den Fernverkehr komplett, für Taxi, Fahrdienst oder Sharing tagsüber bis zu 30 Euro und nachts bis zu 60 Euro. Ein Angebot, das gut ankommt: In den Jahren seit der Einführung der Mobilitätsgarantie NRW hat sich die Zahl der Antragssteller mehr als verdoppelt, 2019 wurden bereits rund 20.000 Anträge eingereicht.

Die Digitalisierung der Mobilitätsgarantie NRW wird vollumfänglich vom Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Alle Informationen rund um die Mobilitätsgarantie NRW, ihre Leistungen, wie sie genutzt werden kann und welche Ausnahmen es gibt, finden sich unter www.mobil.nrw/mobigarantie

Quelle: VRS

Praxistauglichkeit von Elektrobussen auf 2.500 km langer Europa-Tour

Emissionsfrei und erfolgreich: Der MAN Lion’s City 12 E hat mit einer beeindruckenden Fahrt quer durch Europa ins irische Limerick die Leistungsfähigkeit vollelektrischer Stadtbusse unter Beweis gestellt. Nach seinem Start in der MAN Zentrale erreichte der in München entwickelte und im polnischen Starachowice gefertigte Elektrobus am 8. Mai die grüne Insel Irland.

Während der „Electrifying Europe Tour” durchquerte der zwölf Meter lange Stadtbus in zehn Tagen acht Länder. Dabei legte er eine Gesamtdistanz von 2.448,8 Kilometern zurück und verbrauchte eine Energie von insgesamt 1.763,7 kWh – das sind rund 0,72 kWh pro Kilometer. Erreicht werden konnten diese Spitzenwerte durch die effiziente Technik des Lion’s City E und eine beachtliche Rekuperationsrate von 20,8 Prozent. Die Energie für die anspruchsvolle Fahrt unter verschiedensten Bedingungen stellten sechs Lithium-Ionen-Batterie-Packs (Kapazität 480 kWh) auf dem Dach des eBusses. Nachgeladen wurde nach jeder Tagesetappe, ein Zwischenladen war nicht notwendig.

Mit blau-gelben Designelementen in Anlehnung an die Farben der Ukraine-Flagge setzte der Lion’s City E zudem während der Tour und bei seiner Ankunft im irischen Limerick – passend zum 77. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai – ein Zeichen für ein friedliches Europa.

„Mit der Tour zeigt unser Elektrobus eindrucksvoll, dass man schon heute emissionsfrei, zuverlässig und alltagstauglich in ganz Europa unterwegs sein kann. Dazu besuchte unser Team urbane Metropolen, unternahm viele Überlandfahrten mit verschiedensten topografischen Bedingungen und überquerte sogar einen Alpenpass”, sagt Rudi Kuchta, Head Business Unit Bus bei MAN Truck & Bus, und ergänzt: „Unser Lion’s City E war auf den rund 2.500 Kilometern stets zuverlässig und effizient unterwegs. Bei der für den Stadtbus untypischen Fernreise boten sich aber auch einige Herausforderungen, speziell beim Thema Lade-Infrastruktur.”

So bleibt der Aufbau einer Lade-Infrastruktur ein essentieller Faktor für die Transformation der Transportindustrie. Hier ist die Unterstützung der Politik unerlässlich. Einen Beitrag dazu wird auch die TRATON Group leisten, der Mutter-Konzern von MAN Truck & Bus. Das international tätige Nutzfahrzeugunternehmen will im Rahmen eines Joint Ventures in Europa ein Hochleistungsladenetz mit aufbauen.

Quelle: MAN