Noch weiter Weg bis zum autonomen Fahren im ÖPNV

Unter der Gesamtleitung der Wiener Linien wurden seit April 2018 zwei autonome E-Busse auf ihre Praxistauglichkeit getestet. Erst ohne Fahrgäste in der Busgarage Leopoldau, um am 6. Juni 2019 zum ersten Mal österreichweit den innerstädtischen Fahrgasttestbetrieb in der Seestadt aufzunehmen. Mehr als 12.000 Kilometer wurden seitdem abgespult und mehr als 8.000 Fahrgäste aus allen Teilen Österreichs sowie dem benachbarten Ausland haben sich selbst vor Ort ein Bild über den aktuellen Stand der Forschung gemacht.

„Das Projekt ,auto.Bus – Seestadt‘ unter der Gesamtleitung der Wiener Linien beweist eindrucksvoll, dass sich die Stadt Wien wichtigen Zukunftsthemen ernsthaft annimmt. Dabei ist es besonders wichtig, gemeinsam so viele unterschiedliche Aspekte wie möglich auf Herz und Nieren zu erforschen. Das breit aufgestellte Projektteam von, auto.Bus – Seestadt‘ hat eindrucksvoll bewiesen, auf wie vielen Ebenen ein Thema wie autonomes Fahren von Linienbussen auch weiterhin bearbeitet werden muss. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Projektpartnern für ihren Einsatz bedanken“, so Öffi-Stadtrat Peter Hanke.

Mit dem Ziel, den aktuellen Stand der Technik von autonomen E-Bussen im Fahrgastbetrieb zu erproben, fällt das Ergebnis durchwachsen aus: Sowohl im Sommer als auch im Winter gibt es nach wie vor wetterbedingte Probleme. Starker Wind sorgt ebenso wie leichter Schneefall, Starkregen oder Nebel dafür, dass die E-Busse manuell gesteuert werden müssen. Für einen linienmäßigen Dauereinsatz der Fahrzeuge muss der Markt noch zahlreiche Aufgaben bewältigen.

Mit dem offiziellen Ende des Forschungsprojekts auto.Bus – Seestadt am 30. Juni 2021 ist die Zeit der autonomen Busse bei den Wiener Linien nun vorerst einmal vorbei. Aktuell ist kein weiteres Projekt geplant, eine ständige Marktbeobachtung findet aber natürlich weiterhin statt. „Der interdisziplinäre Blickwinkel durch die unterschiedlichen Projektpartner haben dazu beigetragen, den Weg zum autonomen Fahren im Personennahverkehr für Österreich ein Stück weit weiter zu ebnen. Den gewonnenen Erfahrungsschatz werden die ExpertInnen im Rahmen verschiedener nationaler und internationaler Projekte einbringen“, sind sich die Vertreter des Projektkonsortiums sicher.

„auto.Bus – Seestadt“ war ein vom bmvit im Rahmen des Programms „Mobilität der Zukunft“ gefördertes Projekt.

Quelle: Wiener Linien

Corona hat den Arbeitsrhythmus verändert

Rund ein Viertel aller Arbeitnehmer werden zukünftig voraussichtlich an einigen Tagen in der Woche von Zuhause arbeiten. Vor der Pandemie war es nur jeder zehnte Beschäftigte. So lautet das zentrale Ergebnis einer Untersuchung, die der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern an Rhein und Ruhr Anfang April gestartet hat, um frühzeitig Rückschlüsse auf ein geändertes Mobilitätsverhalten der Menschen zu ziehen.

Fast 600 Unternehmen und Organisationen aus den wichtigsten Wirtschaftsbereichen in der Region, in denen rund 7,5% aller Arbeitnehmer im VRR-Gebiet beschäftigt sind, haben an der Online-Befragung teilgenommen. Besonders beliebt für das Arbeiten von Zuhause sind demnach Montag, Donnerstag und Freitag.

Mit der Implementierung neuer Arbeitsmodelle veränderten sich nicht nur die Mobilitätsbedürfnisse der Berufspendler – auch die Häufgkeit von Dienst- und Geschäftsreisen nehme ab, mit Auswirkungen auch auf die Nachfrage in den öffentlichen Verkehrsmitteln, so Ronald R.F. Lünser, VRR-Vorstandssprecher. „Wenn dauerhaft mehr Menschen häufiger von Zuhause aus tätig sind, entlastet dies den ÖPNV in Spitzenzeiten“, sieht der VRR-Chef auch Chancen durch ein verändertes Nutzerverhalten. 

Gemeinsames Ziel des VRR und der IHKn sei es, mit einem attraktiven Verkehrs- und auf die veränderten Mobilitätsbedürfnisse angepassten Tarifangeboten an die positive Fahrgastentwicklung vor Corona anzuknüpfen und auch neue Kunden für Busse und Bahnen zu gewinnen. Das Potenzial hierfür sei groß, so Joachim Brendel für die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet, denn mehr als ein Viertel (27 Prozent) aller Wege in der Region würden aus beruflichen Gründen zurückgelegt.

Es sei zu befürchten, dass diejenigen, die jetzt mehr mit dem Auto unterwegs sind, dem ÖPNV dauerhaft den Rücken zukehren. Zudem führe die häufigere Arbeit im Homeoffice unter Umständen auch dazu, dass klassische ÖPNV-Abonnements für manche Kunden nicht mehr die passenden Tickets seien, bilanziert VRR-Vorstand José Luis Castrillo. Mit mehr Flexibilität bei den Abonnements soll es gelingen, den ÖPNV in vielen Fällen auch zur wirtschaftlich günstigeren Alternative zum eigenen Auto zu machen. Der VRR verweist in diesem Zusammenhang auf das in Zusammenarbeit mit der Rheinbahn AG entwickelte Tarifmodell, welches zunächst Firmenkunden für eine begrenzte Zeit offeriert wird.

Eine zentrale Aufgabe für die nächsten Jahre ist es, die über die Corona Zeit verlorenen Fahrgäste zurückzugewinnen und zusätzlich neue Kunden von Bus und Bahn zu überzeugen. Der Wirtschaftsraum Rhein-Ruhr braucht einen leistungsfähigen, attraktiven und zukunftsfähigen Nahverkehr.

Quelle: VRR

Neue Fahrscheindrucker für den Hohenlohekreis

Die krauth technology GmbH hat im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung des Nahverkehrs Hohenlohekreis (NVH) den Zuschlag über die Lieferung und Inbetriebnahme neuer elektronischer Fahrscheindrucker erhalten.

Der Nahverkehr Hohenlohekreis (NVH) hat seinen Sitz in Künzelsau und ist ein Eigenbetrieb des Hohenlohekreises. Das Management des Hohenloher ÖPNV liegt in den Händen des NVH. Im Auftrag des NVH sind pro Tag ca. 120 moderne Linienbusse im Einsatz, die jährlich rund 9 Millionen Fahrgäste befördern. Mit seinen rund 70 Buslinien, die teilweise auch in die benachbarten Verkehrsgebiete reichen, bedient der NVH 1.300 Haltepunkte auf einer Streckenlänge von 2.750 km.

Nach einem Ausschreibungsverfahren über die Vergabe neuer elektronischer Fahrscheindrucker inklusive mehrerer Angebotsrunden konnte sich krauth technology am Ende gegen die Wettbewerber durchsetzen. Der Auftrag umfasst 135 elektronische Fahrscheindrucker, zwei Vorverkaufssysteme und 140 Einstiegskontrollsysteme.

Ab 2022 werden die fabrikneuen Systeme in den Bussen des NVH zum Einsatz kommen und mit ihrem revolutionären System und der einfachen Bedienung den Fahrscheinverkauf und die Fahrkartenkontrolle perfekt abdecken. Mit integriertem Bordrechner, Barcodeleser und Terminal für bequemes, bargeldloses Bezahlen sind die Systeme optimal für die Zukunft gerüstet. Zudem ist ein kontaktloses Chipkartensystem für e-Ticketing integriert.

Das elektronische Einstiegskontrollsystem ermöglicht Fahrgästen durch das integrierte Check-in/Check-out System eine bequeme Nutzung des ÖPNV im Hohenlohekreis. Es ist lediglich ein An- und Abmeldeverfahren über ein Nutzermedium notwendig.

Quelle: krauth technology

ESWE Verkehr disponiert Batteriebusflotte mit der IVU.suite

Digitaler Workflow von der Umlaufplanung bis zum Betriebshof- und Lademanagement – um ihre Elektrobusflotte in Wiesbaden zu disponieren, setzt die ESWE Verkehrsgesellschaft auf die Lösungen der IVU.suite von IVU Traffic Technologies. Damit verfügt ESWE Verkehr künftig über ein integriertes Gesamtsystem für die gesamte Fahrzeugplanung und -disposition.

Die ESWE Verkehrsgesellschaft mbH befördert in Wiesbaden jährlich über 61 Millionen Fahrgäste mit ihrer umweltfreundlichen Busflotte, die bereits ab 2023 komplett aus batteriebetriebenen Elektrobussen bestehen soll. Damit ist ESWE Verkehr einer der Vorreiter für nachhaltigen Verkehr in Deutschland und eines der ersten Unternehmen, das seine gesamte Flotte elektrifiziert. Künftig plant und disponiert der Mobilitätsdienstleister 120 neue eCitaro von EvoBus mit den integrierten Elektrobus-Lösungen der IVU.suite. Schon jetzt sind 37 eCitaro auf Wiesbadens Straßen unterwegs.

Die IVU.suite erfasst und überwacht während der Fahrt kontinuierlich Ladezustand und Restreichweite und ermittelt auf Basis einer fahrtspezifischen Energiebedarfsprognose den optimalen Stellplatz für die einzelnen Elektrobusse. Das System erhält hierfür in Echtzeit Daten vom Fahrzeug wie den State of Charge oder die Restreichweite über die digitale EvoBus Fahrzeugdatenschnittstelle. Bei der Einfahrt auf den Betriebshof weist die IVU.suite automatisch einen passenden Stellplatz sowie Folgeumlauf zu. Ein automatisierter Ladeplan unterstützt zudem dabei, die Fahrzeuge im Betriebshof rechtzeitig für den Folgeumlauf zu laden und vorzukonditionieren. Gleichzeitig steuert und organisiert das Lademanagementsystem die Ladegeräte und überwacht den Ladefortschritt. Bei Bedarf priorisiert das System dabei Ladungen je nach Abfahrtszeitpunkt und sorgt für ein korrektes Load-Shifting.

„Die integrierten und speziell auf Batteriebusse zugeschnittenen Lösungen der IVU.suite ersparen uns zahlreiche individuelle Arbeitsschritte in der Disposition. In Zukunft profitieren wir von einem vollständig digitalen Workflow von der Einsatzplanung bis zum Lademanagement“, sagt Dietmar Schneider, Geschäftsbereichsleiter des Technischen Betriebes bei ESWE Verkehr. „Zusätzlich entlastet die automatische Lade- und Fehlerüberwachung unsere Disponenten immens.“

Quelle: IVU

Nahverkehrsexperten diskutieren auf dem NRW-Mobilitätsforum 2021

Wie entwickelt sich der Öffentliche Personennahverkehr in einer Zeit, die durch die Corona-Pandemie geprägt ist? Was müssen wir tun, um die Verkehrswende weiter zu fördern? Und inwieweit können digitale Technologien hierzu einen Beitrag leisten?

Beim zweiten NRW-Mobilitätsforum widmeten sich Experten aus Nahverkehr, Wirtschaft und Forschung dem ÖPNV der Zukunft und diskutierten über Herausforderungen und Chancen. Die gemeinsame Veranstaltung der drei nordrhein-westfälischen Aufgabenträger Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Nahverkehr Rheinland (NVR) fand am 23. Juni 2021 bereits zum zweiten Mal statt – diesmal Corona bedingt als Digital-Event live aus der Jahrhunderthalle in Bochum. In Vorträgen und Diskussionsrunden widmeten sich die Anwesenden den verschiedenen Schwerpunktthemen und teilweise hatten sich knapp 500 Teilnehmer digital zugeschaltet.

Quelle: VRR

SPNV-Qualitätsbericht des NVR liegt vor

Einmal jährlich legt der Nahverkehr Rheinland (NVR) einen SPNV-Qualitätsbericht vor. Bei den zentralen Kriterien der Angebotsqualität wie Pünktlichkeit, Zugausfällen und Kapazität hat es unterschiedliche Entwicklungen gegeben. Der Hauptgrund für die ungleiche Entwicklung sind die Auswirkungen durch die Corona-Pandemie.

Für NVR-Geschäftsführer Heiko Sedlaczek ist klar: „Die jetzt vorliegenden Ergebnisse sind mit denen der Vorjahre aufgrund der Lockdown-Phasen kaum zu vergleichen. Trotzdem lohnt sich ein Blick in den Bericht, denn es ist deutlich erkennbar, dass eine Erhöhung der Personalausstattung insbesondere im Bereich der Triebfahrzeugführer und des Werkstattpersonals bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen dringend erforderlich ist.“

Weniger Fahrgäste und dadurch kürzere Fahrgastwechselzeiten, ein Sonderfahrplan während der ersten Corona-Welle und weniger Trassenkonflikte führten dazu, dass die durchschnittliche Verspätung stark gesunken ist.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Zugausfälle stark angestiegen. Insgesamt lag die Ausfallquote bei etwa 11 Prozent. Dabei geht mehr als ein Drittel der Ausfälle auf den Corona-Sonderfahrplan im ersten Lockdown zurück. Neben einem ausgeprägten Baugeschehen in der Region macht sich auch der Personalmangel im SPNV bemerkbar.

Erstmals seit vielen Jahren war 2020 ein Rückgang bei den Fahrgastzahlen zu verzeichnen. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es bei der Zahl der täglichen Einsteiger an Wochentagen im Jahresmittel einen Einbruch von 442.000 Fahrgästen in 2019 auf 268.000 in 2020. Umgerechnet auf das gesamte Jahr wurden 104 Millionen Personen im SPNV auf dem Gebiet des NVR befördert. Dies entspricht einem Fahrgastrückgang von knapp 40 Prozent.

Das konsequente Qualitätscontrolling des NVR beim Fahrzeugzustand hat zur Folge, dass sich die Mängel in fast allen Kategorien auf einem guten (niedrigen) Niveau befinden.

Ob Zugpersonal mitfährt, hat hohen Einfluss auf das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste. Abends und nachts ist für alle Linien eine Besetzung mit Personal vorgesehen. In kritischen Lagen oder an Wochenenden sind oft zwei Zugbegleiter oder Sicherheitspersonal im Einsatz. Werden die vertraglichen Vorgaben nicht erfüllt, verhängt der NVR wie auch bei anderen Vertragsverstößen finanzielle Sanktionen.

Mit dem NVR-Kundendialog gibt es ein wichtiges Instrument, um den Fahrgästen die Möglichkeit zu geben, auf Mängel und Probleme im Schienenpersonennahverkehr hinzuweisen. Analog zum Fahrgastrückgang aufgrund der Corona-Pandemie sind auch die Beschwerdezahlen im Kundendialog im vergangenen Jahr auf 1.290 gesunken (2019: 2.393, minus 46,09 Prozent).

Quelle: NVR

Förderprogramm für Infrastruktur in Westfalen-Lippe beschlossen

Die Verbandsversammlung des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) hat am 28. Juni 2021 das Förderprogramm für Infrastrukturmaßnahmen des Nahverkehrs in Westfalen-Lippe im Jahre 2022 beschlossen.

Gefördert werden Neu- und Umbauten von Bushaltestellen, Fahrgastinformationssysteme, Bahnhofsmaßnahmen und weitere Baumaßnahmen zum Nahverkehr in der Region. Im Mittelpunkt steht meist die Barrierefreiheit der Infrastruktur. Ein weiterer Schwerpunkt der Förderung ist das Erstellen von Umsteigeanlagen vom Pkw oder Fahrrad auf den ÖPNV, die, je nach Ausbaustand, auch als Mobilstationen bezeichnet werden.

Der NWL fördert die anerkannten Baukosten mit 90%, die Antragssteller (Kommune oder Verkehrsunternehmen) tragen 10%. Insgesamt werden 118 Einzelmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von 28,4 Millionen Euro gefördert. Die Realisierung der Vorhaben beginnen überwiegend in 2022, zum Teil ist der Baubeginn bereits für 2021 angestrebt.

Die größte Maßnahme des Förderprogramms ist die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes Höxter-Rathaus mit rund 2 Millionen Euro.

Quelle: NWL

Ein Fonds für verlässlichen Kapazitätsausbau

Wie können Schienenprojekte mit den Finanzmitteln des Bundes und der Länder verlässlich und schnell gebaut werden? Mit dieser Schlüsselfrage beschäftigte sich der Lenkungskreis Schienenverkehr des Deutschen Verkehrsforum (DVF), weil sie für die Verwirklichung der Verdoppelung der Fahrgastzahlen und 25 Prozent Marktanteil im Schienengüterverkehr entscheidend ist.

Lenkungskreisvorsitzender Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur, Deutsche Bahn AG, skizzierte, dass für den Bestandserhalt mehrjährige Planungssicherheit bestehe, gegenwärtig aber der Ausbau des Schienennetzes und weitere Programme aus Haushaltsmitteln finanziert werden, über die der Gesetzgeber jährlich neu entscheidet. „Wir bauen auf Rekordniveau, um Netz und Bahnhöfe fit für die Zukunft zu machen. Dafür brauchen wir langsfristige Planungssicherheit. Ein Fonds, der die Finanzmittel über einen langen Zeitraum bereitstellt und einen flexiblen Einsatz ermöglicht, könnte für diese Programme eine geeignete Lösung sein.“

Nach den Vorschlägen des Deutschen Verkehrsforums könnten die heute verschiedenen Haushaltstitel aus diesem Fonds gespeist und bedarfsgerecht aufgestockt werden.

Am Lenkungskreis nahmen auch der Hauptberichterstatter für Verkehr und digitale Infrastruktur im Haushaltsausschuss der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Rüdiger Kruse MdB sowie Dr. Anjes Tjarks, Senator und Präses der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende Hamburg, teil.

Kruse stand dem Vorschlag einer Fondsfinanzierung der Schieneninfrastruktur positiv gegenüber. „Wir wissen aus Erfahrung, dass Infrastrukturreparaturen oder Neubauten bei Haushaltsknappheit zurückgestellt werden. Das führt zu Instandhaltungsrückständen. Über einen Fonds können Finanzierungsmittel konjunkturunabhängiger bereitgestellt werden. Auch die Kontrolle des Bundes über die Verwendung kann man sicherstellen. Ich finde, ein Fonds ist für die Langfristigkeit und Glaubwürdigkeit der Strategien bei der Schiene förderlich.“ Am Beispiel der Digitalisierung der Schiene zeige sich laut Kruse recht deutlich, dass diese Projekte finanziell nicht voll unterfüttert seien. Dennoch herrsche eine Erwartungshaltung, dass die Digitalisierung vollständig umgesetzt werde.

„Die Digitalisierung ist eine der Zukunftsfragen schlechthin – und Hamburg will die Entwicklung hier aktiv vorantreiben“, sagte Dr. Tjarks. Die Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sei eine weitere große Herausforderung und müsse neu gedacht werden. Aktuell kämpfe der ÖPNV mit den Auswirkungen der Coronapandemie und rechne auch im nächsten Jahr mit weiteren Kosten. Deren Finanzierung sei zu klären. Gleichzeitig müssten große Projekte zur Erreichung der Klimaziele im Verkehr umgesetzt werden. „Wir werden über die Finanzierungslücke sprechen müssen und darüber, wie diese mit geeigneten Instrumenten gedeckt werden kann.“

Quelle: Deutsches Verkehrsforum e.V.

Ostsachsen bleibt abgehängt

Nicht einmal ein Jahr nach Beschluss des Strukturstärkungsgesetzes durch Bundestag und Bundesrat informierte die Sächsische Staatsregierung am Freitag, dass von über einem Dutzend Lausitzer Verkehrsprojekten, die im Gesetz stehen, nur vier umgesetzt werden sollen. Der Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschland kritisiert die falschen Versprechungen und fordert die Rückbesinnung auf die ursprünglichen Zusagen sowie die Einwerbung zusätzlicher Mittel.

In der Lausitz verbleiben von den im Gesetz notierten Bahnprojekten lediglich Cottbus – Görlitz, Arnsdorf – Hosena und Graustein – Spreewitz, für die tatsächlich Gelder durch den Bund bereitgestellt werden. Das Dreieck Dresden – Görlitz – Zittau geht sowohl auf der Schiene als auch hinsichtlich des Autobahnausbaus leer aus. „Die Relation Dresden – Görlitz – Staatsgrenze wurde von der Staatsregierung anscheinend fallen gelassen, obwohl sie aus sächsischer Sicht die bedeutendere ist“, zeigt sich Anja Schmotz, PRO-BAHN-Landesvorsitzende, bestürzt. Dies ist umso unverständlicher, da bereits Landesmittel in erheblichem Umfang in die Vorplanung geflossen sind.

Der Ausbau Cottbus – Görlitz verbraucht die Hälfte der Mittel, die jetzt für die Lausitz zur Verfügung stehen. Für den Traum eines ICE Berlin – Görlitz, der nach PRO-BAHN-Schätzungen vermutlich nur einmal täglich verkehren wird, wird die restliche Lausitz geopfert. Anstatt dieses Infrastrukturvorhaben ausschließlich aus den knappen Kohlemitteln zu finanzieren, schlägt der Fahrgastverband vor, es als Gesamtkorridor Berlin – Cottbus < Wrocław | Görlitz – Liberec – Prag für das europäische TEN-T-Programm anzumelden und so EU-Mittel zu akquirieren.

Vollkommen unverständlich ist die Beschränkung der Elektrifizierung auf Hosena – Kamenz – Arnsdorf, da weiterhin eine nicht elektrifizierte Lücke von 13 Kilometern zwischen Dresden-Klotzsche und Arnsdorf verbleibt. „Diese Elektrifizierung hängt ohne Dresden – Görlitz in der Luft. In der Kombination beider Strecken könnte man das Dresdner S-Bahn-Netz endlich auf Kamenz und Bautzen ausdehnen“, urteilt PRO-BAHN-Infrastrukturexperte Dr. Lukas Iffländer.

Bei der dritten Lausitzer Strecke Graustein – Spreewitz handelt es sich um einen kurzen Lückenschluss von wenigen Kilometern, der erst nach der Elektrifizierung Cottbus – Görlitz seine Wirkung entfalten kann. Auch wenn diese Strecke sinnvoll ist, macht sie den Verlust der übrigen Bahnprojekte nicht wett.

„Angesichts der Hoffnungen für den Bahnausbau, die mit dem Kohleausstiegsprogramm geweckt wurden, wirkt dies für Ostsachsen wie ein Schlag ins Gesicht“, beklagt Schmotz. Nach der Nullrunde im Bundesverkehrswegeplan und der Ablehnung für das Elektrifizierungsprogramm steht nunmehr weiterhin keine Finanzierungsquelle zum Ausbau dieser zentralen internationalen Verkehrsachsen zur Verfügung.

Quelle: PRO BAHN Mitteldeutschland e.V.

Extraguthaben für ESWE Verkehr meinRad

Die Sperrung der Salzbachtalbrücke ist ein erheblicher Einschnitt in die hiesige Mobilität. Über die Möglichkeiten der weiträumigen Umfahrung sowie die Umleitungen des Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist bereits viel berichtet worden. Der Mobilitätsdienstleister der Landeshauptstadt Wiesbaden, ESWE Verkehr, hat sich nun speziell für alle „meinRad“-Kunden und die, die es noch werden wollen, etwas einfallen lassen.

Wer ab sofort und bis zum 4. Juli 2021 in der „meinRad“-App den Gutscheincode „BRUECKE21“ eingibt, erhält ein Fahrtguthaben in Höhe von 15,00 Euro gutgeschrieben. Das Guthaben kann bis einschließlich 22. Juli 2021 abgeradelt werden.

Die Mieträder von ESWE Verkehr meinRad sind eine umweltfreundliche und gesundheitsbewusste Möglichkeit, sich ungeachtet des Staus in Wiesbaden emissionsfrei fortzubewegen. Besonders dann, wenn jemand zu einem Bahnhof möchte, um von dort aus mit einem Zug weiterzufahren.

Heute wurde außerdem eine neue „meinRad“-Station am Bahnhof Biebrich aufgebaut. Diese kurzfristige Maßnahme geht auf die Brückensperrung zurück. Die neue Station befindet sich auf dem Seligmann-Baer-Platz, direkt vor der Terrasse eines ortsansässigen Cafés. Die Station weist zehn Fahrradständer auf.  Ab sofort ist die Station betriebsbereit, und wird in der „meinRad“-App und in unserem interaktiven Liniennetzplan angezeigt.

Im Wiesbadener Stadtgebiet stehen rund 500 Fahrräder in orange an zahlreichen Ausleihstationen zur Verfügung. Rechnet man die Stadtteile Amöneburg, Kastel und Kostheim noch dazu, liegt die Gesamtzahl an verfügbaren Mieträdern noch höher. In Zusammenarbeit mit der Mainzer Verkehrsgesellschaft MVGmeinRad, kommt das System auf rund 200 Stationen und 1.200 Mieträder in Mainz, Ingelheim, Budenheim, Ginsheim-Gustavsburg und Wiesbaden. Aufgrund der Brückensperrung hat ESWE Verkehr aktuell zusätzliche 50 Räder in das System eingebracht. Damit ist an den Stationen eine noch höhere Verfügbarkeit an Fahrrädern sichergestellt.

Quelle: ESWE