Nahverkehrsexperten diskutieren auf dem NRW-Mobilitätsforum 2021

Wie entwickelt sich der Öffentliche Personennahverkehr in einer Zeit, die durch die Corona-Pandemie geprägt ist? Was müssen wir tun, um die Verkehrswende weiter zu fördern? Und inwieweit können digitale Technologien hierzu einen Beitrag leisten?

Beim zweiten NRW-Mobilitätsforum widmeten sich Experten aus Nahverkehr, Wirtschaft und Forschung dem ÖPNV der Zukunft und diskutierten über Herausforderungen und Chancen. Die gemeinsame Veranstaltung der drei nordrhein-westfälischen Aufgabenträger Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Nahverkehr Rheinland (NVR) fand am 23. Juni 2021 bereits zum zweiten Mal statt – diesmal Corona bedingt als Digital-Event live aus der Jahrhunderthalle in Bochum. In Vorträgen und Diskussionsrunden widmeten sich die Anwesenden den verschiedenen Schwerpunktthemen und teilweise hatten sich knapp 500 Teilnehmer digital zugeschaltet.

Quelle: VRR

SPNV-Qualitätsbericht des NVR liegt vor

Einmal jährlich legt der Nahverkehr Rheinland (NVR) einen SPNV-Qualitätsbericht vor. Bei den zentralen Kriterien der Angebotsqualität wie Pünktlichkeit, Zugausfällen und Kapazität hat es unterschiedliche Entwicklungen gegeben. Der Hauptgrund für die ungleiche Entwicklung sind die Auswirkungen durch die Corona-Pandemie.

Für NVR-Geschäftsführer Heiko Sedlaczek ist klar: „Die jetzt vorliegenden Ergebnisse sind mit denen der Vorjahre aufgrund der Lockdown-Phasen kaum zu vergleichen. Trotzdem lohnt sich ein Blick in den Bericht, denn es ist deutlich erkennbar, dass eine Erhöhung der Personalausstattung insbesondere im Bereich der Triebfahrzeugführer und des Werkstattpersonals bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen dringend erforderlich ist.“

Weniger Fahrgäste und dadurch kürzere Fahrgastwechselzeiten, ein Sonderfahrplan während der ersten Corona-Welle und weniger Trassenkonflikte führten dazu, dass die durchschnittliche Verspätung stark gesunken ist.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Zugausfälle stark angestiegen. Insgesamt lag die Ausfallquote bei etwa 11 Prozent. Dabei geht mehr als ein Drittel der Ausfälle auf den Corona-Sonderfahrplan im ersten Lockdown zurück. Neben einem ausgeprägten Baugeschehen in der Region macht sich auch der Personalmangel im SPNV bemerkbar.

Erstmals seit vielen Jahren war 2020 ein Rückgang bei den Fahrgastzahlen zu verzeichnen. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es bei der Zahl der täglichen Einsteiger an Wochentagen im Jahresmittel einen Einbruch von 442.000 Fahrgästen in 2019 auf 268.000 in 2020. Umgerechnet auf das gesamte Jahr wurden 104 Millionen Personen im SPNV auf dem Gebiet des NVR befördert. Dies entspricht einem Fahrgastrückgang von knapp 40 Prozent.

Das konsequente Qualitätscontrolling des NVR beim Fahrzeugzustand hat zur Folge, dass sich die Mängel in fast allen Kategorien auf einem guten (niedrigen) Niveau befinden.

Ob Zugpersonal mitfährt, hat hohen Einfluss auf das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste. Abends und nachts ist für alle Linien eine Besetzung mit Personal vorgesehen. In kritischen Lagen oder an Wochenenden sind oft zwei Zugbegleiter oder Sicherheitspersonal im Einsatz. Werden die vertraglichen Vorgaben nicht erfüllt, verhängt der NVR wie auch bei anderen Vertragsverstößen finanzielle Sanktionen.

Mit dem NVR-Kundendialog gibt es ein wichtiges Instrument, um den Fahrgästen die Möglichkeit zu geben, auf Mängel und Probleme im Schienenpersonennahverkehr hinzuweisen. Analog zum Fahrgastrückgang aufgrund der Corona-Pandemie sind auch die Beschwerdezahlen im Kundendialog im vergangenen Jahr auf 1.290 gesunken (2019: 2.393, minus 46,09 Prozent).

Quelle: NVR

Förderprogramm für Infrastruktur in Westfalen-Lippe beschlossen

Die Verbandsversammlung des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) hat am 28. Juni 2021 das Förderprogramm für Infrastrukturmaßnahmen des Nahverkehrs in Westfalen-Lippe im Jahre 2022 beschlossen.

Gefördert werden Neu- und Umbauten von Bushaltestellen, Fahrgastinformationssysteme, Bahnhofsmaßnahmen und weitere Baumaßnahmen zum Nahverkehr in der Region. Im Mittelpunkt steht meist die Barrierefreiheit der Infrastruktur. Ein weiterer Schwerpunkt der Förderung ist das Erstellen von Umsteigeanlagen vom Pkw oder Fahrrad auf den ÖPNV, die, je nach Ausbaustand, auch als Mobilstationen bezeichnet werden.

Der NWL fördert die anerkannten Baukosten mit 90%, die Antragssteller (Kommune oder Verkehrsunternehmen) tragen 10%. Insgesamt werden 118 Einzelmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von 28,4 Millionen Euro gefördert. Die Realisierung der Vorhaben beginnen überwiegend in 2022, zum Teil ist der Baubeginn bereits für 2021 angestrebt.

Die größte Maßnahme des Förderprogramms ist die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes Höxter-Rathaus mit rund 2 Millionen Euro.

Quelle: NWL

Ein Fonds für verlässlichen Kapazitätsausbau

Wie können Schienenprojekte mit den Finanzmitteln des Bundes und der Länder verlässlich und schnell gebaut werden? Mit dieser Schlüsselfrage beschäftigte sich der Lenkungskreis Schienenverkehr des Deutschen Verkehrsforum (DVF), weil sie für die Verwirklichung der Verdoppelung der Fahrgastzahlen und 25 Prozent Marktanteil im Schienengüterverkehr entscheidend ist.

Lenkungskreisvorsitzender Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur, Deutsche Bahn AG, skizzierte, dass für den Bestandserhalt mehrjährige Planungssicherheit bestehe, gegenwärtig aber der Ausbau des Schienennetzes und weitere Programme aus Haushaltsmitteln finanziert werden, über die der Gesetzgeber jährlich neu entscheidet. „Wir bauen auf Rekordniveau, um Netz und Bahnhöfe fit für die Zukunft zu machen. Dafür brauchen wir langsfristige Planungssicherheit. Ein Fonds, der die Finanzmittel über einen langen Zeitraum bereitstellt und einen flexiblen Einsatz ermöglicht, könnte für diese Programme eine geeignete Lösung sein.“

Nach den Vorschlägen des Deutschen Verkehrsforums könnten die heute verschiedenen Haushaltstitel aus diesem Fonds gespeist und bedarfsgerecht aufgestockt werden.

Am Lenkungskreis nahmen auch der Hauptberichterstatter für Verkehr und digitale Infrastruktur im Haushaltsausschuss der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Rüdiger Kruse MdB sowie Dr. Anjes Tjarks, Senator und Präses der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende Hamburg, teil.

Kruse stand dem Vorschlag einer Fondsfinanzierung der Schieneninfrastruktur positiv gegenüber. „Wir wissen aus Erfahrung, dass Infrastrukturreparaturen oder Neubauten bei Haushaltsknappheit zurückgestellt werden. Das führt zu Instandhaltungsrückständen. Über einen Fonds können Finanzierungsmittel konjunkturunabhängiger bereitgestellt werden. Auch die Kontrolle des Bundes über die Verwendung kann man sicherstellen. Ich finde, ein Fonds ist für die Langfristigkeit und Glaubwürdigkeit der Strategien bei der Schiene förderlich.“ Am Beispiel der Digitalisierung der Schiene zeige sich laut Kruse recht deutlich, dass diese Projekte finanziell nicht voll unterfüttert seien. Dennoch herrsche eine Erwartungshaltung, dass die Digitalisierung vollständig umgesetzt werde.

„Die Digitalisierung ist eine der Zukunftsfragen schlechthin – und Hamburg will die Entwicklung hier aktiv vorantreiben“, sagte Dr. Tjarks. Die Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sei eine weitere große Herausforderung und müsse neu gedacht werden. Aktuell kämpfe der ÖPNV mit den Auswirkungen der Coronapandemie und rechne auch im nächsten Jahr mit weiteren Kosten. Deren Finanzierung sei zu klären. Gleichzeitig müssten große Projekte zur Erreichung der Klimaziele im Verkehr umgesetzt werden. „Wir werden über die Finanzierungslücke sprechen müssen und darüber, wie diese mit geeigneten Instrumenten gedeckt werden kann.“

Quelle: Deutsches Verkehrsforum e.V.

Ostsachsen bleibt abgehängt

Nicht einmal ein Jahr nach Beschluss des Strukturstärkungsgesetzes durch Bundestag und Bundesrat informierte die Sächsische Staatsregierung am Freitag, dass von über einem Dutzend Lausitzer Verkehrsprojekten, die im Gesetz stehen, nur vier umgesetzt werden sollen. Der Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschland kritisiert die falschen Versprechungen und fordert die Rückbesinnung auf die ursprünglichen Zusagen sowie die Einwerbung zusätzlicher Mittel.

In der Lausitz verbleiben von den im Gesetz notierten Bahnprojekten lediglich Cottbus – Görlitz, Arnsdorf – Hosena und Graustein – Spreewitz, für die tatsächlich Gelder durch den Bund bereitgestellt werden. Das Dreieck Dresden – Görlitz – Zittau geht sowohl auf der Schiene als auch hinsichtlich des Autobahnausbaus leer aus. „Die Relation Dresden – Görlitz – Staatsgrenze wurde von der Staatsregierung anscheinend fallen gelassen, obwohl sie aus sächsischer Sicht die bedeutendere ist“, zeigt sich Anja Schmotz, PRO-BAHN-Landesvorsitzende, bestürzt. Dies ist umso unverständlicher, da bereits Landesmittel in erheblichem Umfang in die Vorplanung geflossen sind.

Der Ausbau Cottbus – Görlitz verbraucht die Hälfte der Mittel, die jetzt für die Lausitz zur Verfügung stehen. Für den Traum eines ICE Berlin – Görlitz, der nach PRO-BAHN-Schätzungen vermutlich nur einmal täglich verkehren wird, wird die restliche Lausitz geopfert. Anstatt dieses Infrastrukturvorhaben ausschließlich aus den knappen Kohlemitteln zu finanzieren, schlägt der Fahrgastverband vor, es als Gesamtkorridor Berlin – Cottbus < Wrocław | Görlitz – Liberec – Prag für das europäische TEN-T-Programm anzumelden und so EU-Mittel zu akquirieren.

Vollkommen unverständlich ist die Beschränkung der Elektrifizierung auf Hosena – Kamenz – Arnsdorf, da weiterhin eine nicht elektrifizierte Lücke von 13 Kilometern zwischen Dresden-Klotzsche und Arnsdorf verbleibt. „Diese Elektrifizierung hängt ohne Dresden – Görlitz in der Luft. In der Kombination beider Strecken könnte man das Dresdner S-Bahn-Netz endlich auf Kamenz und Bautzen ausdehnen“, urteilt PRO-BAHN-Infrastrukturexperte Dr. Lukas Iffländer.

Bei der dritten Lausitzer Strecke Graustein – Spreewitz handelt es sich um einen kurzen Lückenschluss von wenigen Kilometern, der erst nach der Elektrifizierung Cottbus – Görlitz seine Wirkung entfalten kann. Auch wenn diese Strecke sinnvoll ist, macht sie den Verlust der übrigen Bahnprojekte nicht wett.

„Angesichts der Hoffnungen für den Bahnausbau, die mit dem Kohleausstiegsprogramm geweckt wurden, wirkt dies für Ostsachsen wie ein Schlag ins Gesicht“, beklagt Schmotz. Nach der Nullrunde im Bundesverkehrswegeplan und der Ablehnung für das Elektrifizierungsprogramm steht nunmehr weiterhin keine Finanzierungsquelle zum Ausbau dieser zentralen internationalen Verkehrsachsen zur Verfügung.

Quelle: PRO BAHN Mitteldeutschland e.V.

Extraguthaben für ESWE Verkehr meinRad

Die Sperrung der Salzbachtalbrücke ist ein erheblicher Einschnitt in die hiesige Mobilität. Über die Möglichkeiten der weiträumigen Umfahrung sowie die Umleitungen des Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist bereits viel berichtet worden. Der Mobilitätsdienstleister der Landeshauptstadt Wiesbaden, ESWE Verkehr, hat sich nun speziell für alle „meinRad“-Kunden und die, die es noch werden wollen, etwas einfallen lassen.

Wer ab sofort und bis zum 4. Juli 2021 in der „meinRad“-App den Gutscheincode „BRUECKE21“ eingibt, erhält ein Fahrtguthaben in Höhe von 15,00 Euro gutgeschrieben. Das Guthaben kann bis einschließlich 22. Juli 2021 abgeradelt werden.

Die Mieträder von ESWE Verkehr meinRad sind eine umweltfreundliche und gesundheitsbewusste Möglichkeit, sich ungeachtet des Staus in Wiesbaden emissionsfrei fortzubewegen. Besonders dann, wenn jemand zu einem Bahnhof möchte, um von dort aus mit einem Zug weiterzufahren.

Heute wurde außerdem eine neue „meinRad“-Station am Bahnhof Biebrich aufgebaut. Diese kurzfristige Maßnahme geht auf die Brückensperrung zurück. Die neue Station befindet sich auf dem Seligmann-Baer-Platz, direkt vor der Terrasse eines ortsansässigen Cafés. Die Station weist zehn Fahrradständer auf.  Ab sofort ist die Station betriebsbereit, und wird in der „meinRad“-App und in unserem interaktiven Liniennetzplan angezeigt.

Im Wiesbadener Stadtgebiet stehen rund 500 Fahrräder in orange an zahlreichen Ausleihstationen zur Verfügung. Rechnet man die Stadtteile Amöneburg, Kastel und Kostheim noch dazu, liegt die Gesamtzahl an verfügbaren Mieträdern noch höher. In Zusammenarbeit mit der Mainzer Verkehrsgesellschaft MVGmeinRad, kommt das System auf rund 200 Stationen und 1.200 Mieträder in Mainz, Ingelheim, Budenheim, Ginsheim-Gustavsburg und Wiesbaden. Aufgrund der Brückensperrung hat ESWE Verkehr aktuell zusätzliche 50 Räder in das System eingebracht. Damit ist an den Stationen eine noch höhere Verfügbarkeit an Fahrrädern sichergestellt.

Quelle: ESWE

Abokunden haben in den Sommerferien freie Fahrt in ganz NRW

In den kommenden NRW-Sommerferien können alle Kunden, die ein Aboticket des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS), des Aachener Verkehrsverbunds (AVV), des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), im WestfalenTarif oder im NRW-Tarif abgeschlossen haben, ihr Ticket täglich und in Begleitung für unbegrenzte Fahrten in allen Nahverkehrsmitteln in ganz NRW (Busse, Stadt- und U-Bahnen, Regionalbahnen, Regionalexpresszüge) nutzen. Alle Abotickets gelten vom 03. Juli 2021 bis einschließlich 17. August 2021 ganztägig und NRW-weit. Die Übergangsbereiche über die geografischen Landesgrenzen hinaus nach Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Belgien und die Niederlande sind nicht eingeschlossen, mit Ausnahme der SPNV-Strecke über Osnabrück sowie der rheinland-pfälzischen Abschnitte auf der Sieg- und Hellertalstrecke.

Neben der NRW-weiten Gültigkeit werden zur Aktion auch die Mitnahmeregelungen angepasst: Pro Ticket dürfen inklusive Ticketinhaber zwei Personen (Erwachsener oder Kind) und bis zu drei Kinder oder zwei Personen (Erwachsener oder Kind) und bis zu zwei Fahrräder fahren. Zeitliche Beschränkungen, etwa bei 9-Uhr-Abos, werden im Rahmen der Aktion aufgehoben. In die Sommerferien-Aktion eingeschlossen sind auch Kunden, die während des Aktionszeitraums ein neues Abo abschließen.

VRS-Geschäftsführer Michael Vogel: „Die NRW-weite Gültigkeit und gegenseitige Anerkennung von allen Abo-Tickets haben die Aufgabenträger, Verkehrsräume und -unternehmen gemeinsam initiiert, um den treuen Abo-Kunden »Danke« zu sagen, dass sie trotz der Einschränkungen der letzten Monate durch das Corona-Virus das Vertrauen in den Nahverkehr behalten haben.“

„Zu Hause gibt es während der Sommerferien viel Neues zu entdecken. Vor der Haustür warten in der Region viele Ziele, die einen Ausflug wert sind. Das Schöne: Sie kommen mit Ihrem VRS-Abo zu diesen Zielen – jetzt mit noch mehr Vorteilen“, sagt Michael Vogel. Wer sich für seine Ausflüge Anregungen holen will, kann dies auf dem Ausflugsportal des VRS unter www.vrs-ausflugsziele.de machen.

Unter dem Motto „Vor der Tür – Die ganze Welt“ können die Nutzer*innen zudem ab dem 02. Juli über die Startseite des Ausflugsportals aus 17 Postkarten mit sehenswerten Orten in der Region bis zu drei Karten auswählen und beschriften. Die digitalen Postkarten werden dann als echte Postkarten an die jeweiligen Adressaten innerhalb Deutschlands versendet. Kund*innen, die das Ausflugsportal bereits in den Sommerferien 2020 genutzt haben, finden neue Ausflugsziele und fünf neue Postkarten-Motive zur Auswahl.

Quelle: VRS

Schiene sichert 550.000 Jobs

Auf Initiative des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat das „Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung“ (DZSF) in einer Studie die Beschäftigungswirkung im Bahnsektor umfassend untersuchen lassen. Einen solchen fundierten Überblick über die unmittelbar und mittelbar Beschäftigten in diesem Bereich gab es bislang nicht.

Die Branche steht für gut eine halbe Million zukunftsfeste Arbeitsplätze. Der Großteil der in der Studie befragten Unternehmen blickt positiv auf die kommenden zehn Jahre und erwartet sowohl höhere Transportvolumina (80% erwarten Zuwachs im Güterverkehr, 59% erwarten Zuwachs im Personenverkehr) sowie eine höhere Beschäftigung.

“Die Schiene sichert 550.000 Jobs. Und wir sichern die Schiene. Unsere Studie zeigt, wie enorm bedeutend der Bahnsektor für unsere Volkswirtschaft ist und wie goldrichtig wir damit liegen, die Branche mit unseren Rekordinvestitionen massiv zu unterstützen. Wir betreiben so aktiv und umfassend Beschäftigungs- und Strukturpolitik. Neue Technologien mit hochqualifizierten Jobs machen den umweltfreundlichen Verkehrsträger immer attraktiver. Mehr Jobs, mehr Klimaschutz – die Schiene sichert unseren Wohlstand.”

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer

Direkt im Schienensektor beschäftigt sind knapp 397.600 Menschen, in den Bereichen:

  • Bahnbetrieb (123.000)
  • Bahninfrastruktur (109.100)
  • Herstellung, Instandhaltung und Vermietung von Rollmaterial (65.000)
  • Kombinierter Verkehr (6.500)
  • Forschung, Aufsicht, Aufgabenträger und Verkehrsverbünde (3.200)
  • Sonstige Dienstleistungen im Bahnsektor (90.800)

Hinzu kommen indirekte Beschäftigte bei Vorlieferanten (90.400) sowie Effekte in vorgelagerten Wertschöpfungsketten (62.000).

Die Studie ist eine Maßnahme aus dem “Masterplan Schienenverkehr” des BMVI. Sie wurde zwischen August 2020 und Juni 2021 durchgeführt. Kern war eine direkte Befragung von Unternehmen. Zusätzlich wurde eine Vielzahl von Datenquellen ausgewertet.

Weiteres Ergebnis der Studie: In der Corona-Pandemie haben die meisten Unternehmen (56%) mit Kurzarbeit oder reduzierter Zeitarbeit reagiert. Nur eine kleine Minderheit hat betriebsbedingte Kündigungen (5%) ausgesprochen oder auf Frühverrentungen (2%) zurückgegriffen. Grund war, die Arbeitskräfte in den Unternehmen zu halten.

Vor allem Fachkräfte werden aktuell und künftig dringend gebraucht. Wichtig sind daher ausreichende Kapazitäten in Hochschulen sowie Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtungen. Auch in diesem Bereich forscht das DZSF aktuell, um Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

Die Studie stützt die politischen Ziele des BMVI für den Schienensektor: Bis zum Jahr 2030 soll sich die Anzahl der Fahrgäste verdoppeln und der Anteil des Schienengüterverkehrs auf mindestens 25 Prozent steigen.

Die Studie als PDF finden Sie hier.

Quelle: BMVI

Resolution für Frankfurter Fernbahntunnel

In einem so wohl noch nie dagewesenen Schulterschluss haben sich insgesamt 19 Partner aus der Region FrankfurtRhein-Main mit einer Resolution zum Fernbahntunnel Frankfurt bekannt. Unter den Unterzeichnenden finden sich Verbände, Umwelt- und Fahrgastorganisationen, Unternehmen, die Städte Frankfurt, Hanau und Offenbach, der Kreis Offenbach sowie das Land Hessen. Mitzeichner und Initiator der Resolution ist der Rhein-Main-Verkehrsverbund. Anlässlich der unmittelbar bevorstehenden Vorstellung der Machbarkeitsstudie zum Fernbahntunnel durch die Deutsche Bahn setzen die Verbände und Gebietskörperschaften mit der Resolution ein starkes Signal, dass die Region im Fernbahntunnel enorme Chancen sieht.

In der Erklärung erinnern die Unterzeichnenden daran, dass die Schieneninfrastruktur in der Metropolregion FrankfurtRheinMain bereits heute überlastet und ein Ausbau des Frankfurter Schienenknotens für ein Wachstum des Nahverkehrs unerlässlich ist. Mit dem Ausbau der ICE-Zulaufstrecken könnte ohne Bau des Tunnels sogar noch weniger Platz an den Bahnsteigen für Nahverkehrszüge sein.

Anders als im bestehenden Frankfurter Hauptbahnhof könnten Züge durch den Fernbahntunnel fahren, ohne die Fahrtrichtung zu wechseln. Das bedeutet Vorteile für den ICE-Verkehr. Im Umkehrschluss bedeutet die Verlagerung des Fernverkehrs unter die Erde, dass oberirdisch Platz für den Ausbau des Regionalverkehrs frei würde.

Ein solcher Weg wurde bereits in Zürich beschritten. Dort fahren seit 2014 täglich hunderte Züge durch einen Tunnel unmittelbar unter dem oberirdischen Hauptbahnhof aus der Gründerzeit. Der Hauptbahnhof wird also keineswegs durch unterirdische Gleise ersetzt, sondern ergänzt und die Kapazität gesteigert.

Quelle: RMV

E-Bus-Markt in Deutschland mit stabilem Wachstum

Anlässlich der heutigen digitalen Diskussionsveranstaltung „In Zukunft E-Bus!“ des Bundesumweltministeriums erklärt Werner Overkamp, VDV-Vizepräsident: „Die ohnehin klimafreundlichen Busflotten in Deutschland werden in naher Zukunft mit fossilfreien Antriebstechniken ausgestattet sein. Die Verkehrsunternehmen in Deutschland arbeiten mit Hochdruck am Umbau ihrer Flotten, der nicht nur die Fahrzeuge, sondern auch die Infrastruktur und die Qualifizierung des Personals betrifft. Angesichts der ehrgeizigen EU-Vorgaben der Clean Vehicles Directive, die ab August gelten, fordert der Branchenverband VDV daher eine rasche Notifizierung der dringend notwendigen E-Bus-Förderung des Bundesverkehrsministeriums.“

Die Verkehrsunternehmen würden nach Ansicht des Branchenverbandes VDV auf die EU-Freigabe warten, um ihre Investitionsentscheidungen treffen zu können – um letztlich die von der Bundesregierung gesetzten Klimaschutzziele im Sektor schnellstmöglich zu erreichen. „Auch mit Blick auf die ausstehenden Länderquoten zur sachgerechten Umsetzung der Clean Vehicles Directive geht es noch nicht in dem erwünschten Tempo voran. Das ist ein wesentlicher Baustein, der bei den Regelungen noch fehlt. Wenn wir noch mehr Dynamik bei den E-Bus-Zahlen sehen wollen, brauchen wir hier schnellstmöglich Planungssicherheit“, so Overkamp.

Auf dem Eingangspodium diskutierten Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Martin Schmitz, VDV-Geschäftsführer Technik, die Herausforderungen und Chancen der Transformation im ÖPNV sowie die aktuellen Rahmenbedingungen für den Markthochlauf. Schmitz zeigte sich zuversichtlich, verwies aber auch auf ungeklärte Punkte: „Wir haben einen soliden Aufwuchs im E-Bus-Markt, mit rund 1.000 neuen Fahrzeugen pro Jahr: Wir sehen auf deutschen Straßen derzeit rund 500 batterieelektrische Busse, rund 1.500 Hybride und etwa 50 Brennstoffzellen-Busse, die auf Wasserstoff zurückgreifen. Für weitere 1.400 E-Busse haben die Verkehrsunternehmen bereits Förderanträge gestellt, die teilweise schon bewilligt sind. Andererseits sind viele, gerade kleinere Unternehmen, gezwungen, ihre Investitionsentscheidungen aufzuschieben, solange die EU bei der Notifizierung und die Länder in Bezug auf die CVD-Branchenlösungen noch keine Klarheit bringen.“

Wie es vor Ort in der Praxis läuft, berichteten unter anderem Elke Maria van Zadel, Vorstandsvorsitzende der ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe. „Wir haben uns als ÜSTRA das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2023 mit insgesamt 48 Elektrobussen auf allen innerstädtischen Linien innerhalb der Umweltzone Hannovers komplett elektrisch zu fahren. Mit unserer Elektrobusoffensive wollen wir einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Verkehrswende leisten und deutschlandweit Vorreiter für elektrifizierten Busverkehr sein“, so Elke Maria Van Zadel zu der Situation in Hannover und ergänzt: „Dieses ambitionierte Vorhaben ist nur umsetzbar dank der umfangreichen Förderung des Bundesumweltministeriums.“

Quelle: VDV