Deutschlandticket: Unklare Einnahmenaufteilung bedroht SPNV

Der „Koordinierungsrat“ zum Deutschlandticket soll am 16.12.2024 den Entwurf eines Einnahmenaufteilungsvertrags trotz zahlreicher umstrittener Fragen beschließen. Das Werk sieht neben unzähligen technischen Details vor, dass mit Wirkung zum Jahreswechsel 2024/25 die Verkaufseinnahmen aus dem Deutschlandticket aufgrund der Postleitzahlen (!) der Abonnenten zugeteilt werden. Damit würden die Unternehmen des Schienenpersonennahverkehrs – DB Regio genauso wie die Wettbewerbsbahnen – massiv benachteiligt werden, da sie ihre Leistungen überregional erbringen.

mofair-Präsident Martin Becker-Rethmann: „Unseren Unternehmen würde auf einen Schlag massiv Liquidität entzogen. Wir sprechen bundesweit über Milliardenbeträge, die anders verteilt würden. Insolvenzen drohen kurzfristig. Und darüber entscheidet ein formal niemals mandatierter Koordinierungsrat, der im Wesentlichen von Bundesländern und Verkehrsverbünden bestimmt wird, von denen kaum einer selbst ein finanzielles Risiko verantworten muss. Bei der Einnahmenaufteilung muss Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehen, um ein totales Chaos zu verhindern. Verschwinden Unternehmen vom Markt, haben auch die Fahrgäste nichts vom Deutschlandticket.“

13 Millionen Menschen nutzen das bundesweit im Nahverkehr gültige Deutschlandticket. Fahrgeldeinnahmen und Kosten der Verkehrsunternehmen müssen auf Grundlage der erbrachten Beförderungsleistung ausgeglichen werden, nach dem Grundsatz: Wer viel fährt, hat einen entsprechend hohen Anspruch aus den Einnahmen. Gleichzeitig muss ein attraktiver Ticketvertrieb angemessen vergütet werden. Branchenweit herrscht Einigkeit, dass die Einnahmenaufteilung möglichst zügig unter Nutzung technischer Hilfsmittel wie Smartphone-Apps oder Fahrgastzählsystemen an der tatsächlichen Nachfrage ausgerichtet werden soll. Dafür braucht es allerdings noch Vorarbeiten und auch Investitionen in Technik, die nicht vor 2026 abgeschlossen sein können.

Das Deutschlandticket hat eine bedeutende Verschiebung nicht nur der Verkehrsströme (deutlich mehr Nutzung der Verkehrsmittel in touristischen Regionen und auf längeren SPNV-Strecken, eher wenig Änderung in den Ballungsräumen), sondern auch der Vertriebswege bewirkt: Wegen des – politisch gewollten – Trends zur Digitalisierung hat es eine Verlagerung der Fahrgeldeinnahmen auf den SPNV gegeben. Diese ist angesichts der höheren Leistung und damit verbundener höherer Kosten auch teilweise gerechtfertigt. Darüber hinaus hat der SPNV über den Deutschlandtarifverbund (DTV) bereits eine Umverteilung der Einnahmen vorgenommen und so die Unwuchten der Einnahmeverteilung zwischen den Bundesländern deutlich verringert.

Das Deutschlandticket wurde zum Mai 2023 unter großem Zeitdruck eingeführt. Eine anerkannte „Governance“ des Deutschlandtickets gibt es aber bis heute nicht. Es gibt ein historisch gewachsenes Gremium, den „Koordinierungsrat“, in dem jedoch unmittelbar betroffene Verkehrsunternehmen kaum repräsentiert und nicht mit Stimmrecht ausgestattet sind. Viele ganz zentrale Fragen sind weiter vollkommen offen, unter anderem:

  • wie sich die deutschlandweite Gültigkeit mit den Zuständigkeiten der regionalen Verkehrsverbünde verträgt,
  • wie die gegenüber den Fahrgästen konkret erbrachte Beförderungsleistung der Verkehrsunternehmen im Rahmen der Verteilung der Einnahmen berücksichtigt wird,
  • wie die Zahlungsströme zwischen den Verkehrsunternehmen rechtskonform organisiert werden und
  • wie Vertriebsanreize gesetzt werden und wie diese steuerlich zu behandeln sind.

Es ist nicht einmal sicher, wer genau den Einnahmenaufteilungsvertrag unterzeichnen soll (!) und wie die vielen Beteiligten zur Zeichnung des Vertrages verpflichtet werden können. Unter diesen Bedingungen noch kurz vor Weihnachten so zu tun, als sei alles klar, und zum Jahreswechsel gewaltige Summen umzuverteilen, ohne die wirtschaftlichen Folgen bei den Verkehrsunternehmen zu berücksichtigen, ist unverantwortlich und wird der Bedeutung, welche die SPNV-Unternehmen für den öffentlichen Verkehr haben, nicht gerecht.

Quelle: mofair

Feierliche Übergabe: 95 eCitaro für die Metropolregion Hamburg

Ein großer Schritt für den CO2-neutralen Nahverkehr: Die Metropolregion Hamburg begrüßt 95 neue Mercedes-Benz eCitaro-Busse in der Flotte der vhh.mobility (Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein). Sie sind bereit, die Straßen der Hansestadt und Umgebung leise und nachhaltig zu erobern. Die im Frühjahr 2023 georderten Busse wurden seither sukzessive ausgeliefert. Die letzten Einheiten wurden am 13.12.2024 feierlich von Bundesminister Dr. Volker Wissing und Till Oberwörder, CEO Daimler Buses, an die vhh.mobility übergeben.

Die vhh.mobility gehört zu den Vorreitern bei der Elektrifizierung des Nahverkehrs. Bereits jetzt sind zahlreiche eCitaro und eCitaro G bei der vhh.mobility im Einsatz. Mit den 95 neuen eCitaro, davon 47 dreitürige Solobusse und 48 viertürige Gelenkbusse eCitaro G, steigt die Zahl auf eine beachtliche Summe von 132 vollelektrischen Bussen mit Stern im Fuhrpark der vhh.mobility.

„Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam mit der vhh.mobility einen wichtigen Beitrag für den emissionsfreien Nahverkehr in der Metropolregion Hamburg leisten können. Unser batterieelektrisch angetriebener Stadtbus eCitaro bietet ein hervorragendes Gesamtpaket: Der moderne E-Antrieb mit hoher Reichweite sorgt dafür, dass Fahrgäste leise und lokal CO2-neutral an ihr Ziel kommen. Fortschrittliche Assistenzsysteme erhöhen zudem die Sicherheit im gesamten Straßenverkehr.“

Till Oberwörder

Die Mercedes-Benz eCitaro verfügen über besonders leistungsfähige NMC3-Batterien. Diese ermöglichen hohe Reichweiten und einen verlässlichen Betrieb auch im dichten Stadtverkehr. Die Busse werden in den vhh.mobility-Depots geladen, wobei Ladesteckdosen auf beiden Seiten in Höhe der vorderen Radläufe maximale Flexibilität bei der Ladeinfrastruktur bieten.

Quelle: Daimler Truck

„Schaddel“ fährt weiter: KVG finanziert On-Demand-Angebot

Nach dem gut zweijährigen Bestehen des On-Demand-Angebotes „Schaddel“ zieht die KVG eine zufriedene Bilanz: Seit der ersten Fahrt am 6. September 2022 bis heute sind im Schnitt fast 4.000 Fahrgäste pro Monat in einen der vollelektrischen Kleinbusse eingestiegen, und die Beliebtheit steigt weiter. In den frühen Morgenstunden sind vor allem Berufstätige mit Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte unterwegs, nachts bestellen sich meist jüngere Menschen ein „Schaddel“.

Flexibel, komfortabel und sicher: Diese Vorzüge bescheinigten die Fahrgäste dem On-Demand-Angebot der KVG. In Nutzerbefragungen äußerten sie aber auch den Wunsch, im Stadtgebiet Kassel nicht erst ab Mitternacht, sondern früher unterwegs sein zu können. Ihr Wunsch wird erfüllt. Ab dem 1. Januar startet „Schaddel“ in der Stadt Kassel an jedem Tag im Jahr bereits ab 22 Uhr. Dabei fährt die KVG in finanzieller Eigenregie, weil der Betriebskostenzuschuss des Landes Hessen zum Jahreswechsel endet.

Vor allem an den Wochenenden verzeichneten die Kleinbusse, die nach Bedarf und ohne festen Fahrplan fahren, einen regelrechten Run. Das bisherige „Schaddel“-Konzept konnte die hohe Nachfrage nicht immer abdecken, wodurch längere Wartezeiten entstanden. Wie bisher werden ab Jahresbeginn 13 vollelektrische Kleinbusse, davon zwei barrierefrei, nachts und in den frühen Morgenstunden im Stadtgebiet unterwegs sein. Bestellt werden die Mercedes eVitos per App, über die die Fahrt auch bezahlt wird. Auch am Ridepooling-Prinzip ändert sich nichts: Während der Fahrt in dem 7-sitzigen Kleinbus können weitere Fahrgäste mit ähnlichen Zielen zusteigen.

In dem zweijährigen Modellprojekt fuhren die „Schaddel“ tagsüber zusätzlich im Gewerbegebiet Langes Feld und im Industriepark Waldau. Im Langen Feld hatte das On Demand-Angebot die Fahrten mit Anrufsammeltaxen (AST) ersetzt und fand regen Zuspruch: Aus vormals rund 1.800 AST-Fahrten pro Jahre wurden jährlich mehr als 12.000 „Schaddel“-Fahrten, wobei sich die Nachfrage stark auf die Zeiten 6 bis 8 Uhr und 13 bis 17 Uhr konzentrierte. Im Langen Feld wird deshalb ab dem 1. Januar kein „Schaddel“ mehr unterwegs sein. Stattdessen verkehrt hier wieder das AST. In Zeiten, an denen viele Fahrgäste unterwegs sind, verkehren die Großraumfahrzeuge des AST regelmäßig im 20 Minuten-Takt. Für alle Fahrten sind lediglich eine gültige NVV-Fahrkarte oder ein DeutschlandTicket erforderlich, ein Zuschlag wird nicht erhoben.

Im Industriepark Waldau wird wegen zu geringer Nachfrage, gepaart mit großen Entfernungen in dem weitläufigen Areal, „Schaddel“ ab dem 1. Januar nicht mehr verkehren. In dem Gebiet kommen Fahrgäste mit den Buslinien 10, 17 und 35 aber nach wie vor an ihre Ziele.

Quelle: Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH  

Zurück in die Spur: BVG stellt Stabilitätskonzept vor

Oberstes Ziel der BVG ist es, den Fahrgästen in Berlin wieder einen stabilen und verlässlichen ÖPNV zu liefern. Der Vorstand hat dazu am 13.12.2024 sein Stabilitätskonzept vorgestellt. Nach vielen Jahren des Wachstums traten zuletzt die Grenzen der Leistungssteigerungen im System der BVG zu Tage. Insbesondere Fahrgäste der U-Bahn konnten sich nicht mehr auf das versprochene Angebot verlassen. Auch beim Bus und bei der Straßenbahn machen sich die Wachstumsschmerzen bemerkbar. Mit dem nun vorgestellten Stabilitätskonzept konzentriert sich die BVG auf drei wesentliche Schwerpunkte: Fahrgast, Team BVG und Infrastruktur. Erklärtes Ziel ist es, Schritt für Schritt wieder Zuverlässigkeitswerte von 99 Prozent zu erreichen.

Die Fahrgäste werden schon kurzfristig von Verbesserungen im Bereich der Fahrgastinformation profitieren. Parallel läuft die grundlegende Erneuerung der Hintergrundsysteme. Seit wenigen Tagen gibt es in allen Bussen bereits Störmeldungen und Umsteigeverbindungen in Echtzeit. 2025 sollen diese Informationen auch im Bereich U-Bahn und ab 2026 bei der Straßenbahn zur Verfügung stehen. Einen neuen und gemeinsamen Weg gibt es auch bei der App für verschiedene Mobilitätsangebote. Hier gilt künftig: Eine App für alles. Gemeinsam mit der Hamburger Hochbahn entwickelt die BVG dafür eine städteübergreifende Plattform. 

In einer bekannt schwierigen Arbeitsmarktlage kann die BVG auf einem soliden Fundament aufbauen. Die 2024 durchgeführte Mitarbeitendenbefragung zeigte ein hohes Maß an Motivation. 86 Prozent der Befragten finden, dass die BVG einen “sinnvollen” Job macht. Auch bei der Personalgewinnung wird trotz der schwierigen betrieblichen Lage zum Jahresende 2024 ein Plus von rund 360 bei der Mitarbeitendenzahl stehen.

Neue Fahrzeuge, neue Betriebshöfe und eine leistungsfähige, moderne Infrastruktur sind ein Hauptschlüssel für die Qualität des Angebots. Mit fast 500 neuen U-Bahnwagen bis 2027, zunächst 20 Urbanliner-Straßenbahnen (2025 und 2026) und 50 neuen E-Bussen (2025) läuft die Flottenerneuerung mit Hochdruck.

Ein greifbares Element für die Stabilisierung bei der U-Bahn ist der nun vorliegende Lieferplan für die neue U-Bahngeneration. Bereits von Frühjahr bis Sommer 2025 sollen demnach 18 weitere Wagen der schmaleren Baureihe JK für die Linien U1 bis U4 als Test- und Schulungsfahrzeuge geliefert werden. Im September beginnt dann die Serienlieferung und zeitgleich auch der Einsatz der ersten Wagen im Fahrgastbetrieb. Bis Ende 2025 sollen im Idealfall schon 140 neue Wagen im Einsatz für die Fahrgäste sein.

Der BVG-Aufsichtsrat hat auch den zweiten Fahrzeugabruf aus dem Rahmenvertrag mit dem Hersteller Stadler freigegeben. Weitere 108 breite Wagen für die Linien U5 bis U9 können somit bestellt werden. Ende 2027 werden damit bereits 484 neue U-Bahnwagen auf den Linien U1 bis U9 im Einsatz sein.

Quelle: BVG

Transparenz bei ÖPNV-Pünktlichkeit gibt es nicht überall

Pünktlichkeit ist auch eine Frage des Maßstabes, das zeigt eine aktuelle Analyse des ADAC. Die Deutsche Bahn (DB) setzt ihren Pünktlichkeitsschwellenwert beispielsweise bei sechs Minuten, was bedeutet, dass eine Verspätung von bis zu 5:59 Minuten noch als pünktlich eingestuft wird – auch im ÖPNV. Ausfälle werden hierbei gar nicht berücksichtigt. Damit werden teils enorm hohe Pünktlichkeitsquoten erreicht.

Um mehr Transparenz für die Kunden zu erreichen, hat der ADAC strengere Maßstäbe angelegt. Der Mobilitätsclub hat bei seiner Berechnung der Pünktlichkeit auch Ausfälle einbezogen und zudem strengere Schwellenwerte angesetzt. Licht und Schatten werden so sichtbar – und die von der DB kommunizierten S-Bahn-Pünktlichkeitsquoten von 85 bis knapp 100 Prozent reduzieren sich meist deutlich.

Spitzenreiter bei der Zuverlässigkeit aufgrund sehr geringer Ausfälle ist Hamburg mit seinem Verkehrsverbund HVV: Jeweils 99 Prozent der geplanten S- und U-Bahnen fahren im Testmonat September 2024 tatsächlich. Auch bei der Pünktlichkeit ist Hamburg spitze, denn 93 Prozent der U-Bahnen und gut drei Viertel der S-Bahnen haben weniger als eine Minute Verspätung. Das schaffen in Berlin und Frankfurt gerade einmal knapp die Hälfte der U-Bahnen. Bei den S-Bahnen erreichen in Berlin gut die Hälfte den strengen Schwellenwert von weniger als einer Minute Verspätung, in Frankfurt jede dritte und in Köln nur gut jede vierte S-Bahn – wobei jede Stadt infrastrukturelle Besonderheiten aufweist. U-Bahnen sind meist pünktlicher, weil sie ein eigenes, vor Außeneinflüssen geschütztes Netz haben.

Transparenz beim Thema Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit wird nicht überall großgeschrieben – auch das zeigt die Untersuchung des ADAC. Sowohl der Münchner Verkehrsverbund MVV als auch die Deutsche Bahn erteilten dem ADAC keine Genehmigung, ihre Datenschnittstellen für die Analyse zu nutzen. Der Kölner Zweckverband go.Rheinland lieferte dem ADAC immerhin eine Auswertung, die aufgrund einer eigenen Berechnungsmethode jedoch nur teilweise in die Analyse einfließen konnte. Die Verbünde VBB in Berlin, RMV in Frankfurt und HVV in Hamburg waren hier transparenter und stellten dem ADAC ihre Datenschnittstellen zur Verfügung.

Nach Ansicht des ADAC sind die vielen Verspätungen mit ein Grund, warum Verbraucher im Zweifel ins Auto steigen, anstatt den ÖPNV zu nutzen. Auch dies trägt am Ende dazu bei, dass der Mobilitätswandel nicht schneller vorankommt. Erforderlich sind aus Sicht des Clubs nicht nur zielgerichtete Investitionen in die Infrastruktur des ÖPNV, sondern auch Transparenz im Umgang mit Echtzeitdaten – daher befürwortet der ADAC das geplante Mobilitätsdatengesetz. Mit der Datenerhebung und -analyse hat der ADAC das IT-Unternehmen Cognizant Mobility aus München beauftragt.

Quelle: ADAC

Reduziertes Angebot für mehr Verlässlichkeit in NRW

Ein reduziertes Leistungsangebot soll Fahrgästen mehr Verlässlichkeit bringen. Darauf haben sich die drei NRW-Aufgabenträger go.Rheinland, Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gemeinsam mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen verständigt. Das Ziel: mehr Verlässlichkeit, weniger Ausfälle und mehr Pünktlichkeit.

Personalmangel und daraus resultierende Zugausfälle belasten den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Nordrhein-Westfalen derzeit massiv. Um die Lage für den Betrieb zu stabilisieren und vor allem für die Fahrgäste berechenbarer zu machen, werden die Fahrpläne dahingehend reduziert, dass sie mit dem tatsächlich vorhandenen Personal zuverlässig zu planen und umzusetzen sind.

„Es handelt sich dabei um eine vorübergehende Maßnahme“, sagt Oliver Wittke, Vorstandssprecher des VRR. „Wir unterstützen die Eisenbahnunternehmen selbstverständlich dabei, neues Personal zu finden und auszubilden. Logischerweise geht das aber nicht von heute auf morgen.“

In einem gemeinsamen Prozess wurden alle ausfallkritischen Linien in einem landesweiten, unternehmensübergreifenden Ansatz geprüft und entsprechende Angebotsanpassungen entwickelt. Dabei wurden auch saisonale Unterschiede berücksichtigt. Das reduzierte Fahrplankonzept ist eine Antwort auf die vielen Ausfälle, die so kurzfristig sind, dass die Reisenden erst unmittelbar vor der Abfahrt erfahren, dass ihre Verbindung nicht funktioniert.

Die Eisenbahnverkehrsunternehmen haben zusammen mit der landesweiten Brancheninitiative Fokus Bahn NRW seit September 2023 bereits über 300 neue Lokführer qualifiziert, aus den laufenden Kursen kommen im neuen Jahr noch einmal mehr als 350 neue Mitarbeitende dazu. „Aber gleichzeitig gehen rund 160 erfahrene Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand, es entsteht Mehrbedarf durch Tarifabschlüsse und die Belastungen infolge von Baustellen und maroder Infrastruktur steigen“, so Marcel Winter, Geschäftsführer von go.Rheinland

Im Fahrplanjahr 2025 werden, wie schon in diesem Jahr, Fahrten reduziert, um die nötige Verlässlichkeit zu schaffen. Die angebotenen Zugkilometer werden von 117 Millionen auf rund 112,5 Millionen reduziert. Das entspricht etwa vier Prozent des Gesamtangebots. Dabei sind 60 Prozent der Maßnahmen bereits in der Umsetzung. Bei der Erstellung des reduzierten Fahrplankonzepts war allen Beteiligten wichtig, dass Fahrgästen in NRW ein verlässliches Grundangebot zur Verfügung steht und es alternative Fahrtmöglichkeiten gibt.

Zur langfristigen Stabilisierung der Situation erarbeiten die Aufgabenträger mit dem NRW-Verkehrsministerium derzeit ein umfassendes Programm, das u. a. 700 neue Plätze zur Qualifizierung von Lokführern beinhaltet. Bis 2026 sollen so Personallücken geschlossen werden, damit eine Rückkehr zum vertraglich vereinbarten Fahrplanangebot erfolgen kann.

Quelle: VRR

Erste Wasserstoffzüge von Siemens Mobility im Fahrgastverkehr

Siemens Mobility gibt bekannt, dass die ersten Wasserstoffzüge des Typs Mireo Plus H ihre Zulassung erhalten haben und bereit sind, zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 in den Fahrgastverkehr zu starten. Damit wird ein bedeutender Meilenstein für emissionsfreie Mobilität in den Regionen Berlin-Brandenburg und Bayern, wo erstmals wasserstoffbetriebene Schienenfahrzeuge zum Einsatz kommen, erreicht.

Auf der Heidekrautbahn in Berlin-Brandenburg wird die Niederbarnimer Eisenbahn Betriebsgesellschaft sieben Mireo Plus H-Wasserstoffzüge einsetzen. Diese werden jährlich 1,1 Millionen Liter Diesel einsparen und CO2-Emissionen um 3.000 Tonnen reduzieren. Der lokal erzeugte Wasserstoff wird in den Brennstoffzellen der Züge verwendet, wobei als einziges Nebenprodukt Wasser(dampf) freigesetzt wird. Zusätzlich wird rückgewonnene Bremsenergie genutzt, um die Energieeffizienz weiter zu steigern.

Der Mireo Plus H, mit dem Namen „Freistaat Bayern“, ersetzt bei der Bayrischen Regiobahn (BRB) ab Montag, den 16. Dezember 2024, zweieinhalb Jahre lang Dieselzüge. Der Testbetrieb wird stufenweise aufgenommen, beginnend mit ausgesuchten Fahrten im Netz Ostallgäu-Lechfeld. Später wird der Betrieb ausgeweitet und der Zug wird dann auch im Netz Ammersee-Altmühltal eingesetzt. Umweltfreundlich, leise und damit eine Alternative zum Dieselantrieb, der im bayerischen Regionalverkehr bis 2040 beendet sein soll.

Der Mireo Plus H verbindet Innovation mit Nachhaltigkeit. Den Zug zeichnet eine große Reichweite von bis zu 1200 km, ein H2-Traktionssystem mit hoher Antriebsleistung von 1,7 MW für eine Beschleunigung von bis zu 1,1 m/s² und eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h aus.

Des Weiteren geht bei der Niederbarnimer Eisenbahn Betriebsgesellschaft im Netz Ostbrandenburg eine große Flotte von Mireo Plus B-Batteriezügen an den Start. Die 31 Batteriezüge werden phasenweise bis zum Sommer 2025 eingeführt. Der zweiteilige Triebwagen hat batterieelektrisch eine Reichweite von mehr als 120 km. Allein durch den Einsatz der batterieelektrisch fahrenden Fahrzeuge vom Typ Mireo Plus B werden in Zukunft jährlich rund 4,4 Mio. Liter Diesel weniger im Netz Ostbrandenburg verbraucht.

Quelle: Siemens Mobility

Christoph Heuing wird neuer VBB-Geschäftsführer

Der Aufsichtsrat der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH (VBB) hat den derzeitigen Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Mittelthüringen, Christoph Heuing, als neuen VBB-Geschäftsführer bestätigt. Mit dieser Personalie hat der größte Verkehrsverbund Deutschlands einen ausgewiesenen Verkehrsexperten mit langjähriger Verbunderfahrung gewonnen.

Der geborene Bremer und Diplom-Geograf ist bereits seit 14 Jahren für den Verkehrsverbund Mittelthüringen tätig, zehn Jahre davon als alleinvertretender Geschäftsführer. Christoph Heuing wird seine Tätigkeit beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg zum 1. Mai 2025 aufnehmen.
Die Neubesetzung der Stelle war erforderlich geworden, nachdem die bisherige VBB-Geschäftsführerin Ute Bonde im Mai 2024 zur Berliner Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt ernannt wurde. Nach dem Ausscheiden von Ute Bonde hatten Andreas Kuck und Martin Fuchs gemeinsam die Aufgabe der Interimsgeschäftsführung übernommen und werden diese bis zum Start Christoph Heuings als neuem VBB-Geschäftsführer weiterführen.

Quelle: VBB

VBB Bus&Bahn-Begleitservice auf hohem Niveau

Eine repräsentative Befragung von Kunden des Bus&Bahn – Begleitservice durch das Institut für Kultur-Markt-Forschung (IKMF) zeigt, welche große Bedeutung die qualitativ hochwertige Dienstleistung im öffentlichen Nahverkehr im täglichen Leben einnimmt. Der Begleitservice erzielt für einen Nutzendenkreis mit multiplen Einschränkungen und in sehr unterschiedlichen Lebenslagen wichtige Teilhabe-Wirkungen für die Kunden und ihr Umfeld und sensibilisiert für Inklusion und Mobilitätsrechte für alle. Die Ergebnisse der Umfrage sprechen für eine sehr hohe Qualität, Personenzentrierung und Zuverlässigkeit der Dienstleistung.

Seit Einführung des Angebots im Jahr 2008 haben die zu Mobilitätsfachkräften im ÖPNV qualifizierten Mitarbeiter des VBB Bus&Bahn-Begleitservice insgesamt rund 220.000 Begleitungen realisiert. Derzeit gibt es täglich zwischen 80 und 100 Einsätze, bei denen mobilitätseingeschränkte oder unsichere Fahrgäste von Tür zu Tür unter Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs begleitet werden. Der kostenlose Service innerhalb des Berliner Stadtgebiets wird von Montag bis Sonntag zwischen 7:00 und 22:00 Uhr angeboten.

Die Kundenbefragung, die über drei Monate durchgeführt wurde, zeigt eine sehr hohe Zufriedenheit mit dem Service. So äußerten 96 Prozent der Kunden, dass sie ohne den Begleitservice ihren Weg mithilfe von Bus und Bahn gar nicht oder nur eingeschränkt hätten bewältigen können. Haupthinderungsgründe sind die fehlende durchgängige Barrierefreiheit, fehlende Unterstützungsmöglichkeiten im persönlichen Umfeld bzw. bei anderen Anbietern und fehlende eigene Finanzierungsmöglichkeiten von Begleitung.

Die Anlässe der Begleitungen dienen überwiegend zur Bewältigung der medizinischen Versorgung, aber auch der allgemeinen Lebensführung bis hin zu Behördengängen, Kulturangeboten und privaten Besuchen.

Rund ein Drittel der Kunden geben an, dass sie sich mit dem Begleitservice neue Routen und Ziele erschließen, die sie später auch selbstständig nutzen können. 65 Prozent haben (wieder) mehr Selbstvertrauen gewonnen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen und fast ebenso viele nehmen durch den VBB-Begleitservice ihre Umwelt (wieder) mehr wahr und erleben sich stärker als Teil der Gesellschaft. Für viele ermöglicht der kurze und unkomplizierte Buchungsprozess neue Aktivitäten (71 Prozent), 77 Prozent erleben mit dem Begleitservice einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität.

Finanziert werden die Mitarbeiter des VBB Bus&Bahn-Begleitservice hauptsächlich über das Berliner Arbeitsmarktprogramm „Solidarisches Grundeinkommen (SGE)“ über Sen ASGIVA (für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung), die Berliner Job Center, und einer Grundfinanzierung von Sen MVKU (Senatsverwaltung Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt).

Eine Zusammenfassung der Kundenbefragung gibt es unter vbb.de/begleitservice.

Quelle: VBB

Hamburg: U5-Geschäftsführung bleibt weitere fünf Jahre

Die Verträge der U5-Geschäftsführenden Petra Welge und Klaus Uphoff sind von der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) vorzeitig verlängert worden. Die neuen Verträge laufen bis Frühjahr 2030. Damit bleibt die bisher bekannte Führungsspitze der HOCHBAHN U5 Projekt GmbH auch für die kommenden fünf Jahre bestehen.

„Die U5 ist das wichtigste Verkehrsprojekt in Hamburg. Daran haben Petra Welge und Klaus Uphoff maßgeblichen Anteil. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir die Geschäftsführung langfristig an uns und das Projekt binden konnten.“

Robert Henrich, Vorstandsvorsitzender der HOCHBAHN

Petra Welge leitet seit Start der Projektgesellschaft im Jahr 2022 die kaufmännischen Geschäftsbereiche der U5 GmbH. Damit verantwortet sie auch weiterhin die Bereiche Recht, Finanzen, Einkauf und Personal. 

“Wir freuen uns sehr über das entgegenbrachte Vertrauen und stellen uns weiterhin gemeinsam den Meilensteinen der kommenden Jahre.“

Petra Welge, kaufmännische Geschäftsführung U5

Als technischer Geschäftsführer verantwortet Klaus Uphoff die Steuerung der planerischen, baulichen, betrieblichen und fahrzeugseitigen Anforderungen der U5. Er war vor Gründung der U5 GmbH seit 2017 bereits als Bereichsleiter für den U-Bahn-Neubau U5 bei der HOCHBAHN verantwortlich.

“Mit der U5 planen und bauen wir in den kommenden Jahren eines der größten innerstädtischen Infrastrukturprojekte in Deutschland. Durch die Vertragsverlängerung werden wir als Geschäftsführende die erfolgreiche Arbeit bis zum ersten Fahrgastbetrieb auf der U5 fortsetzen.“

Klaus Uphoff, technischer Geschäftsführer U5

Die U5-Projektgesellschaft übernimmt seit 2022 das gesamte kaufmännische und technische Projektmanagement für die Planung, die bauliche Umsetzung und die Systemtechnik bis zur Inbetriebnahme der neuen Hamburger U-Bahn-Linie. Rund 130 Mitarbeitende sind in der Projektgesellschaft beschäftigt.

Quelle: Hamburger Hochbahn AG