Bayern und Tschechien wollen die Zugverbindung zwischen München und Prag moderner und komfortabler machen. Gemeinsam haben sie sich darauf verständigt, dass ab Ende 2031 Neufahrzeuge auf der rund 440 Kilometer langen Strecke zum Einsatz kommen sollen. Grundlage dafür soll eine gemeinsame Ausschreibung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und des tschechischen Verkehrsministeriums sein, die zum Jahreswechsel starten soll. Das haben Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter und Tschechiens Verkehrsminister Martin Kupka am 13. August 2025 in Prag erklärt. Beide Länder nehmen damit einen zweiten Anlauf. Der erste Versuch mit geplantem Start Ende 2028 war aufgehoben worden, weil kein wirtschaftlich akzeptables Angebot eingegangen war.
„Die Direktverbindung zwischen München und Prag ist das Rückgrat des bayerisch-tschechischen Zugverkehrs und braucht eine langfristige und fahrgastorientierte Perspektive. Deswegen haben wir uns nicht entmutigen lassen und intensiv an einem neuen Weg gearbeitet.“
Bayerns Verkehrsminister Bernreiter
Gegenüber der vorherigen Ausschreibung sollen vor allem Änderungen bei den Rangierverfahren, beim Personalbedarf und Catering Einsparungen erbringen. Zudem setzen beide Seiten darauf, dass es mindestens zwei Interessenten und damit Wettbewerb geben wird.
„Die Bahnverbindung zwischen München und Prag muss den Standards des modernen europäischen Verkehrs entsprechen, also Komfort, Zuverlässigkeit und qualitativ hochwertigen Service bieten. Diese gemeinsame Initiative mit Bayern ist ein wichtiger Schritt, um den Schienenverkehr zur bevorzugten Wahl für alle Reisenden auf dieser wichtigen Strecke zu machen.”
Tschechiens Verkehrsminister Martin Kupka
Eine Veröffentlichung der neuerlichen Ausschreibung des sogenannten Vergabeverfahrens „RE/Ex36“ ist für Ende 2025 vorgesehen. Mit einem Zuschlag wird frühestens im ersten Halbjahr 2027 gerechnet. Die Vertragslaufzeit soll von Dezember 2031 bis Dezember 2046 gehen. Vorgeschaltet werden in beiden Ländern noch Übergangsverträge mit Gebrauchtfahrzeugen, in Bayern für den Zeitraum Dezember 2028 bis Dezember 2031. Aktuell bedienen auf bayerischer Seite die Länderbahn mit Sitz im niederbayerischen Viechtach und auf tschechischer Seite die dortige Staatsbahn České dráhy aus Prag die Verbindung.
Die Verbindung zwischen München und Prag läuft in Tschechien als Schienenpersonenfernverkehr, in Bayern nach dem Rückzug der DB-Fernverkehr vor über 20 Jahren als fernverkehrsähnlicher Schienenpersonennahverkehr. Verkehrsminister Bernreiter: „Am allerbesten für die Fahrgäste wäre es, wenn wir auch in Bayern schnellstmöglich wieder ein Kapitel im Fernverkehr aufschlagen können. Daran arbeiten wir parallel mit Nachdruck. Im Koalitionsvertrag auf Bundesebene sind dazu schon Pflöcke gesetzt“, betonte Minister Bernreiter. Beide Minister wollen die Zusammenarbeit weiter ausbauen und gemeinsam eine moderne, attraktive Fernverkehrsverbindung sicherstellen.
Aufgrund der vielen unterschiedlichen Infrastruktur-Nebenbedingungen gilt die Linie schon heute als eine der herausforderndsten Bahnverbindungen in Europa. Züge müssen dabei nicht-elektrifizierte Abschnitte passieren und drei unterschiedliche Stromsysteme bei Passagen mit Oberleitung beherrschen. Mit dem Hochgeschwindigkeitsausbau in Tschechien wird sie im nächsten Jahrzehnt noch komplexer. Minister Bernreiter und Minister Kupka haben sich deshalb darauf verständigt, bei der EU um Unterstützung für diese zentrale europäische Verbindung zu werben.