Die Verbraucherzentralen warnen vor Preisanhebungen bei Bussen und Bahnen und fordern ein Folgeangebot für die 9-Euro-Tickets im Nahverkehr.

Erneut weniger Staus – wegen des 9-Euro-Tickets?

Statt ins Auto lieber in die Bahn steigen: Im Juli nutzen viele Menschen das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr und ließen ihr eigenes Fahrzeug dafür offenbar stehen. Das zumindest legt eine Analyse des Verkehrsdatenspezialisten Tomtom nahe, über die das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete.
Damit bestätigt sich der Trend, der sich im ersten Monat nach Einführung des Tickets abgezeichnet hat. Tomton hatte schon für Juni einen deutlichen Rückgang des Stauniveaus in deutschen Großstädten ermittelt. Der unterstellte Effekt sei nun allerdings vielerorts etwas schwächer ausgefallen als im Vormonat.
In 12 von 14 untersuchten Städten verloren Pendler mit dem Auto demnach weniger Zeit im Verkehr als im Mai. Am deutlichsten war dies in Stuttgart und Wiesbaden. Lediglich in Bremen und Karlsruhe nahm das Stauniveau leicht zu. Im Juni hatten die Tomtom-Experten das Verkehrsniveau in 26 Städten untersucht und waren zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Im Juli beschränkten sie sich aus Gründen der statistischen Vergleichbarkeit auf Städte, in denen noch eine komplette Arbeitswoche mit den Vormonaten verglichen werden konnte.
Mehr als 30 Millionen Menschen haben im Juni laut Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) das 9-Euro-Ticket besessen, davon etwa zehn Millionen in Form eines ohnehin bestehenden ÖPNV-Abonnements. Busse und Bahnen wurden deshalb deutlich mehr genutzt. Dem Statistischen Bundesamt zufolge lagen die »bundesweiten Bewegungen im Schienenverkehr« im Juni durchschnittlich 42 Prozent höher als im Juni 2019.
Rund ein Viertel der im ÖPNV angetretenen Fahrten wäre ohne das Ticket aber gar nicht erst gemacht worden, hatte zuletzt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen ermittelt. Es handelt sich also um zusätzliche Reisen und nicht um Ersatzfahrten, die sonst mit dem Auto gemacht worden wären. Ob Menschen also wirklich flächendeckend und in nennenswerter Zahl vom Pkw auf den Nahverkehr umgestiegen sind, ist bisher nicht eindeutig zu beantworten. Während die Tomtom-Zahlen dies zumindest nahelegen, stellen andere Untersuchungen dies so nicht fest. In München wurde immerhin ein kleiner Effekt festgestellt.
Eine Mehrheit der Deutschen ist für eine Verlängerung des Angebots. So wünschen sich 55 Prozent eine Verlängerung des Tickets, mit dem für 9 Euro pro Monat deutschlandweit der ÖPNV genutzt werden kann. 34 Prozent der Deutschen sprechen sich dagegen aus. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL. Auch ein 365-Euro-Jahresticket als Nachfolgeangebot stößt mehrheitlich auf Zustimmung.

Quelle: spiegel.de

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