Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) bleibt auf Mitgliederhöchststand: Unverändert sind 680 Unternehmen im Branchenverband des öffentlichen Personen- und Eisenbahnverkehrs organisiert, davon 71 als außerordentliche Mitglieder. „Diese Stabilität ist ein starkes Signal in bewegten Zeiten“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann. „Mitglieder, Branche und Branchenverband stehen bereit für die Transformation, die sich auf vielen Feldern abzeichnet. Doch dafür braucht es geeignete Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Die Bundesregierung hat dieses Jahr Signale des Aufbruchs gesetzt, doch Branche und Politik müssen mutiger werden. Jetzt kommt es darauf an, diesen Schwung ins Jahr 2026 mitzunehmen – dem ersten vollen Kalenderjahr, in dem die Regierungskoalition die Verkehrspolitik verantwortet. Unsere Mitglieder zeigen: Die Branche steht, bei allen Herausforderungen, geschlossen hinter dem Ziel, Mobilität in Deutschland und damit den Wirtschaftsstandort klimafreundlicher, verlässlicher und leistungsfähiger zu machen.“
Der VDV vertritt mit seinen 680 Mitgliedsunternehmen das gesamte Spektrum des öffentlichen Verkehrs und der Eisenbahn in Deutschland – vom städtischen Busbetrieb über Regionalbahnen und Straßenbahnen bis hin zu Schienengüterverkehrs- und Infrastrukturunternehmen. „Kontinuität in der Mitgliedschaft ist alles andere als selbstverständlich, wenn gleichzeitig Kosten steigen, Personal fehlt und die politische Rahmensetzung im Umbruch ist“, betont Wortmann. „Gerade jetzt braucht es einen starken Branchenverband, der die Interessen seiner Mitglieder bündelt, Prioritäten klar anspricht und mit einer Stimme gegenüber der Politik auftritt.“
Schienenjahr 2025 – jetzt müssen Entscheidungen folgen
Mit Blick auf die Eisenbahn sieht der VDV das Jahr 2025 als Wendepunkt: „Wir sind der Branchenverband für die Eisenbahn. 2025 haben wir die Schiene im VDV neu sortiert – organisatorisch, politisch und kommunikativ“, sagt VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. „Mit einer klaren Agenda gegenüber dem Bund ist deutlich geworden: Wenn Klimaziele, Standortpolitik und Lebensqualität ernst genommen werden sollen, muss die Eisenbahn Priorität haben. Diese Botschaft senden wir heute geschlossen, gut begründet – und noch hörbarer als in den Jahren zuvor.“
Für das Jahr 2026 erwartet der Verband, dass der Bund seinen eigenen Ansprüchen gerecht wird: „Wir schauen auf Taten, nicht auf Überschriften“, so Wolff. „Kommt der zugesagte Infrastrukturfonds für die Schiene – und zwar so, dass Investitionen langfristig planbar werden? Wird das Trassenpreissystem tatsächlich reformiert, mit einem verlässlichen, mehrjährigen Preispfad und einem insgesamt niedrigeren Niveau? Gibt es nachvollziehbare Ziele für mehr Elektrifizierung und für ETCS, einschließlich der Fahrzeuge? Und wird der Bund Gleisanschlüsse und Terminals so fördern, wie er es sich selbst vorgenommen hat? An diesen Punkten wird sich entscheiden, wie ernst es die Politik mit der Schiene meint.“
Trassenpreise und Infrastrukturfinanzierung: Dringender Handlungsbedarf
Besonders kritisch bewertet der VDV die Lage im Schienengüterverkehr. „Die Trassenpreiskrise ist strukturell nicht vom Eis“, warnt Wolff. „Ohne stabile Förderung und ohne grundlegende Reform drohen im Schienengüterverkehr Rückgänge, wo wir eigentlich mehr Verlagerung auf die Schiene brauchen. Gleichzeitig brauchen Infrastrukturbetreiber Sicherheit, um Planung und Bau zu beschleunigen. Deshalb müssen Trassenpreise und Infrastrukturfinanzierung jetzt zusammen gedacht werden – mit klaren Entscheidungen zu Beginn der Legislatur, nicht erst in ein paar Jahren.“ Die jüngsten Beschlüsse, einen für 2026 befürchteten sprunghaften Anstieg der Trassenpreise vorübergehend zu stoppen, verschaffen den Güterbahnen aus VDV-Sicht nur kurzfristig Luft. „Entscheidend ist, dass die nächste Bundesregierung das Trassenpreissystem dauerhaft reformiert und die Schiene als Rückgrat einer klimafreundlichen Logistik anerkennt“, so Wolff.
D-Ticket und ÖPNV-Modernisierungspakt: Aufbruch nicht ausbremsen
Mit Blick auf den öffentlichen Personenverkehr begrüßt der VDV, dass das Deutschland-Ticket bis 2030 in seinem Bestand politisch abgesichert wurde. Wortmann: „Die Einigung von Bundestag und Bundesrat beendet das Gezerre um das Deutschland-Ticket – das ist gut für Fahrgäste, Länder und Verkehrsunternehmen. Hier hat die aktuelle Regierung geliefert! Die Finanzierung ist damit aber nicht bis 2030 gesichert. Der Finanzierungsanteil von Bund und Ländern mit drei Milliarden Euro ist so hoch, dass Finanzierungssicherheit nicht allein aus der Dynamisierung des Ticketpreises kommen kann. Ohne eine Anpassung auch des Anteils von Bund und Ländern wird der Ticketpreis schnell und deutlich steigen. Das wird 2026 frühzeitig zu diskutieren sein. Der Index für die künftige Preisgestaltung des Deutschland Tickets muss aus Sicht der Branche Personal- und Energiekosten sowie allgemeine Kostensteigerungen realistisch abbilden. Und wir müssen, gemeinsam mit Bund und Ländern, die Marktpotenziale, etwa beim D-Ticket Job, durch offensive Bewerbung heben. Hier müssen sich neben der Branche auch Bund und Ländern engagieren, denn allen drei Partnern kommen mehr Ticketverkäufe und mehr Kundinnen und Kunden gleichermaßen zugute.“
Gleichzeitig mahnt der VDV das Tempo beim ÖPNV-Modernisierungspakt an, der im Koalitionsvertrag angekündigt ist: „Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, darf der ÖPNV-Modernisierungspakt nicht länger auf der langen Bank liegen“, so Wortmann.
Klare Kommunikation – Orientierung für Politik und Branche
Der VDV sieht seine Stärke im Zusammenspiel von fachlicher Tiefe und professioneller Kommunikation. Wolff: „Unser Team steht für etwas, das in dieser Dichte selten ist: kommunikative Professionalität und inhaltliche Tiefe werden bewusst zusammengeführt. Unsere Fachleute kennen Markt, Technik und Regulierung – und sie können das so aufbereiten, dass Politik und Branche es schnell greifen können. Schlagzahl und Schlagkraft der Schienenthemen im VDV sind deutlich gestiegen.“ Was der Verband von der Politik erwartet, formuliert Wolff bewusst deutlich: „Das heißt: Wir reden nichts klein, aber wir reden auch nichts schön. Wir benennen, was funktioniert, und wir benennen genauso offen, wo Ziele und Realität auseinanderlaufen. Wir erinnern den Bund an seine eigenen Zusagen zur Eisenbahn und liefern konkrete Vorschläge, wie sie umgesetzt werden können. Gleichzeitig geben wir unserer Branche Orientierung: Was sind die drei, vier Punkte, auf die es jetzt wirklich ankommt? Wenn das alle verstehen, gewinnt die Schiene politisch.“
Struktur und Organisation des Verbandes
Die 680 Mitglieder des VDV sind in fünf sogenannten Sparten organisiert: Bus, Tram, Personenverkehr mit Eisenbahn, Schienengüterverkehr sowie Aufgabenträger und Verbünde. Darüber hinaus hat der Verband neun Landesgruppen, in denen die Interessen der Mitglieder in den Bundesländern wahrgenommen werden. Für seine Arbeit in Berlin und Brüssel unterhält der VDV ein Hauptstadtbüro und ein Europabüro. Im Laufe dieses Jahres sind bislang 17 Unternehmen dem VDV beigetreten:
- Rheingau-Taunus Verkehrsgesellschaft, Taunusstein
- Dispo-Tf Rail GmbH, Berlin
- Bahnbetrieb Gera GmbH, Gera
- Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (DADINA), Darmstadt
- Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn mbH, Gifhorn
- Schweerbau Logistik GmbH, Stadthagen
- Verkehrsverbund Großraum Ingolstadt AöR, Ingolstadt
- NordWestBahn GmbH, Osnabrück
- InfraServ GmbH & Co. Höchst KG, Frankfurt
- AeroGround Flughafen München GmbH, München
- Steiermarkbahn Transport und Logistik GmbH, Werndorf
- Neo Lox GmbH, Bottrop
- RBA Regionalbus Augsburg GmbH, Augsburg
- Zürcher Bau GmbH, Meißenheim
- KGT Gleis- und Tiefbau GmbH, Neuenhagen
- Verkehrsgesellschaft Merzig-Wadern mbH, Merzig
- HAM Rail Port GmbH, Glinde









