Regionalbahnen modernisieren statt einstellen

Die Almtal-, Hausruck- und Mühlkreisbahn in Oberösterreich müssen zur Gänze erhalten bleiben, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ zur aktuellen Diskussion fest. Regionalbahnen sind wichtige, leistungsfähige Verkehrsmittel für die Region, die direkt und auch indirekt Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichern. Wesentlich ist aber, dass verstärkte Maßnahmen gesetzt werden, damit mehr Menschen in der Region und mehr Ausflugsgäste die Bahnen nutzen, betont der VCÖ.

Österreichs Regionalbahnnetz hatte ursprünglich eine Länge von 4.026 Kilometer. Während aber das Straßennetz Jahr für Jahr wuchs, schrumpfte das Netz an Regionalbahnen auf zuerst 2.946 Kilometer im Jahr 1995 und mittlerweile auf 2.281 Kilometer, macht der VCÖ aufmerksam. Zum Vergleich: Die Gesamtlänge der Gemeinde- und Landesstraßen in Österreich beträgt 126.000 Kilometer, das entspricht dreimal dem Erdumfang.

Nun sind drei weitere Regionalbahnen von der Einstellung bedroht: Die Almtalbahn zwischen Wels und Grünau im Almtal, die Hausruckbahn zwischen Attnang-Puchheim und Schärding sowie der nördliche Teil der Mühlkreisbahn zwischen Aigen-Schlägl nach Rottenegg. Regionalbahnen sind nicht nur für die Mobilität der Bevölkerung wichtig, sondern stärken auch die Region insgesamt. „Wir teilen die Analyse, dass zu wenige Fahrgäste mit den Bahnen fahren. Doch anstatt die Bahnen aufzugeben, sind jetzt Maßnahmen zu setzen, damit mehr Menschen mit der Bahn fahren. Denn einmal eingestellt, heißt in Österreich, die Regionalbahn ist für immer verloren“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. „Der wirksamste Protest gegen die drohende Einstellung ist, mit den betroffenen Regionalbahnen zu fahren.“

Alle Akteure sind gefordert, einen Beitrag zur verbesserten Wirtschaftlichkeit der Regionalbahnen zu leisten. Gemeinden haben den direkten Draht zur Bevölkerung und zu den Vereinen vor Ort und können zur Nutzung der Bahn motivieren. Ausflugsziele, Freizeiteinrichtungen und die Tourismusregionen können ihren Gästen Anreize zur Anreise mit der Bahn bieten. Eine zentrale Rolle spielen auch die Betriebe und die Unternehmen in der Region, die jene Beschäftigten, die die Möglichkeit haben mit der Bahn zu fahren, mit einem Öffi-Jobticket zum Umstieg motivieren können. Die ÖBB können bei der Bewerbung und beim Mobilitätsmanagement unterstützen, Land und Bund können bei der Verdichtung des Taktes und der Modernisierung der Bahnen unterstützen. Zentral für erfolgreiche Regionalbahnen sind auch häufigere Verbindungen, um für mehr Pendler attraktiv zu sein.

„Durch die Modernisierung von Regionalbahnen und begleitende Maßnahmen der Gemeinden, Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Tourismusbetriebe und von der Region insgesamt kann die Zahl der Fahrgäste stark erhöht werden. Ein Vorbild ist dabei die Südtiroler Vinschgerbahn“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Die Bahn wurde im Jahr 1990 wegen zu geringen Fahrgastzahlen eingestellt, aber im Jahr 2005 stark modernisiert und mit häufigeren Verbindungen wieder eröffnet. Bereits zwei Jahre danach waren auf der Strecke zwischen Meran und Mals zwei Millionen Fahrgäste unterwegs.

Im Vorjahr verzeichneten übrigens in Oberösterreich vier Regionalbahnen einen teilweise sehr deutlichen Fahrgastzuwachs, macht der VCÖ aufmerksam. Die Zahl der Fahrgäste der Linzer Lokalbahn nahm um 100.000 auf 2,2 Millionen zu, mit der Traunseetram fuhren im Vorjahr erstmals mehr als eine Million Fahrgäste, das waren um 100.000 mehr als im Jahr 2023 und sogar um 290.000 mehr als im Jahr 2019, was einer Zunahme um rund 40 Prozent entspricht. Die Atterseebahn zählte 316.000 Fahrgäste, ein Plus von 31.000 Fahrgästen und die Vorchdorferbahn 208.000 Fahrgäste ein Plus von 7.000.

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