Bild: Pixabay

Schienenfahrzeuge als Steuerungsinstrument zur Kostenreduktion nutzen

Zum zweiten Mal in diesem Jahr kamen am 20. Oktober 2025 Experten zur BSN-Fachtagung Fahrzeuge in den Kulturbahnhof Kassel zusammen. Darunter die Mitglieder des Bundesverbandes SchienenNahverkehr (BSN) sowie weitere Vertreter von Fahrzeugherstellern, Eisenbahnverkehrsunternehmen, Fahrzeugfinanzierern, Behörden, Verkehrsplanern und Hochschulen. Sie diskutierten über die technischen, finanziellen und regulatorischen Rahmenbedingungen, Herausforderungen und Chancen für die Schienenfahrzeuge der Zukunft.

Die Veranstaltung baute auf der in diesem Jahr vom BSN entwickelten und vorgestellten Charta „Standardisierung der Fahrzeuge im SPNV“ auf. Zu dieser haben sich neben den Aufgabenträgern auch die Branchenverbände Allianz pro Schiene und Verband der Bahnindustrie bekannt.

Kostenexplosion im SPNV bis 2040 erfordert Standardisierung

Zu Beginn der Fachtagung wurden die bestehenden Kostenstrukturen und die erheblichen Kostensteigerungen bis 2040 im SPNV vorgestellt.  Diese ergeben sich aus steigenden Personal- und Infrastrukturkosten sowie einer Verdoppelung der Fahrzeugkosten, bei gleichzeitig abnehmenden Fahrgeldeinnahmen. Für die Aufgabenträger in den Ländern sind damit die Schienenfahrzeuge das entscheidende Steuerungsinstrument, um langfristig Kosten zu reduzieren.

Die Aufgabenträger verfolgen daher den Ansatz, die Anforderungen an Schienenfahrzeuge stärker zu standardisieren und zu katalogisieren. Damit können Kosten im Vergabeprozess auf Aufgabenträgerseite und im Entwicklungsprozess auf Herstellerseite deutlich reduziert werden. Werden Fahrzeugkonzepte und Innenraumausstattung vereinheitlicht, bewirkt dies vereinfachte Homologations- und Zulassungsprozesse, geringere Beschaffungskosten und eine bessere Verfügbarkeit von Fahrzeugkomponenten.

„Ich freue mich über die Bereitschaft der Branche, schon zum zweiten Mal gemeinsam die Schienenfahrzeuge in den Mittelpunkt der Überlegungen für eine höhere Effizienz des Mitteleinsatzes zu stellen. Wir wollen die Heterogenität der Fahrzeuglandschaft überwinden und mittels Standardisierung Kostensenkungspotentiale heben sowie Lieferzeiten reduzieren. Dabei müssen wir im weiteren Prozess die Themen der Instandhaltung und die Zulassungsprozesse mit in den Blick nehmen.“

Kai Daubertshäuser, Vize-Präsident des BSN

Zudem hat das Präsidium des BSN Volker Heepen als Beauftragten für die Fahrzeugstandardisierung im SPNV benannt. Er betonte auf der Fachtagung: „Wir müssen Fahrzeuge stärker über den Lebenszyklus denken. Die avisierte Standardisierung ist eine Selbstverpflichtung, für die wir nun gemeinsam Verbindlichkeit schaffen müssen.“

Sechs Workshops – Sechs Perspektiven

Die Tagungsteilnehmer haben sechs Themenfelder identifiziert, in denen Standardisierungspotenziale erarbeitet werden sollen. Zu diesen gehören das Zusammenspiel zwischen Fahrzeugdimensionen und Infrastruktur, Fahrzeugtechnik, Zulassungsprozesse, Innenraumgestaltung, Barrierefreiheit sowie Betriebspersonal und Führerstand. In sechs themenspezifischen Workshops wurden erste Rahmenbedingungen und Anforderungen definiert sowie erste Chancen und Ansätze zur Standardisierung erarbeitet.

Ausblick

Alle Teilnehmer haben sich zur vertieften inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Potenzialen der Standardisierung verpflichtet. Die sechs Themenfelder werden in Unterarbeitsgruppen aufgehen, im Rahmen derer in regelmäßigem Austausch Lösungsansätze und Empfehlungen erarbeitet werden.

Print Friendly, PDF & Email

Comments are closed.