Arbeit neu denken als Chance

Harald Kraus ist Arbeitsdirektor der Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21) und Vorsitzender des Vorstands der VDV-Akademie sowie des Ausschusses für Personalwesen im VDV. Wir haben ihn um seine Einschätzung zu den aktuellen Herausforderungen bei der Gewinnung qualifizierter Fachkräfte im Verkehrssektor gebeten.

NahverkehrsPraxis: Herr Kraus, viele Verkehrsunternehmen haben zunehmend Mühe, qualifiziertes Personal zu gewinnen. Wie schätzen Sie die Lage ein – und wo sehen Sie die größten Engpässe?

Harald Kraus: Im Massengeschäft, besonders im Fahrdienst. Zur Besetzung einer Bauingenieurstelle haben wir kürzlich 18 Monate benötigt. Bei Spezialisten dauert es oft länger und im Fahrdienst ist die Lage noch kritischer. Und da unsere Branche stark regional verankert ist, lassen sich Arbeitskräfte auch nicht einfach von einem Ort zum anderen verschieben. Trotzdem sage ich klar: So gut wie jetzt wird es nicht mehr. Bis 2060 sinkt die Zahl der Erwerbstätigen deutlich – mit massiven Folgen für den Arbeitsmarkt. Verkehrsunternehmen spüren diesen Druck schon früher, aufgrund ihrer Demografie, aber auch wegen vergangener Sparmaßnahmen. Aber genau darin liegt eine Chance: Noch ist die Lage nicht Arbeit neu denken als Chance Recruiting und Personalführung im Wandel dramatisch – und wir haben im Recruiting bereits wichtige Weichen gestellt.

NahverkehrsPraxis: Die Verkehrsunternehmen sind inzwischen sehr kreativ geworden bei der Gewinnung von Personal. Sind sie auf einem guten Weg oder stehen sie noch am Anfang?

Harald Kraus: In gemeinsamen Kampagnen haben wir bei der Rekrutierung inzwischen viel ausprobiert und gelernt. Beispielsweise haben wir einmal gezielt an Raststätten geworben, um die Menschen, die dort Pause machen, für unsere Fahrdienste zu gewinnen. Rückblickend war das eher ein Flop, da viele der angesprochenen Fernfahrer aus der Fernlogistik kamen und keine örtliche Bindung suchten. Doch die Aktion sorgte für mediale Aufmerksamkeit und brachte darüber indirekt Bewerbungen. Das zeigt: Auch scheinbar erfolglose Ideen können Wirkung entfalten. Tatsache ist aber, dass noch vor weniger als zehn Jahren Bewerber von selbst kamen – heute müssen wir aktiv investieren, um als Arbeitgeber überhaupt sichtbar zu sein. Gleichzeitig steigt die Fluktuation. Beides stellt insbesondere kleinere Verkehrsunternehmen vor großen Herausforderungen.

Den gesamten Beitrag finden Sie in der neuen Ausgabe der NahverkehrsPraxis: 07-08/2025.

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