Ausbau der Nahmobilität in NRW

Die NRW-Landesregierung investiert in den weiteren Ausbau der Nahmobilität in Nordrhein-Westfalen 2023 insgesamt 98 Millionen Euro. Mit dem Geld aus Bundes- und Landesmitteln fördert das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr 241 Projekte für einen besseren Fuß- und Radverkehr. Unterstützt werden dabei Vorhaben in Kommunen und Kreisen, die überwiegend dem nichtmotorisierten Individualverkehr dienen.

„Seit Jahren steigt der Bedarf an einer umfassenden Infrastruktur für den Radverkehr sowie für Fußgängerinnen und Fußgänger. Zusammen mit dem öffentlichen Personennahverkehr bilden sie das Rückgrat der Mobilität der Zukunft”, sagt Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer.

Quelle: NRW-Umweltministerium

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Weitere Ausdünnung des Münchner Busnetzes

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) reduziert von diesem Mittwoch an ihr Angebot im Busnetz. Wegen des anhaltenden Personalmangels wird der Takt auf vielen Linien weiter ausgedünnt. Dies war bei den Linien X35, 55, 62 und 177 bereits bisher der Fall und wird beibehalten. Bei den Linien X30, 52, 63, 100, 153, 161, 165 und 175 wird das Angebot zusätzlich reduziert, viele Verstärkerfahrten entfallen.
Der Expressbus X30 zum Beispiel fährt nun von Montag bis Freitag alle sieben bis 13 Minuten anstatt alle sechs bis sieben Minuten, samstags nur alle 20 Minuten statt wie bisher alle zehn Minuten. Der Expressbus X35 rollt nur noch im 20-Minuten-Takt statt wie bisher alle sieben bis 13 Minuten. Der Bus 165 fährt von Montag bis Samstag gar nicht mehr. Der Bus 175 wird in der Hauptverkehrszeit vom Zehn- auf 20-Minuten-Takt umgestellt, ebenso der Bus 177 von Montag bis Freitag zwischen 9 und 15 Uhr. Die Linien 58/68, 145, 155 und 168 fahren wieder regulär.

MVG-Buschef Veit Bodenschatz erklärte: “Wie viele andere Verkehrsunternehmen in ganz Deutschland kämpfen auch wir weiter mit Personalmangel und müssen Wege finden, damit umzugehen.” Man bitte die Fahrgäste “um Verständnis für die Situation und die nötigen Änderungen”.

Quelle: sueddeutsche.de

Fahrplan 2024 der Deutschen Bahn

Mit dem Fahrplan 2024 schafft die Deutsche Bahn (DB) so viele neue Verbindungen im Fernverkehr wie seit 20 Jahren nicht mehr. Durch den stetigen Zulauf neuer Züge kann die DB mehr und schnellere Verbindungen sowie deutlich mehr Sitzplätze zwischen den Metropolen anbieten. Auch die Regionen profitieren von zusätzlichen Verbindungen und neuen Zügen.

Dr. Michael Peterson, DB-Vorstand Personenfernverkehr: „Wir ernten jetzt die Früchte unserer Flottenstrategie der letzten Jahre. Es war richtig, dass wir auch in der Pandemie am Ausbau unserer Fernverkehrsflotte festgehalten haben. So profitieren unsere Fahrgäste doppelt: Sie erleben den Komfort neuer Fahrzeuge und profitieren von neuen Verbindungen, die wir mit mehr Zügen zusätzlich anbieten können. Mit zwei Zügen pro Stunde zwischen Berlin und Hannover sowie Berlin und München gehen wir einen weiteren Schritt in Richtung Deutschland-Takt.“

Alle Informationen zum Fahrplan 2024

Quelle: Deutsche Bahn

Triebfahrzeugführerschein-Verordnung

„Es sind die einzelnen Vorschriften im Detail, die im betrieblichen Alltag den Erfolg ermöglichen – oder im schlimmsten Falle verhindern. Der Fachkräftemangel prägt die deutsche Wirtschaft und unsere Branche, darum ist es wichtig, jede relevante Schraube zu drehen, die Modernisierung verspricht und keine weitere Belastung bedeutet. Umso mehr freuen wir uns, dass der Bundesrat unseren zahlreichen Hinweisen zur Novellierung der Triebfahrzeugführschein-Verordnung gefolgt ist und begrüßen unter anderem, dass die geplante Sperrfrist von sechs Monaten für die Wiedererteilung des Führerscheins nach dessen Aussetzung oder Entziehung entfällt“, so VDV-Vizepräsident Veit Salzmann. „Die Verordnung unterstreicht die unternehmerische Sicherheitsverantwortung der Eisenbahnen bei der Ausbildung, wenn sie beispielsweise den verpflichtenden Einsatz von Fahrsimulatoren auf den erstmaligen Erwerb der Zusatzbescheinigung Klasse B begrenzt.“ Laut Branchenverband konnten ursprünglich beabsichtigte Verschärfungen bei der Einschätzung über die Zuverlässigkeit der Anwärterinnen und Anwärter genauso abgewendet werden wie bei der Anzahl der Prüferinnen und Prüfer. Der VDV hatte die Novelle mit mehreren Stellungnahmen begleitet. Die Verordnung tritt zum 1. Januar 2024 in Kraft.
Die Tätigkeit des Triebfahrzeugführers ist ein attraktiver und sehr verantwortungsvoller Beruf. Eine moderne Rechtsgrundlage in Form der Triebfahrzeugführerschein-Verordnung ist eines der wichtigen Instrumente für die Eisenbahnen, um auch in Zukunft ausreichend qualifiziertes Personal auszubilden und einzusetzen. Die Anforderungen an die „Zuverlässigkeit“ des Personals wird entgegen der ursprünglichen Absicht nicht gesetzlich präzisiert, so dass es bei der bewährten Regelung bleibt. Der Triebfahrzeugführerschein wird somit auch weiterhin erteilt, wenn der Bewerber oder die Bewerberin die bisherigen Voraussetzungen erfüllt und für die Tätigkeit zuverlässig ist.

Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)

Deutscher Städtetag befürchtet Ende des Deutschlandtickets

Steht das Deutschlandticket nur wenige Monate nach seiner Einführung schon wieder vor dem Aus? Der Deutsche Städtetag droht mit einem Ende des günstigen Tickets für den Nahverkehr, wenn der Bund bei seinem Nein zu höheren Zuschüssen bleibt. „Dass Bundesverkehrsminister Volker Wissing die Finanzierung des Defizits ab 2024 über den bisherigen Bundesanteil von 1,5 Milliarden Euro hinaus und weitere Gespräche mit den Ländern ablehnt, ist absolut inakzeptabel”, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. Ohne finanzielle Garantien von Bund und Ländern stehe das Deutschlandticket vor dem Aus.
In diesem Jahr finanzieren Bund und Länder die Einnahmedefizite von bis zu drei Milliarden Euro, die durch das günstige Ticket bei den Verkehrsunternehmen entstünden, noch je zur Hälfte, rechnete Dedy vor. Schon jetzt sei aber absehbar, dass sich die Defizite 2024 auf über vier Milliarden Euro erhöhen könnten.

Quelle: Berliner Morgenpost

Festabend “40 Jahre INIT”

Mit vielen Gästen und zahlreichen Grußworten, die dem Unternehmen INIT alles Gute für eine weitere erfolgreiche Zukunft wünschten, feierten Unternehmensleitung und Angestellt des Unternehmens mit einem Festabend in Karlsruhe die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, das sich in 40 Jahren von einem Start-Up zu einem weltweit tätigen Unternehmen entwickelt hat.

Quelle: Nahverkehrs-praxis

Solidarischen Lösung zur Fortführung des Deutschlandtickets

In einer Sonderkonferenz der Landesverkehrsminister, am 28.09.2023, wurde über die Finanzierung des Deutschlandtickets beraten und konkrete Finanzierungszusagen des Bundesverkehrsministers gefordert.

„Der Bundesverkehrsminister verweigert sich bisher einer solidarischen Lösung zur Fortführung des Deutschlandtickets. Damit gefährdet er das erfolgreiche Projekt. Dagegen haben alle Länder heute auf der Sonder-VMK eindeutig Position bezogen. Auch Mecklenburg-Vorpommern ist bereit seinen Anteil zur Finanzierung des Deutschlandtickets zu leisten, wenn der Bund seinen hälftigen Beitrag auch bei erhöhten Kosten weiter zahlt“, so Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer im Nachgang der Sonderkonferenz.

Die Verkehrsminister der Länder haben ihre Bereitschaft erklärt, einen hälftigen Nachschuss zu leisten, sofern die tatsächlichen Kosten des Deutschlandtickets höher sind als vom Bund angenommen und die Kosten nicht durch Erhöhung der Ticketeinnahmen ausgeglichen werden können. Konkret fordern die Länder einen vereinbarten Mechanismus ab dem Jahr 2024 um eventuelle Mehrkosten über den fixen Betrag hälftig aufzuteilen und einen bundesweit einheitlichen Preis kontinuierlich sichern. Ohne eindeutiges Bekenntnis des Bundes zur Nachschusspflicht ist aus Sicht Verkehrsminister die Fortführung des Deutschlandtickets gefährdet.

 Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Meckl.-Vorp.

Solaris-Elektrobusse für Kristianstad

Solaris Bus & Coach hat einen Vertrag über die Lieferung von Elektrobussen mit dem schwedischen VR Kristianstad unterzeichnet. Im Rahmen des Vertrags hat das Unternehmen insgesamt 23 E-Busse aus der Solaris Urbino-Familie bestellt, 20 Urbino 15 LE electric und 3 Urbino 12 electric. Solaris wird die bestellten Fahrzeuge im Juli nächsten Jahres ausliefern. Der Urbino 15 LE electric ist ein Elektrobus, der sowohl für den Stadt- als auch für den Überlandverkehr konzipiert ist. Das Fahrzeug wird mit Batterien mit einer Kapazität von über 550 kWh ausgestattet sein, die für maximale Autonomie und Effizienz sorgen sollen. Die Fahrzeuge für Kristianstad werden für Passagiere mit eingeschränkter Mobilität zugänglich sein. Sowohl an Bord des Urbino 15 LE electric als auch des Urbino 12 electric sind zwei Rampen für Fahrgäste mit Behinderungen sowie Sitze vorgesehen, die direkt vom Niederflur aus zugänglich sind. Ein zusätzliches Merkmal der Fahrzeuge wird eine LED-RGB-Beleuchtung sein, die es ermöglicht, die Farbe in Grün zu ändern, was dem Innenraum ein modernes Aussehen verleiht. Die Sicherheit der Insassen und Fahrer wird durch ein Überwachungssystem und die eMirror-Lösung gewährleistet, bei der Kameras anstelle herkömmlicher Spiegel montiert werden, wodurch die Sicht während des Betriebs des Fahrzeugs erheblich verbessert wird.

Quelle: Solaris

„Man muss die Dinge manchmal einfach machen“

Interview mit Carmen Maria Parrino, Geschäftsführerin
DB Vertrieb

Nahverkehrs-praxis: Die DB Vertrieb GmbH entstand 2005 als hundertprozentige Tochter der Deutschen Bahn und verantwortet den Vertrieb und Fahrkartenverkauf sowohl im Nah- wie im Fernverkehr, aber auch für verschiedene Verkehrsverbünde. Welche Aufgaben umfasst das?

Parrino: In erster Linie natürlich den schon genannten Fahrkartenverkauf. Der Nahverkehr funktioniert über Bestellungen, respektive das Ausschreibungsmanagement. Das bedeutet, Aufgabenträger, also die Länder, schreiben aus, was sie an Vertriebsleistungen benötigen – welchen Fahrkartenautomaten, welches Reisezentrum, an welchem Standort, mit welcher Ausstattung. Die Ausschreibung wird veröffentlicht, wir kalkulieren und bieten die entsprechenden Leistungen an und hoffen natürlich, dass wir die Ausschreibung dann auch gewinnen. Ist das der Fall, sind wir Betreiberin über die entsprechende Laufzeit, die meistens bei zehn Jahren oder mehr liegt.
Zudem stehen wir mit den Verkehrsverbünden in sehr engem Kontakt, da wir auch die Tickets der Verbundtarife über den DB Navigator verkaufen. Und es gibt die Agenturen. Das sind Partner, die  einen Vertrag mit uns haben und Tickets am Bahnhof verkaufen. Agenturen sind im Regelfall aber eher nicht nur reine Fahrkartenverkäufer, sondern besitzen noch ein Nebengeschäft, z.B. Zeitungs- und Bücherverkauf. Außerdem gibt es den Automaten in unterschiedlichen Varianten. Es gibt den klassischen Automaten und das Video-Reisezentrum, wo man auf Knopfdruck mit einem Reiseberatenden verbunden wird. Darüber hinaus gibt es noch  das Kontrollgerät „DB Mosaik“, mit dem Fahrkarten in Bussen und Zügen geprüft und bei Bedarf auch verkauft werden können.

Nahverkehrs-praxis:  Das Deutschland-Ticket ist seit Mai bundesweit im Nahverkehr nutzbar. Inwieweit war DB Vertrieb an der Umsetzung beteiligt?

Parrino: Das Deutschland-Ticket ist aus dem 9-Euro-Ticket entstanden. Angelegt war das 9-Euro-Ticket  auf drei Monate und danach war klar, dass es ein Nachfolgeprodukt geben würde. Sämtliche Partner der Branche waren involviert, auch die Deutsche Bahn. Aus DB Vertrieb-Sicht waren folgende Fragen entscheidend: Was können wir umsetzen und wie schnell können wir unsere Vertriebsinfrastruktur darauf vorbereiten? Denn das Deutschland-Ticket gibt es nur im Abonnement und der Abo-Vertrieb, einer unserer Vertriebskanäle, musste sich auf die Anforderungen vorbereiten.  Beim Thema Tarifentwicklung waren die Kollegen von DB Regio sehr stark involviert, denn Tarife und damit das Thema Einnahmen betrifft das Eisenbahnverkehrsunternehmen. Wir hingegen sind Vertriebsdienstleister und stellen die Vertriebsinfrastruktur zur Verfügung.

Nahverkehrs-praxis: Welche Hürden gab es dabei zu überwinden?

Parrino: Die größte Hürde stellten die 64 Verbünde dar, die es in Deutschland gibt. Inklusive Deutschlandtarifverbund sind es sogar 65. Zudem gibt es 16 Bundesländer und den Bund als Beteiligte. Es wirkten also sehr viele Akteure mit, die eigene Vorstellungen davon hatten, wie das Ticket eingeführt werden sollte, mit welchen Merkmalen und mit welcher Finanzierung. Es gab zudem bereits bestehende Strukturen. Viele Menschen hatten bereits ein Abo-Ticket, das umgestellt werden musste. Wie setzt man das um?
Die größte Herausforderung im Nachhinein betrachtet ist, dass das Produkt Deutschland-Ticket aus Kundensicht nicht immer intuitiv verstanden wird. Neben Schwierigkeiten im Umgang mit einem rein digitalen Produkt gibt es Missverständnisse in Bezug auf das Deutschland-Ticket als reines Abo-Produkt.
Es sollte ein einheitliches Ticket werden, für alle Verbünde gleichermaßen ausgestattet. Das ist nicht überall zu hundert Prozent gelungen. So war beispielsweise die Mitnahmeregelung ein Thema. Wenn das bisherige Ticket eine Mitnahmeregelung hatte, z.B. für Hunde, das Deutschland-Ticket aber per se keine Mitnahmeregelung vorsieht, brauchte es im betroffenen Verbund eine Sonderregelung. Hier wäre eine inhaltliche Weiterentwicklung des Deutschland-Tickets zukünftig wünschenswert.

Nahverkehrs-praxis: Ist das Deutschland-Ticket aus Ihrer Sicht ein voller Erfolg, wie der Bundesverkehrsminister sagt?

Parrino: Im Nachgang kann man immer sagen, dass man es hätte besser machen können aber Hauptsache, man macht es! Denn zu viel Theorie und Diskussion macht es nicht besser. Man muss die Dinge manchmal einfach machen und sich während des Prozesses darüber im Klaren sein, dass dies nicht das Ende der Entwicklung ist, dass nicht schon am Anfang alles perfekt sein kann.

Das komplette Interview lesen Sie in der Nahverkehrs-praxis 9/10-2023.

40 Jahre INIT

Interview mit Dr. Gottfried Greschner, Gründer und Geschäftsführer der INIT GmbH sowie Vorstandsvorsitzender der init SE

Nahverkehrs-praxis: Herr Dr. Greschner, erzählen Sie uns bitte etwas über Ihren Werdegang und die Entwicklung des Unternehmens.

Dr. Greschner: Nach dem Studium der Elektrotechnik habe ich einen Aushang an der Universität Stuttgart beim Institut für Regelungstechnik und Prozessautomatisierung gelesen, wonach Prof. Gerhard Schweizer Mitarbeiter für sein neues Institut für Informatik, Transport und Verkehrssysteme (ITV) an der Universität Karlsruhe suchte. Im Vorstellungsgespräch stellte er sein Forschungsprojekt „Bedarfsgesteuerte Busse“ vor. Dabei ging es um Routenoptimierung, Fahrzeugortung und Fahrgastinformation. Das fand ich in einer Zeit, in der es keine Satelliten gab und keine gute Übertragung zu den Fahrzeugen existierte, einfach faszinierend. Ich stellte deshalb meinem zukünftigen Chef am Ende die Frage, ob man sich seiner Ansicht nach mit diesem Thema auch selbständig machen könnte. Das bejahte er und half mir später auch bei der Gründung des Unternehmens.
Nachdem ich mehrere Jahre an der Universität gearbeitet hatte, gründete ich im Jahr 1983 INIT, mit zunächst 3 Mitarbeitern. Am Anfang arbeiteten wir an zwei Forschungsprojekten, zum einen dem Rufbus in Friedrichshafen und zum anderen in Wunstorf bei Hannover an einem ähnlichen Projekt. Dabei haben wir zusammen mit Partnern im größeren Umfang Software für ein Leitsystem für bedarfsgesteuerte Busse und Linienverkehr mit integrierter Fahrplanauskunft entwickelt. Das dort erworbene Know-how wurde weiterentwickelt und wir konnten es verwenden, um Ende der 80er-Jahre an mehreren Ausschreibungen teilzunehmen, u.a. in Lübeck, Aachen und Osnabrück. In Osnabrück haben wir die Ausschreibung gegen einen großen Weltkonzern als Mitanbieter gewonnen. Damals war INIT noch ein kleines Unternehmen. Deshalb waren wir auf die Ausschreibungsgewinne entsprechend stolz. Osnabrück war auch der erste Auftrag über ein vollständiges Leitsystem. Nahezu gleichzeitig begannen wir mit der Hardwareentwicklung. Der Schritt, eigene Geräte herzustellen, wurde notwendig, um die einwandfreie Funktionsweise des Systems gewährleisten zu können.
Damit war der Einstieg in den Markt gelungen, und es folgte kurz darauf ein weiterer Auftrag aus Trier.

Nahverkehrs-praxis: Wann erhielt INIT den ersten ausländischen Auftrag, und ab wann waren Sie im Ticketing tätig?

Dr. Greschner: Nicht lange nach den ersten Aufträgen in Deutschland, 1990, traf eine Anfrage von Stockholms
Lokaltrafik (SL) ein, ob wir nicht an einer Ausschreibung für ein Leitsystem in Stockholm teilnehmen wollten – im selben Brief waren gleich die Ausschreibungsunterlagen beigefügt. Wir haben dann daran teilgenommen, obwohl INIT zu dem Zeitpunkt keinerlei Aktivitäten in Schweden hatte. Die Ausschreibung haben wir gewonnen und das Projekt auch erfolgreich und profitabel abgeschlossen. Auf die Frage an den Projektleiter, wie er auf INIT gekommen sei, obwohl wir in Schweden bis dahin nicht aktiv waren, antwortete er, dass er deutsche Fachzeitschriften gelesen hatte, in denen unsere Bildschirmdarstellung abgebildet war. Das Produkt gefiel ihm so gut, dass er uns zur Ausschreibung eingeladen hat.
Ab 1995 folgten dann die ersten Ticketing-Projekte. Wir waren – soweit uns bekannt ist – die ersten, die im Rahmen eines Forschungsprojektes Karten für das Bezahlen im ÖPNV eingeführt haben. Umgesetzt haben wir das damals in Marburg, zusammen mit einem finnischen Partner. Dieses Bezahlen mit der Karte lief in Marburg über viele Jahre, und es ist ein Beispiel für unsere Philosophie der Nachhaltigkeit. Hierzu mussten wir lange Zeit Lagerbestände für die im Projekt eingesetzten Produkte vorhalten. Das ist bei der schnellen Entwicklung im PC- , Elektronik und Handybereich, wo oft schon nach wenigen Jahren keine Ersatzteile mehr zu bekommen sind, die Ausnahme.
Mehrere Anfragen aus den USA führten dazu, dass wir uns entschieden, mit unseren Produkten auch auf den nordamerikanischen Markt zu gehen. Die Gründung der Niederlassung in den USA fand 1999 statt. Wir waren auch dort mit unserer Technologie allen Wettbewerbern, die ursprünglich oft aus der Satellitentechnik kamen, weit voraus. Unser großes Problem war, dass wir damals zwar schon in mehreren europäischen Städten Projekte umgesetzt hatten, aber noch keines in Nordamerika. Wir konnten also kein Referenzprojekt aus dieser Region vorweisen. Deshalb haben wir an der Ost- und der Westküste je ein Pilotprojekt mehr oder weniger zu einem symbolischen Preis durchgeführt. Sie waren erfolgreich, und es lief sehr gut. Aber uns ging dann aufgrund der langwierigen Markterschließung das Geld aus. INIT ist deshalb 2001 an die Börse gegangen und hat auf dem „neuen Markt“ 10 Millionen Euro aufgenommen. Das war aus damaliger Sicht viel Geld für uns, und es hat den weiteren Erfolg ermöglicht.
Vorausgegangen war die Gründung der INIT AG im Jahr 2000 als Dachgesellschaft der wachsenden INIT Gruppe. Im Januar 2001 sind wir dann mit dem Börsengang richtig durchgestartet, und am 25. Juli 2001 wurden unsere Aktien zum ersten Mal an der Börse gehandelt. Damit war die Finanzierung gesichert, und wir konnten uns weiterentwickeln. Der Ausgabekurs lag bei 5,10 Euro, heute liegt der Kurs bei 30 Euro.

Nahverkehrs-praxis: Reichte das, was Sie in ihrem Produkt-Portfolio hatten, auch für die Aktivitäten in den USA aus?

Dr. Greschner: Wir waren zu der Zeit – und sind es meines Erachtens immer noch – der amerikanischen Technik weit voraus. Allerdings hatten die amerikanischen Verkehrsbetriebe zum Teil andere Anforderungen, die wir berücksichtigen mussten und die für uns neu waren.

Nahverkehrs-praxis: Die Internationalisierung von INIT schritt weiter voran, was auch der Grund für die Umwandlung von einer AG in eine Societas Europaea (SE) im Jahr 2017 war?

Dr. Greschner: Ja, eine AG gibt es nur in wenigen Ländern. SE ist eine ähnliche Konstruktion, der Name ist aber international gebräuchlich. INIT generiert den größten Teil des Umsatzes außerhalb Deutschlands und hat sich zum weltweit führenden Anbieter von integrierten Planungs-, Dispositions-, Telematik- und Ticketinglösungen für Busse und Bahnen entwickelt. Deshalb haben wir in eine SE umfirmiert.

Das komplette Interview lesen Sie in der Nahverkehrs-praxis 9/10-2023.