Deutscher Verkehrswendepreis für Vorzeige-Projekte

Inspirierende Radwege, intelligente Energieversorgung und attraktive Bahnhöfe: Im ganzen Land gibt es nachahmenswerte Beispiele für gelebte Verkehrswende. Die Allianz pro Schiene zeichnete am 04. November 2024 vier vorbildliche Projekte mit dem Deutschen Verkehrswendepreis aus.

„Alle unsere Preisträger zeigen, wie vielfältig ein gelungener Beitrag zur Verkehrswende sein kann, ob durch technische Innovation, effizientere Bauweise oder attraktivere Zugänge zur Schiene und zum gesamten ÖPNV. Sie stehen für einen kreativen Umgang mit den Herausforderungen der Verkehrswende. Und sie zeigen, dass nachhaltige Mobilität Spaß machen kann und nicht etwa Verzicht bedeutet. Die Verkehrswende lebt vom großartigen Engagement von Privatpersonen, Kommunen und Unternehmen. Dieses Engagement wollen wir mit dem Deutschen Verkehrswendepreis würdigen. Und wir wollen diese Vorzeige-Projekte bekannter machen und andere zum Nachahmen anregen.“

Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene und Jury-Mitglied

Die Preisträger

Niedersachsen: Gleichstromunterwerk GUW+
In Hannover werden E-Busse und Straßenbahnen gemeinsam mit Energie versorgt. Möglich macht das ein besonders intelligentes Umspannwerk: ein sogenanntes Gleichstromunterwerk, kurz: GUW+. Die Bremsenergie von Straßenbahnen wird zurückgespeist und dafür genutzt, E-Busse aufzuladen. Müssen die Batterien der E-Busse irgendwann ersetzt werden, etwa weil ihre Reichweite nicht mehr für den täglichen Fahrbetrieb genügt, werden diese nicht einfach entsorgt, sondern im Gleichstromunterwerk weiter genutzt.

Niedersachsen: Leuchtturmtrasse Wunstorf
Menschen steigen dann gerne auf ihr Fahrrad als Zubringer zur Schiene um, wenn es vernünftige Radwege gibt. Und so entwickelte die Kommune in Wunstorf nahe Hannover für ihre eigenen Bürger sowie die der umliegenden Gemeinden einen Anreiz, um künftig mit dem Rad statt mit dem Auto zum dortigen S- und Regionalbahnhof zu kommen. Die Idee für die Leuchtturmtrasse Wunstorf war geboren: einen komfortablen Radweg, der Steinhude und Luthe mit Wunstorf verbindet. Auf der Radvorrangroute können Pendler künftig mit 20-25 km/h zum Bahnhof Wunstorf rauschen. Die Radverbindung wurde extra so angelegt, dass sie etwa 80 Prozent der Bevölkerung praktisch direkt vor ihrer Haustür abholt. Zur Radtrasse gehören auch Abstellplätze, Lademöglichkeiten für E-Bikes, Schließfächer sowie Reparatur-Stationen.

Berlin/Brandenburg: Kompetenzstelle Bahnhof beim VBB
Nichts ist trauriger als der Anblick eines verwaisten und heruntergekommenen Bahnhofsgebäudes. Schließlich sollen die Bahnhöfe Reisende willkommen heißen, ihnen Unterschlupf bieten und sie bestenfalls auch mit Essen und Getränken versorgen. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg hat das Problem schon 2018 erkannt und, unterstützt vom brandenburgischen Infrastrukturministerium, eine eigene Kompetenzstelle Bahnhof geschaffen. Die Mitarbeiter helfen privaten und kommunalen Eigentümern von Bahnhöfen dabei, die Gebäude zu sanieren und sie mit Leben zu füllen. Bad Belzig, Beelitz, Ludwigsfelde und Velten sind nur einige der zahlreichen Beispiele, bei denen die Wiederbelebung gelungen ist.

Baden-Württemberg: On-Demand-Plattform Baden-Württemberg
Angebote zu bündeln, ist meistens eine gute Idee – besonders wenn es sich um die Koexistenz vieler verschiedener Apps handelt, die sich alle einem Ziel verschrieben haben: dem sogenannten On-Demand-Verkehr. In Baden-Württemberg können Menschen inzwischen in mehreren Regionen mit nur einer App Linienverkehrsbusse, ÖPNV-Taxis oder Rufbusse nutzen. Was so selbstverständlich und einfach klingt, machte eine Menge Koordinierungsarbeit erforderlich. Die zentrale App macht es für die ÖPNV-Nutzer leichter und für die Anbieter durch die standardisierte Lösung kostengünstiger.

Sonderpreis Baukultur: Kleine grüne Bahnhöfe
Kleinen Bahnstationen im ländlichen Raum fehlt es häufig an einem (einladenden) Bahnhofsgebäude. Dabei macht es den ÖPNV so viel attraktiver, wenn Reisende einen Warteraum haben und sich mit Kaffee oder Snacks versorgen können. Die Deutsche Bahn hat daher ein Konzept entwickelt, wie man ohne horrenden Planungsaufwand und ohne ausufernde Baukosten solche kleinen grünen Bahnhöfe bauen kann. Die Empfangsgebäude werden in vorgefertigten Modulen errichtet und können individuell an den jeweiligen Standort angepasst werden. Gebaut werden sie zum Beispiel aus regionalem Holz, wie im bayerischen Zorneding. Für den umweltfreundlichen Betrieb der kleinen Gebäude kommen Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen zum Einsatz, sodass CO2-Emissionen deutlich reduziert werden können.

Der Deutsche Verkehrswendepreis wird vom Umweltbundesamt und vom Bundesumweltministerium, der Sonderpreis Baukultur von der Initiative Mobilitätskultur gefördert.

Quelle: Allianz pro Schiene

Wissenswoche: „Mobilität im Datenrausch“

Ob beim Planen der Bahnreise oder beim Navigieren auf der Autobahn – Nutzer von Mobilitätsangeboten hinterlassen Daten. Wie Forschende diese erheben, nutzen und zugleich die Anonymität der Nutzenden gewährleisten, sind zentrale Fragen des Kompetenzclusters Anonymisierung für vernetzte Mobilitätssysteme, kurz ANYMOS, dem das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) angehört. Zusammen mit dem TRIANGEL Transfer | Kultur | Raum bietet das Konsortium auf dem Karlsruher Kronenplatz vom 5. bis 9. November 2024 Einblick in seine Forschung: bei Vorträgen, Diskussionsrunden, Mitmachaktionen sowie beim Programm für Schüler. Der Eintritt für alle Angebote der Wissenswoche ist kostenfrei.

Die Daten der Nutzer von Mobilitätssystemen sind insbesondere für deren Anbieter besonders wichtig, beispielsweise um die Angebote an den Bedarf anzupassen. Gleichzeitig sollen die Daten aber auch sicher und transparent verarbeitet werden. Das Verhältnis zwischen Datenerhebung und -anonymisierung ist eines der Themen, die ANYMOS den Besuchern der Wissenswoche näherbringen will.

Zur Eröffnung der Wissenswoche am 05.11.2024 hält der Informatiker und Datenwissenschaftler David Kriesel einen Vortrag über das sogenannte „Bahnmining“– ein Projekt, in dem Kriesel die Daten der Deutschen Bahn seit 2019 speichert und hinsichtlich unterschiedlichster Aspekte auswertet.

Um das Thema Recht und Privatsphäre dreht sich eine Ausgabe der Reihe „Brain Bites“ am 06.11.2024 mit Antonio Scaduto vom FZI Forschungszentrum für Informatik, einem Innovationspartner des KIT. Ebenfalls am Abend des 06.11.2024 steht ein Kinobesuch auf dem Programm: Die Kinemathek Karlsruhe zeigt den Film „Matrix“, Interessierte können im Anschluss mit Katharina Weinstock, Akademische Mitarbeiterin für Kunstwissenschaft und Medienphilosophie an der HfG, über den Missbrauch von Daten, Identität im digitalen Raum und datengetriebener Mobilität diskutieren.

Beim 2. Mobility Café am 07.11.2024 stehen die Sammlung und Verwertung personenbezogener Daten im Vordergrund. Ein Workshop für Schulklassen zum Thema Geotracking und ChatGPT wird am 8.11. angeboten. Der letzte Veranstaltungstag am 09.11.2024 steht unter dem Motto Family & Friends.

Als langfristiges Ziel möchten die Forschenden von ANYMOS Unsicherheiten in Bezug auf die Datenschutzregelungen beim Teilen und Nutzen von Daten abbauen und Deutschland in den Bereichen Automotive und öffentlicher Verkehr bei daten-getriebenen Innovationen voranbringen. Dafür wollen die Wissenschaftler im Bereich Mobilität Bedarfe und Möglichkeiten der Anonymisierung identifizieren, geeignete Anonymisierungsmethoden entsprechend auswählen und diese korrekt anwenden.

Das Projekt ANYMOS wird bis 2025 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von der Europäische Union NextGenerationEU finanziert. (ase)

Weitere Informationen und vollständiges Programm

Quelle: KIT

Strom statt Diesel: Elektrifizierung der Eifelbahn beginnt

Die Flutkatastrophe 2021 hat in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz auch Teile der Schieneninfrastruktur verwüstet. Im Zuge des Wiederaufbaus werden die Schienenstrecken nun auch elektrifiziert. Im rheinland-pfälzischen Kyllburg gaben heute der Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn AG, Berthold Huber, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer und Nordrhein-Westfalens Umwelt- und Verkehrsminister, Oliver Krischer, den Startschuss für den Bau der Oberleitungen auf der insgesamt 164 Kilometer langen Strecke, davon 65 Kilometer in Nordrhein-Westfalen.

„Die Elektrifizierung ist gemeinsam mit dem Wiederaufbau nach der Flut die mit Abstand größte Eisenbahn-Investition in der Region seit dem Bau der Eifelstrecke vor mehr als 150 Jahren. Das ermöglicht neue Verbindungen auf der Strecke, zum Bespiel eine Anbindung der Eifel an das Rheinische S-Bahn-Netz.“

Verkehrsminister Oliver Krischer

Die Elektrifizierung der Eifelstrecke soll laut Plänen der Bahn stufenweise in mehreren Abschnitten ab 2026 fertiggestellt werden. Das Land Nordrhein-Westfalen beteiligt sich an den geschätzten Gesamtkosten von rund 407 Millionen Euro mit rund 100 Millionen Euro.

„Drei Jahre nach der Flut haben wir die Eifelstrecke größtenteils wieder aufgebaut. Nun gehen wir einen weiteren Schritt: Wir sorgen dafür, dass der Diesel im Zugverkehr zwischen Hürth-Kalscheuren und Trier-Ehrang bald der Vergangenheit angehört. Mit einem umweltfreundlicheren und zuverlässigeren Angebot wollen wir mehr Menschen überzeugen, auf die Bahn umzusteigen.”

DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber

Auf dem Großteil des nordrhein-westfälischen Teils der Eifelstrecke können Reisende wieder mit dem Zug fahren: Kurz nach der Flut, Anfang September 2021, war der Abschnitt zwischen Hürth-Kalscheuren und Euskirchen wieder in Betrieb gegangen. Seit Samstag, 23. April 2022, rollen die Züge auch zwischen Euskirchen und Mechernich wieder. Zum Sommer-Fahrplanwechsel am Sonntag, 12. Juni 2022, kam der Abschnitt von Mechernich bis Kall hinzu. Seit August 2022 wird der stark zerstörte Abschnitt von Kall bis Nettersheim wieder aufgebaut. Neben der Strecke von Hürth-Kalscheuren bis Trier-Ehrang wird auch die Erfttalbahn zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel sowie die Voreifelbahn von Bonn nach Euskirchen elektrifiziert.

Quelle: Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen

On-Demand-Verkehr „Kraftraum-Shuttle“ startet in Bergheim

Flexibel, einfach und emissionsfrei – so können die Bergheimer Bürger den neuen On-Demand-Verkehr Kraftraum-Shuttle ab dem 01. November 2024 nutzen. Der neue Service ersetzt den bestehenden AST-Verkehr (Anruf-Sammel-Taxi) und wird vom kreiseigenen Verkehrsunternehmen REVG Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft mbH betrieben. In Bergheim werden batterieelektrische und barrierefreie Minivans in modernem Fahrzeugdesign eingesetzt. Die Mitnahme von Fahrgästen mit Rollstuhl ist dank eines Spezialumbaus der Fahrzeuge möglich.

On-Demand-Verkehr (ODV) bedeutet, dass der Shuttle nicht nach einem festen Fahrplan und auf einer festen Route fährt, sondern sich flexibel nach dem Bedarf der Fahrgäste richtet. Die Route wird von einem intelligenten Hintergrundsystem berechnet. Dabei ist der Kraftraum-Shuttle Teil des bestehenden ÖPNV und ergänzt diesen dann, wenn kein Bus oder Zug zur Verfügung steht. Ein besonderes Kennzeichen des ODV ist das Ridepooling. Hierbei werden – wenn möglich – Fahrten sinnvoll zusammengelegt, um Betriebskosten zu senken und umweltbelastende Leerfahrten zu vermeiden.

Zum Start des Modellprojekts erfolgt die Buchung des Kraftraum-Shuttles Bergheim über die mobie-App der REVG. Zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt die vollständige Integration des On-Demand-Verkehrs in die Auskunftsapps von VRS und REVG. Somit kann dann wie gewohnt der Start- und Zielort angegeben werden und die Apps zeigen den Kraftraum-Shuttle dann als Teil der Reisekette an – z. B. als Zubringer zum Zug.

Der Betriebsstart des Kraftraum-Shuttles in Bergheim ist Teil eines Gemeinschaftsprojekts der Kreisstadt Bergheim, des Verkehrsbetriebs REVG Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft mbH und des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS). Das Strukturwandelprojekt will bis Ende 2025 eine öffentliche Plattform für On-Demand-Verkehre schaffen, welche in die bestehenden Auskunfts- und Buchungssysteme integriert werden kann und mandantenfähig ist. Der Bergheimer Kraftraum-Shuttle ist hierbei der erste „Mandant“, der auf der Kraftraum-Shuttle-Plattform integriert wird. Weitere Kommunen oder Firmen im Rheinischen Revier können als Mandanten folgen.

Die Plattform wird zunächst in Bergheim und anschließend in den Gemeinden Titz und Rommerskirchen getestet. Das Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr sowie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Informationen erhalten Sie unter: www.kraftraum-shuttle.de

Quelle: VRS

HanseCom entwickelt Online-Vertriebssystem für bwtarif

Nach einem europaweiten Vergabeverfahren ist die Entscheidung gefallen: Die BW-Tarif GmbH (BWTG) und die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH (NVBW) vergeben den Auftrag für den Aufbau und den Betrieb eines eigenen Online-Vertriebssystems für den Verbundgrenzen überschreitenden bwtarif an die HanseCom Public Transport Ticketing Solutions GmbH.

HanseCom gab am Ende das wirtschaftlichste Angebot ab und überzeugte dabei auch mit kundenfreundlichen Bedieneroberflächen, einer schnellen Projektbearbeitung und professioneller Qualitätssicherung. „HanseCom kann eine Reihe beeindruckender Referenzen im ÖPNV-Ticketvertrieb vorweisen. Wir wollen den Fahrgästen in Baden-Württemberg eine moderne und komfortable Ticketing-Lösung anbieten und freuen uns, mit HanseCom einen erfahrenen und innovativen Partner gefunden zu haben“, zeigt sich BWTG-Geschäftsführer Rüdiger Schmidt zufrieden.

Das Hamburger Unternehmen wird ein Vertriebssystem aufbauen und betreiben, das den Online-Ticketverkauf ermöglicht. Das System soll als zentrale Anlaufstelle für Fahrgäste in Baden-Württemberg dienen und in das Angebot der Mobilitäts-Dachmarke des Landes Baden-Württemberg, die „bwegt“-App und die bwegt-Website, integriert werden. Die BWTG wird die Rolle des Kundenvertragspartners im Sinne der VDV-Kernapplikation (VDV-KA) übernehmen und federführend Betrieb und Weiterentwicklung verantworten.

Zum Start wird das gesamte Sortiment des bwtarif (Einzelfahrscheine, Pauschalpreistickets, Zeitkarten, Deutschlandticket) abgebildet. In Zukunft könnten über die Anwendung auch Tickets aller Verkehrsverbünde in Baden-Württemberg sowie des Deutschland-Tarifs ausgegeben werden. Alle Tarifdaten und Tarifbestimmungen der insgesamt 21 Tarife werden für den Ticketverkauf vom zentralen Tarifserver des Landes im PKM-Format (Produkt- und Kontrollmodul nach VDV-KA) abgerufen.

Der Zahlungsvorgang für die Kunden wird über den Payment-Provider Logpay Financial Services GmbH, dem führenden Finanzdienstleister für Mobilitätsanbieter, abgewickelt.

Quelle: Baden-Württemberg-Tarif GmbH

Die Länderbahn ist ab 2026 unterwegs im Mitteldeutschen S-Bahnnetz

Die Länderbahn, die in Sachsen, Thüringen, Bayern und Tschechien als Eisenbahnverkehrsunternehmen Schienenpersonennahverkehr betreibt, übernimmt mit dem Fahrplanwechsel am 13.12.2026 einen großen Teil der Mitteldeutschen S-Bahn. Damit verbunden ist auch die Erweiterung der S-Bahn-Linien vom Ballungsraum Halle/Leipzig bis nach Plauen und Glauchau. Besonders Westsachsen wird von dem neuen Verkehrsvertrag profitieren. Hier ist die Länderbahn schon seit 1996 mit der vogtlandbahn auf den Schienen unterwegs und unterhält im vogtländischen Neumark auch ihren größten Standort mit Werkstatt, unternehmenseigener Eisenbahnschule, der Betriebsleitzentrale für alle Netze und Verwaltung.

Mit dem neuen Verkehrsvertrag setzt das Unternehmen seinen Wachstumskurs fort. Das gesamte Streckennetz, das durch die Länderbahn betrieben wird, vergrößert sich von heute jährlich 14 Mill. Zugkilometer auf mehr als 20 Mill. Zugkilometer pro Jahr. In den kommenden zwei Jahren werden 350 neue Mitarbeitende zu den bisher ca. 1.000 Kollegen hinzustoßen und die Fahrzeugflotte wird um 41 neue elektrisch angetriebene Triebfahrzeuge vom Typ Siemens Mireo erweitert. Um die neuen Fahrzeuge warten und instand halten zu können, beginnt im Frühjahr 2025 die bauliche Vergrößerung der Werkstatt im vogtländischen Neumark. Dafür investiert die Länderbahn über 10 Mill. Euro.

Künftig werden Halle und Borna direkt miteinander verbunden. Die umsteigefreie Fahrt zwischen Glauchau und Leipzig verkürzt sich künftig auf 70 min und zwischen Plauen und Leipzig City auf 90 min. In den Abschnitten Halle – Borna und Halle – Altenburg werden Zugleistungen im Halbstundentakt für die Linien S3, S5 und S5x ausgeführt. Alle weiteren Verbindungen werden im Stundentakt (Zwickau) oder im 2-Stundentakt (Glauchau und Plauen) bedient. Damit werde eine deutlich bessere Anbindung des ländlichen Raumes an die Ballungszentren erreicht und damit die Attraktivität des SPNV gesteigert. Besonders hervorgehoben wurde der deutliche höhere Reisekomfort durch die Anschaffung der neuer elektrischen Triebfahrzeuge der Firma Siemens vom Typ Mireo, die sich derzeit noch im Rohbau befinden.

Quelle: Länderbahn

Bautzen ist Bahnhof des Jahres 2024

Die diesjährige Auszeichnung Bahnhof des Jahres geht nach Bautzen. Überzeugt hat der Bahnhof der ostsächsischen Kreisstadt sowohl mit seiner prächtigen, denkmalgerecht sanierten Fassade als auch mit seinem hellen und offenen Innenleben. Die Jury des von der Allianz pro Schiene ausgerichteten Wettbewerbs hob anerkennend hervor, dass nach dem Umbau neben Reisezentrum, Aufenthaltsbereichen und einem Café auch verschiedene Abteilungen des Landratsamtes in dem denkmalgeschützten Gebäude untergebracht sind. Reisende und Anwohner profitieren somit gleichermaßen.

„Der Bahnhof Bautzen ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie es mit neuen Nutzungsformen gelingen kann, ein vom Verfall bedrohtes Bahnhofsgebäude wieder zu einem lebendigen Ort für Reisende und Anwohner zu machen“, sagt der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, der auch Mitglied der Jury im Wettbewerb Bahnhof des Jahres ist.

Noch 2014 war das Empfangsgebäude in so schlechtem Zustand, dass es für den Publikumsverkehr gesperrt werden musste und Bahnsteige nur noch über den Außenbereich zugänglich waren. Nach einem Beschluss des Kreistages im Jahr 2016, Teile der Verwaltung künftig im Bahnhof Bautzen unterzubringen, wurde das Gebäude mithilfe eines privaten Investors zwischen 2017 und 2020 saniert und mit einem neuen Innenleben ausgestattet. Heute sind darin neben Reisezentrum und Café auch Büros einer Krankenkasse untergebracht, außerdem das Landratsamt, etwa mit seiner Kfz-Zulassungsstelle.

Positiv fielen der Jury am Bahnhof Bautzen auch das neugestaltete Umfeld mit attraktivem Vorplatz und guter Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln auf. Hier lobten die Bahnhofsexperten die zahlreichen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Pkw mit kurzen Wegen zu den Gleisen. Mit dem Bahnhof Bautzen hat Sachsen bereits den vierten Bahnhof des Jahres vorzuweisen.

Einen Sonderpreis der Jury erhält der Landbahnhof Sörup in Schleswig-Holstein für die Aufwertung von Bahnhof und Umfeld durch die Gemeinde. Bei der kleinen Station Sörup hat das Engagement der 4.000 Einwohner zählenden Gemeinde dafür gesorgt, dass das historische Bahnhofsgebäude saniert wurde und wieder für die Reisenden zugänglich ist. Zugleich wurde auch das Bahnhofsumfeld neu und ansprechend gestaltet. Im Bahnhofsgebäude gibt es einen kleinen Warteraum und eine Toilette für die Reisenden. Im direkten Umfeld des Bahnhofs gibt es eine Bäckerei und einen Supermarkt, im Gebäude selbst ein Eiscafé mit gemütlichem Außenbereich, das täglich geöffnet hat. Nach dem Bus müssen ortsfremde Reisende nicht lange suchen, er fährt direkt vorm Bahnhofsgebäude an einer neugestalten Wendeschleife ab. Mit dem Sonderpreis für Sörup geht erstmals eine Auszeichnung im Rahmen des Wettbewerbs Bahnhof des Jahres nach Schleswig-Holstein. 

Mit dem Titel Bahnhof des Jahres zeichnet die Allianz pro Schiene seit 2004 die besten Bahnhöfe Deutschlands aus. Weitere Informationen: Website Bahnhof des Jahres

Quelle: Allianz pro Schiene

Flugtaxi-Entwickler Lilium insolvent

Lilium N.V. (Nasdaq: LILM), ein führender Hersteller von Elektroflugzeugen und Pionier im Bereich der Regional Air Mobility (RAM), gab am 24. Oktober 2024 bekannt, dass seine wichtigsten deutschen Tochtergesellschaften in den nächsten Tagen beim zuständigen Gericht in Deutschland einen Antrag auf ein Eigenverwaltungsverfahren stellen werden. Dies folgt auf einen langwierigen und komplexen staatlichen Genehmigungsprozess für ein Darlehen der KfW, das im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages gescheitert ist.

Die internationale Konkurrenz von Lilium erhält Zuschüsse und Kredite in den USA, Frankreich, China, Brasilien und Großbritannien. Daher wurde die Unterstützung der deutschen Regierung von Lilium-Investoren als entscheidend angesehen, um das Vertrauen in den Markt zu bewahren und potenzielle zukünftige Investitionen zu sichern.

„Unser Plan war es, Investitionen der Aktionäre in einer neuen Finanzierungsrunde zu gewinnen, die durch ein staatlich abgesichertes Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro gestützt wird. Wir hatten bereits bedingt zusätzliche private Mittel gesichert, um das KfW-Darlehen zu ergänzen. Allerdings konnte sich der Haushaltsausschuss nicht auf das Darlehen einigen und Bayern konnte es nicht alleine stemmen.“

Lilium-CEO Klaus Roewe

Die Unterstützung der Bundesregierung für das KfW-Darlehen war eine Abschlussbedingung für bereits zugesagte private Finanzmittel, und ohne diese Unterstützung blieb Lilium keine andere Wahl, als die wichtigsten deutschen Tochtergesellschaften zur Beantragung der Eigenverwaltung zu veranlassen. Lilium befand sich außerdem in fortgeschrittenen Gesprächen über eine französische Staatsgarantie für ein Darlehen in Höhe von 219 Millionen Euro zur Finanzierung einer Batteriefabrik und einer Montagelinie im Südwesten Frankreichs. Nach dem geplanten Erstflug des Lilium Jet Anfang 2025 erwartete Lilium Anzahlungen vor der Auslieferung und neue Investitionen, um das Unternehmen bis 2026 zu finanzieren, wenn die Lieferung auf Grundlage des aktuellen Auftragsbestands beginnen soll. Dieser besteht aus festen Bestellungen, Reservierungen, Optionen und Absichtserklärungen für mehr als 780 Lilium Jets an Betreiber in den USA, Südamerika, Europa, Asien und dem Nahen Osten.

Die Unterstützung der Insolvenzverfahren hat nun für Lilium oberste Priorität. Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten werden von dem Unternehmen so bald wie möglich informiert. Wenn das Gericht die Eigenverwaltung genehmigt, soll das Verfahren das betreffende Unternehmen erhalten und fortführen. Das Management würde die Kontrolle behalten und das Geschäft unter der Aufsicht eines Sachwalters weiterführen. In Deutschland gilt das Verfahren allgemein als Chance für eine erfolgreiche gerichtliche Sanierung des Unternehmens.

„Wir bedauern die Insolvenz und ihre Folgen für alle Beteiligten zutiefst, gerade in einer so entscheidenden Phase der Unternehmensentwicklung“, sagte CEO Klaus Roewe. „Auch wenn es im Insolvenzverfahren keine Erfolgsgarantie gibt, hoffen wir, dass der Lilium Jet nach dem Abschluss des Eigenverwaltungsverfahrens eine neue Chance erhält.“

Direkt von der Antragstellung betroffen sind die Lilium GmbH und die Lilium eAircraft GmbH. Pläne für die betroffenen Beteiligten sowie die operative Umsetzung der notwendigen Maßnahmen werden in den kommenden Tagen nach der Antragstellung und dem Start der entsprechenden Verfahren bekannt gegeben.

Quelle: Lilium (übersetzt aus dem Englischen)

Neuer Zeitplan für Straßenbahnhaltestelle unter dem Augsburger Hauptbahnhof

Durch intensive und vielfältige Anstrengungen ist es dem Projektteam der swa in Zusammenarbeit und in Abstimmung mit allen Dienstleistern, Genehmigungsbehörden und Projektpartnern gelungen einen Projektplan aufzustellen, der die Fertigstellung der Mobilitätsdrehscheibe Augsburg Hauptbahnhof (MDA) zeitnah in Aussicht stellt. Dabei ist die Inbetriebnahme der Haltestelle im Tunnel voraussichtlich zwischen Ende 2026 und Mitte 2027 möglich. Parallel wird der Lückenschluss und damit die westliche Ausfahrt aus dem Tunnel betrieben, damit eine anschließende zeitnahe Anbindung an das Bestandsgleis in der Pferseer Straße möglich wird.

Das Projekt Hauptbahnhof befand sich in einer äußerst herausfordernden Situation. Durch die besonderen Auswirkungen von Corona mit andauernden Lieferengpässen, die Energiekrise und der daraus folgenden Preisexplosion in den Baubereichen sowie durch Kapazitätsengpässe bei Dienstleistern drohte ein Projektstopp mit langjährigen Rechtsstreitigkeiten und unkalkulierbaren Kostensteigerungen. Das konnte nun abgewendet werden.

Der swa-Konzern sieht sich nun in der Lage einen Zeitplan vorzustellen, der es erlaubt, die Restarbeiten und ausstehenden Genehmigungsthemen darzustellen und das Projekt voraussichtlich bis spätestens Mitte 2027 zu einem erfolgreichen Ende zu führen. Auch in dem jetzt mit allen Beteiligten aktualisierten Zeitplan sind Risiken durch externe Störfaktoren oder neu Herausforderungen enthalten, die zu weiteren notwendigen Zeitkontingenten führen könnten. Das Projekt MDA ist trotz der Herausforderungen aktuell im geplanten Kostenrahmen. „Bis heute liegen keine Kenntnisse vor, dass die Restarbeiten Zusatzkosten auslösen, die eine Überschreitung des geplanten und bereits 2018 kommunizierten finalen Budgets der Baukosten in Höhe von bis zu 250 Millionen Euro erwarten lassen“, so swa-Geschäftsführer Rainer Nauerz.

„Als Unternehmen der öffentlichen Hand ist uns eine offene und transparente Kommunikation besonders wichtig“, erklärt der swa-Geschäftsführer. Vor diesem Hintergrund haben die swa auch in der Vergangenheit bereits regelmäßig und transparent über Änderungen der geplanten Zeitschiene beim Bau der neuen Tramhaltestelle berichtet. So wurde bereits im Frühjahr kommuniziert, dass bei der Realisierung des Projekts Straßenbahnhaltestelle im zweiten Untergeschoss des Hauptbahnhofs im Hinblick auf eine Eröffnung bis Ende 2025 erhebliche Risiken bestehen.

Des Weiteren erfolgen ungeplante Nacharbeiten, um aktualisierte und sich erst neuerdings ergebene sicherheitsrelevante Anforderungen umzusetzen. Das ist bei einem Projekt dieses Ausmaßes und Größe und der sich daraus ergebenden Zeitpläne nicht ungewöhnlich. Großprojekte die über einen längeren Zeitraum gehen haben immer die Herausforderung, dass sich der Stand der Technik während der Bauphase weiterentwickelt und diese nur über Planungsnachträge nachgezogen und umgesetzt werden können.

Quelle: swa

Stadler baut Straßenbahnen für Salt Lake City

Stadler und die öffentliche Verkehrsgesellschaft Utah Transit Authority (UTA) haben am 23. Oktober 2024 einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 80 neuen Straßenbahnen für den UTA TRAX-Service in und um Salt Lake City genehmigt. Stadler wird die Fahrzeuge in seiner Produktionsstätte in Salt Lake City bauen. Dies ist der erste große Straßenbahn-Auftrag für Stadler in Nordamerika und der erste Serienauftrag im US-Bundesstaat Utah.

Der 129 Millionen US-Dollar Auftrag umfasst 20 neue Stadler Citylink-Stadtbahnwagen und wird zum Teil durch einen Zuschuss der Federal Transit Administration finanziert. Vorbehältlich zusätzlicher Mittel beinhaltet der Vertrag Optionen für 60 weitere Fahrzeuge. Die Citylink Trams können gemäß den Wünschen der Kunden konfiguriert werden und sind unter anderem aufgrund des durchgehenden Niederflureinstiegs barrierefrei nutzbar. Mehr als 800 Einheiten dieses schwingungsarmen Fahrzeugtyps wurden seit 2003 in verschiedenen Ländern Europas verkauft.

„Salt Lake City ist unsere Heimat in den USA. Die Möglichkeit, Züge für unsere Gemeinde zu bauen, ist eine große Ehre für uns. Die meisten unserer Mitarbeitenden und ihre Familien leben in und um Salt Lake City und werden mit diesen neuen Zügen fahren. Daher ist die Freude über diesen Auftrag heute in unserem gesamten Werk zu spüren. Wir sind stolz, mit UTA bei der Modernisierung ihres TRAX-Netzes zusammenzuarbeiten, um ein hochmodernes öffentliches Verkehrssystem zu schaffen, das in Utah für Utah gebaut wird.“

Martin Ritter, CEO Stadler US Inc.

„Nach einem wettbewerbsorientierten und umfassenden Beschaffungsprozess wurde Stadler für die Entwicklung der nächsten Generation von TRAX-Fahrzeugen der UTA ausgewählt. Es handelt sich hierbei um Niederflurzüge mit barrierefreiem Einstieg, welche 14 Prozent mehr Fahrgäste befördern können als unsere derzeitige Flotte. Der Standort der Stadler-Fertigungsstätte in Utah bietet der UTA die einzigartige Möglichkeit, direkt mit unserem Lieferanten zusammenzuarbeiten und Anpassungen, die sich während des Bauprozesses ergeben, schnell umzusetzen. Mit dem 25 Jahre alten TRAX-System und 17 Prozent höheren Fahrgastzahlen systemweit in diesem Jahr, werden die neuen Fahrzeuge der UTA helfen, unser Stadtbahnsystem für die kommenden Generationen zu modernisieren und zu erweitern.“

Jay Fox, Executive Director der UTA

Stadler gründete seinen US-Hauptsitz in Salt Lake City im Jahr 2016, als das Unternehmen von Europa nach Nordamerika expandierte. Stadler beschäftigt heute mehr als 500 Mitarbeitende in seiner Produktionsstätte in Salt Lake City. Die Zahl der Beschäftigten wird weiter steigen.

Quelle: Stadler