Bahn-Bündnis fordert europaweiten Aufbruch auf der Schiene

14 Unternehmen, Branchenverbände und Umweltorganisationen fordern in der heißen Phase des EU-Wahlkampfes einen europäischen Aufbruch für die klimafreundliche Schiene. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es: „Wir erwarten vom Europäischen Parlament, der EU-Kommission und den EU-Mitgliedstaaten einen Aufbruch bei der EU-Rahmensetzung für eine Verlagerung von Investitionen und Verkehr auf die Schiene.“

Die EU müsse die Schiene sofort nach der Europawahl in den Mittelpunkt ihrer Gesetzgebung und Investitionsentscheidungen stellen. Es gehe darum, Attraktivität und Kapazität des Schienenverkehrs EU-weit massiv zu steigern. Die EU brauche bereits bis 2030 eine konsequente Verkehrsverlagerung auf die klimafreundliche Schiene, vorangetrieben durch konkrete Ziele, steigende Investitionen und optimierte Rahmenbedingungen für eine schnelle Umsetzung. Anders seien die Klimaziele in Deutschland und der EU nicht zu erreichen.

„Jahrzehntelang wurde die Schiene EU-weit kaputtgespart. Jetzt brauchen wir für das Erreichen der Klimaziele von der Politik einen Turbo bei der Reform der europäischen Rahmensetzung für den Umstieg in die Bahn.“

Lutz Weischer, Leiter des Berliner Büros von Germanwatch

Neben EU-Kommission und Europaparlament solle gerade Deutschland die Entwicklung zur Klimaneutralität im Verkehrssektor auf EU-Ebene vorantreiben, heißt es in der Erklärung. Darin schlagen die unterzeichnenden Organisationen ein Maßnahmenpaket aus konkreten Umsetzungsschritten vor, mit denen der Schienenverkehr zum Rückgrat einer klimafreundlichen europäischen Mobilität werden kann. Dazu gehören unter anderem:

  • Ausbau, Modernisierung und Digitalisierung des Schienenverkehrs müssen über einen Investitionsschub europaweit beschleunigt werden, für den mehr EU-Mittel leichter abrufbar sein müssen
  • Ein Masterplan für ein grenzüberschreitendes Zugnetz 2030 sowie einen Europatakt
  • Die Transformation muss nachhaltig finanziert werden, auch über den Abbau umweltpolitisch kontraproduktiver Subventionen im Verkehr
  • Zudem geht es um die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene, die Gewinnung von Fachkräften und optimierte Regelwerke im Schienenbereich, die eine beschleunigte Modernisierung der Schiene vereinfachen und an den klima- und verkehrspolitischen Zielen ausgerichtet werden

„Der Bahnsektor sichert zukunftsfähige Arbeitsplätze und industrielle Wertschöpfung mit derzeit rund 550.000 Arbeitsplätzen und 50 Milliarden Euro Wertschöpfung jährlich alleine in Deutschland. Die EU muss jetzt den richtigen Rahmen für die schnelle Modernisierung, Digitalisierung und den Ausbau sowie die europäische Harmonisierung der Schiene setzen, damit diese ihre Rolle als Rückgrat einer nachhaltigen europäischen Mobilität und eines innovativen Wirtschaftsstandorts einnehmen kann.“

Sarah Stark, Hauptgeschäftsführerin, Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V.

Die gemeinsame Erklärung von Bahnsektor und Zivilgesellschaft finden Sie hier zum Download.

Quelle: Allianz pro Schiene

Starkes Wachstum freut und fordert die RhB

Das Jahr 2023 war für die Rhätische Bahn (RhB) in vielerlei Hinsicht ein Rekordjahr. Noch nie durfte die Alpenbahn so viele Fahrgäste in ihren Zügen begrüßen. Die Spitzenwerte aus dem Jahr 2019 wurden teilweise deutlich übertroffen. Und auch das Investitionsvolumen stieg nochmals an. Für das Geschäftsjahr 2023 weist die RhB-Gruppe einen Gewinn von insgesamt 13 Millionen Franken aus.

Das Jahr 2023 brachte mit fast 16 Millionen Fahrgästen einen Rekord im Personenverkehr. Entsprechend positiv fiel die Ertragsentwicklung aus: Der Verkehrsertrag lag 19% über dem Vorjahr und erreichte CHF 118,2 Mio. Insbesondere der Bernina Express (neuer Rekord mit über 350 000 Fahrgästen) sowie die freizeit- und touristisch orientierten Linien trugen überdurchschnittlich zu dieser Entwicklung bei. Die Personenkilometer als Hauptindikator der Frequenzen nahmen stark zu. Insgesamt resultierte beim Personenverkehr ein hoher Gewinn von CHF 9,4 Mio. Der Kostendeckungsgrad stieg auf 55,9%.

Im Jahr 2023 wurden am Autoverlad Vereina mit 535 000 so viele Fahrzeuge transportiert wie noch nie. Im Segment Güterverkehr wurde ein Verlust von CHF 1,4 Mio. notiert. Gegenüber den Vorjahren konnte eine leichte Erhöhung der Verkehrserlöse inklusive interner Transporte verzeichnet werden. Die RhB Immobilien AG (inkl. Tochterfirma RhB Immobilien Obersee AG) schloss dank eines soliden Geschäftsverlaufs mit einem Gewinn von CHF 1,0 Mio. ab. Auch die Beteiligungen Glacier Express AG und Panoramic Gourmet AG (beide mit 50%-Anteil der RhB) konnten sehr erfreuliche Zahlen präsentieren.

Das Investitionsvolumen überstieg mit CHF 360 Mio. den Wert aus dem Jahr 2022 (CHF 327 Mio.) um rund CHF 33 Mio. In Substanzerhalt und Ausbau der Infrastruktur wurden CHF 227 Mio. investiert (Vorjahr: CHF 195 Mio.). Im Verkehr und in den übrigen Segmenten lagen die Investitionen wie im Vorjahr bei CHF 132 Mio., mit Ausgaben vor allem für die laufende Beschaffung der Capricorn-Triebzüge. Zur Finanzierung des laufenden Betriebs erhielt die RhB, auf Basis von Leistungs- und Abgeltungsvereinbarungen, von der öffentlichen Hand CHF 254 Mio. Zur vollständigen Finanzierung der Infrastruktur-Investitionen gewährte der Bund im Rahmen der Leistungsvereinbarung Infrastruktur eine weitere Aufstockung der bedingt rückzahlbaren Darlehen um fast CHF 142 Mio.

Der Start ins Jahr 2024 verlief ebenfalls gut, mit einer weiteren Zunahme der Nachfrage. Die mit den großen Investitionen einhergehende Erhöhung des zukünftigen Abgeltungsbedarfs wird laufend mit Bund und Kanton thematisiert. Gleichzeitig bleibt es eine große Aufgabe, die stark wachsende Nachfrage und die damit einhergehende steigende Belastung auf das Personal abzufedern.

Quelle: Rhätische Bahn AG

Bis zu 354 Solaris-Busse für Rom

Vor einigen Monaten erhielt Solaris den Zuschlag für die Lieferung von 110 Mild-Hybrid-Bussen an den Betreiber ATAC in Rom. In den letzten Tagen hat Solaris einen zweiten sehr bedeutenden Auftrag über die Lieferung von 244 CNG-Bussen erhalten. Bei maximaler Ausschöpfung der Optionen durch den Auftraggeber werden die Verträge einschließlich der Wartungsleistungen einen Wert von mehr als 200 Mio. € erreichen.

In den letzten Monaten hat Solaris bei einer Ausschreibung für die Lieferung von 110 Mild-Hybrid-Gelenkfahrzeugen das günstigste Angebot abgegeben. Das Ausschreibungsverfahren wurde von der Einkaufsgemeinschaft Gubielo Spa für das Transportunternehmen ATAC Roma durchgeführt. Das Angebot der Solaris Urbino 18, die mit der neuesten Generation von Mildhybridsystemen ausgestattet sind, erhielt die höchste Bewertung. Als Ergebnis der erfolgreichen Ausschreibung wird der Hersteller im Jahr 2024 110 neue Hybridfahrzeuge auf die Straßen von Rom liefern.

Vor wenigen Tagen haben Gubielo Spa und ATAC Roma einen Auftrag über Busse mit komprimiertem Erdgas, in der Branche CNG (Compressed Natural Gas) genannt, erteilt. Und hier erwies sich das Angebot von Solaris mit einer 12-Meter-Version des Urbino CNG als das günstigste. So werden in den Jahren 2024 und 2025 in der italienischen Hauptstadt auch 244 Solaris Urbino 12 CNG-Erdgasbusse zum Einsatz kommen. Die Bestellung sieht zudem eine Option vor, d.h. die Möglichkeit, die Anzahl der Fahrzeuge um weitere 78 Einheiten zu erhöhen. Hierüber kann der Auftraggeber in den nächsten Monaten entscheiden.

Neben der Lieferung der genannten Busse wird Solaris für die nächsten 10 Jahre auch Wartungsleistungen erbringen. Der Gesamtwert der Fahrzeuge und aller zusätzlichen Dienstleistungen beläuft sich auf über 200 Millionen Euro, sofern der Auftraggeber alle Optionen nutzt. Dies ist einer der größten Aufträge in der Geschichte des Unternehmens.

Die bestellten Busse werden nicht die ersten Solaris-Fahrzeuge in Rom sein. Zwischen 2003 und 2004 lieferte Solaris bereits 30 Oberleitungsbusse an den Betreiber ATAC. Darüber hinaus setzt Cotral mehr als 700 Solaris InterUrbino für den Regionalverkehr in den Vororten Roms ein.

Insgesamt hat Solaris bis heute mehr als 1.800 Fahrzeuge nach Italien, einem der wichtigsten Märkte des Unternehmens, geliefert.

Quelle: Solaris / Übersetzung: DeepL

Stadler KISS erobert den bulgarischen Markt

Das Ministerium für Transport und Kommunikation der Republik Bulgarien und Stadler haben einen Vertrag zur Lieferung von sieben Doppelstockfahrzeugen vom Typ KISS unterschrieben. Der Vertrag umfasst zusätzlich eine Option auf drei weitere Fahrzeuge, die 15-jährige Instandhaltung der Flotte sowie die Schulung des Betriebspersonals des Betreibers. Dies ist Stadlers erster Auftrag in Bulgarien und ein weiterer, bedeutender Verkaufserfolg am Balkan. Mit diesem Vertrag werden Stadler Fahrzeuge in 48 Ländern im Einsatz sein. Insgesamt konnten weltweit bisher rund 630 KISS-Doppelstockfahrzeuge verkauft werden.

Die vierteiligen Züge erreichen eine Geschwindigkeit von 160 km/h und verfügen über eine Kapazität von mindestens 300 Sitzplätzen. Das erste Fahrzeug soll innerhalb von 26 Monaten nach der Vertragsunterzeichnung an den Betreiber geliefert werden.

Der Minister für Transport und Kommunikation der Republik Bulgarien, Georgi Gvozdeykov, erklärte, dass die Beschaffung neuer Züge die Antwort auf die Notwendigkeit ist, das vorhandene Rollmaterial zu ersetzen, und im Zusammenhang mit der Verwirklichung der nachhaltigen Mobilitätsziele des Landes steht:

«Der Vertrag ist seit 20 Jahren die erste Bestellung neuer Züge in Bulgarien. Mit der Beschaffung modernster emissionsfreier Doppelstockfahrzeuge von Stadler werden wir nicht nur den Komfort des Bahnverkehrs für unsere Fahrgäste deutlich verbessern, sondern vor allem auch einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung aktueller nachhaltiger Mobilitätsziele leisten.»

Die modernen Doppelstockzüge sind für den Betrieb mit einer Spurweite von 1435 mm ausgelegt und mit einem 25 kV/50 Hz-Stromversorgungssystem ausgestattet. Mindestens 10 % der Sitzplätze werden vorrangig zur Nutzung von Personen mit eingeschränkter Mobilität ausgelegt sein. Die elektrischen Fahrzeuge werden den TSI-Anforderungen für konventionelle Züge, den europäischen Normen sowie den Bestimmungen und Standards für die Bewegung und den Betrieb von Schienenfahrzeugen auf dem Territorium der Republik Bulgarien und den Bestimmungen des Internationalen Eisenbahnverbandes (UIC) entsprechen.

Die KISS-Fahrzeuge für Bulgarien werden im Stadler Polska Werk in Siedlce produziert, das zur Division Central Europe innerhalb der Gruppe Stadler gehört. Das Werk in Siedlce ist seit 2006 in Betrieb und beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter. Rund 950 Fahrzeuge wurden bisher für Bahngesellschaften aus 17 europäischen Ländern produziert. Dazu zählen insbesondere auch die Balkanländer wie Slowenien, Serbien und Bosnien und Herzegowina. Stadler Polska hat KISS-Züge bereits erfolgreich in Slowenien und in der Slowakei eingeführt.

Quelle: Stadler

Jahresbilanz 2023: BVG bleibt auf Wachstumskurs und schließt 2023 positiv

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 zurück und bleiben auf Wachstumskurs. Das konnten die Aufsichtsratsvorsitzende, Senatorin Franziska Giffey, und der Vorstandsvorsitzende Henrik Falk am Freitag, 26. April 2024, gemeinsam bilanzieren. Nach der Sitzung des Kontrollgremiums stellten beide den BVG-Jahresabschluss 2023 vor. Unter dem Strich bleibt ein Jahresergebnis von 3,9 Millionen Euro. Damit ist die BVG wirtschaftlich gefestigt und geht solide in finanzpolitisch anspruchsvolle Jahre.

Die Zahlen des Jahresabschlusses zeigen, dass die Herausforderungen der Corona-Pandemie überwunden sind. Mit rund 1,1 Milliarden Fahrgastfahrten hat die BVG im vergangenen Jahr das Spitzenniveau des Jahres 2019 wieder erreicht. Deutlich draufgelegt hat Deutschlands größtes Nahverkehrsunternehmen bei den für die Fahrgäste gefahrenen Kilometern: Leisteten U-Bahn, Bus und Straßenbahn 2019, also vor Corona, bereits beeindruckende 132,4 Millionen sogenannte Nutzkilometer, waren es 2023 sogar 136,4 Millionen.

Auch dank des Booms durch das Deutschlandticket wuchs zugleich die Zahl der Stammkunden auf ein neues Allzeithoch. Zum Jahreswechsel verzeichnete die BVG insgesamt rund 1,2 Millionen Abonnenten, was in etwa der Einwohnerzahl Kölns entspricht. Über eine Milliarde Fahrgastfahrten zu realisieren, war nur mit einem Zuwachs bei den Mitarbeitenden möglich. Mit allein 2.400 internen und externen Einstellungen im Jahr 2023 ist die Konzernbelegschaft aktuell auf 16.100 Beschäftigte gewachsen.

Von 394 Millionen Euro im Vorjahr stiegen die Investitionen der BVG 2023 auf 475 Millionen Euro. Das Geld floss vor allem in Infrastrukturprojekte und neue Fahrzeuge – kommt also ganz unmittelbar den Fahrgästen zugute. Das soll auch für ein weiteres Zukunftsvorhaben gelten, das der Aufsichtsrat heute auf den Weg gebracht hat: Das Kontrollgremium genehmigte die Vergabe zum Umbau der Signaltechnik für den künftig teilautomatisierten Betrieb der Linien U5 und U8. Das „Zauberwort“ bei der U-Bahn heißt CBTC, Communication-Based Train Control. Mit dieser Technik kann die Leistungsfähigkeit der U-Bahn um bis zu 30 Prozent gesteigert werden. Laut aktuellem Plan wird der CBTC-Betrieb auf der U5 im Jahr 2029 und auf der U8 im Jahr 2032 starten.

Viele betrieblichen Kennzahlen gibt es auch im neuen Zahlenspiegel der BVG. Der komplette Geschäftsbericht für das Jahr 2023 ist hier verfügbar.

Quelle: BVG

ÖBB-Bilanz 2023: Solides Plus trotz Abschwung und hoher Inflation

Die ÖBB haben sich trotz Energiekrise, hoher Inflation und Wirtschaftsabschwung im Geschäftsjahr 2023 wirtschaftlich gut behaupten können. Hauptverantwortlich dafür ist die positive Fahrgastentwicklung. Insgesamt konnte der ÖBB Konzern im Jahr 2023 ein solides Plus erwirtschaften – das Ergebnis vor Steuern (EBT) beträgt 111,6 Mio. Euro. Es liegt um 42,2 % unter 2022 (193,2 Mio. Euro), wobei das Ergebnis aufgrund eines Sondereffekts im Jahr 2022 schwer vergleichbar ist.

„Es ist uns gelungen, trotz der wirtschaftlich herausfordernden Situation ein stabiles Plus zu erarbeiten. Das verdanken wir nicht zuletzt unseren Fahrgästen. In Österreich sind noch nie so viele Menschen mit der Bahn und dem Bus gefahren. Ich freue mich sehr über diesen Zustrom und Zuspruch.“

ÖBB CEO Andreas Matthä

Nach der Coronapandemie hat sich die Nachfrage nach Mobilitätsdienstleistungen schneller und deutlicher erholt, als das prognostiziert war. Im Jahr 2023 wurden in Summe 493,6 Mio. Fahrgäste von den ÖBB transportiert, eine Steigerung von 10,5 % im Vergleich zum Vorjahr (2022: 446,9 Mio.) und mehr als je zuvor in der 100jährigen Geschichte der ÖBB. Im Nahverkehr haben die ÖBB 231,7 Mio. Fahrgäste auf der Schiene transportiert, ein Plus von 10 % (2022: 210,7 Mio.), im Fernverkehr waren es 46,5 Mio. Menschen, ein Zuwachs von 11,2 % im Vergleich zum Jahr 2022 (2022: 41,8 Mio.) und ein Plus von 21,7 % im Vergleich zum Jahr 2019. Auch der ÖBB-Postbusverkehr ist um 10,8 % auf 215,4 Mio. Fahrgäste (2022: 194,4 Mio.) gewachsen.

So erfreulich die Fahrgastentwicklung ist, hat die Pünktlichkeit naturgemäß unter den steigenden Passagierzahlen gelitten: Sie lag 2023 bei 95,0 % im Gesamtsystem (2022: 95,5 %). Im Nahverkehr lag die Pünktlichkeit bei 95,7 % (2022: 96,1 %) und im Fernverkehr bei 80,3 % (2022: 81,4 %). Mit diesen Werten zählen die ÖBB trotzdem zu den pünktlichsten Bahnen in Europa.

Eine Rekordsumme von 4,5 Mrd. Euro investierte der Konzern 2023 (2022: 3,9 Mrd. Euro) in die Bahninfrastruktur und in die Modernisierung und den Ausbau ihrer Flotte. Im Bereich Schieneninfrastruktur sind besonders der Ausbau der Süd- und Weststrecke, die weitere Elektrifizierung von Regionalbahnen und die Modernisierung und Errichtung von Bahnhöfen und Park&Ride-Anlagen zu erwähnen.

Der ÖBB-Konzern zählt zu den größten Arbeitgebern Österreichs. Per 31.12.2023 waren konzernweit im In- und Ausland 45.041 (2022: 44.369) aktive Mitarbeiter (Köpfe, inkl. Lehrlinge) beschäftigt. Das ist ein Anstieg von 672 Mitarbeitern. Für 2024 sucht der Konzern weitere 3.500 Mitarbeiter, um den laufenden Generationswandel zu stemmen.

„Wir rechnen damit, dass der “Bahnboom” auch 2024 weiter anhält. Wir wollen die ÖBB der steigenden Nachfrage entsprechend ausbauen und wachsen. Wachstumfelder bieten der Mikro-Verkehr oder Software-Lösungen, aber auch der Güter- und Nahverkehr im Ausland.“

CEO Andreas Matthä

Der Geschäftsbericht inkl. Nachhaltigkeitsbericht 2023 kann hier heruntergeladen werden: https://presse.oebb.at/de/oebb-bilanz-2023

Quelle: ÖBB

Dauerhafte Reaktivierung der Bahnstrecke Gotteszell – Viechtach

Der Bayerische Landtag hat die Staatsregierung mit einem Beschluss aufgefordert, die Waldbahn-Strecke zwischen Gotteszell und Viechtach dauerhaft im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zu reaktivieren. Damit folgt der Landtag einer Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr. Zuvor hatte sich Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter für eine Ausnahmeregelung ausgesprochen, bei der für die seit 2016 zur Probe betriebenen Bahnstrecke von dem sonst im Freistaat geltenden Reaktivierungskriterium, das mindestens 1.000 Fahrgäste pro Zugkilometer und Tag fordert, abgewichen wird.

„Das Mandat durch den Landtag ist ein wichtiger Meilenstein. Den Dauerbetrieb der Waldbahn zwischen Gotteszell und Viechtach habe ich persönlich vorangetrieben, weil wir mit der Bahnwerkstatt direkt an der Strecke eine Besonderheit haben, die sie von allen anderen Strecken mit Reaktivierungswunsch in Bayern unterscheidet“, begründete Christian Bernreiter die Ausnahmegenehmigung. Dieser Argumentation folgte nun auch das Parlament.

Die Länderbahn-Werkstatt am Unternehmenssitz in Viechtach ist die betriebsälteste von insgesamt fünf Werkstätten des Eisenbahnverkehrsunternehmens, das außer der Waldbahn im Freistaat auch die oberpfalzbahn und den alex betreibt. Neben der Fahrzeuginstandhaltung für Gotteszell-Viechtach und das Waldbahn-Netz werden in Viechtach vor allem schwere Instandhaltungsmaßnahmen an der Länderbahn-Flotte sowie auch für externe Auftraggeber durchgeführt. Seit Einführung des Probebetriebs auf der Strecke Gotteszell – Viechtach wurde die Werkstatt kontinuierlich erweitert und beschäftigt heute insgesamt 43 Mitarbeiter am Standort. Darüber hinaus ist die Länderbahn auf der hauseigenen Strecke Gotteszell – Viechtach Infrastrukturbetreiberin und für die Wartung und Instandhaltung der Strecke zuständig.

Insgesamt 8 Millionen Euro waren erst im vergangenen Jahr in die Erneuerung der Infrastruktur investiert worden, davon hatte der Freistaat Bayern 80% aus Mitteln des bayerischen Corona-Investitionsprogramms für Maßnahmen zur Erhaltung und Reaktivierung von nichtbundeseigenen Eisenbahninfrastrukturen gefördert und damit auch in die Zukunftsfähigkeit des Bahnbetriebes investiert.

Für die dauerhafte Reaktivierung der Bahnstrecke hatten sich in den vergangenen Jahren auch immer wieder Vertreter der Regional- und Kommunalpolitik sowie Bürger starkgemacht. Die Waldbahn-Strecke zwischen Gotteszell und Viechtach führt durch eines der schönsten Naturgebiete im Bayerischen Wald, auch „Bayerisch Kanada“ genannt. 1991 wurde der Schienenpersonennahverkehr auf der Strecke eingestellt und 25 Jahre nur für Sonderfahrten der Wanderbahn oder Überführungsfahrten zur Werkstatt in Viechtach genutzt. Im Jahr 2016 wurde auf der Bahnstrecke von Gotteszell nach Viechtach durch den Freistaat Bayern und den Landkreis Regen der Probebetrieb zunächst für zwei Jahre eingerichtet, der dann mehrfach verlängert worden ist und nun nach seinem Auslaufen Ende 2025 in den Regelbetrieb übergehen wird.

Quelle: Länderbahn

Baden-Württemberg: Teure Einigung im Tarifkonflikt Nahverkehr

Nach hartem Ringen in der fünften Verhandlungsrunde haben der Kommunale Arbeitgeberverband Baden-Württemberg (KAV) und Verdi ein Ergebnis in Stuttgart erzielt.

„Die Arbeitgeber haben mit diesem Kompromiss die Belastungsgrenze maximal ausgereizt. Mit der Arbeitszeitreduzierung sind wir über unseren Schatten gesprungen.“

Sylvana Donath, Hauptgeschäftsführerin des KAV

Gleichzeitig erkenne man an, dass auch Verdi von ihren Maximalforderungen Abstand genommen hat. Nach schwierigen Verhandlungen haben die Arbeitgeber in drei Schritten eine Reduzierung der Arbeitszeit für alle Beschäftigten von 39 auf 37,5 Stunden bis ins Jahr 2027 akzeptiert. Beschäftigte können bei entsprechendem Lohnausgleich freiwillig bis 39 Stunden in der Woche arbeiten. Für alle Beschäftigten wird es ab Juli dieses Jahres mit der Zahlung einer Nahverkehrszulage in Höhe von 150 Euro pro Monat noch einmal zusätzlich Geld geben.

„Es ist ein sehr kostenintensiver Kompromiss. Die Kommunen haben jetzt schon Probleme mit der Finanzierung des ÖPNV. Die Umsetzung der Verkehrswende wird eine Herkulesaufgabe. Bleibt die Unterstützung des Bundes aus, kann auch eine Ausdünnung des ÖPNV nicht mehr ausgeschlossen werden.“

Dr. Wolf-Rüdiger Michel, Vorsitzender des KAV

„Die Arbeitszeitverkürzung auf 37,5 Stunden pro Woche ist uns alles andere als leichtgefallen und erhöht den Personalbedarf im ÖPNV weiter. Wir hoffen, dass wir mit dieser Entlastung der Beschäftigten die Attraktivität der Nahverkehrs-Branche wirklich steigern. Angesichts des Fachkräftemangels bleibt es eine der zentralen Herausforderungen der nächsten Jahre, zusätzliches Personal zu gewinnen“, erklärte Donath. Die KAV-Hauptgeschäftsführerin sprach von einem „schmerzhaften Kompromiss“: „Die Arbeitgeber müssen jetzt kreative Lösungen erarbeiten, um eine weitere Arbeitsverdichtung zu vermeiden.“

Der Kompromiss sieht daneben eine Aufstockung der Zuschläge für geteilte Dienste vor. Dazu kommen eine unbürokratische Aufstockung bei Verspätungen, eine Steigerung des Urlaubsgeldes und eine Nahverkehrszulage in Höhe von 150 Euro pro Monat. „Mit dem jetzigen Abschluss honorieren wir das Engagement der Beschäftigten. Gleichzeitig bleiben die Fahrgäste von weiteren Streiks verschont und wir schaffen so Planungssicherheit in den Unternehmen“, sagte Verhandlungsführerin Stephanie Schulze.

Quelle: Kommunaler Arbeitgeberverband Baden-Württemberg

Fahrradbranche weiter im Aufwind

Die Fahrradwirtschaft in Nordrhein-Westfalen ist weiter im Aufwind: So konnte die Branche im Jahr 2022 rund 1,9 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung erzielen. Gemessen an der Bruttowertschöpfung ist die Wirtschaftsleistung im Zeitraum von 2012 bis 2022 um 3,2 Prozent pro Jahr gewachsen. Seit 2012 hat sich auch die Zahl der Erwerbstätigen in der Branche deutlich erhöht – von 42.600 auf 50.700 Beschäftigte im Jahr 2022. Dies macht eine Steigerung von 1,8 Prozent pro Jahr aus. Die meisten Erwerbstätigen arbeiten im Bereich des Fahrradtourismus: 27.100, gefolgt von 12.400 Beschäftigten im Handel und 6.400 im Dienstleistungssektor, zu dem insbesondere Kurierdienste gezählt werden. Dies geht aus dem ersten Branchenbericht zur Fahrradwirtschaft in NRW hervor, den das Kompetenznetzwerk Umweltwirtschaft.NRW (KNUW) jetzt veröffentlicht hat. Die heimische Fahrradwirtschaft bietet aber nicht nur wirtschaftliche Chancen, sie bietet ebenso ein großes Potenzial für den Umweltschutz.

„Mehr Radverkehr bedeutet die Reduzierung von Emissionen, Verkehrsentlastung und Förderung eines aktiven Lebensstils. Das Fahrrad ist ein entscheidender Faktor für die Verkehrswende.“

Oliver Krischer, Nordrhein-Westfalens Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr

Bisher gibt es in Deutschland kaum Forschungsarbeiten und Publikationen zur Fahrradwirtschaft im Allgemeinen. Der aktuelle Bericht des KNUW im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNV) füllt diese Lücke nun und betrachtet die Fahrradwirtschaft sowie ihre ökonomische Bedeutung in Nordrhein-Westfalen näher.

Die Zahlen zeigen: „Die Fahrradbranche spielt eine entscheidende Rolle für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft. Das Fahrrad ist mehr als nur ein Fortbewegungsmittel: Es verkörpert einen Lebensstil, der auf Umweltbewusstsein, Gesundheit und sozialer Verantwortung basiert“, so Minister Oliver Krischer. In den vergangenen Jahren hat die Fahrradwirtschaft eine bemerkenswerte ökonomische Entwicklung erlebt, die nicht allein von E-Bikes und Lastenfahrrädern vorangetrieben wird, sondern auch von einer Qualitätssteigerung in sämtlichen Marktbereichen: Herstellung, Handel und Dienstleistung, Fahrradtourismus und Infrastruktur. Mit 682 Millionen Euro ist der Handel der wertschöpfungsstärkste Marktbereich der Fahrradwirtschaft in Nordrhein-Westfalen.

Dass das Fahrrad auch Einzug in nachhaltige Mobilitätskonzepte von Städten und Kommunen in Nordrhein-Westfalen hält, zeigt sich an mehreren Stellen: Düsseldorf beispielsweise fördert mit dem „RADschlag“-Konzept systematisch den Radverkehr in der Landeshauptstadt. An vielen Ecken entstehen Fahrradgaragen, Abstellmöglichkeiten und Leihstationen für E-Lastenfahrräder. Andere Städte, wie Köln und Bonn, warten mit ähnlichen Konzepten auf. In kaum einer anderen deutschen Stadt werden so viele innerstädtische Wege per Fahrrad zurückgelegt wie in Münster, wo etwa 38 Prozent aller Wege auf diese Weise erfolgen.

Quelle: Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen

Ein Jahr Deutschland-Ticket: auf der Nachfrageseite ein Erfolg, auf der Einnahmeseite nicht

Mit dem Deutschland-Ticket ist am 1. Mai 2023 erstmals ein bundesweit gültiges Abo-Ticket eingeführt worden, das Fahrgäste in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs nutzen können. Aktuell besitzen 11,2 Mio. Menschen ein D-Ticket. Im Laufe des ersten Jahres haben rund 20 Mio. Bürger mindestens einmal ein Deutschland-Ticket besessen. Durch das Ticket sind die Fahrgäste in die Busse und Bahnen zurückgekehrt, die coronabedingten Fahrgastverluste sind damit weitgehend rückgängig gemacht. Die Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte ist jedoch gefährdet, denn die strukturelle Unterfinanzierung der Branche ist durch das Deutschland-Ticket verfestigt worden, die wirtschaftliche Lage des öffentlichen Nahverkehrs ist insgesamt dramatisch.

Das erste Jahr Deutschland-Ticket hat bewiesen, dass die Menschen zum Umstieg auf Busse und Bahnen bereit sind. Damit das auch in Zukunft so bleibt und die Zahl der Abonnenten in 2024 auf die von der Verkehrsbranche als Ziel formulierten 15 Millionen steigen kann, braucht es politische Entscheidungen und langfristige Finanzierungsgrundlagen. Erste Ergebnisse hat die Verkehrsministerkonferenz am 17. und 18. April in Münster gebracht: Dort bekräftigten die Verkehrsminister ihre Bereitschaft für eine nachhaltige und längerfristige finanzielle Absicherung des Tickets über das Jahr 2025 hinaus. Nun muss sich auch der Bund – und hier vor allem der Bundesfinanzminister – zu einer dauerhaften Finanzierung des Angebots bekennen.

Das Deutschland-Ticket hat dazu beigetragen, die während der Pandemie eingebrochenen Fahrgastzahlen fast wieder auf das Vor-Corona-Niveau zu bringen. Diese positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Verkehrsunternehmen und Verbünde vor zentralen Herausforderungen stehen. Die finanzielle Situation im deutschen Nahverkehr ist dramatisch und spitzt sich weiter zu. Steigende Kosten bei Personal und Material, gekürzte Förderprogramme – wie etwa bei der E-Bus-Förderung – und angekündigte weitere finanzielle Einschnitte stellen zusätzlich auch die Kommunen und Bundesländer als Aufgabenträger des ÖPNV und SPNV vor große Probleme. Mit zunehmenden Auswirkungen auf den Erhalt des Angebotes.

Ingo Wortmann, VDV-Präsident und Vorsitzender der Geschäftsführung der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG):

„Jeder Euro fließt momentan in den Erhalt des bestehenden Angebots und selbst das genügt nicht, um die Kostensteigerung bei Personal, Energie oder Instandhaltung aufzufangen. Für Ausbau oder Modernisierung des Systems fehlen die Mittel. Wir waren im ÖPNV nie weiter weg von den im Zuge der Verkehrswende politisch vereinbarten Ausbauzielen als aktuell!“

Prof. Knut Ringat, Vizepräsident des VDV und Vorsitzender der Geschäftsführung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV):

„Mangels Perspektive fehlen aktuell Klärungen bei Einnahmenaufteilung, Entscheidungsstrukturen und schlicht die Schaffung einer zentralen digitalen Vertriebsplattform, die jährlich Effizienzgewinne in Millionenhöhe verspräche.“

Stefanie Haaks, Vorsitzende des VDV-Wirtschaftsausschusses und Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB):

„Die meisten Abonnentinnen und Abonnenten sind aus zuvor deutlich teureren Abo-Verträgen oder aus dem Bartarif zum günstigeren D-Ticket gewechselt . Bei vielen Verkehrsunternehmen – auch bei der KVB – ist die Zahl der Fahrgäste zwar durch das Deutschland-Ticket deutlich gestiegen, die Einnahmen dagegen sind ebenso deutlich gesunken.“

Das Faktenblatt zu 1 Jahr Deutschland-Ticket finden Sie hier.

Quelle: VDV