Bürger wünschen passende Mobilitätslösungen für Stadt und Land – sowie mehr Klimaschutz

Wie sind die Deutschen unterwegs? Wie schätzen sie die Auswirkungen des Klimawandels ein – und wie sollte sich die Mobilität in Stadt und Land verändern? Im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) hat das Institut für Demoskopie (IfD) Allensbach die Mobilitätsbedürfnisse und -muster der Bevölkerung untersucht. Die repräsentative Umfrage erhebt Einstellungen gegenüber möglichen zukünftigen Mobilitätsformen und Technologien wie Elektromobilität, automatisiertes Fahren und Carsharing. Sie zeigt wachsende Sorgen über Klimaveränderungen, aber auch Wünsche nach passenden Mobilitätslösungen für Stadt und Land.
Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage in Deutschland mit 1301 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter ab 16 Jahren zeigen deutlich: Die Mehrheit der Deutschen sieht Veränderungsbedarf in Mobilität und Verkehr und möchte auch ihre individuelle Mobilität verändern. Jedoch unterscheiden sich die Mobilitätsgewohnheiten und -bedürfnisse in Ballungsräumen und auf dem Land teilweise stark. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Die

    Sorge über Klimaveränderungen wächst

    : Der Mehrheit der Deutschen (61 Prozent) bereitet der Klimawandel große Sorgen. 43 Prozent zählen ihn zu den größten Risiken für die globale Stabilität. 51 Prozent der Bevölkerung denken, dass alle Beteiligten mehr für den Klimaschutz tun sollten.

  • Die Mehrheit der Befragten sieht Emissionen aus dem Verkehrssektor als starke Belastung für das Klima und ist überzeugt, dass

    mit Hilfe der richtigen Maßnahmen die Klimabelastungen im Bereich der Mobilität reduziert

    werden können – vorn liegen hier der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und neue Antriebstechnologien.

  • Geteilte Meinung zum Umbau der Mobilität

    : 46 Prozent der Bevölkerung sind überzeugt, dass im Bereich Mobilität und Verkehr ein systemisches Umdenken notwendig ist, 43 Prozent gehen dagegen davon aus, dass Korrekturen in einzelnen Bereichen ausreichen können.

  • Drei Viertel der Bevölkerung wünschen sich eine Veränderung ihrer eigenen Mobilitätsmuster

    – kostengünstiger, unabhängiger und flexibler ans Ziel kommen, mehr Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, weniger Auto fahren, umweltschonender oder generell weniger unterwegs sein. Einbußen bei der Bequemlichkeit (54 Prozent), Zeitverlust (36 Prozent), höhere Kosten (28 Prozent), große Distanzen im ländlichen Raum (28 Prozent) und fehlende Alternativen des ÖPNV (34 Prozent) hindern aber viele Befragten daran, ihre Mobilität wie gewünscht zu verändern.

  • Unterschiedliche Mobilitätsmuster in Stadt und Land:

    Auf dem Land und in kleineren bis mittleren Städten nutzt die Mehrheit täglich einen PKW, er bleibt das meistgenutzte Verkehrsmittel. Ein PKW-Verzicht fällt dort besonders schwer – die Mehrheit (60 Prozent) der Bevölkerung, insbesondere auf dem Land (79 Prozent), hält es für schwer oder überhaupt nicht möglich, weniger Auto zu fahren, ohne sich dadurch erheblich einschränken zu müssen.

  • Einwohner von Großstädten sind mehrheitlich mit dem öffentlichen Nahverkehr zufrieden oder sehr zufrieden (69 Prozent)

    , hier gehören Regionalbahnen und -busse für die Mehrheit zu den unverzichtbaren Mobilitätsangeboten. Einwohner von Kleinstädten und insbesondere Dörfern sind hingegen überwiegend unzufrieden (55 bzw. 63 Prozent) und wünschen sich eine bessere Anbindung.

  • Preissenkungen in ÖPNV und Bahnfernverkehr, Ausbau des ÖPNV, Sanierung von Straßen- und Schienennetz, stärkere Verlagerung von Gütertransporten auf Schiene und Wasser:

    Das sind Maßnahmen, die eine Mehrheit der Befragten als besonders wichtig für die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur sieht. Ihre Vorstellungen konzentrieren sich also auf die Instandhaltung, den Ausbau und die Optimierung der bestehenden Infrastruktur und weniger auf neue Mobilitätsangebote, denen sie derzeit teils skeptisch gegenüberstehen.

  • Einwohner

    von Großstädten sind mehrheitlich mit dem öffentlichen Nahverkehr zufrieden oder sehr zufrieden (69 Prozent)

    , hier gehören Regionalbahnen und -busse für die Mehrheit zu den unverzichtbaren Mobilitätsangeboten. Einwohner von Kleinstädten und insbesondere Dörfern sind hingegen überwiegend unzufrieden (55 bzw. 63 Prozent) und wünschen sich eine bessere Anbindung.

  • In den nächsten zehn Jahren

    erwartet die Bevölkerung einen Ausbau des ÖPNV, eine Verflüssigung des Verkehrs durch Vernetzung und eine Zunahme der Elektromobilität. Zudem werden steigende Kosten für Mobilität und Einschränkungen durch staatliche Vorgaben befürchtet.

 „Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Mobilitätssystem der Zukunft ist es entscheidend, alle Beteiligten mitzunehmen. Denn nicht allein technologische Entwicklungen oder gesetzliche Rahmenbedingungen bestimmen die Zukunft unserer Mobilität, sondern vor allem die Akzeptanz der Bürger, die das Mobilitätsystem heute und in Zukunft nutzen“, sagt Thomas Weber, Vizepräsident und Pate des Themenschwerpunkts Mobilität bei acatech. „In der aktuellen Studie haben wir deshalb die Bürger in den Mittelpunkt gestellt. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, die passenden Mobilitätskonzepte für die unterschiedlichen Voraussetzungen in Stadt und Land zu entwickeln und die Wünsche und Sorgen der Bürger noch stärker in die Planung der Mobilität der Zukunft einzubeziehen.
Weitere Ergebnisse im Detail sowie Grafiken zur Umfrage finden Sie unter:
www.acatech.de/umfrage-verkehr

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