Bild: Deutsche Bahn AG / Daniel Saarbourg

Generalsanierung: Bund bestätigt mit der Branche abgestimmten neuen Zeitplan

Bei der Generalsanierung hochbelasteter Streckenabschnitte im Schienennetz bleibt die Deutsche Bahn (DB) auf Kurs. Das Bundesministerium für Verkehr (BMV) hat dem von der DB InfraGO AG mit Eisenbahnverkehrsunternehmen, Verbänden und Bundesländern überarbeiteten Zeitplan zugestimmt. Damit setzt die DB die in der Koalitionsvereinbarung vorgesehene Anpassung der Sanierungszeiträume an die Laufzeit des Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität um. Zudem wurden die Rückmeldungen der Branche, u.a. zur Stabilität von Umleitungsverkehren, sowie die Ressourcen der Bahn- und Bauindustrie berücksichtigt.

Der Präsident des Bundesverbands SchienenNahverkehr, Thomas Prechtl, zum neuen Zeitplan:

„Es ist dringend geboten, ein der Daseinsvorsorge und der Bedeutung für den Wirtschaftsstandort entsprechend angemessenes SPNV-Angebot und dessen integrierte Verknüpfung mit dem ÖPNV insgesamt aufrecht zu erhalten. Wir sind darum froh, mit dieser breit abgestimmten Abfolge der Generalsanierungen im ganzen Land nun Planungssicherheit für die nächsten zehn Jahre zu haben. Jetzt gilt es, dass bei jeder monatelangen Streckensperrung durch das neue eisenbahnbetrieblich orientierte Streckenlayout auch spürbare Verbesserungen im Angebot für die Fahrgäste herauskommen.”

In die mehrstufige Diskussion mit der Bahn- und Baubranche zum Sanierungskonzept im Juni und Juli sind auch zentrale Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt Riedbahn eingeflossen. So wurde die Anzahl parallellaufender Sanierungen pro Jahr auf hochbelasteten Strecken im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen reduziert.

Gleichzeitig strebt die DB InfraGO AG ab 2026 bei den Trassenpreisen Erleichterungen für die Eisenbahnverkehrsunternehmen an, deren Züge wegen der Korridorsanierungen auf Umleitungsstrecken längere Wege zurücklegen müssen. Für diese Verkehre sollen keine höheren Kosten entstehen als auf dem regulären Weg. Für jede Umleitungsstrecke ist ein vorab definierter, prozentualer Entgeltnachlass vorgesehen, der in den Infrastrukturnutzungsbedingungen der DB InfraGO AG veröffentlicht wird. Diese Art der Kompensation erfordert eine Zustimmung der Bundesnetzagentur. Mit einer Entscheidung der Behörde ist frühestens im November zu rechnen.

Im kommenden Jahr werden planmäßig die Generalsanierungen der Korridore Hagen–Wuppertal–Köln, Nürnberg–Regensburg, Obertraubling–Passau und Troisdorf–Unkel/Unkel–Wiesbaden durchgeführt. Die Bauleistungen sind bereits vergeben. Für das Jahr 2027 ist die gebündelte Erneuerung und Modernisierung der Korridore Rosenheim–Salzburg, Lehrte–Berlin, Bremerhaven–Bremen und Fulda–Hanau vorgesehen. Die Planungen berücksichtigen Wechselwirkungen mit anderen Baumaßnahmen und Abstimmungen mit Partnerbahnen. Mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen und den für den Nahverkehr zuständigen Aufgabenträgern wurden Umleitungskonzepte umfassend erörtert. Entsprechende Fahrpläne werden aktuell im Detail ausgearbeitet. Zudem hat die DB InfraGO AG bereits Unternehmen gebunden, die in den Jahren 2026 und 2027 die erforderlichen Leistungen im Schienenersatzverkehr erbringen.

Im Rahmen der Korridorsanierungen bündelt die DB InfraGO AG alle erforderlichen Arbeiten, um den Zustand von Infrastruktur und Bahnhöfen innerhalb weniger Monate gewerkeübergreifend zu verbessern. Auf diese Weise können Synergien genutzt, schnelle Verbesserungen erzielt und die Einschränkungen für Reisende und Güterverkehrsunternehmen im Vergleich zum Bauen bei laufendem Zugbetrieb begrenzt werden. Pilotprojekt war im vergangenen Jahr die Riedbahn zwischen Frankfurt/Main und Mannheim, auf der die DB innerhalb von fünf Monaten zahlreiche Bauarbeiten gebündelt hatte. Die Strecke ist seit Mitte Dezember vergangenen Jahres planmäßig wieder in Betrieb. Seit diesem Jahr laufen die umfassende Erneuerung und Modernisierung der Strecken Hamburg–Berlin sowie Emmerich-Oberhausen.

Berends: „Generalsanierung darf nicht zur Generalschwächung werden“

Joachim Berends, Vizepräsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV):

„Die neue Reihung der Generalsanierungen ist ein richtiger Schritt, aber kein Befreiungsschlag für das gesamte System Schiene. Wir brauchen schnellstmöglich weniger Druck im Netz – nicht mehr. Solange Umleiterstrecken unzureichend vorbereitet und Sperrkonzepte nach Schema F durchgezogen werden, wird das Netz systematisch überfordert. Das geht zu Lasten der Wirtschaftlichkeit der Güter- und Personenbahnen, aber auch des ÖPNV in den Regionen. Unsere Forderungen sind klar: Jedes Bauvorhaben muss mit allen Mitteln so geplant werden, dass der Betrieb machbar bleibt – für alle Verkehrsarten. Dazu gehört auch eine Anpassung der Regelwerke an diese Stresssituationen. Ohne transparente Kommunikation, realistische Kapazitätsplanung und eine glasklare Kostenkompensation – vor allem, aber nicht nur für die Güterbahnen – sind die Unternehmen außerordentlich belastet und existenziell bedroht. Aktuell droht die Generalsanierung zur generellen Schwächung für alle zu werden.“

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