Freiburg war in den letzten Tagen erneut Treffpunkt der Nahverkehrsbranche: Der ÖPNV-Kongress 2025, ausgerichtet vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, bringt alle zwei Jahre Fachleute, Entscheider und Akteure aus ganz Deutschland zusammen. Unter dem Leitthema „Neue Mobilitätskultur entwickeln“ wurde diskutiert, wie der öffentliche Nahverkehr zukunftsfähig und gesellschaftlich verankert gestaltet werden kann. Ziel ist es, Impulse für eine echte ÖPNV-Kultur zu setzen – eine, die weit über Fahrpläne und Fahrzeuge hinausgeht.
Das diesjährige Messeprogramm vereinte hochkarätige Keynotes mit tiefgehenden Praxis-Sessions und lebendigen Diskussionsrunden. Dabei nahmen vor allem die Themen Finanzierung, Klimaschutz, On-Demand-Verkehr, Autonomes Fahren, Strategische Kommunikation, Barrierefreiheit und KI eine zentrale Rolle ein.
In seinem Impulsvortrag betonte Winfried Hermann, Verkehrsminister von Baden-Württemberg, unter anderem die zentrale Rolle des ÖPNV für eine zukunftsfähige Mobilität. Der Kongress sei ein Ort der Begegnung und des Aufbruchs, so Hermann – mit dem Ziel, eine „neue Mobilitätskultur“ zu entwickeln, in der Bus und Bahn nicht nur nützlich, sondern auch attraktiv, modern und „kultig“ sind. Angesichts steigender Investitionen – rund 3,3 Milliarden Euro im Jahr 2024 – forderte er neue Finanzierungswege wie Sonderkredite oder den Mobilitätspass, ein bundesweit einzigartiges Konzept. Konkret hieße das: Jeder Euro, den Nutzerinnen und Nutzer in den Mobilitätspass einzahlen, wird ihnen als ÖPNV-Guthaben gutgeschrieben. Die so gesammelten Mittel fließen direkt in den Ausbau und die Verbesserung von Bus- und Bahnverbindungen vor Ort – zum Nutzen von Klima und Gemeinschaft.
Zugleich betonte Hermann, dass nicht nur die Soft- sondern auch die Hardware stimmen müsse – technische Modernisierung, gute Takte und eine verlässliche Infrastruktur seien Grundvoraussetzungen für einen starken ÖPNV. Hermann sprach sich für mehr Tempo beim Klimaschutz aus und plädierte für gute und faire Löhne im Nahverkehr. Zudem gab er Einblick in den Zukunftsfahrplan 2040 und unterstrich die Bedeutung von autonomer Mobilität sowie des Deutschland- und Jugendtickets in Baden-Württemberg.
„Eine neue Mobilitätskultur entsteht, wenn wir Mobilität nicht länger nur als Transport von A nach B begreifen, sondern als Teil einer lebenswerten, klimafreundlichen Bewegungskultur, als bewegte Zukunft. Dafür braucht es Mut, Kreativität – und vor allem: gemeinsames Handeln.“
Winfried Hermann MdL (Minister für Verkehr des Landes Baden-Württemberg)
Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag, betonte in seinen Ausführungen unter anderem, dass Energie- und Mobilitätswende Hand in Hand gehen und Bürgernähe – etwa durch Fotowettbewerbe und lokale Aktionen – entscheidend sei. „In der Summe liegt die Kraft für die Verkehrswende“, so sein Fazit, das die Mobilitätskultur als Veränderung in den Köpfen begreift. In der Gesamtbetrachtung sei Verkehrsvermeidung immer das oberste Ziel.
Praxisprogramm und Innovationsmesse
Dieses Jahr ergänzte ein breites Praxisprogramm die Impulse und Keynotes: In 15 Workshops, aufgeteilt in drei Themenblöcke, konnten die Teilnehmenden tief in aktuelle Fragestellungen und Lösungsansätze eintauchen – von Angebotsausbau über Finanzierung und Künstliche Intelligenz bis hin zu Anschlusssicherung und Personalgewinnung. Dabei lag der Fokus noch stärker auf der Vermittlung von Praxiswissen, das unmittelbar in die tägliche Arbeit übertragbar ist. Der große Zuspruch bestätigt: Der Bedarf an Austausch und konkreter Diskussion ist hoch.
Parallel zum Kongress präsentierten Unternehmen und Institutionen aus dem ÖPNV sowie angrenzenden Branchen ihre innovativen Produkte, Dienstleistungen und Lösungen. Die Ausstellung bot spannende Einblicke in Trends und Technologien, die den Nahverkehr der Zukunft mitgestalten.


Fotos: NahverkehrsPraxis