Faktoren einer erfolgreichen MaaS-Entwicklung

Im Jahr 2019 hat Deutschland mit dem Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) das Ziel formuliert, bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral zu sein. Das erfordert auch eine Veränderung im Verkehrssektor, der im gleichen Jahr für insgesamt 20 % der deutschlandweiten Emissionen verantwortlich war. Trotz alledem ist in den Jahren von 2011 bis 2021 die Dichte der privaten Fahrzeuge in Deutschland gestiegen – von 517 auf 580 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner. Ein möglicher Grund ist der Komfort, den das Auto als unkompliziertes Verkehrsmittel mit sich bringt. Dieser Reisekomfort ist durch die alleinige Nutzung des öffentlichen Verkehrs nur bedingt erreichbar. Eine echte Alternative kann durch das Prinzip „Mobility-as-a-Service“ (MaaS) erreicht werden.
Angeboten wird der Mobilitätservice über eine Plattform bzw. App, die sich der Nutzer auf sein Smartphone herunterlädt. Grundsätzlich zeichnet sich ein MaaS-Angebot dadurch aus, dass dem Bediener verschiedene Verkehrsmittel zur Verfügung gestellt werden. Welche Arten und Formen der Mobilität konkret genutzt werden können, ist dabei sehr unterschiedlich. Für gewöhnlich gehören dazu öffentliche Verkehrsmittel, Taxis, Ridepooling und Sharing-Fahrzeuge, welche sich weiter in Autos, Fahrräder, Tretroller und Mopeds aufgliedern. Der Vorteil für den Nutzenden resultiert insbesondere aus der gebündelten und effizienten Darstellung der unterschiedlichen Verkehrsmittel, welche je nach individueller Präferenz gewählt werden können. An warmen und sonnigen Tagen eignet sich so für die Fahrt zum Park z.B. der Tretroller, während für die Rückreise aus der gleichen App heraus ein Taxi gebucht werden kann.
Das Konzept besitzt darüber hinaus die Möglichkeit, durch ein intermodales Routing das ÖV-Angebot nutzerfreundlich zu ergänzen und eine „Tür-zu-Tür“-Mobilität zu ermöglichen. Dabei wird gerne von der ersten und letzten Meile gesprochen, in der z.B. durch die Nutzung eines Sharing-Fahrzeugs die Fahrt zum ersten ÖV-Reiseabschnitt erfolgt oder von der letzten Haltestelle ein weiteres Mobilitätsangebot zum Erreichen der Zieladresse genutzt wird.
Trotz des großen Potenzials einer MaaS-Plattform ist allerdings festzustellen, dass noch bestimmte Optimierungsmöglichkeiten bestehen, um den Nutzen des Konzepts zu verbessern. Grundsätzlich gilt, dass es sich um eine noch junge und dynamische Branche handelt, in der es regelmäßig zu Marktveränderungen durch Fusionen und Rückzügen kommt. Die Effekte wirken sich u.a. auf die technische Infrastruktur aus, die sich insbesondere aus der Sicht der Plattformbetreiber als fragmentiert darstellt. So wird hier von Insellösungen gesprochen, die zu erhöhten finanziellen Aufwendungen bei der Anbindung der Mobilitätsanbieter führen. Hier können Standardisierungsbestrebungen helfen, um den Effekten entgegenzuwirken. Zudem vereint eine Mobilitätsplattform eine Vielzahl von unterschiedlichen Akteuren, die unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse mit sich bringen. Daher ist es wichtig, mögliche Interessen und Zielkonflikte frühzeitig zu identifizieren und zusammenführen zu können.
Darüber hinaus ist generell zu beachten, dass das Verhalten einer MaaS-Plattform als disruptiv wahrgenommen werden kann, da sie sich zwischen den Mobilitätsanbietern und den Kunden setzt. Die Befürchtung ist hier, dass der direkte Kontakt zu den Kunden und seinen Bedürfnissen verloren geht. Für ein faires und kooperatives Verhalten untereinander ist es daher wichtig, diesem Effekt durch entsprechende regulatorische Rahmenbedingungen vorzubeugen. Dafür ist es erforderlich, die unterschiedlichen Stakeholder aktiv in Initiativen und Standardisierungsprozessen zu integrieren.

Den kompletten Artikel lesen Sie in der Nahverkehrs-praxis 7/8-2023.

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