Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des bayerischen Verkehrsministeriums den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrolliert, überprüft regelmäßig die Qualität von über 1.000 Bahnstationen in Bayern. Erstmals für das Jahr 2024 hat sie eine regionale Rangliste erstellt. Von den insgesamt acht bewerteten bundeseigenen DB-Bahnhofsmanagements schneidet auf einer Skala von -100 bis +100 Punkten mit +37,83 Punkten nur das Bahnhofsmanagement der unterfränkischen Westfrankenbahn positiv ab. Bei allen anderen Regionen war die Qualität geringer als im Messsystem als Mindestanforderung definiert. Über ganz Bayern hinweg gesehen lag der Durchschnittswert der gelisteten Bahnhofsmanagements mit -14,03 Punkten im Negativen. Der Freistaat, der derzeit jährlich für die von ihm beauftragten Stationshalte im bayerischen Schienenpersonennahverkehr über 150 Millionen Euro an die bayerischen Stationsbetreiber bezahlt, erwartet dafür künftig mehr Qualität.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der BEG, macht deutlich:
„Das Resultat zeigt leider erhebliche Defizite und ist für die DB InfraGO alles andere als ein zufriedenstellendes Zeugnis. Infrastruktur gehört nicht nur gebaut, sondern auch gelebt! DB und Bund als Eigentümer müssen sich intensiv Gedanken machen, wie das besser wird, denn Bahnhöfe sind wichtige Visitenkarten des Bahnverkehrs und für Kommunen. Dass es geht, zeigt die Arbeit der Westfrankenbahn. Ich erwarte, dass die Bahnhofsmanagerinnen und -manager der DB umgehend tätig werden, um die aufgezeigten Defizite abzubauen, und von der DB-InfraGO-Zentrale auch den Spielraum dafür bekommen.“
Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG, betont:
„Ich hoffe, dass wir über dieses neue Qualitätsranking eine ähnlich positive Entwicklung erreichen wie bei der Servicequalität der Eisenbahnverkehrsunternehmen in Bayern. Wir bewerten bayernweit nach einheitlichen Kriterien und machen durch das Ranking nun Leistungen vergleichbar. Für jeden Halt eines Regionalzugs oder einer S-Bahn an einer dieser Stationen zahlen wir Entgelte an die DB. Im Gegenzug erwarten wir, dass die DB diese in Schuss hält. Nicht nur Geld entscheidet über die Qualität einer Station – auch beharrliches Engagement kann das Reiseerlebnis für die Fahrgäste erheblich verbessern.“
Viel Entwicklungspotenzial
So sind die DB-Bahnhofsmanagements im Ranking platziert:
- Westfrankenbahn (DB RegioNetz Infrastruktur, 34 Stationen): 37,83 Punkte
- Südostbayernbahn (DB RegioNetz Infrastruktur, 78 Stationen): -7,17 Punkte
- Rosenheim (DB InfraGO, 143 Stationen): -7,20 Punkte
- Nürnberg (DB InfraGO, 184 Stationen): -7,39 Punkte
- Nordfranken (DB InfraGO, 181 Stationen): -22,05 Punkte
- Regensburg (DB InfraGO, 114 Stationen): -25,21 Punkte
- Augsburg (DB InfraGO, 146 Stationen): -33,57 Punkte
- München (DB InfraGO, 152 Stationen): -47,50 Punkte
Das Ranking basiert auf Stationstests der BEG, bei denen unabhängige Testpersonen die Bahnhöfe und Haltepunkte einmal pro Quartal bewerten. Geprüft wird anhand unterschiedlicher Indikatoren. Dazu zählen die Funktionsfähigkeit der Stationsausstattung, die Fahrgastinformation, die Sauberkeit und der Gesamteindruck. Die Testergebnisse werden auf einer Skala von -100 bis +100 Punkten wiedergegeben. Der Nullwert, der die Mindestanforderung markiert, orientiert sich am Status quo der ersten Erhebungen aus den Jahren 2014 und 2015 sowie an normativen Vorgaben der BEG.
Die Westfrankenbahn konnte im Jahr 2024 insbesondere in den Bereichen Sauberkeit und Funktionsfähigkeit der Stationsausstattung überzeugen. Diese überdurchschnittliche Leistung hatte der Freistaat bereits vor einigen Monaten hervorgehoben, indem Minister Bernreiter ihr den Bayerischen Eisenbahnpreis 2024 für ihr hervorragendes Stationsmanagement verliehen hat (siehe auch die Pressemitteilung des StMB vom 10.12.2024).
Da die BEG kein Vertragsverhältnis mit den Stationsbetreibern hat, sind im Gegensatz zum Messsystem für die Servicequalität der Regionalzüge mit den Stationstests keine Bonus- oder Strafzahlungen verbunden. Durch die Veröffentlichung der Ergebnisse im Rahmen eines Rankings will die BEG allerdings Anreize für Verbesserungen bei den DB-Bahnhofsmanagements setzen. Aus diesem Grund hat die BEG im vergangenen Jahr die Häufigkeit der Stationstests erhöht, um eine aussagekräftigere Stichprobe zu gewährleisten. In regelmäßigen Gesprächsrunden mit der Regionalbereichsleitung Personenbahnhöfe Bayern und den Bahnhofsmanagern der DB thematisiert die BEG die Ergebnisse der Stationstests und fordert gezielt Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung.
Im Jahr 2024 gab es im bayerischen Bahnnetz 1.036 DB-Stationen. Vier der Stationen sind anderen DB-Bahnhofmanagements (Ulm und Mannheim) zugeordnet und aufgrund der geringen Stichprobe nicht im Ranking enthalten. Darüber hinaus gab es noch 29 Stationen in privater oder kommunaler Hand. Keiner von deren Betreibern verantwortet allerdings ausreichend viele Stationen, um sie statistisch im Ranking berücksichtigen zu können.
Weitere Informationen zum BEG-Ranking Stationsqualität sowie Diagramme zum Herunterladen unter: www.beg.bahnland-bayern.de/stationsqualitaet