Den Umweltverbund stärken

Für die Erstellung eines Handlungsleitfadens für Fußverkehrsstrategien hat der Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. drei punktuelle Befragungen von jungen Leuten durchgeführt: Junge Leute im Alter zwischen 13 und 25 Lebensjahren auf der Straße, junge Fachleute kurz vor Abschluss ihrer wissenschaftlichen Ausbildung und ältere Fachleute, die sich mit dem Thema Jugend-Mobilität beschäftigt haben. Gefragt wurde nach der hauptsächlichen Verkehrsmittelnutzung, den Kriterien für die Verkehrsmittelwahl, den Hauptgründen für das Zu-Fuß-Gehen und danach, was Jugendliche und junge Erwachsene zu mehr Gehen motivieren würde.
80 % der befragten jungen Leute gaben dabei an, häufig öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, 70 % häufig zu Fuß unterwegs zu sein und 35 % Fahrrad zu fahren. In der Stadt- und Verkehrsplanung muss es also darauf ankommen, diese Generation durch Infrastrukturmaßnahmen und Angebote auch zukünftig stärker an den Umweltverbund zu binden, um den günstigen Modal-Split über Generationen hinweg zu stabilisieren und auszubauen.
Bei der Fragestellung nach den Hauptgründen für das Zu Fuß gehen konnten die Ergebnisse in Kernfragen nicht unterschiedlicher sein: So nahmen zum Beispiel 70 % der Fachleute an, dass junge Leute lediglich zu Fuß gehen, weil es ihnen an Alternativen mangele (fehlendes Fahrzeug). Dieser Grund aber war bei den jungen  Leuten mit 20 % der Angaben völlig abgeschlagen, sie entscheiden sich also ganz bewusst und ohne äußerliche Zwänge. So gab die Hälfte der Befragten den Fitness-Aspekt als Grund an, während dies keiner der Fachleute ankreuzte. Fachleute vermuteten, dass die eigene Gesundheit bei jungen Menschen weniger oder überhaupt kein Kriterium für ihre Verkehrsmittelwahl darstelle,  während immerhin 6 von 10 angesprochenen jungen Menschen spontan  „Gesundheit“ und „Bewegung“ angaben. Kriterien, die man möglicherweise eher der älteren Generation zurechnen würde.
Einigkeit herrschte bei allen Befragten darüber, dass junge Menschen vor allem durch Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu mehr Gehen motiviert werden. Die jungen Leute sprachen von „schöneren Städten“, und „mehr Grünanlagen und Parks“. Die älteren Fachleute konkretisierten, dass Aufenthalts- und Bewegungsräume mit Sonnenplätzen, Beschattung durch Bäume und auch wettergeschützte Bereiche ohne Konsumzwang anzubieten sind. Klassische Straßenbänke sind für junge Leute unattraktiv, sie möchten sich gegenüber sitzen und auch verschiedene Höhen und Sitzhaltungen einnehmen können. Bei den Umweltbedingungen stand der Straßenlärm bei jungen Menschen an der Spitze, dieser wurde dagegen von den Fachleuten nicht direkt angesprochen. Von allen Beteiligten wurden die Verminderung des fahrenden und des stehenden motorisierten Verkehrs, die Trennung von Fuß- und Radverkehr sowie geringere Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den Verkehrsteilnehmern gefordert.
Die Befragungs-Ergebnisse und unterschiedlichen Methoden sind als Studie unter www.junge-leute-zu-Fuss.de” einzusehen.

VBK investiert 13 Millionen Euro in neue Bahnmeisterei

Mit dem Bau einer neuen Bahnmeisterei treiben die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) die Modernisierung ihrer Infrastruktur weiter voran. Auf dem Gelände des ehemaligen Brückenbauhofes der Deutschen Bahn AG an der Karlsruher Maybachstraße entsteht in den kommenden Monaten ein moderner Komplex für Werkstätten, Lager und Verwaltungseinheiten für rund 130 Mitarbeiter, die für die betriebssichere Unterhaltung der Straßenbahnanlagen im Stadtgebiet zuständig sind. Die neue Bahnmeisterei soll spätestens Ende März 2018 bezogen werden. Dann wird der bisherige Standort in der Gerwigstraße aufgelöst. Die VBK investieren rund 13 Millionen Euro in den Neu- und Umbau im Stadtteil Killisfeld.

GDL-Flächentarifvertrag

„Jetzt ist es so weit: Mit Abellio sind nun alle wichtigen, großen Eisenbahnverkehrsunternehmen von unserem Flächentarifvertrag erfasst.“ Mit diesen Worten kommentierte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, den Tarifabschluss von Donnerstag. Abellio bekräftigte mit diesem Abschluss die Wertschätzung der Beschäftigten: „Wir wissen, was wir an unseren Mitarbeitern haben. Unser motiviertes und engagiertes Zugpersonal ist unentbehrlich, damit unsere Kunden pünktlich ihr Ziel erreichen“, so der Geschäftsführer der Abellio Rail NRW GmbH Ronald R. F. Lünser.
Das Zugpersonal wird künftig auf dem Niveau des Flächentarifvertrags BuRa-ZugTV entlohnt. Die bisherigen Entgelte werden somit in ein berufsorientiertes Entgeltsystem überführt, was schrittweise zu einem deutlichen Entgeltzuwachs führt. Darüber hinaus werden die Entgelte zum 1. Februar 2017 um 2,5 Prozent und zum 1. Januar 2018 um weitere zwei Prozent erhöht. Auch die Belastung wird deutlich reduziert. So wird die Arbeitszeit zum 1. Januar 2018 von 40 auf 39 Stunden pro Woche gesenkt. Ab Januar 2022 gilt die 38-Stunden-Woche. Außerdem wurden die Schicht- und Ruhezeitregelungen verbessert. Verbesserungen hat die GDL zudem beim Schutz bei gesundheitsbedingter Fahrdienstuntauglichkeit erreicht. Außerdem ist die Abellio-Gruppe den beiden Betreiberwechseltarifverträgen beigetreten. Damit ist ein geordneter Übergang zum neuen Betreiber nach verlorenen Verkehrsleistungen gewährleistet und die Angst um den Arbeitsplatz gehört der Vergangenheit an. Nicht zuletzt werden die Tarifergebnisse durch ein Nachwuchsprogramm für auszubildende Lokomotivführer mit einer vernünftigen Personalplanung untersetzt. „Ein gelungener Tarifabschluss“, stimmten Lünser und Weselsky überein.

Europas größtes Brennstoffzellenbusprojekt gestartet

Am Mittwoch fand in Köln der Kickoff zum bislang größten EU-Gemeinschaftsprojekt im Bereich Brennstoffzellenbusse statt. Im Projekt JIVE sollen ab 2018 rund 140 Fahrzeuge beschafft werden, im Projekt MEHRLIN wird der Bau von sieben Wasserstofftankstellen für Busse gefördert. Die Größenordnung der Projekte soll es europäischen Busherstellern ermöglichen, ihre Produktionskapazitäten zu erhöhen und Skaleneffekte zu erzielen. Diese sind erforderlich, damit Brennstoffzellenbusse mit anderen Nullemissionskonzepten des öffentlichen Verkehrs preislich konkurrieren können. Ebenso wird das Projekt zeigen, dass Wasserstoff-Tankstellen im täglichen Einsatz mit hohen Abnahmemengen wirtschaftlich zu betreiben sind. Dies wird den Betreibern sowie der Industrie wertvolle Informationen liefern und gleichzeitig die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit dieser Anlagen demonstrieren, die für den Einsatz im ÖPNV unabdingbar sind.

ÖPNV im ländlichen Raum

Zur Suche nach zukunftsfähigen Ansätzen für den öffentlichen Nahverkehr im ländlichen Raum richten der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) ein gemeinsames Fachzentrum ein. „Wegen des Rückgangs der Bevölkerung und vor allem der Schülerinnen und Schüler sind im ländlichen Raum klassische ÖPNV Angebote oft nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben“, erläuterte Staatssekretär Mathias Samson vom Hessischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium am Freitag. „Das Fachzentrum „ÖPNV im ländlichen Raum“ wird die Verkehrsverbünde und lokalen Nahverkehrsorganisationen dabei unterstützen, dieser Herausforderung mit neuen Angeboten zu begegnen.“
Das im Frankfurter House of Logistics and Mobility (HOLM) angesiedelte Zentrum soll u.a. technologische Entwicklungen wie Digitalisierung und Autonomes Fahren sowie Erfahrungen mit alternativen Mobilitätsformen auswerten und im ländlichen Raum nutzbar machen. Zur Arbeit des Zentrums gehört auch die konkrete Beratung der Kommunen und lokalen Nahverkehrsorganisationen bei der konkreten Umsetzung vor Ort. Das Zentrum soll seinen Betrieb im Juni 2017 aufnehmen, das Land fördert seine Arbeit mit jährlich 200.000 Euro.

Eisenbahngesellschaften unterstützen die Polizei im Kampf gegen Kriminalität

Polizeipräsident Gerold Mahlmeister vom Polizeipräsidium Oberpfalz unterzeichnete vorgestern für den Freistaat Bayern mit Vertretern aller Eisenbahngesellschaften, die in Bayern Netze betreiben, eine Vereinbarung, die es Fahndungsbeamten im Freistaat Bayern ermöglicht, im Rahmen ihrer Dienstverrichtung auch künftig in Zügen kostenlos mitzufahren.
Neben dem Freistaat Bayern sind der TBNE (Tarifverband der bundeseigenen und nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Deutschland), die agilis GmbH & Co. KG und alle anderen bayerischen Bahnen Vertragspartner. Die neue Rahmenvereinbarung ermöglicht es Polizeibeamten des Bundes und der Länder, im Fahndungseinsatz auf bayerischen Zugstrecken kostenfrei befördert zu werden. Hierfür weisen sich die (zumeist in zivil) eingesetzten Polizisten beim Zugpersonal mit speziellen Ausweisen aus. Eventuelle Missverständnisse können dadurch vermieden werden.

Europäische Busverbände gegen überbordende Bürokratie

Gestern trafen sich in Brüssel auf einer eigens anberaumten Sondersitzung der  International Road Transport Union (IRU) Vertreter vieler europäischer Busverbände. Hauptthema war der Alleingang Österreichs zur EU-Entsenderichtlinie: Das seit 1. Januar 2017 geltende Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz sorgt in der Busbranche für großen Aufruhr angesichts der Fülle von bürokratischer Auflagen, die absolut unpraktikabel sind. Nicht nur, dass dieses Gesetz ohne Vorankündigung und damit ohne jede Vorbereitungsmöglichkeit mitten in der Skisaison, also der Hauptreisezeit, in Kraft getreten ist und die Fahrer im Fahrzeug Unterlagen über die Meldung der Entsendung, die Anmeldung zur Sozialversicherung, die Entlohnung und den Arbeitsvertrag mitführen müssen – es muss auch bei Unterwegskontrollen nachgewiesen werden, dass der Lohn für die Beschäftigung in Österreich tatsächlich ausbezahlt worden ist.
„Hier geht es nicht mehr um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Busfahrern – dieses Gesetz zielt auf die Abschottung des österreichischen Marktes ab“, sagte Christiane Leonard, Vizepräsidentin der IRU-Bussparte.
 Deutschland hat mit dem vor zwei Jahren in Kraft getretenen Mindestlohngesetz (MiLoG) den Anfang der nationalen Alleingänge gemacht und obwohl die EU-Kommission unverzüglich ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hat, sind Frankreich, Italien und nun Österreich diesem Beispiel gefolgt.
„Wenn dies nicht der Anfang vom Ende des funktionierenden europäischen Binnenmarktes sein soll, muss die EU-Kommission schnell handeln“, so Leonard weiter. „Wir brauchen eine EU-einheitliche Lösung, die die spezifischen Gegebenheiten der Bustouristik berücksichtigt.“
 Große Hoffnung setzt die Branche auf die von EU-Verkehrskommissarin Bulc für Ende Mai angekündigten sog. Road Initiatives. Bis dahin sind die EU-Mitgliedstaaten gefordert, keine nationalen Alleingänge zu unternehmen bzw. bereits in Kraft getretene nationale Regelungen auszusetzen. „Anderenfalls steht die europäische Busbranche vor dem Kollaps“, so Leonard.
 „Die europäischen Busverbände werden sich in einer konzertierten Aktion an die EU-Kommission und das EU-Parlament wenden, um auf eine rasche Klärung dieser unhaltbaren Situation zu drängen.“

Hessischer ÖPNV bleibt in öffentlicher Hand

Im Tarifkonflikt des hessischen Busgewerbes hofft Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir auf eine ausgewogene Lösung. „Ich begrüße im Interesse der Kundinnen und Kunden, dass die Schlichtung begonnen hat. Das Ergebnis sollte gut sein für das Personal, aber auch für den ÖPNV, der bezahlbar bleiben muss“, sagte der Minister am Donnerstag im Hessischen Landtag. Al-Wazir verwies auf das Vergabe- und Tariftreuegesetz, mit dem die amtierende Landesregierung erstmals für den hessischen Nahverkehr die Bezahlung nach Tarif vorgegeben hat: „Damit haben wir eine klare Grenze zum Schutz der Beschäftigten gegen Lohndumping gezogen.“ 
 Al-Wazir lobte die mittelständischen Busunternehmen in Hessen, die ihrem Personal mit Wertschätzung begegneten und gerade abseits der Ballungsräume den Busverkehr gewährleisteten: „Dabei zeigt sich auch, dass mit kreativen Ideen neue Arbeitsplätze entstehen können.“
Der ÖPNV bleibe dabei überall in Hessen in öffentlicher Hand, sagte der Minister: „Alle Ausschreibungen für den ÖPNV werden durch die von den Kommunen getragenen Verkehrsverbünde und lokalen Nahverkehrsorganisationen durchgeführt. Direktvergaben an kommunale Eigenbetriebe sind möglich und werden praktiziert. Durch regionale und stadt- bzw. kreisweite Nahverkehrspläne werden demokratisch legitimierte Standards hinsichtlich der Qualität festgelegt. Die Bündelung ertragsstarker und -schwacher Linien verhindert jede „Rosinenpickerei“ von Großkonzernen.“
Auf dieser Grundlage habe sich die Qualität des ÖPNV überall in Hessen in den vergangenen Jahren verbessert, sagte Al-Wazir: „Die Ausführung ist deutlich effizienter geworden, und gleichzeitig wird Lohndumping vermieden.“

Für Köln im Einsatz

Wissen Sie eigentlich, was nachts auf den Gleisen passiert? Wenn die Züge Pause haben und nur noch Straßenlaternen Licht spenden, legen in Köln ganz besondere Trupps los. Während der kurzen ÖPNV-Betriebspausen ziehen Baumannschaften ins Feld, erneuern Infrastruktur, setzten Gleise instand oder säubern Pumpen und Kanalsysteme. Um die Baumannschaften zu unterstützen und den Bahnbau zu flexibilisieren, hat die Stadt Köln nun ein neues Transportsystem angeschafft. Welche Fahrzeuge dazugehören und was das System alles kann, lesen Sie in der aktuellen Nahverkehrs-praxis.
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Knorr-Bremse gemeinsam mit CAF in Großbritannien erfolgreich

Der spanische Schienenfahrzeughersteller CAF (Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles) exportiert derzeit Fahrzeuge im Wert von über 1 Mrd. Euro nach Großbritannien. An Aufträgen von drei Gesellschaften und Betreibern ist Knorr-Bremse mit Brems-, Einstiegs- und Klimasystemen beteiligt.
Konkret stammen die Aufträge von den britischen Eisenbahngesellschaften und Betreibern Arriva Rail North, TransPennine Express sowie Caledonian Sleeper. Insgesamt bestellten sie 110 Diesel- und Elektrotriebzüge aus der CIVITY-Familie von CAF sowie 141 Passagier-und Nachtreisezugwagen. Die Aufträge umfassen die Lieferung von Brems- und Einstiegssystemen sowie die Klimasysteme für verschiedene Passagier- und Fahrerkabinen.