Innovative Frauen aus der Bahnbranche

Innovative Frauen aus der Bahnbranche können sich ab sofort wieder um den Clara Jaschke Preis der Allianz pro Schiene bewerben. Seit 2018 zeichnet das Verkehrsbündnis Frauen aus, die mit ihrem Erfindergeist Mobilität neu und nachhaltig denken und die Verkehrswende vorantreiben. Bewerbungsfrist ist der 30. Juni 2023. Bereits zum sechsten Mal sucht die Allianz pro Schiene nach erfinderischen Eisenbahnerinnen. Startschuss für die Bewerbung ist traditionell der Weltfrauentag am 8. März.

„Wir wollen mit dem Clara Jaschke Preis die Leistungen von Frauen aus der Bahnbranche ins Schaufenster stellen, denn Frauen machen einen großen Unterschied“, sagt der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. „Es ist toll zu sehen, dass die Eisenbahn immer weiblicher wird. Inzwischen gibt es im Personen- und Güterverkehr mehr Frauen in Leitungspositionen als Männer – das ist ein ermutigendes Zeichen, und wir wollen mit unserer Auszeichnung dazu beitragen, dass die herausragenden Leistungen von Frauen in der Branche noch sichtbarer werden und noch mehr Frauen für die Branche begeistern“, sagt Flege.

Frühere Preisträgerinnen entwickelten beispielsweise eine effiziente Auslastungsmessung per Lichtschranke, Kühlsysteme für den Transport sensibler Güter, Fehlermeldungserfassungen für die effektivere Reparatur von Zügen oder eine stationäre Wasserstofftankstelle für Züge. Zuletzt wurde Dr. Katrin Fischer mit dem Clara Jaschke Preis ausgezeichnet. Die Bauingenieurin aus Stuttgart hat eine digitale Plattform entwickelt, auf der Bauabfälle von Bahnbaustellen zur Weiterverwertung angeboten werden – statt sie für viel Geld zu entsorgen.
Mitmachen können alle im Schienensektor tätigen Frauen. Kolleginnen und Kollegen können innovative Frauen aus ihrem Unternehmen vorschlagen. Natürlich kann sich jede Mitarbeiterin auch selbst bewerben.
Der Preis erinnert an die 1848 in Schlesien geborene Clara Jaschke, eine Pionierin und Vorkämpferin für Frauen bei der Bahn. Als eine der ersten Eisenbahnerinnen in Deutschland setzte sie sich für Frauenrechte ein. Zusammen mit ihren wenigen Kolleginnen erreichte sie mit einer erfolgreichen Petition im Preußischen Abgeordnetenhaus im Jahr 1898, dass auch Frauen in der Schienenbranche eine reguläre Anstellung als Beamtin erlangen konnten. Ihr Durchsetzungsvermögen ebnete den Weg für Frauen bei der Eisenbahn.


Quelle: Allianz pro Schiene e.V.

Auch heute Streik in Ostdeutschland

Verdi und andere Gewerkschaften weiten in dieser Woche ihren Arbeitskampf für den öffentlichen Dienst aus. In verschiedenen Kommunen werden unterschiedliche Bereiche bestreikt – Nahverkehr, Kitas, Kliniken und Behörden. Schwerpunkt ist Sachsen, aber auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es Aktionen.
Am Mittwoch sollen in Dresden Straßenbahnen und Busse stillstehen. Außerdem gibt es bis Mittwoch weiter massive Einschränkungen bei der Regionalbus Leipzig GmbH und Nordsachsen mobil. Hier wird bereits seit Montag gestreikt. Es geht dabei um andere Tarifverhandlungen, Verdi fordert hier nach eigenen Angaben 350 Euro Gehalt mehr im Monat. Bereits am Dienstag war es in Sachsen zu Warnstreiks gekommen. So wurde in Chemnitz der öffentliche Nahverkehr flächendeckend bestreikt.
 Die Gewerkschaft Verdi fordert für die bundesweit 2,5 Millionen Angestellten von Bund und Ländern 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Dabei wird sie von der GEW unterstützt.
Die Arbeitgeber lehnen die Forderungen unter Verweis auf die schwierige finanzielle Lage als unrealistisch ab. Sie hatten fünf Prozent mehr Lohn und eine Einmalzahlung in Höhe von 2.500 Euro bei 27 Monaten Laufzeit angeboten. Die dritte und entscheidende Verhandlungsrunde beginnt am 27. März 2023.

Quelle: mdr.de

Siemens Mobility investiert in neues Werk für Züge in North Carolina

Siemens Mobility will 220 Millionen USD in den Bau einer modernen Fertigungsanlage für Züge in Lexington, North Carolina, investieren, um seine Fertigungskapazitäten zu erweitern. Mit mehr als 500 neuen Arbeitsplätzen wird das Werk einer der größten Arbeitgeber vor Ort sein. Mit der Erhöhung seiner Fertigungskapazitäten und der Herstellung eines der innovativsten und nachhaltigsten Personenzüge auf dem nordamerikanischen Markt reagiert Siemens Mobility auf die wachsende Nachfrage beim Personenschienenverkehr im Land.
Der rund 80 Hektar große Standort wird nicht nur ein Werk zur Herstellung von Personenzugwaggons sowie eine moderne Anlage für Wartung und Instandsetzung für Lokomotiven und Personenwaggons beinhalten, sondern bietet auch genügend Platz für eine künftige Erweiterung. Mit dem Produktionsbeginn 2024 werden dort einige der auch in Sacramento vorhandenen, fortschrittlichen Technologien wie Roboterschweißanlagen, 3D-Druck oder virtuelle Schweißkurse zu finden sein. Von Anfang an wird die Fabrik klimaneutral sein und somit einen wichtigen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen von Siemens Mobility leisten.

Quelle: Siemens Mobility

MAN mit Umsatzplus im Jahr 2022

Der Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus konnte im Geschäftsjahr 2022 trotz eines sechswöchigen Produktionsstopps im 1. Halbjahr als Folge des Ukrainekrieges und daraus folgenden Lieferengpässen einen leicht über Vorjahr liegenden Umsatz von 11,3 Mrd € (10,9 Mrd €) erzielen. Sinkende Neufahrzeugabsätze konnten durch einen verbesserten Markt- und Produktmix, eine bessere Preisdurchsetzung bei Neu- und Gebrauchtfahrzeugen sowie ein deutlich gestiegenes Service-Geschäft ausgeglichen werden. Das bereinigte Operative Ergebnis belief sich auf 139 Mio €.

„In einem wirklich turbulenten Geschäftsjahr, das von zahlreichen Herausforderungen wie beispielsweise der Corona-Pandemie, dem Ukrainekrieg und gesamtwirtschaftlichen Verwerfungen wie einer hohen Inflation geprägt war, ist es uns dank größter Anstrengungen und strenger Kostendisziplin gelungen, auf einer bereinigten Basis einen Operativen Gewinn zu erwirtschaften. Dies ist dem großartigen Einsatz der gesamten Mannschaft zu verdanken. Daher gehen wir mit großer Zuversicht in das neue Geschäftsjahr, in dem wir unsere schon 2021 begonnene Restrukturierung weitgehend abschließen wollen”, erklärte Inka Koljonen, Vorständin für Finanzen, IT und Recht der MAN Truck & Bus SE.

Die Bereinigungen des Operativen Ergebnisses von MAN beinhalteten Restrukturierungsaufwendungen für die laufende Neuaufstellung des Unternehmens von 13 Mio € (696 Mio €). Zusätzlich fielen Belastungen in direktem Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine von 130 Mio € an. Darin sind Aufwendungen im Zusammenhang mit der Veräußerung der russischen Vertriebsgesellschaft von 92 Mio € enthalten.

Quelle: MAN Truck & Bus

Jedes zweite Unternehmen schränkt Fahrplan ein

Im Nachgang der 1. VDV-Fachkräftekonferenz in Berlin liegt nun die finale Gesamtauswertung der großen VDV-Branchenumfrage Personal 2023 vor – in der jedes zweite Unternehmen angibt, 2022 aus personellen Gründen den Fahrbetrieb zumindest zeitweilig eingeschränkt zu haben: „Die Fahrpläne wurden ausgedünnt und manche Linie gestrichen. Das tut natürlich weh. Das hatte 2022 auch mit außergewöhnlichen Krankheitswellen zu tun. Die tiefere Ursache ist jedoch, dass die Personaldecke infolge des demografischen Wandels immer kürzer wird. Um gegenzusteuern bereiten die Verkehrsunternehmen gezielte Maßnahmen vor oder setzen diese bereits um. Doch auch der Gesetzgeber ist in Bezug auf Führerscheinprüfungen, Mindestalter und Fachkräften aus dem Ausland gefordert“, erklärt Harald Kraus, Vorsitzender des VDV-Personalausschusses und stellvertretender Vorsitzender der VDV-Akademie. An der VDV-Personalumfrage 2023 hat die Rekordzahl von 182 Verkehrsunternehmen aus dem öffentlichen Personen- und dem Schienengüterverkehr teilgenommen.
Die Verkehrsunternehmen gestalten den Wandel laut Branchenverband aktiv und schnüren ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um den Herausforderungen zu begegnen. Gleichzeitig gebe es ermunternde Entwicklungen, etwa bei den gestiegenen Einstellungszahlen, der Anzahl der Bewerbungen oder der Wahrnehmung der Branche. „Viel ist in diesen Tagen von der spielverändernden Wirkung des Deutschland-Tickets die Rede. Zu wenig sprechen wir noch vom Gamestopper Personalmangel: Wir sind uns einig, dass die Arbeitskräftesituation darüber entscheiden wird, ob unser Land die Klimaschutzziele im Verkehrssektor wird erreichen können. 2030 wird man wehmütig auf die noch vergleichsweise entspannten anfänglichen 2020er Jahre zurückblicken. Vom Riesen-Eisberg, auf den wir zusteuern, sehen wir bislang nur die Spitze“, so Kraus. Nach Angaben des VDV gehen in der gesamten Branche rund 80.000 Beschäftigte („Baby Boomer“) bis 2030 altersbedingt in den Ruhestand – und die Bus- und Bahnunternehmen haben einen besonders hohen Boomer-Anteil, da die Branche über Jahre hinweg wegen politischer Sparvorgaben kaum Nachwuchs einstellen konnte.

Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)

Schaeffler Gruppe mit solidem Ergebnis für 2022

Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler hat heute seine Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2022 veröffentlicht. Im Berichtszeitraum lag der Umsatz der Schaeffler Gruppe bei 15,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 13,9 Milliarden Euro). Währungsbereinigt stieg der Umsatz um 9,4 Prozent und übertraf damit die Prognose. Das Jahr war geprägt von einem deutlichen Umsatzwachstum, das größtenteils auf einen Volumenanstieg in den Sparten Automotive Technologies und Industrial zurückzuführen war. Zusätzlich wirkten sich positive Verkaufspreiseffekte in allen drei Sparten auf die Umsatzentwicklung aus, da gestiegene Beschaffungskosten zunehmend in den Markt weitergegeben werden konnten.
Die Schaeffler Gruppe erzielte 2022 ein Ergebnis vor Finanzergebnis und Ertragsteuern (EBIT) in Höhe von 974 Millionen Euro (Vorjahr: 1.220 Millionen Euro), das mit Sondereffekten in Höhe von 72 Millionen Euro belastet war. Das EBIT vor Sondereffekten lag bei 1.046 Millionen Euro (Vorjahr: 1.222 Millionen Euro). Dies entspricht einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von 6,6 Prozent (Vorjahr: 8,8 Prozent), welche trotz eines herausfordernden Umfelds am oberen Ende der Prognose lag. Maßgeblich für den Rückgang der EBIT-Marge vor Sondereffekten waren im Wesentlichen gestiegene Material- und Energiepreise, Verwerfungen in den globalen Lieferketten sowie markt- und umfeldbedingte Ineffizienzen.
Das den Anteilseignern des Mutterunternehmens zurechenbare Konzernergebnis betrug im Berichtszeitraum 557 Millionen Euro nach 756 Millionen Euro im Vorjahr. Das Ergebnis je Vorzugsaktie lag bei 0,84 Euro (Vorjahr: 1,14 Euro).
Auf dieser Basis schlagen der Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung die Zahlung einer Dividende in Höhe von 45 Cent je Vorzugsaktie (Vorjahr: 50 Cent) vor. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von rund 48 Prozent (Vorjahr: rund 44 Prozent) bezogen auf das den Anteilseignern zuzurechnende Konzernergebnis vor Sondereffekten in Höhe von 610 Millionen Euro (Vorjahr: 748 Millionen Euro).

Quelle: Schaeffler AG

Kein verkehrspolitischer Gestaltungsanspruch?

Die Allianz pro Schiene wirft Bundesverkehrsminister Volker Wissing vor, ein „fatalistischer Minister ohne verkehrspolitischen Gestaltungsanspruch“ zu sein. Der Vorsitzende des gemeinnützigen Verkehrsbündnisses, Martin Burkert, sagte am Montag in Berlin: „Prognosen sind keine Fakten. Wer sich als Minister hinter Prognosen versteckt, um den überfälligen Wandel in der Verkehrspolitik auszusitzen, hat ein problematisches Berufsverständnis.“
Wissing hatte vergangenen Freitag eine von seinem Ministerium beauftragte Verkehrsprognose für das Jahr 2051 als Begründung für seine aktuellen Pläne zum Bau weiterer Autobahnen herangezogen. Er richte seine Verkehrspolitik an „tatsächlichen Begebenheiten“ aus und betreibe „faktenbasierte Politik“, so der FDP-Minister mit Verweis auf die „Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose“.
Als „ungeheuerlich“ bezeichnete Burkert die Aussage Wissings, er orientiere sich im Güterverkehr nicht „an politischem Wunschdenken“. Burkert: „Das ist eine nicht hinnehmbare Absage an das in der Koalitionsvereinbarung verankerte Ziel, den Marktanteil der Güterbahnen zu steigern. Die vom Bundesverkehrsminister ins Feld geführte Studie enthält als Randbedingungen keinerlei Verkehrswendemaßnahmen und geht von einem sinkenden Marktanteil der Güterbahnen im Vergleich zu heute aus. Das interpretiert der Verkehrsminister offensichtlich als Einladung zum Nichtstun.“
In dieses Bild des „uninspirierten Weiter-So im Hause Wissing“ passt für das Allianz pro Schiene-Vorstandsmitglied Hans Leister auch die Aussage des Verkehrsstaatssekretärs Michael Theurer, der Deutschlandtakt werde erst „in den nächsten 50 Jahren als Jahrhundertprojekt“ umgesetzt. „Wissings Amtsvorgänger Scheuer hat noch suggeriert, der Deutschlandtakt komme bis 2030 und nun heißt es: in 50 Jahren“, kritisierte Leister, der auch Co-Vorsitzender einer gemeinsam mit dem Ministerium gebildeten Deutschlandtakt-Arbeitsgruppe ist. „Die 181 aus dem Deutschlandtakt abgeleiteten Infrastrukturmaßnahmen müssen so schnell wie möglich umgesetzt werden, bis Mitte der 2030er Jahre, und nicht erst bis 2070“, forderte Leister. Wie das schneller als bislang gehen kann, habe die Beschleunigungskommission Schiene aufgezeigt. „Aber auch diese Empfehlungen sind im Bundesverkehrsministerium seit Monaten in der Warteschleife.
„Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege forderte von Wissing „endlich belastbare Deutschlandtakt-Fakten“. Wenn der Deutschlandtakt bei dem „Bummeltempo der Regierung“ nicht mehr in diesem Jahrzehnt in Gänze umzusetzen sei, dann müsse der Minister sagen, bis wann der Deutschlandtakt komme und auch „einen verbindlichen Etappen-Umsetzungsplan“ vorlegen. Diese Etappen mit konkreten Verbesserungen für die Kunden und zusätzlichen Infrastrukturkapazitäten „müssen vom Parlament beschlossen und mit Geld hinterlegt werden“.Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)

Quelle: Allianz pro Schiene e.V.

Weitere Kritik am Minister (VDV)

Weitere Kritik am Minister (DUH, ADFC)

Stillstand statt Fortschritt bei der Verkehrswende

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) kritisiert die am Freitag veröffentlichte Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose des Bundesverkehrsministeriums als Zementierung einer rückwärtsgewandten Verkehrspolitik. VDV-Präsident Ingo Wortmann: „Was wir hier erleben ist das Gegenteil von fortschrittlicher und die Zukunft gestaltender Verkehrspolitik. Anstatt mit entsprechenden Maßnahmen die nötigen Rahmenbedingungen für mehr klimafreundlichen Güter- und Personenverkehr auf der Schiene zu verbessern, lehnt man sich zurück und tut so als wäre das alles unveränderbar. Aber das Gegenteil ist der Fall:  Es ist die Aufgabe des Bundesverkehrsministers, die Verkehrspolitik in diesem Land aktiv zu gestalten um den Verkehrssektor für die Erreichung der Klimaschutzziele entsprechend aufzustellen. Und nicht den Status Quo zu zementieren und zu verwalten. Wenn die Prognose zu der Erkenntnis kommt, dass die Ziele der Verkehrswende in Gefahr sind nicht erreicht zu werden, dann muss man entsprechend stärker gegensteuern. Wir müssen als Gesellschaft die Klimaziele auch im Verkehrssektor erreichen, dazu braucht es mehr Gestaltungswillen und weniger Trendprognosen!“

Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)

Das Zukunftsbild von EvoBus

Die Geschäftsführung von Daimler Buses und der Gesamtbetriebsrat der EvoBus GmbH haben ein Zukunftsbild zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und der deutschen Standorte vereinbart. So wird das Unternehmen verschiedene strukturelle Änderungen umsetzen, um die jährlichen Kosten in Deutschland dauerhaft zu reduzieren. Unter anderem wird der Bus-Rohbau für die Werke Ligny-en-Barrois, Mannheim und Neu-Ulm ab dem Jahr 2028 vollständig am Standort Holýšov in Tschechien erbracht. Im Gegenzug konnte der Gesamtbetriebsrat die Verlängerung der bestehenden Zukunftssicherung für die Beschäftigten der EvoBus GmbH in Deutschland von aktuell 2024 bis Ende 2033 erreichen. Damit sind betriebsbedingte Kündigungen in diesem Zeitraum ausgeschlossen. Außerdem investiert Daimler Buses bis Ende des Jahrzehnts rund 150 Millionen Euro in die beiden deutschen Standorte.

Till Oberwörder, CEO Daimler Buses: „Wir haben gemeinsam mit dem Betriebsrat in intensiven Gesprächen ein Zukunftsbild vereinbart, das unsere langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen soll. Damit schaffen wir für unsere Produktionsstandorte in Mannheim und Neu-Ulm eine langfristige Perspektive. Wir sind und bleiben der einzige Hersteller, der weiterhin in Deutschland Stadt- und Reisebusse fertigt.“

„Wir haben eine klare Roadmap für Fahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb definiert. Es gibt jedoch viele neue Wettbewerber, die E-Busse anbieten. Diese verschärfte Marktsituation führt dazu, dass wir uns in der Produktion kostenseitig besser aufstellen müssen. Das betrifft insbesondere unsere deutschen Werke. Wir wollen unseren Kunden auch weiterhin die besten Produkte zu attraktiven Konditionen anbieten – und das Zukunftsbild macht genau dies möglich“, so Oberwörder weiter.

Bruno Buschbacher, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der zu Daimler Buses gehörenden EvoBus GmbH: „Mit dem Zukunftsbild für EvoBus haben wir in Summe ein tragfähiges Ergebnis erreicht. Beide Seiten mussten sich in den Verhandlungen bewegen. Wir sichern die Traditionsstandorte Mannheim und Neu-Ulm langfristig ab und geben den Kolleginnen und Kollegen eine verlässliche Zukunftsperspektive. Beide Standorte haben nun eine führende Rolle bei der Entwicklung und Produktion künftiger Produkte. Ein solches Ergebnis war nur möglich, weil die Kolleginnen und Kollegen über beide Standorte hinweg geschlossen und solidarisch für ihre Interessen eingetreten sind.“

„Wir als Gesamtbetriebsrat von EvoBus müssen die Verlagerung des Rohbaus ins Ausland akzeptieren, weil das Unternehmen nur so die notwendige Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen kann. Eine Blockade hätte für EvoBus in den kommenden Jahren nur noch mehr Unsicherheit gebracht und letztlich ein Sterben auf Raten bedeutet. Wir bedauern diesen Schritt, müssen aber der Realität ins Auge sehen. Nun ist es die Aufgabe des Managements, die notwendigen Investitionen an den deutschen Standorten zu tätigen, für die vereinbarte Ersatzbeschäftigung zu sorgen und EvoBus in eine erfolgreiche Zukunft zu führen“, sagt Buschbacher.

Ausbau der Flexibilität im europäischen Produktionsverbund

Als Bestandteil des Zukunftsbilds wird Daimler Buses die Zusammenarbeit im europäischen Produktionsverbund ausbauen. So werden zukünftig in Abhängigkeit der Auftragslage Fahrzeugstückzahlen flexibel verteilt. Für die beiden Standorte Mannheim und Neu-Ulm ist die Mindestgröße der Stammbelegschaft in der Produktion auf jeweils 1.500 festgelegt. Eine Deckelung der Produktionsstückzahlen wird es in Deutschland nicht geben. Damit haben die Werke Mannheim und Neu-Ulm die Chance, an künftigem Wachstum teilzuhaben.

Mannheim und Neu-Ulm: Kompetenzzentren im Produktionsverbund

Alle neuen Mercedes-Benz Stadt- und Setra Reisebusse für den europäischen Markt werden zukünftig in den Daimler Buses Werken Mannheim und Neu-Ulm entwickelt und anlaufen. Dabei wird Mannheim das Kompetenzzentrum für E-Stadtbusse und sich ab 2024 vollständig auf die Produktion von elektrisch angetriebenen Stadtbussen fokussieren. Zusätzlich steigt das Werk stärker in die Komponentenfertigung ein. Neu-Ulm bleibt das Kompetenzzentrum für Reisebusse und wird weiterhin als einziger Standort Setra Reisebusse fertigen. Ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts sollen in Neu-Ulm auch elektrisch angetriebene Überlandbusse und ab Ende der Dekade Reisebusse mit batterieelektrischem sowie wasserstoffbasiertem Brennstoffzellenantrieb vom Band laufen.

Elektrisch angetriebene Modelle für das gesamte Portfolio

Daimler Buses will bis zum Jahr 2030 in jedem Segment lokal CO2-neutrale Modelle auf der Basis von Batterien oder Wasserstoff anbieten. Der Fokus liegt zunächst auf den Kernmärkten Europa und Lateinamerika. Bis 2039 sollen im Kernmarkt Europa nur noch lokal CO2-neutrale Neufahrzeuge vertrieben werden. Im Stadtbus-Segment soll dies bereits ab dem Jahr 2030 in Europa der Fall sein. Auf dem Weg zur weltweiten Elektrifizierung der Personenbeförderung plant Daimler Buses ab Mitte der Dekade den ersten vollelektrischen Überlandbus auf den Markt zu bringen. Ab Ende dieses Jahrzehnts sollen Reisebusse mit batterieelektrischen und wasserstoffbasierten Antrieben folgen. Daimler Buses setzt analog der Doppelstrategie des Mutterkonzerns Daimler Truck ebenso auf beide Technologien – denn nur so können maßgeschneiderte Zero-Emission-Lösungen für die vielfältigen Bedürfnisse der Kunden angeboten werden.

Quelle: Daimler Buses

EU-Initiative für MDMS sachgerecht ausgestalten

Suche und Kauf von Fahrkarten für Reisen, bei denen verschiedene Verkehrsmittel kombiniert werden, sind in der EU noch schwierig. Deshalb muss der anstehende Vorschlag für multimodale digitale Mobilitätsdienste (MDMS) den Schienenpersonennah- und -fernverkehr integrieren, um eine nahtlose multimodale Reisekette zu ermöglichen. Nur so lassen sich die CO2-Reduktionsziele des EU Green Deal erreichen.
Umso erstaunlicher ist es, dass der am wenigsten nachhaltige Verkehrsträger – der Luftverkehr – nicht nur beteiligt ist, sondern die Agenda vorantreibt. Und nicht nur das: Die ersten multimodalen Produkte dienen in erster Linie den Wohlhabenden. Die MDMS müssen daher dringend auf eine nachhaltige und gerechte Mobilität ausgerichtet werden.
Letzte Woche feierten sich die Deutsche Bahn AG (DB) und die Deutsche Lufthansa AG für ihr „Lufthansa Express Rail“-Konzept, bei dem Züge von DB-Fernverkehr Passagiere zu den Flughäfen der Lufthansa in Deutschland bringen. Ähnliche Vereinbarungen gibt es auch anderswo in Europa. Es drängt sich der Eindruck auf, dass solche Rail&Fly-Kooperationen teilweise bewusst als „die“ Lösung für gelungene Multimodalität dargestellt werden.
Das macht aber wenig Sinn, denn:

• Erstens ist es das Ziel der EU-Verkehrspolitik, Reisende zu ermutigen, auf längeren Strecken den umweltfreundlichen Zug zu wählen. Stattdessen den Umstieg auf das Flugzeug zu erleichtern, erweist dem Klimaschutz einen Bärendienst.

• Zweitens ist es zwar begrüßenswert, wenn Passagiere für Interkontinentalflüge den Zug zum Flughafen nehmen (anstatt eines Zubringerflugs), aber das hilft nur einer kleinen Gruppe von Menschen – den Weltreisenden – und nicht dem Großteil der europäischen Gesellschaft.

• Drittens ergeben sich bei Kooperationen von Staatsbahnen und alteingesessenen Fluggesellschaften oftmals nur hochpreisige Tarife. Solche Produkte sind also nicht für alle Menschen gedacht.

Die Verbände ALLRAIL und mofair fordern daher eine dringende Neuausrichtung der gesamten MDMS-Initiative. Oberste Priorität sollte die Haus-zu-Haus-Beförderung im grenzüberschreitenden Verkehr innerhalb der EU haben, wobei die Schiene das Rückgrat für längere Fahrten sein muss.
Multimodalität muss attraktiv und erschwinglich werden und sich an den durchschnittlichen EU-Bürger – „die Masse“ – richten, damit ein großer Teil der europäischen Gesellschaft von der vorgeblichen Bequemlichkeit des Privat-PKW weg und hin zu nachhaltigen öffentlichen Verkehrsmitteln am Boden gelockt wird.

Quelle: mofair