Siemens und ÖBB digitalisieren das österreichische Schienennetz

Siemens Mobility und die ÖBB (österreichische Bundesbahnen) digitalisieren das österreichische Schienennetz, um die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs weiter zu erhöhen. Auch in Österreich erlebt die Bahn gerade wie in ganz Europa eine Renaissance und hat einen Fahrgastboom zu stemmen. Ziel der ÖBB ist es dabei, die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems Bahn in Österreich bis 2040 zu verdoppeln. Diesem Ziel ist man nun ein Stück nähergekommen: Auf der 57 km langen Strecke zwischen Linz und Vöcklabruck wurde jetzt mit dem digitalen Zugsicherungssystems ETCS (European Train Control System) die modernste Technologie für den Bahnbetrieb implementiert. Das System kontrolliert Abstände, die Fahrtrichtung und die Geschwindigkeit der Züge in Echtzeit. So ist es möglich, auf dem Streckenabschnitt mehr Züge, Personen- wie Güterverkehr, zuverlässiger, pünktlicher und sicherer fahren zu lassen.

Siemens Mobility und ÖBB-Infrastruktur AG haben eine langfristige Zusammenarbeit in Form eines Rahmenvertrags, basierend auf einer europaweiten Ausschreibung, und in Form der erfolgreichen Inbetriebnahme eines ersten Streckenabschnitts präsentiert. Er regelt den Ausbau des hochrangigen Schienennetzes in Österreich mit dem Zugbeeinflussungssystem ETCS Level 2, die Einrichtung sogenannter ETCS-Streckenzentralen (Radio Block Centre, RBC), die künftig redundant ausgelegt werden sowie die Instandhaltung und Servicierung dieser Einrichtungen. Im Zuge des weiteren Rollouts sind bis 2038 insgesamt 21 ETCS-Streckenzentralen geplant, mit denen das hochrangige Streckennetz Österreichs ausfallsicher abgedeckt wird.

Bereits Anfang des Monats startete ETCS Level 2 auf den Streckenabschnitten Linz–Wels–Vöcklabruck bzw. Wels–Haiding als erste Inbetriebnahme auf Basis des neuen Rahmenvertrags. Die zugehörige ETCS-Streckenzentrale für diesen Abschnitt befindet sich in Wien. Züge auf diesem Abschnitt werden in Linz digital überwacht.

Bei ETCS Level 2 werden Daten von der ETCS-Streckenzentrale (Radio Block Center, RBC) per GSM-R-Zugfunk an den Zug übertragen. Datenbalisen im Gleis werden dazu verwendet, um die Position des Zuges zu bestimmen und unveränderliche Streckendaten weiterzuleiten. Das zugehörige Stellwerk überträgt die Gleisfreimeldung und andere Informationen an das RBC. Dieses generiert dann die Fahrgenehmigung und sendet sie an das Fahrzeug. Hierdurch erhöht sich der Streckendurchsatz erheblich. Das Fahren „mit elektronischer Sicht“ durch mehrere Streckenblöcke ermöglicht kurze Taktungen bei maximaler Geschwindigkeit.

ETCS bildet damit die Grundlage für das autonome Fahren bei optimaler Geschwindigkeit. Diese Vorteile wirken bereits auf den mit ETCS ausgerüsteten Bahnstrecken, etwa Wien-Breclav, Wien–St. Pölten oder Kufstein–Brenner. Das System wird laufend ausgeweitet – Ziel ist es, alle österreichischen Hochleistungsstrecken und Hauptverbindungen mit dem modernen ETCS Level 2 auszurüsten. Schon bis 2026 investiert die ÖBB-Infrastruktur AG dafür 200 Millionen Euro in das Zugsicherungssystem. Insgesamt sind im Rahmenplan unter dem Titel ETCS und Zugbeeinflussung rund 900 Millionen Euro vorgesehen.

Quelle: Siemens Mobility

BEG erstellt Potenzialprognose zur Fuchstalbahn

Bayerns Verkehrsminister und BEG-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Bernreiter hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) damit beauftragt, das Fahrgastpotenzial auf der Fuchstalbahn zwischen Landsberg am Lech und Schongau zu untersuchen. Die beiden Strecken-Anrainerlandkreise Landsberg am Lech und Weilheim-Schongau hatten zuvor die erforderlichen Kreistagsbeschlüsse für eine Reaktivierung unter Anerkennung der Voraussetzungskriterien des Freistaats Bayern gefasst und dem bayerischen Verkehrsminister mitgeteilt. Dies ist in bayerischen Reaktivierungsprozessen die zwingende Voraussetzung, bevor die BEG eine Potenzialprognose durchführt.

„Wir werden jetzt mit Hilfe eines bayernweit einheitlichen Verfahrens feststellen, ob eine ausreichende Nachfrage vorhanden ist. Dabei werden wir die beiden Landkreise Landsberg am Lech und Weilheim-Schongau eng einbinden. Ich rechne damit, dass die Ergebnisse im Sommer 2024 vorliegen werden.“

BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs

„Eine Reaktivierung würde zur Verringerung von Treibhausgasemissionen und zum Klimaschutz beitragen. Zudem ist die Fuchstalbahn kein lokales Thema der Gemeinden entlang der Strecke, sondern wichtig für die Anbindung des Mittelzentrums Schongau/Peiting an den Fernverkehr. Die Fahrgäste erhalten dadurch einen deutlich verbesserten Anschluss an Kaufering oder Augsburg.“

Andrea Jochner-Weiß, Landrätin des Landkreises Weilheim-Schongau

Die BEG untersucht nun, wie viele Fahrgäste auf der Fuchstalbahn bei einer SPNV-Reaktivierung mit einem stündlichen Angebot zu erwarten wären. Nur wenn die prognostizierte Nachfrage pro Werktag mindestens 1.000 Reisendenkilometer pro Kilometer Strecke beträgt, käme eine Wiederaufnahme des regulären Personenbetriebs gemäß der bayerischen Reaktivierungskriterien in Betracht.

Die bayernweit einheitlichen Kriterien für Reaktivierungsverfahren lauten:

  1. Eine Prognose, die vom Freistaat Bayern anerkannt wird, ergibt, dass eine Nachfrage von mehr als 1.000 Reisenden pro Werktag zu erwarten ist (1.000 Reisenden-Kilometer pro Kilometer betriebener Strecke). Dieser Wert drückt die durchschnittliche Auslastung der Bahnstrecke auf ihrer gesamten Länge aus.
  2. Die Infrastruktur wird ohne Zuschuss des Freistaats in einen Zustand versetzt, der einen attraktiven Zugverkehr ermöglicht.
  3. Ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist bereit, die Strecke und die Stationen dauerhaft zu betreiben und berechnet hierfür Infrastrukturkosten, die das Niveau vergleichbarer Infrastruktur der Deutschen Bahn nicht übersteigen.
  4. Die ÖPNV-Aufgabenträger, also die Landkreise, verpflichten sich vertraglich, ein mit dem Freistaat Bayern abgestimmtes Buskonzept im Bereich der Reaktivierungsstrecke umzusetzen.

Auf der 29 Kilometer langen Fuchstalbahn zwischen Landsberg am Lech und Schongau endete der öffentlich finanzierte Personenverkehr im Jahr 1984. Aktuell fahren regelmäßig Güterzüge auf der Fuchstalbahn sowie vereinzelte Personenzüge im Rahmen von Sonderfahrten.

Quelle: BEG

Deutsche Umwelthilfe fordert „Klimanotfallprogramm“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert die Bundesregierung auf, das Klimaschutzprogramm sofort massiv und klimazielkonform nachzubessern. Der Expertenrat der Bundesregierung für Klimafragen hat bestätigt, dass das Programm vollkommen unzureichend und gesetzeswidrig ist. Der zeitgleich veröffentlichte Projektionsbericht des Umweltbundesamts prognostiziert eine massive Verfehlung der Klimaziele in allen künftigen Jahren. Angesichts dieser Ergebnisse fordert die DUH ein „Klimanotfallprogramm“.

„Das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung ist das Gegenteil von verantwortungsvoller Politik. Wir fordern deshalb vor allem für den Verkehrssektor ein Klimanotfallprogramm. Die Ampel-Koalition bricht mit dem Pseudo-Klimaschutzprogramm deutsches Recht und versucht zugleich, das gesetzlich vorgeschriebene Sofortprogramm für den Verkehrssektor zu unterschlagen und das Klimaschutzgesetz massiv zu schwächen. Wir werden vor Gericht wirksamen Klimaschutz im Verkehrssektor durchsetzen: Tempo 100 auf Autobahnen, 80 außerorts, 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts, den Abbau klimaschädlicher Subventionen, den Ausbau klimafreundlicher Mobilität.“

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch

„Ihr eigener Expertenrat und der aktuelle Projektionsbericht des Umweltbundesamts bescheinigen der Bundesregierung die Verfehlung der Klimaziele um hunderte Millionen Tonnen CO2. Wir fordern im Gebäudesektor einen sofort wirksamen Einbaustopp für Öl- und Gasheizungen und ein Notfall-Sanierungsprogramm für jahrzehntelang vernachlässigte öffentliche Gebäudebestände. Sofort umsetzbare Maßnahmen wie etwa ein Abrissmoratorium können zudem jährlich mehr als eine Million Tonnen CO2 einsparen.“

DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz

Quelle: DUH

Erster VMS-Akkuzug besucht Chemnitz

In Chemnitz konnte am 21.08.2023 ein topmoderner Akkuzug vom Typ Coradia Continental BEMU besichtigt werden, wie er ab 2024 im Liniendienst zwischen Chemnitz und Leipzig zum Einsatz kommt. Der mehrstündige Halt des Zuges erfolgte im Rahmen von Testfahrten für das Zulassungsverfahren.

BEMU steht für Battery Electric Multiple Unit (deutsch: Akkuzug). Er lädt seine an Bord befindlichen Akkumulatoren während des Halts am Bahnhof über Ladestationen auf und kann so auf nicht-elektrifizierten Bahnstrecken elektrisch fahren. Diese Technologie wird erstmals im getakteten Schienenpersonennahverkehr in den neuen Bundesländern auf die Schiene kommen. Elf dieser Bahnen kommen ab 2024 als RE 6 zwischen Chemnitz und Leipzig zum Einsatz. Die Reichweite beträgt bis zu 120 Kilometer, die Nachladung erfolgt jeweils in Chemnitz und Leipzig. Die Bahnen sind sogenannte Dreiteiler und werden in der Regel in Doppeltraktion mit insgesamt 300 Sitzplätzen verkehren. Sie verfügen über Rollstuhlplätze, Fahrradstellplätze, behindertengerechte WC, Steckdosen und Tische. Sie unterscheiden sich von den bereits auf elektrifizierten Strecken im Einsatz befindlichen Coradia Continental (RE 3 Dresden – Chemnitz – Hof, RB 30 Dresden – Zwickau und RB 45 Chemnitz – Elsterwerda) für den Kunden nur durch die Akkus auf dem Dach.

Elf dieser Fahrzeuge beschafft die VMS GmbH, die Vermietung erfolgt an das Verkehrsunternehmen Mitteldeutsche Regiobahn – Transdev. Finanziert werden die Fahrzeuge vom VMS und dem Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL). Beschaffung und Finanzierung erfolgen in lokaler Eigenverantwortung. Der Auftragswert beträgt rund 70 Mio. Euro.

Die Bahnverbindung Chemnitz – Leipzig ist ausbaubedürftig. Große Teile sind eingleisig, es fehlen Kreuzungsbahnhöfe, die Strecke ist nicht elektrifiziert. Zurzeit verkehren dort diesellokbespannte Reisezugwagen noch aus DDR-Produktion. Gleichzeitig ist die Bahnstrecke die mit Abstand wichtigste überregionale Anbindung von Chemnitz an den Fernverkehr in Leipzig. Ausbau und Elektrifizierung sind in Planung. Allein im Monat Juni 2023 nutzten nach Angaben des Verkehrsunternehmens Transdev 200 000 Fahrgäste die Linie.

Die Region Chemnitz ist im Jahr 2025 Europas Kulturhauptstadt. Die Erwartungshaltung in der Bevölkerung, der den Bewerbungs- und Umsetzungsprozess der Kulturhauptstadt begleitenden Fachjury und der Besucher ist entsprechend hoch, qualitativ hochwertige und zeitgemäße Bahnverbindungen anbieten zu können. Dies ist mit der Ablösung der lokbespannten Wagen durch Akkuzüge der Fall.

In Tagesrandlagen sollen die Akkuzüge auch als RB 80 nach Annaberg-Buchholz verkehren. Für die Nachladung dort wurde durch ein Konsortium eine 50Hz-Nachladestation entwickelt und aufgestellt.

Quelle: Transdev Mitteldeutschland GmbH

Digitale Landestochter für Mobilitätsdaten geht an den Start

Um die Digitalisierung im Verkehrssektor im Sinne der Bürger zu beschleunigen, bringt das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNV) eine eigene IT-Tochter für Mobilitätsdaten an den Start. Der Koalitionsvertrag hatte diese Gründung festgeschrieben. Das neue Unternehmen heißt “NRW.Mobidrom GmbH”.

Schon ab dem kommenden Jahr sollen Bürger in Nordrhein-Westfalen im Verkehrsbereich von der Unternehmensgründung und den Vorteilen der Digitalisierung profitieren: In erster Linie geht es um komfortable Reiseketten, beispielsweise eine Reise vom Park&Ride-Parkplatz aus, in die S-Bahn umsteigen und dann mit dem Leihroller weiter bis zum Ziel in einer anderen Stadt. Reisende und Pendler sollen durch neue Online-Services unterstützt werden, auch beim täglichen Wechsel zwischen Verkehrsträgern. Für die Menschen bedeutet die freie Verfügbarkeit von Mobilitätsdaten gleichzeitig mehr Transparenz und eine einfache verkehrsträgerübergreifende Planung.

“Mit der neuen Gesellschaft wollen wir zusätzliche Ressourcen für die Umsetzung der Mobilitätswende aktivieren und unsere Zusammenarbeit mit Kommunen, Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen weiter vertiefen.”

Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer

Um bestehende Angebote und Datenquellen besser zu vernetzen, wird eine eigene Datenplattform im Mobidrom aufgesetzt. Dadurch können auch Drittanbieter, etwa Verkehrsunternehmen oder Kommunen, diese Daten in ihre eigenen Apps für die Endkunden einfließen lassen. Ziel ist es, eine möglichst breite Datenverfügbarkeit und -qualität zu erreichen.

“Wir machen Mobilitätsdaten für alle einfach nutzbar. Das hat viel Potenzial. Dabei bereiten wir die Daten so auf, dass unterschiedlichste Apps und Dienste besser auf diese Daten zugreifen können. Hiervon profitieren Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen, Wissenschaft und die Mobilitätswirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Durch die zentrale Bereitstellung steigt der gesellschaftliche Nutzen unserer Daten.”

Dr. Jochen Harding, Geschäftsführer der NRW.Mobidrom GmbH

Die Aufgabenstellung der NRW.Mobidrom GmbH ist breit gefasst: Neben den Echtzeitdaten stehen auch statische Daten im Fokus der Gesellschaft. Beispiele sind einerseits Live-Informationen des ÖPNV, von Sharing-Fahrzeugen oder NRW-Straßen und Autobahnen. Auch Fahrpläne, aktuelle Sperrungen auf Autobahnen oder künftige Baustellen sind bei der Planung von Reisen, großen Veranstaltungen oder auch Bauvorhaben wichtig. Für Reisende, Pendler oder auch das Transportgewerbe sind das wichtige Informationen, um solide zu planen. Daten in hoher Qualität sind aber nicht nur NRW-weit von Bedeutung, sondern auch bundesweit oder im angrenzenden Nachbarland.

Quelle: Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen

Ab 24. August keine E-Scooter mehr in den U-Bahnen

Ab dem 24. August 2023 dürfen keine E-Scooter („Tretroller“ mit E-Antrieb) mehr in der Hamburger U-Bahn mitgenommen werden. Mit dieser Entscheidung reagiert die Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) auf international dokumentierte Fälle, in denen es zu Bränden von Akkus an E-Scootern mit starker Rauchentwicklung gekommen ist. Zur Bewertung dieser Einzelereignisse hatte die HOCHBAHN ein Gutachten bei der STUVA (Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen) in Auftrag gegeben.

Das Ergebnis für die HOCHBAHN: Unter den spezifischen Bedingungen des Hamburger U-Bahn-Systems mit seinen vielen Tunnelstrecken, relativ engen U-Bahn-Fahrzeugen und den abgegrenzten Waggons (DT4) ist das Risiko zu hoch, dass Fahrgäste durch eine mögliche Rauchentwicklung gesundheitliche Schäden davontragen. Bis es eindeutige Sicherheitsstandards gibt, ist die Mitnahme von E-Scootern deshalb untersagt. Die Fahrgäste werden unter anderem durch Piktogramme an den Haltestellenzugängen über diese neue Regelung informiert.

Hintergrund: Unter anderem in Barcelona und London wurden Fälle beobachtet und dokumentiert, in denen sich E-Scooter selbst entzündeten. Die Folge war eine enorme Rauchentwicklung und die Freisetzung gesundheitsgefährdender Schadstoffe. Sowohl Barcelona als auch London haben mittlerweile die Mitnahme von E-Scootern verboten. Nach Informationen der HOCHBAHN arbeiten die zuständigen Stellen gemeinsam mit den Herstellern derzeit an einer entsprechenden DIN-Norm. Wann diese Regelung in Kraft tritt, ist nicht bekannt.

Pedelecs und E-Rollstühle verfügen bereits über entsprechende Sicherheitsstandards und sind deshalb nicht von dem Verbot betroffen. Auch nicht betroffen sind die Aufsitz-Elektromobile (Elektroscooter), die häufig von mobilitätseingeschränkten Personen genutzt werden.

Quelle: Hamburger Hochbahn AG

Gehsteige und Warteflächen bei Fußgängerampeln brauchen mehr Schatten

An Hitzetagen liegen viele Gehsteige in der prallen Sonne, ebenso die Warteflächen bei Fußgängerampeln. Hitze ist eine große Gesundheitsbelastung, insbesondere für chronisch Kranke und ältere Menschen. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass Senioren überdurchschnittlich viele Alltagswege zu Fuß erledigen. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, damit es auf den Gehsteigen und bei Fußgängerampeln mehr Schatten gibt.

Die Hitzewelle hält diese Woche in Österreich an. “Asphalt kann sich in der Sonne auf 60 Grad und mehr erhitzen. Wenn Gehsteige in der prallen Sonne liegen, werden sie regelrecht zu einer Hitzehölle und der Fußweg zur Qual. Hier braucht es zum Schutz der Fußgängerinnen und Fußgänger verstärkte Maßnahmen”, betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Umso mehr als ältere Menschen, für die Hitze eine stärkere Gesundheitsbelastung ist als für Jüngere, überdurchschnittlich viele Alltagswege zu Fuß gehen. So zeigte sich bei der letzten österreichweiten Mobilitätserhebung, dass Senioren rund 26 Prozent ihrer Alltagswege zu Fuß zurücklegten, während die 15- bis 64-Jährigen nur auf 15 Prozent ihrer Wege die Füße als Verkehrsmittel nutzten. 

In den kommenden Jahren nimmt aber nicht nur die Zahl der Hitzetage zu, sondern auch die Anzahl älterer Menschen, wie die Bevölkerungsprognose der Statistik Austria zeigt. Im Jahr 2030 werden in Österreich mit rund 2,16 Millionen um 400.000 Menschen mehr der Generation 65 Plus angehören als heute, im Jahr 2035 mit 2,42 Millionen um rund 650.000 mehr, macht der VCÖ aufmerksam. “Eine der wirksamsten Maßnahmen gegen Hitze sind Bäume. Sie wirken wie eine natürliche Klimaanlage und verbessern das Mikroklima. Sie benötigen aber auch Zeit zum Wachsen. Je früher in den Städten und Gemeinden entlang der Gehsteige und im öffentlichen Raum insgesamt Bäume gepflanzt werden, um so wirksamer schützen sie in der Zukunft”, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest.

Bei Hitze sind zudem lange Rotphasen bei Fußgängerampeln noch belastender, wenn der Wartebereich in der prallen Sonne liegt. Auch hier ist die Belastung für ältere Menschen und chronisch Kranke besonders groß. Umso wichtiger ist es, die Wartezeiten bei Fußgängerampeln zu verkürzen. Seit vergangenem Herbst ist auch explizit in der Straßenverkehrsordnung (StVO) verankert, dass bei Ampelschaltungen auf die “Bedürfnisse der Fußgängerinnen und Fußgänger, nach kurzer Wartezeit queren zu können” Bedacht zu nehmen ist, erinnert der VCÖ. Zudem ist dort, wo es möglich ist, bei den Warteflächen für mehr Schatten zu sorgen.

Quelle: VCÖ

Autonome Mobilität: Hohe Akzeptanz für selbstfahrende Züge und Co.

Die Akzeptanz der Deutschen für autonome Mobilität ist hoch. Eine breite Mehrheit kann sich vorstellen, ein autonomes Transportmittel zu nutzen. Beschleunigen, Lenken, Bremsen oder Steuern erfolgen dann vollautomatisch. So sagen jeweils drei Viertel (74 Prozent), dass sie eine selbstfahrende U- oder S-Bahn beziehungsweise ein autonomes Taxi nutzen würden. Für 73 Prozent kommt die Mitfahrt in einem fahrerlosen Bus infrage. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) wäre bereit, einen autonomen PKW zu nutzen, 45 Prozent würden an Bord eines autonomen Schiffes gehen und knapp ein Drittel (30 Prozent) würde gar in ein selbstfliegendes Flugzeug steigen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren.

„Die Technologie hat enorme Fortschritte erzielt. In San Francisco gehören autonome Taxis heute bereits zum Straßenbild, in Deutschland fahren autonome U-Bahnen. Die Bereitschaft ist groß, autonome Verkehrsmittel zu nutzen.“

Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst

Dass die Technologie in ihrer Region zeitnah zum Einsatz kommt, bezweifeln dennoch viele. Zwar gibt es seit dem 1. Juli 2022 in Deutschland einen rechtlichen Rahmen, der es erlaubt, autonome Mini-Busse oder Taxis auf die Straßen zu schicken. Dennoch glauben 40 Prozent, dass es in ihrer Region autonome Mobilitätsdienste als Teil des ÖPNV auch in über 10 Jahren nicht geben wird. 35 Prozent sagen, es könnte in spätestens 10 Jahren, 15 Prozent in spätestens 5 Jahren so weit sein. Nur 5 Prozent glauben, dass sie bereits in zwei Jahren autonome Mobilitätsdienste nutzen können.

Wintergerst: „Was den rechtlichen Rahmen für autonomes Fahren betrifft, ist Deutschland in Europa Vorreiter. Jetzt muss es darum gehen, dieses Recht in der Praxis anzuwenden und die Angebote auf die Straße zu bekommen. Wichtig ist, länderübergreifende und einheitliche Verfahren für die Genehmigung beim vernetzten und autonomen Fahren zu schaffen.“

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Fragestellungen lauteten: „Können Sie sich vorstellen, grundsätzlich eines der folgenden autonomen Fahrzeuge zu nutzen?“ und „Wann glauben Sie werden autonome Mobilitätsdienste Teil des regulären öffentlichen Personennahverkehrs in Ihrer Region sein?“

Quelle: Bitkom

100 Tage Deutschlandticket: Einfach ist anders

Vor 100 Tagen startete das lang erwartete Deutschlandticket. Um zu prüfen, wie das neue Angebot umgesetzt und angenommen wird, hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) Verbraucher aufgerufen, ihre Erfahrungen zu schildern. Bei den bisher mehr als 350 Rückmeldungen offenbarten sich dabei eine Reihe von Problemen. Zudem wurde die Ausgestaltung als digitales Ticket mit Abo-Zwang kritisiert. Der vzbv fordert, dass der Bestell- und Kündigungsprozess vereinfacht und das Ticket grundsätzlich stärker an Verbraucherbedürfnissen ausgerichtet wird.

Von Mai bis Juli erreichten den vzbv über 350 Rückmeldungen zum Verbraucheraufruf. Beim Großteil der eingegangenen Meldungen (76 Prozent) wurde das Deutschlandticket erstmalig bestellt. Probleme mit dem Deutschlandticket sind unterschiedlich: Mitunter brach der Bestellprozess einfach ab und nach wiederholtem Buchungsversuch wurden am Ende ungewollt mehrere Deutschlandtickets gekauft. In anderen Fällen ist das bestellte Online-Ticket nicht in der entsprechenden App aufgetaucht.

Gut ein Fünftel (22 Prozent) der bisher eingegangenen Verbrauchermeldungen beziehen sich auf Fälle, bei denen ein bestehendes Nahverkehrs-Abo auf das Deutschlandticket umgestellt wurde. Doch auch der Umstellungsprozess verlief nicht immer reibungslos: Chipkarten kamen nicht rechtzeitig an oder die neuen Deutschlandtickets waren bei Fahrkartenkontrollen nicht lesbar.

Ein weiteres Problem: Nicht alle Verbraucher können ein Deutschlandticket erwerben. In einem Fall wurde einer Person aufgrund einer früheren Privatinsolvenz der Kauf des Tickets verwehrt. Grund war der schlechte SCHUFA-Score. Weil das Ticket nur im Abo erhältlich ist, verlangen einige Anbieter vorab einen Bonitätscheck. Ebenfalls vom Kauf ausgeschlossen wurde eine Person, die kein Bankkonto hatte. Eine Person mit Wohnsitz im Ausland berichtet, dass ohne deutsche Wohnanschrift oder deutsches Konto der Erwerb bei mehreren Anbietern nicht möglich war.

In mehr als der Hälfte der eingegangenen Erfahrungsberichte (54 Prozent) hatten Kunden bereits versucht, das Deutschlandticket wieder zu kündigen. Auch hier wurde mehrfach von Problemen berichtet: So sind Kündigungsbuttons nicht aufzufinden oder funktionieren nicht. In einem Fall wurde gemeldet, dass für die Kündigung eine separate Registrierung durchgeführt werden muss. Zudem beklagen die Nutzer, dass Anbieter bei Problemen nicht oder nur sehr schwer erreichbar seien. Anrufe bei Kundenhotlines gingen ins Leere und auf E-Mails werde nicht geantwortet.

Wiederholt äußerten Verbraucher in ihren Erfahrungsberichten Kritik an den starren Fristen für Bestellung und Kündigung. Stattdessen würden sich Kunden beispielsweise ein Ticket wünschen, das nach Kauf einmalig 30 Tage gültig ist. Kritisiert wird auch, dass bei einigen Anbietern ausschließlich Smartphone- beziehungsweise Online-Tickets erworben werden können.

Für die Auswertung griff der vzbv auf Rückmeldungen aus einem Verbraucheraufruf zu den Erfahrungen mit dem Deutschlandticket zurück. Die Rückmeldungen erfolgten über ein Online-Formular auf der Webseite der Verbraucherzentralen. Hier gab es zwischen dem 18. Mai 2023 und dem 18. Juli 2023 insgesamt 357 Meldungen von Verbrauchern. Die im Text zitierten Prozentwerte stellen ausschließlich die Verteilung der eingegangenen Meldungen dar. Rückschlüsse auf die Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung sind daraus nicht ableitbar.

Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Externes Fahrdienstpersonal für Tramersatz nach Brückensperrung

Ende Juni 2023 hat die SBB den Tramverkehr über die Margarethenbrücke aus Sicherheitsgründen untersagt. Seither ist eine relevante Achse für die Basler VerkehrsBetriebe (BVB) gesperrt. Es musste deshalb ein Tramersatz mit Bussen eingerichtet werden. Für die Erbringung dieser Fahrleistung beauftragt die BVB nun ab 14. August 2023 bis Ende des Jahres eine externe Firma.

Wegen einer Lastbeschränkung von 3,5 Tonnen können aus Sicherheitsgründen seit Ende Juni 2023 keine Trams mehr über die Margarethenbrücke fahren. Aufgrund dieser außerordentlichen Maßnahme mussten die Tramlinien 2 und 16 umgeleitet sowie ein Tramersatz mit Bussen eingerichtet werden. Diesen ungeplanten Schienenersatzverkehr konnte die BVB kurzfristig mit eigenen Personalressourcen bewerkstelligen.

Um diese außerordentliche Lage über einen längeren Zeitraum bewältigen zu können, nimmt die BVB nun externes Fahrdienstpersonal in Anspruch: Die Firma MZ Dienstleistungs AG stellt ab 14. August 2023 befristet bis 31. Dezember 2023 bis zu zwölf Bus-Chauffeusen und -Chauffeure. Dieses externe Fahrdienstpersonal wird nur auf der Tramersatzstrecke zwischen den Haltestellen Heiliggeistkirche und Binningen Kronenplatz im Einsatz sein. Die BVB geht davon aus, dass die SBB für die daraus entstehenden Kosten aufkommen wird. Entsprechende Gespräche sind in Gang.

Die BVB schult das externe Fahrdienstpersonal im Vorfeld auf eigenen Gelenkbussen. Außerdem werden die externen Bus-Chauffeusen und -Chauffeure mit entsprechender BVB-Oberbekleidung ausgestattet. Die MZ Dienstleistungs AG stellt bereits seit 16 Jahren ihre Dienstleistungen diversen Transportunternehmen zur Verfügung.

Quelle: BVB