Gemeinsamer Aktionstag von ver.di und Fridays for Future

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Klimaaktivisten von Fridays for Future (FFF) kritisieren die Arbeitsbedingungen in der Branche, die Orientierungslosigkeit der Arbeitgeber und der Politik und rufen zu einem gemeinsamen Verkehrswendeaktionstag am 3. März dieses Jahres auf. Sie fordern dauerhaft mehr Geld für Konsolidierung und Ausbau des Nahverkehrs. Der Freitag ist gleichzeitig der globale Klimastreiktag der Fridays for Future-Bewegung.

ver.di und Fridays for Future wollen den gemeinsamen Aktionstag nutzen, um auf die Bedeutung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Kampf gegen den Klimawandel aufmerksam zu machen.

„Ohne eine echte Mobilitätswende werden wir den Klimawandel nicht in den Griff bekommen“, erklärt die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle, die im ver.di-Bundesvorstand unter anderem für die Beschäftigten im ÖPNV zuständig ist. „Seit 2019 sprechen Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister von Bund und Ländern von einer Verdoppelung des ÖPNV bis 2030. Doch nach Jahren der Diskussion gibt es noch nicht einmal eine Idee, woher das Geld für diesen Ausbau kommen soll, geschweige denn eine Ausbaustrategie“, kritisiert Behle.

Inzwischen stehe nicht nur der Ausbau des ÖPNV in Frage, sondern auch der Erhalt des Status quo. Der aktuelle Personalmangel habe im vergangenen Jahr in der ganzen Republik zu Einschränkungen im ÖPNV geführt, vom spontanem Ausfall von Fahrten bis hin zum planmäßigen Ausdünnen des Fahrplans. Grund ist, so Behle, die Kombination aus niedrigen Löhnen und die hohen Belastungen in der Branche: „Viele Beschäftigte kehren dem ÖPNV den Rücken, weil sie woanders für dasselbe Geld eine leichtere Arbeit finden – mit weniger Stress und verlässlicheren Arbeitszeiten. Und die Zahl der Neueinsteiger, die nach kurzer Zeit wieder gehen, ist so hoch wie nie.“

In einer bundesweiten ver.di-Umfrage unter Betriebs- und Personalräten aus 52 Unternehmen hatte die Hälfte im Herbst letzten Jahres einen betrieblichen Krankenstand von 12,5 Prozent oder mehr angegeben. In einzelnen Fällen waren 20 Prozent der Beschäftigten krankgemeldet, im Fahrdienst sogar noch mehr. Die dauerhafte Unterbesetzung setzt die verbliebenen Beschäftigten noch mehr unter Druck.

Seit Jahren weise ver.di darauf hin, dass zehntausende Arbeitnehmer im Nahverkehr in den Ruhestand gehen – beinahe die Hälfte der Beschäftigten der Branche müsse im Laufe des Jahrzehnts demographiebedingt ersetzt werden. Allein im vergangenen halben Jahr habe der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ein halbes Dutzend Mal „in die Mottenkiste gegriffen“, um Löcher zu stopfen: Arbeitszeitverlängerung, Lebensarbeitszeitverlängerung, Einsetzen von Rentnern als Fahrer oder die Senkung von Kosten für den Busführerschein.

Der Aktionstag richtet sich deshalb sowohl an die Arbeitgeber als auch an die Politik und die Öffentlichkeit. „Damit die Emissionen im Verkehrssektor endlich sinken, brauchen wir eine Verkehrswende hin zum ÖPNV. Mitten in der Klimakrise schlägt Verkehrsminister Volker Wissing vor, den Autobahnausbau zu fördern. Stattdessen brauchen wir massive Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr“, fordert Paula Woltering von Fridays for Future. „Wenn Strecken und Taktung ausgebaut und Ticketpreise bezahlbar sind, steigen Menschen gern auf Bus und Bahn um.“

Deshalb würden jetzt in über 30 Städten Klimaaktivistinnen und -aktivisten gemeinsam mit Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern Aktionen am 3. März planen, dem Tag des Globalen Klimastreiks von Fridays for Future.

Quelle: ver.di

Bessere Mobilität auf dem Land durch flexible Kleinbusangebote

Per App buchbare Sammelfahrten mit Kleinbussen können das Mobilitätsangebot verbessern und die Abhängigkeit vom privaten Auto verringern. Vor allem in ländlichen Regionen bieten sie die Möglichkeit, dünne Angebote des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) zu ergänzen. In einem Leitfaden erklärt der Thinktank Agora Verkehrswende, unter welchen Bedingungen sogenannte Linienbedarfsverkehre sinnvoll sind und wie sie erfolgreich ins öffentliche Verkehrssystem integriert werden können. Die Publikation entstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Landkreistag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).

Insbesondere in dünn besiedelten Gebieten fahren klassische Bus- und Bahnlinien seltener und das Haltestellennetz ist begrenzt. Bedarfsverkehre bieten auf Bestellung (on demand) individuelle Abfahrtszeiten auch an zusätzlichen, virtuell festgelegten Haltepunkten. Das könne laut Agora die Lebensqualität insbesondere von Menschen ohne Zugang zu einem Pkw erhöhen.

Für einen erfolgreichen und effizienten Einsatz von Linienbedarfsverkehren empfiehlt Agora Verkehrswende, diese im Zusammenspiel mit den festen Linien und Fahrplänen des konventionellen ÖPNV zu planen und zu betreiben. Die Autoren empfehlen, Linienbedarfsverkehre in bestehende Tarif-, Ticket- und Informationssysteme zu integrieren. Mit der Verteilung der Haltepunkte und der zulässigen Länge der Umwege kann sichergestellt werden, dass Reisezeiten ähnlich oder kürzer sind als im konventionellen ÖPNV. Außerdem sollten die zurückgelegten Kilometer ökologisch und wirtschaftlich ins Verhältnis zu den erbrachten Fahrgastwegen gesetzt werden. Wenn die Kleinbusse als Zubringer zum konventionellen ÖPNV dienen, sollte das Erreichen der Anschlüsse Vorrang haben.

Für eine möglichst große Verlagerung der Wege weg vom Auto empfiehlt Agora Verkehrswende außerdem neben Verbesserungen des ÖPNV den Abbau von Privilegien bei der Pkw-Nutzung.

Laut dem ÖV-Atlas von Agora Verkehrswende ist die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland schlecht oder gar nicht mit Bus und Bahn versorgt. Je geringer die Besiedlungsdichte, desto schwerer ist die Bündelung des Personenverkehrs entlang fester Linien und Haltestellen. On-demand-Verkehre könnten die erste und die letzte Meile abdecken und den ÖPNV von morgens bis abends überall fußläufig erreichbar machen.

Seit der jüngsten Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) von August 2021 haben Kommunen durch den im Gesetz neu geschaffenen „Linienbedarfsverkehr“ verbesserte rechtliche Möglichkeiten, die flexiblen Kleinbusse als Bestandteil des ÖPNV einzuführen.

Die Publikation mit dem Titel „Mobilitätsoffensive für das Land. Wie Kommunen mit flexiblen Kleinbussen den ÖPNV von morgen gestalten können“ steht kostenlos zum Download zur Verfügung. Die Veröffentlichung ist im Rahmen des Projekts „Bedarfsverkehr im ländlichen Raum“ entstanden. Ausführender Projektpartner ist die PTV Transport Consult GmbH.

Quelle: Agora Verkehrswende

Vierte Ausgabe der BSN-Fahrzeugempfehlungen veröffentlicht

Der Bundesverband SchienenNahverkehr (BSN) hat die mittlerweile vierte Ausgabe der „Empfehlungen für Anforderungen an Fahrzeuge in Vergabeverfahren“ veröffentlicht. In dieser Fassung wird ein besonderer Fokus auf die verstärkte Berücksichtigung von Aspekten zur Verwirklichung der Verkehrswende und dem Schutz des Klimas gelegt.

Denn um die politisch gewünschte Verdoppelung der Verkehrsleistung bis 2030 zu ermöglichen, ist unter anderem mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Fahrzeuge notwendig. Der Innenraum muss sich gemäß des Kapazitätsbedarfs (Erhöhung der Anzahl von Sitz- oder Stehplätzen) variieren lassen. Unterstützend werben die Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs für eine Vergrößerung der zulässigen Wagenbreiten. Auch die baureihen- und herstellerübergreifende Kuppelfähigkeit von Fahrzeugen stellt eine wichtige Voraussetzung dar, um die Kapazitäten im Schienenpersonennahverkehr zu steigern und ist daher seit vielen Jahren eine Forderung der Aufgabenträger an die Hersteller.

In die neue Ausgabe wurden auch vollständig neue Themen aufgenommen. So werden in einem Kapitel zur Antriebstechnik Hinweise zur Vorplanung bei der Auswahl der Antriebsart gegeben. Diese zielen insbesondere darauf ab, die optimale alternative Antriebsart (Batterie und/oder Wasserstoffbrennzelle) für solche Strecken zu ermitteln, auf denen kurz- oder mittelfristig keine Elektrifizierung möglich ist.

Um die Anforderungen und Wünsche der Reisenden noch stärker zu berücksichtigen, werden in den Fahrzeugempfehlungen eine Vielzahl von Qualitätskriterien mit einbezogen. Zu nennen sind dabei insbesondere die Barrierefreiheit, der WLAN- und Funkempfang in den Fahrzeugen, die Fahrgastinformation und das Entertainment, die Aufenthaltsqualität sowie die Mitnahmemöglichkeit für Kinderwagen, Gepäck und Fahrräder.

Damit die Fahrzeugempfehlungen entsprechend der schnellen technischen Entwicklungen und der zunehmenden Digitalisierung stets aktuell bleiben, werden sie künftig kontinuierlich überarbeitet und online verfügbar sein.

Quelle: BSN

Ausbau fixer Scooter-Abstellflächen in ganz Wien

Mit einer kompletten Neu-Regelung sorgt die Stadt Wien dafür, dass das Scooter-Chaos auf den Gehsteigen bald ein Ende hat und das klimafreundliche Sharing-Angebot attraktiver gemacht wird – vor allem dort, wo es wirklich gebraucht wird. Aktuell werden via Ausschreibung vier neue E-Scooter-Anbieter gesucht, die strenge Anforderungen der Stadt erfüllen müssen. Zentral bei der Neuregelung ist die Bestimmung, dass es künftig fixe Abstellflächen für Scooter gibt, das Abstellen auf Gehsteigen ist nicht mehr gestattet. Diese fixen Abstellflächen werden nun massiv ausgebaut.

Leih-E-Scooter dürfen künftig nur noch auf fixen Abstellflächen bzw. – wenn keine solche Station in der Nähe ist – platzsparend in der Parkspur abgestellt werden. Alle fixen Abstellflächen werden durch farbige Bodenmarkierungen klar ausgewiesen, pro Abstellfläche finden 8 – 10 Scooter Platz. Zahlreiche Abstellflächen werden zusätzlich mit Fahrradbügeln versehen. Bis Ende April wird die Anzahl der gekennzeichneten Abstellflächen auf über 130 anwachsen und bis Jahresende werden es 200 sein. Im nächsten Jahr wird weiter ausgebaut, geplant sind für 2024 rund 100 weitere Abstellflächen. Die Abstellflächen werden vor allem an “Hotspots“, wie etwa Öffi-Knotenpunkten, errichtet. Die Scooter müssen von den Betreibern dann so eingestellt sein, dass das Beenden der Miete im Umkreis von 100 Metern nur auf einer markierten Abstellfläche möglich ist. Die neuen Regelungen werden voraussichtlich ab Mai gelten.

Rund um Krankenhausanstalten, auf Marktgebieten oder anderen „Hotspots“, bei denen es verstärkt zu Missständen kommt, müssen von den Betreiber in ihren Betriebs-Apps Sperrzonen eingerichtet werden. In diesen wird es technisch unmöglich sein, mit Scootern zu fahren oder diese dort abzustellen. In Fußgängerzonen, Wohnstraßen und Begegnungszonen kommt es zu einer automatischen Temporeduktion.

In Bezirken, in denen es bisher oft ein Überangebot an Leih-E-Scootern gab, wird die Scooter-Anzahl durch Vergabe fixer Höchstzahlen reguliert. In Gebieten, in denen das Angebot oft nicht ausreichend ist, soll es zu Verbesserungen kommen. Auch eine bessere technische Ausrüstung der Roller mit Blinker, unabhängig voneinander wirkenden Bremsvorrichtungen, akustischen Warnzeichen und stabilen Ständern müssen von den Anbietern erfüllt werden. Ein „digitales Dashboard“ erlaubt künftig eine Kontrolle in Echtzeit und die Ermittlung von Regelverstößen zu jeder Zeit – auch rückwirkend.

Quelle: Stadt Wien

hvv Any kommt – Ein Ticket, das mitdenkt

Ab sofort steht die intelligente Ticketfunktion allen Kunden im hvv als App zur Verfügung. Für Gelegenheitsfahrende wird die Nutzung von Bus und Bahn damit noch einfacher: Einmalig die hvv Any-App herunterladen und anmelden; ab dann nur noch einchecken, einsteigen, losfahren.

Mit der Ticketfunktion hvv Any checken Fahrgäste beim jeweiligen Fahrtantritt in der App einfach und schnell mit einem Wisch über den Button „Fahrt beginnen“ ein. Ab dann erfolgt die Erfassung aller Umstiege und auch das Auschecken bei Verlassen des Verkehrsmittels bzw. der Haltestelle automatisch. Aber auch der selbstständige Check-Out ist entsprechend des Wunsches vieler Teilnehmender der Beta-Phase möglich. Am Ende des Tages wird das günstigste Ticket für alle Fahrten des Vortages abgerechnet. Damit entfällt die Suche nach dem richtigen Tarif und der korrekten Fahrkarte.

Entwickelt und umgesetzt wurde hvv Any von der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) in Zusammenarbeit mit und für den hvv. Die Partner sind davon überzeugt, dass eine vereinfachte Ticketfunktion auch mit der Einführung des Deutschlandtickets relevant bleibt. Gerade für Menschen, die Bus und Bahn bislang nur gelegentlich nutzen, bedeutet hvv Any einen enormen Komfortgewinn. Gleichwohl soll in den kommenden Monaten weiterhin genau beobachtet werden, wie sich das Nutzungsverhalten entwickelt und welches Feedback Kunden der App geben. Bestätigt sich die Einschätzung, wird hvv Any als Standardfunktion in die hvv switch App integriert.

hvv Any kann für alle Fahrten im hvv-Netz mit drei Bundesländern, sieben Kreisen und knapp 30 Verkehrsunternehmen genutzt werden. Dazu gehören neben allen Bussen und U- und S-Bahnen, den Zügen von DB Regio, Metronom, Nordbahn und AKN auch die Fähren der HADAG. Im neu zum hvv gehörenden Kreis Steinburg wird das Angebot in Kürze nachgezogen. Die Anwendung steht ab heute im App Store sowie Google Play Store zur Verfügung.

Quelle: HOCHBAHN

Mit einem Wisch zum Ticket in ganz Österreich

Die ÖBB vereinfachen den Kauf von Öffi-Tickets für ganz Österreich mit dem neuen Angebot „SimplyGo!“ in der ÖBB App am Handy. Mit der neuen, integrierten Funktion SimplyGo! wischen Kunden vor Start und nach Beendigung der Fahrt mit Bahn, Bus, Straßenbahn oder U-Bahn in der ÖBB App über den Bildschirm und bekommen das an diesem Tag günstigste Ticket für ihre Strecke verrechnet – und dies in ganz Österreich.  

SimplyGo! erkennt die gefahrenen Strecken zwischen Orten innerhalb Österreichs durch GPS-Tracking und ermittelt jeweils am Folgetag den passenden Öffi-Tarif dafür.

„So flexibel und spontan haben sich Kund:innen noch nie im öffentlichen Verkehr fortbewegen können. Im Nachhinein sucht SimplyGo! das beste Angebot aus den verfügbaren Standard-, Einzel-, Tages- und 24-Tickets, die im ÖBB Ticketshop gekauft werden können. Mit der Möglichkeit, die ÖBB Vorteilscard und Verkehrsverbund-Jahreskarten zu hinterlegen, werden Ermäßigungen automatisch erfasst – das lästige Suchen nach dem richtigen Ticket oder der Stadtgrenze fällt in Zukunft weg.“

Sabine Stock, Vorständin ÖBB-Personenverkehr AG

SimplyGo! ist ab sofort mit dem neuesten Update der ÖBB App verfügbar. Alle Kunden mit ÖBB Kundenkonto können das Feature in der App aktivieren und nutzen. Für die einfachste Art mit Öffis in Österreich zu Reisen reicht die Aktivierung und eine hinterlegte, gültige Kredit- oder Debitkarte. Alle weiteren Informationen zu SimplyGo! können unter folgendem Link abgerufen werden: www.oebb.at/simplygo

Die grafische Oberfläche der ÖBB App hat ein neues Aussehen und somit einen übersichtlicheren und intuitiveren Homescreen bekommen, bei dem unter anderem auch die zuletzt gesuchten Verbindungen besser angezeigt werden können. Die einfachere Menüführung mit der Menüleiste am unteren Bildschirmrand ähnelt vielen gängigen Apps, wie z.B. Facebook oder Instagram. Die Übersicht über aktuelle und vergangene Tickets wurde überarbeitet und verbessert, ebenso die Darstellung des ÖBB Kundenkontos. Auch die Anzeige der ÖBB Vorteilscard und des Handytickets zum Vorweisen beim Kontrollpersonal wurde kundenfreundlicher gestaltet. Mit der neuen userfreundlichen Oberfläche und der neuen Funktion SimplyGo! sind Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nun so einfach wie nie zuvor.

Quelle: ÖBB

Offener Brief: Temporeduktion für Autos in Österreich gefordert

Es gibt gute wissenschaftliche Gründe für eine Temporeduktion auf Österreichs Straßen. Daher haben sich nun Leiter führender Forschungsgruppen aus dem Bereich Verkehrswesen zusammengeschlossen und schlagen vor, die gesetzliche Höchstgeschwindigkeit zu senken: 100 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Freilandstraßen und 30 km/h im Ortsgebiet. Dieses Konzept wäre nicht nur eine wirksame Sofortmaßnahme für den Klimaschutz, es hätte auch weitere Vorteile, betonen die Wissenschafter.

„Dass wir angesichts der drohenden Klimakatastrophe unsere Mobilität neu überdenken müssen, ist klar“, sagt Univ.-Prof. Günter Emberger, TU Wien, Mitverfasser des offenen Briefs. „Eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit ist ein leicht umzusetzender und rasch wirksamer Schritt in diese Richtung. Egal ob Verbrennungsmotor oder Elektroauto: Mit der Geschwindigkeit sinkt auch der Energiebedarf.“ Gerade in Zeiten der Inflation lässt sich durch ein paar km/h weniger auch eine Menge Geld sparen.

Doch zusätzlich zu den Klimaeffekten sieht Univ.- Prof. Martin Berger, TU Wien, noch eine ganze Reihe weiterer Vorteile: „Eine geringere Geschwindigkeit bedeutet auch: Weniger Lärm, weniger Feinstaub durch Reifen- und Bremsabrieb, weniger Stickoxide.“ Auch für die Unfallstatistik würde eine Temporeduktion eine drastische Verbesserung bringen: Nicht nur die Anzahl, sondern vor allem auch die Schwere von Verkehrsunfällen würde dadurch deutlich sinken.

„Das ist einer der wesentlichen Gründe, warum wir nicht nur eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen vorschlagen, sondern uns eine generelle Temporeduktion wünschen, auch auf Freilandstraßen und im Ortsgebiet“, sagt Univ.- Prof. Markus Mailer, Universität Innsbruck. Eine Temporeduktion von 50 auf 30 km/h reduziert Bremsweg, Unfallgefahr und Unfallfolgen drastisch. Für Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad in Unfälle mit Autos verwickelt werden, kann das den Unterschied zwischen einer relativ leichten Verletzung und dem Tod bedeuten.

Gerade in der Stadt könnte eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit das Mobilitätsverhalten entscheidend verändern, sind die Lehrstuhlinhaber überzeugt: Der Tempo-Unterschied zwischen dem Auto und Öffis oder dem Fahrrad würde weitgehend verschwinden, dadurch werden Alternativen zum Auto vergleichsweise attraktiver – auch der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Strecken würde laut Schätzungen der Wissenschafter steigen. “Besonders auf für den öffentlichen Verkehr wichtigen Hauptverkehrsachsen können auch Ausnahmen von den Tempolimits für Straßenbahnen und Busse gemacht werden”, merkt Univ.- Prof. Astrid Gühnemann, BOKU Wien, an.

Die Initiatoren wünschen sich eine stärker faktenbasierte Diskussion über passende Höchstgeschwindigkeiten auf Österreichs Straßen. Auf einer eigenen Webseite werden Argumente und Studien zur Geschwindigkeitsreduktion bereitgestellt. „Wir wollen damit ein Signal an die Politik senden, sich endlich ernsthaft mit einer Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auseinanderzusetzen“, erklären die Wissenschafter.

Quelle: APA-OTS

Au­to­no­mes Fah­ren – zu­ver­läs­sig, si­cher, ge­sell­schaft­lich ak­zep­tiert

Automatisierte und autonome Verkehrssysteme von morgen zu entwickeln und abzusichern, ist ein wesentlicher Baustein für die Gestaltung der Zukunft. Hierfür sind neue effiziente Systems-Engineering-Methoden und -Werkzeuge erforderlich. Sie ermöglichen den Nachweis der Funktionalität (Verifikation) und der Praxistauglichkeit (Validierung) sowie die Weiterentwicklung vertrauenswürdiger Systeme für autonomes Fahren in den Bereichen Automobil, Schiffs- und Bahnverkehr sowie Luftfahrt. Um die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich zu stärken, hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) das Institut für Systems Engineering für zukünftige Mobilität gegründet. Das DLR-Institut wurde am 31. Januar 2023 in Oldenburg offiziell eröffnet.

„Das Institut für Systems Engineering für zukünftige Mobilität entwickelt Methoden, um komplexe Systeme effizient zu entwickeln und zu testen. Diese Forschung ist elementar für die Sicherheit und Zulassung von hochautomatisierten und autonomen Verkehrsmitteln“

Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR

„Mobilität und Logistik gehören zum Fundament des Wirtschaftsstandorts Deutschlands, aber auch zu den Themen, wo wir Zukunftskonzepte benötigen. Das Vertrauen in die Sicherheit spielt eine deutliche Rolle bei der Akzeptanz dieser Technologien. Ich freue mich und möchte besonders würdigen, dass das Land Niedersachsen zusammen mit dem Bund den Aufbau des Quartiers, in dessen Zentrum die heutige Veranstaltung stattfindet, mit einer umfangreichen Aufbaufinanzierung unterstützt hat.“

Dr. Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt und Beauftragte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für Start-ups und digitale Wirtschaft

Hinter dem abstrakten Begriff „Systems Engineering“ steht die Fähigkeit, komplexe Produkte wie Schiffe oder Flugzeuge effizient und fehlerfrei zu entwickeln. Viele Bestandteile solcher Produkte nutzen maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz. Gerade hierfür existieren noch keine Möglichkeiten, Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit nachzuweisen. Hierzu entwickelt das Institut für Systems Engineering für zukünftige Mobilität Methoden, um komplexe Systeme effizient zu entwickeln und zu testen. Diese Forschung ist elementar für die Sicherheit, Zulassung und Versicherbarkeit von hochautomatisierten und autonomen Verkehrsmitteln. Außerdem hilft sie, das Vertrauen und die Akzeptanz der Menschen gegenüber diesen Technologien zu gewinnen.

130 Mitarbeitende werden im neuen Oldenburger Institut auf dem Gelände rund um die Alte FleiWa forschen.

Quelle: DLR

Radverleihsystem KVV.nextbike knackt Zwei-Millionen-Marke

Das beliebte Radverleih-System des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) verzeichnete heute seine zweimillionste Ausleihe und fügte damit seiner Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzu.

Im Frühjahr 2019 hatte der KVV das bisherige Verleihsystem „Fächerrad“ von der Stadt Karlsruhe übernommen und auf sein Verbundgebiet ausgeweitet – und dabei die Zahl der Leihräder kontinuierlich erhöht. Inzwischen gibt es die KVV.nextbike-Räder in Karlsruhe, Ettlingen, Baden-Baden, Rastatt, Bruchsal, Gaggenau und Rheinstetten.

Genutzt werden die robusten und bequemen Drahtesel insbesondere für die „letzte Meile“ auf dem Weg zum Arbeitsplatz, zur Uni oder zur Wohnung bzw. zurück. Bei rund 80 Prozent aller Ausleihen betrug die durchschnittliche Fahrtdauer weniger als 15 Minuten. Gerade in Kombination mit Bus und Bahn sind die Velos von KVV.nextbike für viele Menschen eine attraktive und preisgünstige Alternative zum Auto. Nachdem KVV.nextbike bereits 2021 ein Rekordjahr mit mehr als einer halben Million Ausleihen verzeichnen konnte, wurde dieses Ergebnis im Jahr 2022 mit rund einer Million verliehenen Rädern nun nochmal massiv gesteigert. Somit wurden 2022 so viele Räder ausgeliehen, wie in den drei Jahren davor zusammen.

Aufgrund des großen Erfolgs seit dem Start seines Bike-Sharing-System hat der KVV auch die Zahl der Räder kontinuierlich erhöht. Insgesamt stehen den Kunden 835 Fahrräder in der Region zur Verfügung. Der größte KVV.nextbike-Standort ist Karlsruhe, das schon mehrfach zur fahrradfreundlichsten Großstadt Deutschlands gekürt wurde. Hier wurde erst 2021 die Zahl der Räder von 300 auf inzwischen 634 aufgestockt.

Zudem hat nextbike in einer Kooperation mit den Studierendenvertretungen von vier großen Hochschulen der Fächerstadt im vergangen Jahr das CampusBike eingeführt. Damit können alle Studierenden dieser Hochschulen die ersten 30 Minuten einer Ausleihe kostenlos fahren. Auch in Ettlingen ist die KVV.nextbike-Flotte von ursprünglich 12 auf inzwischen 80 Räder und 3 Cargo-Bikes angewachsen. Zudem wurde hier 2021 zusätzlich eine Flexzone in der Innenstadt eingeführt, in der die Räder flexibel an jeder öffentlichen Straßenecke abgestellt und zurückgegeben werden können. Auch in Baden-Baden (30 Räder und 10 Pedelecs), Rastatt (30 Räder), Gaggenau (12 Räder), Rheinstetten (10 Räder sowie ein Lastenrad) und Bruchsal (25 Räder) setzen immer mehr Bürger auf dieses umweltfreundliche Mobilitätsangebot auf zwei Rädern.

„Diese Erfolgsgeschichte wollen wir in den nächsten Jahren gerne weiter fortschreiben“, sagt KVV-Projektleiter Dr. Frank Pagel, der derzeit Gespräche mit weiteren Kommunen führt, die ebenfalls das Bikesharing System in ihrem Stadtgebiet einführen wollen.

Quelle: KVV

IVECO unterzeichnet Rahmenvertrag mit De Lijn über bis zu 500 vollelektrische Stadtbusse

IVECO BUS hat mit dem flämischen Betreiber De Lijn einen Rahmenvertrag über den Kauf von bis zu 500 E-WAY in der 18-Meter-Version über einen Zeitraum von 2+2+2 Jahren unterzeichnet. IVECO BUS unterstützt mit seinem E-WAY-Gelenkbus das Ziel des Unternehmens, optimale lokal emissionsfreie Mobilitätsdienste in städtischen Gebieten anzubieten. Diese Rahmenvereinbarung fügt sich in den Plan von De Lijn ein, die gesamte Busflotte auf nachhaltige Energiequellen umzustellen. Bis 2035 sollen 3.430 E-Busse zum Einsatz kommen, die jährlich 200 Millionen emissionsfreie Kilometer zurücklegen. Zudem sind die Umrüstung der Betriebshöfe und der Aufbau der Ladeinfrastruktur geplant.

Die 18 Meter langen E-WAY-Elektrobusse kommen in mehreren Städten Flanderns zum Einsatz. Die Auslieferungen beginnen im Jahr 2024 und stellen dann 2028 die größte im Betrieb befindliche Flotte Elektro-Gelenkbusse von IVECO BUS dar.

De Lijn hat sich aufgrund der technischen Qualitäten und der Wirtschaftlichkeit für die vollelektrischen 18-Meter-E-WAY entschieden. Die Fahrzeuge verfügen über den neuen Siemens-Antriebsstrang und Batterien vom Typ NMC mit einer Gesamtkapazität von 623 kWh. Dieses einzigartige Batteriepaket stammt aus dem neuen FPT Industrial Batteriewerk in Turin.

Der E-WAY erfüllt mit seinen Assistenzsystemen die General Safety Regulation 2 (GSR2). Dazu zählen unter anderem ein Toter-Winkel-Assistent, eine intelligente Geschwindigkeitsanpassung, ein Kollisionswarnsystem, eine Müdigkeitserkennung und Reifendrucksensoren. Alle Busse erhalten zudem ein Kamera-Spiegel-System. 

“Mit dieser ersten Bestellung von vollelektrischen Gelenkbussen bekräftigen wir unser Engagement, überall dort, wo wir tätig sind, eine nachhaltige Mobilität anzubieten. Für diesen nächsten Schritt in Richtung lokal emissionsfreier Busse haben wir uns für IVECO BUS, einem bekannten Hersteller in diesem Bereich, und seinem 18 Meter langen E-WAY entschieden, der unsere Erwartungen in Bezug auf Reichweite, Komfort und Sicherheit sowohl für unsere Fahrgäste als auch für unsere Fahrer am besten erfüllt.”

Ann Schoubs, Geschäftsführerin von De Lijn.

Mit der Unterzeichnung dieses Rahmenvertrags über bis zu 500 E-WAY mit einer Länge von 18 Meter leiten IVECO BUS und De Lijn eine neue Zusammenarbeit bei Stadtbusprojekten ein.

Quelle: IVECO BUS