Greift Beirat für Radverkehr zu kurz?

Zum gestern (25.8.2022) von Verkehrsminister Wissing berufenen Beirat für Radverkehr erklärt Fuss e.V.:  Ein Beirat für Radverkehr ist gut, aber reicht nicht. Drei Viertel der Wege des klimaschonenden umweltschonenden Verkehrs in Deutschland werden mit Bahn, Bus und zu Fuß zurückgelegt. Wenn im Ministerium nur der traditionell starke Autoverkehr und jetzt der Radverkehr mit Expertenstimme vertreten sind, droht eine verkehrspolitische Schlagseite zu Individualfahrern mit und ohne Motor.
Flächen und Rechte müssen aber dringend zugunsten der großen Mehrheiten im Umweltverbund neu verteilt werden: Nur Bahn und Bus können längere Autofahrten ersetzen. Nur das Gehen ist in Einkaufsstraßen, kurzen Alltagswegen, als Massenzubringer zu Haltestellen und Bahnhöfen praktikabel. Nicht zuletzt sind nur Öffentlicher Verkehr und Fußverkehr fast allen Menschen physisch möglich, gerade auch den sehr jungen, sehr alten und denen mit Behinderungen.
Ausgewogene Verkehrspolitik braucht Expertise und Interessenvertretung aller Verkehrsmittel. Für Fußverkehr hat Wissings Ministerium zwar jetzt erstmals einen Haushaltsposten geschaffen, aber weiterhin kein Personal für die Entwicklung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Nationalen Fußverkehrsstrategie. Dem Beirat für Radverkehr wünschen wir Erfolg. Aber wir appellieren an Volker Wissing: Geben Sie den noch größeren Playern unter den nachhaltigen Verkehrsmitteln mindestens ein ebenso großes Gewicht!

Quelle: FussS e.V.

ADL plant mehr eigene E-Bus-Modelle

Der britische Bushersteller Alexander Dennis Limited (ADL) hat angekündigt, sein Angebot um neue E-Busse zu erweitern, die vollständig im eigenen Haus entwickelt werden. Damit will ADL neben Bussen, die auf Fahrgestellen von Partnern aufgebaut sind, künftig auch eigene, vollständig integrierte Fahrzeuge anbieten.
Geplant sind zunächst ein neuer Kleinbus und ein neuer Doppeldecker, die ab Ende 2023 an Kunden ausgeliefert werden sollen, wie Alexander Dennis mitteilt. Details will ADL in den kommenden Monaten veröffentlichen. Mit den neuen Modellen will das Unternehmen nach eigenen Angaben sicherstellen, „dass den Kunden die breiteste Palette an Lösungen zur Verfügung steht, um ihre individuellen Anforderungen zu erfüllen“.
Die Elektrobus-Partnerschaft von Alexander Dennis mit dem chinesischen Hersteller BYD wird aber fortgeführt. Zusammen bieten BYD-ADL den Enviro200EV als Eindecker und den Envrio400EV als Doppeldecker an. Letztgenanntes Modell ist viel in Großbritannien unterwegs, auch als ikonischer roter Doppeldecker in London. Auch die Brennstoffzellen-Version des Doppeldeckers, den Envrio400FCEV, will das Unternehmen weiter anbieten.

Quelle: electrive.net

Ohne Kostenausgleich drohen Einschnitte bei ÖPNV und Schülerverkehren

Anlässlich der heute (26.8.2022) stattfindenden Verkehrsministerkonferenz der Länder fordert der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) für Busunternehmen einen finanziellen Ausgleich für die dramatisch gestiegenen Dieselkosten. Nach dem Auslaufen des Tank-Rabatts werden die Dieselkosten in Kürze die 2-Euro-Marke reißen. Eine Einigung zwischen Bund und Ländern, die Energiekosten im ÖPNV auszugleichen, ist nicht in Sicht. Für den Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) kommt diese Beratung viel zu spät, denn der derzeitige Kostendruck ist für die Busbetriebe existenzbedrohend.
Die vorläufigen Ergebnisse einer aktuell laufenden Umfrage unter den deutschen Busunternehmen zeigen die Dramatik der Situation: Über 50 Prozent der Unternehmen müssen 2022 über 50 Prozent höhere Energiekosten als im Vorjahreszeitraum schultern. Fast 25 Prozent der Unternehmen müssen sogar mehr als 70 Prozent höhere Energiekosten als 2021 verkraften.

„In einigen Bundesländern sehen sich die Unternehmen bereits gezwungen, Busverkehre stillzulegen, um auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Noch nie war die Situation so dramatisch. Insbesondere im Schülerverkehr drohen massive Einschnitte. Die Politik kann nicht noch länger die Augen verschließen, wenn in ganz Deutschland immer mehr Linienverkehre ausgedünnt oder ganz gestrichen werden, weil sich Busunternehmen durch die Dieselpreisentwicklung von Leistungen entbinden lassen oder den Verkehr einstellen müssen“, sagte dazu bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard.

Bei den über 100 ÖPNV-Unternehmen, die bisher an der Umfrage teilgenommen haben, gaben 43 Prozent an, überhaupt keinen Ausgleich für die gestiegenen Energiekosten zu erhalten. Lediglich 3 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, die gestiegenen Energiekosten vom Aufgabenträger vollständig ausgeglichen zu bekommen. Nur 13 Prozent der Unternehmen bekommen den Großteil der gestiegenen Energiekosten ausgeglichen. Dieser Umstand hat dramatische Auswirkungen auf die ÖPNV-Unternehmen, da diese ihre Fahrpreise – anders als andere Branchen – aufgrund politischer Vorgaben wie dem 9-Euro-Ticket nicht anheben können.
Der bdo fordert daher dringend, die bislang von den Unternehmen größtenteils allein geschulterten hohen Kosten endlich auszugleichen. „Nach den coronabedingten Liquiditätsengpässen sowie den massiv gestiegenen Personal- und Energiepreisen ist jetzt eine schnelle und nachhaltige Entlastung und Stärkung der Busbranche durch die Politik gefordert. Nur so können die Busunternehmen nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets ihren notwendigen Beitrag zum Erhalt der klimafreundlichen Mobilität in Stadt und Land erbringen“, sagte Leonard heute im Vorfeld der Sonder-VKM. Wenn nicht bald eine Lösung für den dringend notwendigen Energiekostenausgleich gefunden wird, werden die ÖPNV-Unternehmen Leistungen reduzieren oder den Verkehr ganz einstellen müssen.

Quelle: Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo)

Energietransporte erhalten auf der Schiene Vorrang vor Personenverkehr

Um die Energieversorgung zu sichern, sollen Energietransporte vorübergehend Vorrang auf der Schiene haben. Das legte die Bundesregierung am 24.8.2022 in einer Rechtsverordnung fest, die vom Wirtschafts- und vom Verkehrsministerium erarbeitet wurde. Ziel soll es sein, den Betrieb von Kraftwerken, Raffinerien und Stromnetzen sicherzustellen. „Wir wollen uns so schnell wie möglich aus der Klammer der russischen Energieimporte befreien”, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Vorübergehend bedeute das, dass man russisches Gas im Stromsektor auch durch Kraftwerkskohle und Mineralöl ersetzen müsse. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müsse man dafür auch die Lieferwege umstellen. „Das verlangt eine sehr anspruchsvolle Logistik, die es notwendig macht, Energietransporte auf der Schiene zu priorisieren.”
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) fügte hinzu, dass die Binnenschifffahrt bedingt durch das derzeitige Niedrigwasser nur reduzierte Lasten transportieren könne. Die wichtigen Bahntrassen seien zudem auch ohne zusätzliche Energietransporte teilweise bereits über-, zumindest aber stark ausgelastet. „Wir müssen deshalb überlegt und in sorgfältiger Abwägung Transporte priorisieren”, so Wissing.
Im Zweifel bedeute das, dass eventuell andere Züge warten müssen. Die DB Netz AG soll kurzfristig die Nutzungsbedingungen des Schienennetzes anpassen, um Mineralöl- und Kohletransporte auf der Ebene der Disposition, also bei der betrieblichen Abwicklung der Züge, zu priorisieren. Mit der Rechtsverordnung kann künftig dann auch die Bevorzugung von Mineralöl- und Kohletransporten auf Ebene der Trassenzuweisung priorisiert werden.
Die Rechtsverordnung basiert auf der Grundlage des novellierten Energiesicherungsgesetzes und wird auf sechs Monate befristet. Die Eingriffe in den Schienenverkehr sollen laut Regierung “so gering wie möglich” gehalten werden. Die Priorisierung erfolge deshalb innerhalb eines “klar definierten Energiekorridor-Netzes”. Diesem liegen die Transportbedarfe der Energie- und Mineralölwirtschaft zugrunde. Sollte eine Beschränkung anderer Schienenverkehre nötig sein, soll es ein abgestuftes Priorisierungsverfahren geben, um den betrieblichen Vorrang von Energieträgertransporten und Großtransformatoren zu gewährleisten. Etwaige Entschädigungen richten sich nach dem Energiesicherungsgesetz. Durch die Verordnung könnte es auf der Schiene auch lauter werden: Es könne erforderlich sein, auch solche Güterwagen einzusetzen, “die nicht mehr den geltenden Lärmschutzstandards entsprechen”, hieß es von der Bundesregierung. Die Vorschriften des Schienenlärmschutzgesetzes werden daher in diesem Fall von der Anwendung ausgeschlossen. Regulierungsbehörde für die Maßnahme ist die Bundesnetzagentur. Sie soll überprüfen, ob die Priorisierung rechtmäßig ist. Um eine Verzögerung des Zuweisungsverfahrens und damit der Transporte auszuschließen, geschieht die Prüfung aber erst nachträglich.

Quelle: umwelt-panorama.de

Expertenrat für Klimafragen kritisiert Klimaschutz-Sofortprogramm

In Bezug auf das vorgeschlagene Sofortprogramm für den Verkehrssektor stellt der Expertenrat für Klimafragen fest, dass dieses zwar eine emissionsmindernde Wirkung entfaltet, aber nicht die Anforderung an ein Sofortprogramm gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz (§ 8 Abs. 1 KSG) erfüllt. „Das Sofortprogramm für den Verkehrssektor spart nach Angaben des Verkehrsministeriums nur 14 Megatonnen an Treibhausgas-Emissionen ein, so dass sich rechnerisch immer noch eine Erfüllungslücke von 261 Megatonnen bis 2030 ergibt“, so Brigitte Knopf, stellvertretende Vorsitzende des Expertenrats.
Das zuständige Ministerium BMDV hat in diesem Zusammenhang auf das für die nahe Zukunft angekündigte deutlich umfassendere Klimaschutz-Sofortprogramm 2022 der Bundesregierung verwiesen, zu welchem der Expertenrat gemäß § 12 Abs. 3 KSG dann eine Stellungnahme abgeben wird. Von einer vertiefenden Prüfung der Annahmen des Sofortprogramms für den Verkehrssektor hat der Expertenrat für Klimafragen daher zum jetzigen Zeitpunkt abgesehen. „Im Verkehrssektor wird das übergreifende Klimaschutz-Sofortprogramm erheblich über das vorgelegte sektorale Sofortprogramm hinausgehen müssen“, sagt Knopf und ergänzt: „Anderenfalls könnte das sektorale Klimaziel zum Jahr 2030 deutlich verfehlt werden. Daraus könnten sich kritische Herausforderungen auch in Bezug auf die europäischen Vorgaben ergeben.“

Quelle: Expertenrat für Klimafragen

Uber integriert ÖPNV-Echtzeitdaten für die Routenplanung

Uber hat am 25. August 2022 mit der Einführung einer neuen App-Funktion einen wichtigen Schritt zur Integration des Angebots des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) angekündigt. Ab sofort steht Uber-Nutzern in Berlin die neue Option „Public Transport” zur Verfügung. Damit werden für jede Fahrtanfrage neben den bereits bekannten Uber-Vermittlungsoptionen auch die schnellsten ÖPNV-Verbindungen, Fußwege und Umsteigeinformationen angezeigt. Die neue Option zur Routenplanung verwendet dafür Echtzeit-Informationen zu den Berliner Tram-, Bus- sowie S- und U-Bahn-Linien und zu Zügen im Raum Berlin. Die Funktion ergänzt das bestehende Angebot von Services wie UberX, Uber Green oder der Buchung von Lime e-Scootern und Pedelecs. Uber bietet damit in Berlin eine Vielzahl von Mobilitätsoptionen für unterschiedliche Bedürfnisse der Nutzer und berücksichtigt deren Präferenzen in Bezug auf Geschwindigkeit, Komfort, Preis und Nachhaltigkeit. Nach London, Paris, Brüssel, Lissabon und Zürich gehört Berlin zu den ersten Städten in Europa, in denen Uber die Routenplanung mit dem ÖPNV über die eigene App anbietet. Eine Ticket-Buchung ist zwar im ersten Schritt noch nicht möglich, wird aber langfristig angestrebt.  

Quelle: Uber Deutschland

Erstes Netz mit Wasserstoffzügen in Betrieb genommen

In Bremervörde (Kreis Rotenburg) ist heute das weltweit erste Netz mit Wasserstoffzügen im Passagierbetrieb an den Start gegangen. Die 14 Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb gehören der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH, einer Tochter des Landes. Die LNVG hatte sich bereits 2012 auf die Suche nach Alternativen zu Dieselzügen gemacht und so einen Impuls für die Entwicklung der Züge in Deutschland gegeben. Weitere Projektpartner sind der Schienenfahrzeugbauer Alstom, die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb) und das Gase- und Engineering-Unternehmen Linde. Das Projekt hat ein Volumen von über 93 Millionen Euro.
Auf der Strecke zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude werden durch die evb im Auftrag der LNVG 14 wasserstoff-betriebene Alstom-Regionalzüge eingesetzt, sie ersetzen 15 Diesel-Züge. An der Wasserstoff-Tankstelle werden sie täglich und rund um die Uhr versorgt werden. Die im Betrieb emissionsfreien Alstom-Triebzüge des Modells Coradia iLint können dank einer Reichweite von 1.000 Kilometern mit nur einer Tankfüllung den ganzen Tag lang emissionsfrei im Netz der evb fahren. Damit werden 1,6 Millionen Liter Diesel pro Jahr nicht mehr verbraucht, damit werden 4.400 Tonnen CO2 nicht mehr erzeugt. Derzeit rollen fünf der neuen Züge, die weiteren kommen bis zum Jahresende dazu. Ab September 2018 hatte es einen knapp zweijährigen Probebetrieb mit zwei Vorserienzügen gegeben, er verlief störungsfrei.

Quelle: Alstom

DUH klagt gegen Klimaschutzprogramm für den Verkehrssektor

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wird gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen Verstoßes gegen Paragraf 8 des Bundes-Klimaschutzgesetzes vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg Klage erheben. Hintergrund ist das am 13. Juli 2022 von FDP-Verkehrsminister Wissing vorgestellte „Sofortprogramm zur Einhaltung der Klimaziele“ für den Verkehrssektor, das laut Gutachtern nur ein Zwanzigstel der gesetzlich nötigen CO2-Einsparung erreicht. Nachdem der Verkehrssektor 2021 mehr CO2 emittiert hat als erlaubt, ist der Verkehrsminister gesetzlich verpflichtet, ein Programm vorzulegen, mit dem die festgelegten Emissionsobergrenzen in den nächsten Jahren eingehalten werden. Dafür müssen nach Berechnungen der Bundesregierung zwischen 2022 und 2030 insgesamt 271,4 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden – mehr als die gesamten jährlichen CO2-Emissionen Spaniens. Das Verkehrsministerium hat laut DUH jedoch nur ein zweiseitiges Pseudo-Sofortprogramm mit höchst vage formulierten Maßnahmen vorgelegt und ein Gutachten mitgeliefert, wonach damit bis 2030 bestenfalls gut 13 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Morgen veröffentlicht der Expertenrat für Klimafragen der Bundesregierung seine Bewertung der Sofortprogramme für den Gebäude- und Verkehrssektor.
Die DUH hat am 29. Juli 2022 Bundeskanzler Scholz aufgefordert, das rechtswidrige Sofortprogramm für den Verkehrssektor nachzubessern. Die gesetzte Frist ist erfolglos verstrichen, sodass nun der Weg frei ist für eine gerichtliche Klärung.

Dazu Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer: „Auch in dieser Bundesregierung lässt sich Klimaschutz offensichtlich nur über die Gerichte gegen die sie im Verkehrsbereich steuernden Automobilkonzerne durchsetzen. Das von Volker Wissing vorgelegte zweiseitige ‚Klimaschutz-Sofortprogramm‘ ist eine Farce und klar gesetzeswidrig. Ohne Tempolimit, Stopp der Dienstwagen-Förderung gerade bei besonders spritdurstigen Fahrzeugen und einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Bahn, inklusive 365-Euro-Klimaticket, ist kein gesetzeskonformes Sofortprogramm denkbar. Es ist unglaublich, wie die Porsche-Lobbypartei FDP entgegen ihrer Wahlversprechen, Subventionen abzubauen, weiter über 30 Milliarden Euro pro Jahr in klimaschädliche und sozial ungerechte Subventionen pumpt. Das widerspricht zudem dem Koalitionsvertrag. Das Klimaschutzgesetz gilt auch für den Verkehrssektor. Wir werden das Tempolimit und das Ende der Klimakiller-Subventionierung vor Gericht durchsetzen.“

Die DUH strebt nun über das Oberverwaltungsgericht eine Verurteilung der Bundesregierung an, sodass diese ein gesetzeskonformes Klimaschutz-Sofortprogramm vorlegen muss, das vor allem mit sofort wirksamen Maßnahmen die CO2-Emissionen im Verkehrssektor um die fehlenden 270 Millionen Tonnen CO2 im Zeitraum 2022 bis 2030 senkt.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe (DUH)

Bilanz der NRW-Bahnbranche zum 9-Euro-Ticket

Kurz vor Ende der Laufzeit des 9-Euro-Tickets freut sich die Bahnbranche aus Nordrhein-Westfalen über die unvermindert hohe Beliebtheit des Angebots. Die in den vergangen drei Monaten millionenfach genutzten Tickets in NRW zeigten, wie gut die Aktion bei den Bürgerinnen und Bürgern angekommen ist.
„Wir haben es geschafft, den ÖPNV und seine grundsätzliche Attraktivität – sowohl aus sozial- als auch aus umweltpolitischer Sicht – wieder stärker ins Bewusstsein weiter Teile der Bevölkerung zu bringen. Der Bekanntheitsgrad von 99% ist sensationell. Und neben dem Preis war der große Clou die Einfachheit bei Erwerb und Nutzung des Tickets,“ sagt Joachim Künzel, als Geschäftsführer des Nahverkehrs Westfalen-Lippe (NWL) für die Planung und Bestellung der Schienenverkehre in Westfalen zuständig und gleichzeitig Programmleiter der Brancheninitiative Fokus Bahn NRW.
Das Ticket habe viele Menschen dazu gebracht, den öffentlichen Verkehr zu nutzen, die dies sonst aus unterschiedlichen Gründen nicht getan hätten, bestätigten erste Ergebnisse aus der Marktforschung. Darauf gelte es nun aufzubauen.
Jedoch dürfe die positive Resonanz nicht darüber hinwegtäuschen, wie viel Anstrengung es die Branche gekostet habe, das erhöhte Fahrgastaufkommen zu meistern. „Wir haben alles gegeben, sind aber im System Bahn in Nordrhein-Westfalen deutlich an Belastungsgrenzen gestoßen. Dass die 9-Euro-Ticket-Aktion trotz aller Widrigkeiten insgesamt ein Erfolg ist und war, verdanken wir nicht nur der Toleranz unserer Fahrgäste, sondern auch dem bemerkenswerten Engagement der rund 7.000 Mitarbeitenden im Schienenpersonennahverkehr von NRW“, bilanziert Marcel Winter, Geschäftsführer von National Express, einem der zehn Eisenbahnverkehrsunternehmen im Land. „Die Fahrgäste mussten leider manche Zugausfälle, Verspätungen und andere Ärgernisse hinnehmen. Hierfür möchte ich mich, stellvertretend auch für die anderen Betreiber im Land, ausdrücklich entschuldigen. Wir bedanken uns für das aufgebrachte Verständnis und die Geduld.“
Viele, auch coronabedingte, Krankheitsausfälle etwa bei Lokführerinnen und Lokführern oder in den Leitstellen sowie urlaubsbedingte Abwesenheiten hatten die Personalengpässe bei einigen der Unternehmen in den letzten Wochen verschärft. Marcel Winter: „Auch an unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht die aktuelle welt- und gesellschaftspolitisch unsichere Lage nicht spurlos vorüber. Viele sind einfach am Ende ihrer Kräfte.“ Hinzu kämen zahlreiche Baustellen, verursacht unter anderem durch lang geplante und notwendige Baumaßnahmen im Schienennetz, die zusätzlich für Verzögerungen im NRW-Zugverkehr sorgten.
„In vollem Bewusstsein der vorhandenen Mängel im System hat die Branche bereits im Vorfeld der 9-Euro-Ticket-Aktion der Bundesregierung deutlich gemacht: Obwohl der Weg sehr steinig ist, stellen wir uns der Herausforderung. Dies ist uns unter den gegebenen Umständen gelungen, allerdings ist das nicht unser dauerhafter Anspruch für die Zukunft“, betont Joachim Künzel. Sein dringender Appell lautet stellvertretend für die Aufgabenträger in NRW: „Um die Klimaziele zu erreichen und die dafür notwendige Mobilitätswende in Gang zu halten, bedarf es schnell weiterer finanzieller Hilfe durch die Politik. Durch die Mehrbelastungen bei den Energie- und Personalkosten sind derzeit sogar relevante Teile des heutigen Bestandes gefährdet – geschweige denn die Ziele bei Ausbau und Qualitätsverbesserung erreichbar. Ohne deutlich mehr finanzielle Unterstützung kann das nicht gehen.“ Dies gelte, so Joachim Künzel, nicht nur für die Bahnbranche in NRW, sondern für den gesamten Öffentlichen Nahverkehr. Erst vor wenigen Tagen hätten die Verbünde darauf hingewiesen, dass sich die Einnahmensituation bei den kommunalen Verkehrsunternehmen dramatisch verschlechtere und vor Tariferhöhungen und Angebotskürzungen gewarnt.

Quelle: Fokus Bahn NRW

HAVAG bestellt 56 Straßenbahnen bei Stadler

Stadler und die Hallesche Verkehrs-AG (HAVAG), ein Unternehmen der Stadtwerke Halle-Gruppe, haben heute (23.8.2022) den Fahrzeugliefervertrag über 56 Straßenbahnen des Typs TINA abgeschlossen. Ab Ende 2025 sollen die ersten Bahnen dieser Serie durch die Saalestadt rollen und dort die klimafreundliche ÖPNV-Wende weiter vorantreiben.
Es wurden Zweirichtungsfahrzeuge mit zwei unterschiedlichen Längen bestellt, die je nach Erfordernis eingesetzt werden können. 39 Fahrzeuge des künftigen Typs MGT-M werden auf rund 30 Metern Fahrzeuglänge Platz für 166 Fahrgäste, 64 davon auf Sitzplätzen, haben. Der mit 45 Metern längere Fahrzeugtyp MGT-XL wird 17 Mal gebaut und bietet 267 Fahrgästen Platz, davon 96 auf Sitzplätzen.
Bei der Entwicklung der neuen Fahrzeuggeneration wurde besonderes Augenmerk auf den Fahrgastkomfort gelegt. Die vollständig stufenlos begehbaren, barrierefreien Fahrzeuge verfügen über einen großzügigen, klimatisierten Innenraum und geräumige Mehrzweckbereiche, die die komfortable Mitnahme von Kinderwagen und Rollstühlen ermöglichen. Maximale Durchgangshöhen und Panoramafenster sorgen für ein offenes Raumgefühl, moderne Monitore dienen einer gut lesbaren Fahrgastinformation. Alle neuen Straßenbahnen erhalten bargeldlose Fahrscheinautomaten, ein System zur Videoüberwachung und das BIOS-System – eine neue, in Halle entwickelte Technik zur verbesserten Information und Orientierung für Blinde und Seheingeschränkte im Nahverkehr.
Die HAVAG hat zurzeit insgesamt 102 Straßenbahnen auf 14 Linien in der Saalestadt Halle im Einsatz. Die neuen Straßenbahnen werden im gesamten Streckennetz der HAVAG zum Einsatz kommen.

Quelle: Stadler