Bild: Deutsche Bahn AG / Wolfgang Klee

Fahrplanwechsel in Niedersachsen : Fernverkehr verdrängt Regionalzüge

2026 bestellt die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) für rund 600 Millionen Euro Zugfahrten bei den verschiedenen Eisenbahnunternehmen. Wichtige Änderungen gibt es im Nordwesten und rund um Hamburg. Die LNVG ist sogenannter Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr. Weitere Aufgabenträger sind in Niedersachsen der Regionalverband Großraum Braunschweig und die Region Hannover. Änderungen in deren Zuständigkeitsbereich sind hier nicht aufgeführt.

Hanse-Netz: Weniger Züge ab Hamburg Hauptbahnhof

Vier wichtige Pendlerzüge aus Hamburg in den Süden können ab dem Fahrplanwechsel nicht mehr im Hamburger Hauptbahnhof starten, sondern erst in Hamburg-Harburg. Grund sind zusätzliche Fernzüge, die den Platz auf den Schienen blockieren. Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung kritisiert: „Bahnsteige in Hamburg Hbf werden von neuen Fernzügen besetzt und bewährte Regionalzüge bleiben dafür wortwörtlich auf der Strecke. Diese Vorgehensweise schadet dem regionalen Bahnverkehr.“

Nach den Regeln von DB InfraGO haben Fernzüge fast immer Vorrang vor Nahverkehr. Schwabl: „Das darf nicht dazu führen, dass wichtiger Nahverkehr verdrängt wird, damit mehr gewinnbringende Fernzüge fahren.“ Derzeit kündigen weitere Bahngesellschaften an, in Deutschland Fernzüge fahren lassen zu wollen. Schwabl: „Der Bund muss hier schnell für faire Regeln sorgen, damit Pendlerinnen und Pendler nicht zum Opfer werden. Sie brauchen diese Züge, damit ihr Alltag funktioniert.“

Route dieser Züge wird gekürzt, Zwischenhalt Maschen entfällt

Drei Züge der Linie RB 31 nach Lüneburg fahren künftig erst ab Hamburg-Harburg. Außerdem streicht DB InfraGO Unterwegshalte auf dieser hochbelasteten Strecke heraus, damit weniger Verspätungen entstehen. Diese drei Züge halten auch nicht mehr in Maschen.

Expresskreuz: Frühere und spätere Verbindungen auf dem RE 1 und RE 9

Eine Reihe von Verbesserungen im Fahrplan gibt es im Expresskreuz Bremen/Niedersachsen auf den Linien RE 1 (Hannover – Norddeich Mole) und RE 9 (Bremerhaven-Lehe – Osnabrück). Auf der Linie RE 9 werden am Sonntagmorgen zusätzliche Frühzüge eingesetzt. Diese Verbindungen verkehren bereits montags bis samstags. Auf der Linie RE 1 wird das Angebot in den Tagesrandlagen ergänzt. Im Expresskreuz Niedersachsen/Bremen macht sich weiterhin das Fehlen der neuen Züge bemerkbar, die eigentlich seit Dezember 2024 rollen sollten. Hinweise dazu gibt es weiter unten.

Zusätzliche Fahrten zum PS-Speicher in Einbeck

Auf der RB 86 gibt es künftig täglich sieben Fahrten von Einbeck Mitte bis Einbeck BBS/PS Speicher, eine weitere Fahrt an Schultagen. Erstmals werden auch Fahrten am Wochenende angeboten.

Linien aus Nachbarbundesländern – eine Auswahl wichtiger Änderungen

Durch Niedersachsen führen auch Linien, für die Aufgabenträger aus benachbarten Bundesländern zuständig sind. Änderungen gibt es in Abstimmung mit der LNVG zum Beispiel auf diesen Strecken:

  • Fahrgäste des RE 83 (Kiel – Lüneburg, Aufgabenträger NAH.SH) können sich künftig die Fahrzeiten leichter merken. Dort gibt es künftig einen echten Stundentakt. Außerdem entstehen in Lüneburg jede Stunde Anschlüsse nach Hamburg und Hannover im Nah- und Fernverkehr mit bequemer Übergangszeit.
  • Auch auf Linien aus Hessen (Aufgabenträger Nordhessischer VerkehrsVerbund) und Thüringen (Landesamt für Bau und Verkehr) in Südniedersachsen gibt es Änderungen. Der heutige RE 2 aus Erfurt wird zum RE 11 und fährt ab dem Fahrplanwechsel nach Göttingen und ergänzt sich mit dem RE 1 zu einem Stundentakt zwischen Erfurt und Göttingen. Nach Kassel fährt dann stattdessen der RE 8 aus Halle, der bisher in Leinefelde endet. Damit gibt es neu stündliche Direktzüge sowohl zwischen Erfurt und Göttingen (RE 1 und RE 11) als auch zwischen Halle und Kassel (RE 8 und RE 9) und insgesamt mehr Kapazitäten.  
  • Die letzten Züge der Linie RE 8/RE 9 (Nordhessischer VerkehrsVerbund) am Abend zwischen Kassel und Leinefelde fahren künftig freitags und samstags eine Stunde später ab. Damit kann Hannoversch Münden an den Wochenendnächten mit der neuen Abfahrt 20:04 aus Halle Hbf und ab 22:06 Uhr aus Kassel Wilhelmshöhe erreicht werden.
  • Bei den Zügen der RB 85 (Nahverkehr Westfalen-Lippe) gibt es diverse Änderungen im Früh-, Spät- und Schulverkehr und Fahrtzeitverkürzungen. Es entfallen ebenfalls Fahrplanlücken am Montag bis Freitagmittag zwischen Bodenfelde und Ottbergen sowie in der Ferienzeit zwischen Göttingen und Bodenfelde.

Expresskreuz: Zum Teil kürzere Züge im Einsatz

Im Expresskreuz Niedersachsen/Bremen macht sich weiterhin das Fehlen der neuen Züge bemerkbar, die eigentlich seit Dezember 2024 rollen sollten. Ab Dezember 2025 müssen deshalb einige Züge mit geringeren Kapazitäten gefahren werden. Das hatte die LNVG bereits im März angekündigt. Aber: Das Fahrplanangebot im Expresskreuz wird nicht reduziert, sondern sogar morgens und abends ausgeweitet (siehe oben). Ändern werden sich auch die eingesetzten Fahrzeuge:

  • RE 1 (Hannover – Bremen – Oldenburg – Norddeich Mole): Auf dieser Linie bleiben die bekannten roten Doppelstockzüge im Einsatz. Es kann auf der RE 1 zu Einschränkungen bei der Nutzung von WLAN kommen.  Diese Züge werden im Dezember 2026 durch die neuen Doppelstocktriebzüge von Alstom ersetzt.
  • RE 8 (Hannover – Bremen – Bremerhaven-Lehe): Hier werden Fahrzeuge der Baureihe ET 442 von DB Regio eingesetzt. Die Zahl der Sitzplätze muss auf einem Großteil der Fahrten reduziert werden, da es keine Ersatzzüge mit ausreichender Platzzahl gibt. Es gibt kein WLAN. Die Züge werden im Sommer 2026 durch die neuen Fahrzeuge von Alstom abgelöst.
  • RE 9 (Osnabrück – Bremen – Bremerhaven-Lehe): Ein Teil der Fahrten wird künftig von DB Regio mit Doppelstockzügen betrieben, die dafür auch zwei Loks von SRI Rail Invest GmbH nutzt. Der andere Teil wird von der Wedler Franz Logistik GmbH und Co. KG (WFL) gefahren, die ihre eigenen Doppelstockzüge einsetzen wird. Die Zahl der Sitzplätze muss auf einem Großteil der Fahrten nochmals reduziert werden, da es keine Ersatzzüge mit ausreichender Platzzahl gibt. Es gibt keine Klimaanlagen. Die Fahrzeuge werden im Sommer durch die neuen Doppelstocktriebzüge von Alstom ersetzt.
  • Änderungen gibt es auf der RE 8 und RE 9 auch für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste: Auf der RE 8 ist ein barrierefreier Einstieg nur mittels einer manuellen Klapprampe möglich, die von Mitarbeitenden vor Ort bedient werden muss. Auch auf der RE 9 wird ein Teil der Züge manuell zu bedienenden Rampen haben. Mobilitätseingeschränkten Fahrgästen wird empfohlen, sich im Vorfeld bei der Mobilitätszentrale anzumelden.
Print Friendly, PDF & Email

Comments are closed.