Bilanz Bahnpolitik: Wichtige Weichen für die Zukunft gestellt

Die Ampel-Koalition hat mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing entscheidende Entwicklungen in der Bahnpolitik angestoßen. Rekordinvestitionen ins Schienennetz, Deutschlandticket und die Schaffung einer gemeinwohlorientierten Infrastruktursparte wertet die Allianz pro Schiene als Errungenschaften, die über die Legislaturperiode hinausweisen und weiterentwickelt werden sollten. Versäumt hingegen wurde aus Sicht des Interessenverbands eine Reform der Trassenpreise, ein gestaltender Zugang zum Bundesverkehrswegeplan – Stichwort Verkehrsprognose – sowie die Fertigstellung des Moderne-Schiene-Gesetzes. Zukunftsweisende Erfolge für die Schiene

Vom 9-Euro-Ticket zum Deutschlandticket: Was ursprünglich als Teil eines befristeten Entlastungspakets für die Bürgerinnen und Bürger gedacht war, wurde einige Monate später zum Deutschlandticket weiterentwickelt. Dazu sagt der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege: „Es ist dem Einsatz von Volker Wissing zu verdanken, dass die Bundesregierung das verkehrspolitische Potenzial eines einfachen, günstigen und bundesweit gültigen Nahverkehrstickets erkannt hat. Die bislang 13 Millionen Nutzerinnen und Nutzer sind ein Riesenerfolg. Die nächste Bundesregierung sollte das Deutschlandticket zu einem dauerhaften Angebot machen, dessen Finanzierung nicht ständig neu in Frage gestellt wird. Dann werden noch mehr Menschen das Ticket nutzen und das Auto öfter stehen lassen.“  

Finanzierung Infrastruktur: Die Bundesregierung hat im Jahr 2024 so viel in das deutsche Schienennetz investiert wie noch keine ihrer Vorgänger-Regierungen (s. Grafik). Mit entscheidend dafür war, dass der Finanzierungskreislauf Straße finanziert Straße bei der Lkw-Maut aufgebrochen wurde und Mittel aus der Maut seit 2024 auch wieder für Alternativen zur Straße verwendet werden dürfen. Dirk Flege: „Der starke Anstieg bei den Schienen-Investitionen war wegen des großen Rückstaus überfällig, aber nicht selbstverständlich. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat eine Wende eingeleitet und trotz schwieriger Haushaltslage erreicht, dass ein deutlich höheres Investitionsniveau möglich wurde. So wurde auch der Grundstein für die umfassenden Generalsanierungen gelegt. Entscheidend ist, dass die Nachfolge-Regierung diesen Investitionstrend fortsetzt und längerfristige Finanzierungssicherheit durch einen mehrjährigen Fonds schafft.“  

Gemeinwohlorientierte Infrastruktur: Die Schaffung der DB InfraGO AG zum Jahresbeginn 2024 war ein erster Meilenstein auf dem Weg zu einer grundlegenden Reform. Gemeinwohlorientierung bedeutet, der Bund muss die Schieneninfrastruktur so entwickeln, dass deutlich mehr Menschen und Güter auf der Schiene transportiert werden können. Ein leistungsfähigeres Netz muss also im Mittelpunkt stehen. Was nun noch fehlt, ist ein klares Steuerungskonzept des Bundes mit entsprechenden Kennzahlen. Hier muss in der nächsten Legislatur rasch ein Konzept her.  

Verpasste Chancen für die Schiene   Moderne-Schiene-Gesetz: Es stockt beim Neu- und Ausbau auf der Schiene, bei der Elektrifizierung und bei der Digitalisierung geht es nicht voran, und reaktiviert werden meist nur wenige Kilometer pro Jahr. Das Moderne-Schiene-Gesetz, an dem schon viele Monate gearbeitet wurde und das zentrale Empfehlungen der Beschleunigungskommission Schiene umsetzen sollte, hätte den nötigen Schienenausbau deutlich vereinfachen können. Wegen des vorzeitigen Regierungsendes kam es jedoch nicht über Vorüberlegungen hinaus.

Trassenpreise: Die Trassenpreise haben sich in der zu Ende gehenden Legislatur zu einem gewaltigen Problem für die Branche entwickelt. Insbesondere der Schienengüterverkehr und der Personenfernverkehr leiden unter der exorbitant gestiegenen Schienenmaut. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Entscheidung der Bundesregierung, Infrastruktur-Investitionen in die Schiene in immer größerem Umfang durch Erhöhungen des Eigenkapitals der Deutschen Bahn zu finanzieren – mit entsprechenden Folgen für die Trassenpreise. Dirk Flege: „Die nächste Bundesregierung muss die Aufwärtsspirale bei den Trassenpreisen durchbrechen. Es braucht eine Reform der Trassenpreise, damit die Schiene wettbewerbsfähig bleibt und Klimaziele eingehalten werden können.“  

Bundesverkehrswegeplan: Bislang ist es in Deutschland gängige Praxis, den künftigen Infrastrukturbedarf bei Schiene und Straßen primär aus Prognosen abzuleiten. Die Allianz pro Schiene kritisiert diesen Ansatz als antiquiert: „Anstatt Prognosen hinterherzubauen, gilt es umgekehrt zu fragen: Wo wollen wir in 20 Jahren stehen, vor allem mit Blick auf die Energie- und Klimaziele? Welche Infrastrukturen brauchen wir dafür? Und was bedeutet das für den künftigen Verkehrsträger-Mix? Leider wurde dieser gestaltende Ansatz, den unter anderem auch das Internationale Transport Forum der OECD empfiehlt, noch nicht auf den Bundesverkehrswegeplan übertragen. Die nächste Bundesregierung sollte zeigen, dass ein zielorientierter, gestaltender Ansatz bei der Bundesverkehrswegeplanung möglich ist.“  

Michael Schröder wird neuer KVG-Vorstand

Michael Schröder (54) übernimmt ab 1. April 2025 Aufgaben des operativen Vorstands der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft AG (KVG). Das hat der Aufsichtsrat der KVG in seiner Sitzung einstimmig beschlossen. Schröder folgt auf Dr. Olaf Hornfeck, der dem Unternehmen seit November 2020 vorsteht.

Dr. Olaf Hornfeck, Vertriebsvorstand der Städtischen Werke AG, widmet sich künftig stärker den Aufgaben der Versorgungssparte. „Die Herausforderungen der Energiewende erfordern meine höchste Aufmerksamkeit. Der Umbau der Energieversorgung auf erneuerbare und regenerative Energien in Kassel ist Herzstück unserer Transformation. Dafür möchte ich mich mit aller Kraft und starkem Fokus in den nächsten Jahren einsetzen,“ sagt Hornfeck. Der Aufsichtsrat der Städtische Werke AG stimmte im November 2023 einstimmig einer vorzeitigen Vertragsverlängerung von Dr. Olaf Hornfeck zu. Damit bleibt Hornfeck bis Ende Oktober 2029 Vorstand der Städtischen Werke AG.

Sven Schoeller, Kassels Oberbürgermeister und zugleich Vorsitzender des KVG-Aufsichtsrats, freut sich über die Entscheidung. “Ich gratuliere Michael Schröder zu seiner Berufung. Ich bin sicher, dass er seine umfangreichen Fähigkeiten und Erfahrungen in die Entwicklung des Unternehmens einbringen wird. Dabei wünsche ich ihm viel Erfolg. Bei Dr. Olaf Hornfeck möchte ich mich an dieser Stelle für seine Arbeit als KVG-Vorstand ausdrücklich bedanken. Die Einführung des On-Demands-Angebots Schaddel und der neuen E-Busse im Frühjahr dieses Jahres sind nur zwei Beispiele für die Weiterentwicklung von Mobilitätsangeboten der KVG, die für seine Amtszeit stehen.“

Auch Carsten Harkner, Vorstandsvorsitzender der KVG, begrüßt die Wahl des neuen Vorstandsmitglieds. „Michael Schröder ist ein erfahrener Verkehrsexperte. Er wird mit seiner Fach- und Führungskompetenz maßgeblich an der Transformation unseres Unternehmens zum zukunftsfähigen Mobilitätsanbieter arbeiten. Ich freue mich, gemeinsam mit ihm die Weichen Richtung Zukunft zu stellen.” Michael Schröder ist seit mehr als 27 Jahren im Verkehrs- und Logistikbereich tätig. Zudem unterstützt er Unternehmen als Berater bei ÖPNV- und Sonderprojekten. „Ich freue mich auf die spannenden Aufgaben und auf die Menschen, die mich in Kassel erwarten“, sagte Schröder. „Dem Aufsichtsrat der KVG und der Geschäftsführung der KVV-Gruppe danke ich für das Vertrauen.“

„Lieblingsbusfahrer/-in 2024“ in Berlin geehrt

Im Rahmen einer festlichen Zeremonie wurden fünf herausragende Busfahrerinnen und Busfahrer aus ganz Deutschland als „Lieblingsbusfahrer/-in 2024“ ausgezeichnet. Der Wettbewerb, der zum zweiten Mal stattfand, wurde gemeinsam vom Fahrgastverband PRO BAHN, der DB Regio, dem Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ins Leben gerufen. Ziel ist es, den engagierten Einsatz der rund 100.000 Busfahrerinnen und Busfahrer in Deutschland zu würdigen.

Über 2.300 Einsendungen und vielfältige Geschichten

Über 2.300 Einsendungen erreichten die Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, die Geschichten von Fahrgästen, die ihren Lieblingsbusfahrer oder ihre Lieblingsbusfahrerin für ihre außergewöhnliche Leistung nominierten. Besonders beeindruckend war die Vielfalt der eingereichten Erlebnisse, die vorbildliche Leistung und Menschlichkeit der Busfahrer in den Mittelpunkt stellten.

In der feierlichen Preisverleihung in Berlin wurden die fünf Preisträgerinnen und Preisträger für ihre Arbeit geehrt:

  • Erol Disbudak (Urban-Reisen, Gladbeck)
  • Hülya Görel (WSW mobil GmbH, Wuppertal)
  • Martin Jaksch (Regionalbus Ostbayern GmbH, Regensburg)
  • Sandor Mundi (Omnibus Neumeyr GmbH & Co. KG, Moorenweis)
  • Uwe Blaich (Volz-Reisen, Calw)

Rührende Geste aus dem Schwarzwald

Für eine Überraschung sorgte eine Grundschule aus dem Schwarzwald, die mit vielen gemalten Bildern ihr Dankeschön für den Schulbusfahrer zum Ausdruck brachte. Für die Jury war es eine herausfordernde Aufgabe, aus der Vielzahl an Nominierten die Gewinner auszuwählen. In diesem Jahr lag der Fokus auf Geschichten, die „dauerhaft vorbildliche Leistungen“ widerspiegeln.

Dank an die Busfahrer und Herausforderung für die Branche

Werner Overkamp, Vizepräsident des VDV und Mitinitiator des Wettbewerbs, unterstrich die Bedeutung des Ehrungstages und hob hervor: “Heute geht es darum, unseren Busfahrerinnen und Busfahrern in Deutschland ein großes Dankeschön auszusprechen. Sie sind das Herzstück des öffentlichen Nahverkehrs und sorgen jeden Tag, bei jedem Wetter und wenn es stressig wird, dafür, dass Millionen Menschen sicher ihr Ziel erreichen. Ihre Geduld und Freundlichkeit verdienen höchsten Respekt.”

Er wies jedoch darauf hin, dass der geplante Bundeshaushalt die Zukunft der Branche gefährden könnte. Insbesondere die beabsichtigten Kürzungen im Personalbereich und die hohen Kosten für den Erwerb eines Busführerscheins, der in Deutschland bis zu 14.500 Euro kosten kann, stellen eine Herausforderung dar.

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Was sich außerdem noch bei der Neugestaltung geändert hat, erfahren Sie in unserer aktuellen Nahverkehrs-praxis Ausgabe: 07/2024

Der Bahnbabo geht in den Ruhestand

Am 30. Oktober 2024 verabschiedete die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) mit großem Dank und Anerkennung einen ganz besonderen Mitarbeiter: Peter Wirth, in Frankfurt als „Bahnbabo“ bekannt, tritt nach vielen Jahren als Straßenbahnfahrer in den wohlverdienten Ruhestand.

Ein halbes Leben für die Straßenbahn

Straßenbahnfahrer wurde er, der damals einen kleinen Taxibetrieb führte, durch seine Frau Heike, die selbst Straßenbahnfahrerin ist und noch im aktiven Dienst steht. So begann seine Karriere bei der VGF, damals noch den Stadtwerken, vor 36 Jahren und einem Monat, am 1. Oktober 1988. Am selben Tag wurde der Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow, zum sowjetischen Staatsoberhaupt gewählt. Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt in diesem Jahr der Schriftsteller Siegfried Lenz.

Manch einer der jungen Menschen, zu denen Peter Wirth einen so unnachahmlichen Draht hat, wird weder Gorbatschow noch Lenz kennen – aber der „Bahnbabo“, der ist ein Begriff.

Wie man zum Bahnbabo wird

In mehr als 36 Jahren an Schaltrad und Befehlsgeber hat sich Peter Wirth einen Namen gemacht – durch sein Gespür für Menschen aller Generationen, durch sein Talent für Poesie, durch sein großes Herz für die Menschen, die es im Leben nicht einfach haben, und durch seine Fitness. Denn die zeichnet ihn nicht nur seit 40 Jahren dank konsequentem Training aus, sie spielt auch eine Rolle in der Geschichte, wie der „Bahnbabo“ zu seinem Spitznamen kam.

Den vollständigen Artikel finden Sie in unserer aktuellen Nahverkehrs-praxis Ausgabe: 07/2024

Was ist Account-based Ticketing?

International ist Account-based Ticketing gang und gäbe, jetzt haben auch erste deutsche Städte und Regionen Pilotprojekte zu seiner Einführung gestartet. Was genau verbirgt sich hinter dieser Ticketing-Methode – und was bringt sie Fahrgästen und dem ÖPNV?

Im Urlaub oder auf Geschäftsreise im Ausland haben viele Deutsche das Account-based Ticketing schon kennengelernt. Um mit dem Bus, der Straßenbahn oder der U-Bahn zu fahren, mussten sie vor der Fahrt keine Tickets kaufen, sondern hielten beim Ein- und Aussteigen einfach ihr Smartphone, eine Chipkarte oder ihre Kreditkarte an ein Lesegerät–und der Rest wurde im Hintergrund erledigt. Das örtliche Verkehrsunternehmen berechnete den günstigsten Tarif für die Fahrt und zog die Kosten von den Konten ein, die mit den genutzten Medien verknüpft sind. Der deutsche ÖPNV steht dagegen bislang ganz im Zeichen des Fahrscheins. Seine Kundinnen und Kundenweisen ihre Fahrtberechtigung durch ein Ticket nach, das sie vor dem Antritt der Fahrt erworben haben. Dieses Prinzip ist immer dasselbe, egal, ob es sich dabei um einen Fahrschein in Form eines Papiertickets handelt, ein E-Ticket auf einer Chipkarte oder ein mobiles Ticket auf einem Smartphone. Doch das ändert sich derzeit. Was in anderen Ländern längst gelebte Praxis ist, kommt jetzt auch hierzulande an. So haben inzwischen einige deutsche Städte und Regionen Pilotprojekte zur Einführung von Account-based Ticketing gestartet. Aber wie funktioniert das eigentlich genau?

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Nahverkehr-praxis Ausgabe 07/20204.

Deutschlandticket: Finanzierung für 2025 scheint gesichert

Nachdem sich SPD und Grüne nach dem Bruch der Ampel-Koalition bereits frühzeitig für die notwendigen Beschlüsse im Bundeshaushalt zur Finanzierung des Deutschlandtickets ausgesprochen haben, hat nun auch die Bundestagsfraktion der CDU/CSU Zustimmung signalisiert. Aus Sicht des Branchenverbands VDV ein wichtiges Signal, um das bei vielen Fahrgästen beliebte Angebot auch im nächsten Jahr zu erhalten.

Allerdings weist der Verband darauf hin, dass damit die gemeinsame Arbeit von Politik und Branche zur Verbesserung des Tickets und seiner Rahmenbedingungen erst begonnen hat: „Es ist gut, dass nun auch die Unionsfraktion die Finanzierung des Deutschlandtickets für das kommende Jahr in den Haushaltsberatungen mit beschließen will. Damit wird das Ticket nicht zum Thema im Bundestagswahlkampf und sowohl die Branche als auch unsere Fahrgäste haben zumindest für 2025 entsprechende Planungssicherheit. Allerdings zeigen die Debatten der letzten Tage auch, dass wir dringend gemeinsam mit Bund und Ländern an einer Lösung arbeiten müssen, damit das Deutschlandticket nicht Jahr für Jahr aus finanziellen Gründen wieder infrage gestellt wird. Spätestens die neue Bundesregierung muss sich entscheiden, was mit diesem Angebot langfristig passieren soll. Das ist eine der wichtigsten verkehrspolitischen Fragen in der neuen Legislaturperiode. Die jährliche Hängepartie über die Zukunft des Tickets muss dann enden, Fahrgäste und Branche brauchen Klarheit“, so VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff.

Der VDV will weiterhin dazu beitragen, die Entscheidung über die künftige Finanzierung des Deutschlandtickets zu versachlichen. Die aktuellen Zahlen, Daten und Fakten zum Deutschland-Ticket aus der gemeinsam von Bund und Ländern beauftragten Marktforschung zeigen, wo das Ticket im Urteil seiner Nutzerinnen und Nutzer aktuell steht und an welchen Stellen noch Wachstumspotenzial gehoben werden muss.

In der aktuellen Ausgabe der Nahverkehrs-praxis finden Sie ein umfangreiches Interview zum Deutschlandticket mit VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Lufttaxi – Zukunft oder Utopie?

Die Insolvenz von Lilium wirft Zweifel an der Zukunft der Urban Air Mobility (UAM) auf. Hohe Kosten, logistische Herausforderungen und notwendige Infrastruktur bremsen den Fortschritt, während wohlhabende Haushalte profitieren könnten und die breite Masse mit Lärm und Sichtbeeinträchtigungen konfrontiert wird.

Durch technologische Fortschritte bei elektrischen Antrieben sind eVTOL-Fahrzeuge für kurze Distanzen und in urbanen Gebieten vorgesehen. Mögliche Einsatzgebiete sind Flughafenzubringer, Arbeitswege, touristische Flüge und Rettungseinsätze. Abhängig vom Design können Reichweiten von 20 bis 250 Kilometern erreicht werden. Die Konzepte der Hersteller variieren stark: Volocopter führte im August 2024 den weltweit ersten eVTOL-Flug auf dem Gelände des Weltkulturerbe-Schlosses von Versailles durch.

Einige setzen auf Schwenkrotoren für längere Strecken, andere auf Multikopter, die für kurze Strecken optimiert sind. Debatten über Demonstrationsflüge und fehlende Zertifizierungen zeigen jedoch, dass der kommerzielle Betrieb in Europa noch nicht möglich ist.

Den ganzen Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe 07/2024.

Nachhaltigkeitsbericht für Bau der U5 in Hamburg

Vor rund zwei Jahren haben die Hamburger Hochbahn AG und die HOCHBAHN U5 Projekt GmbH ihre Pläne für die Reduzierung der CO2-Emissionen beim Bau der U5 vorgestellt. Das Ziel: die Emissionen um 70 Prozent senken und die U-Bahn damit so umweltschonend wie möglich bauen. Der nun veröffentlichte Nachhaltigkeitsbericht zeigt erste deutliche Erfolge. Statt 2,7 Mio. Tonnen CO2-Emissionen bei konventioneller Bauweise verringert sich der Wert auf 841.000 Tonnen und spart damit aktuell rund 71 Prozent der beim Bau entstehenden Emissionen ein. Damit konnte das vor zwei Jahren aufgestellte Zielszenario bereits im ersten Jahr knapp übertroffen werden.

Klaus Uphoff, technischer Geschäftsführer HOCHBAHN U5 Projekt GmbH: „Wir freuen uns und sind stolz auf die bisher erzielten Erfolge. Der erste Nachhaltigkeitsbericht belegt nicht nur unsere gute Arbeit, sondern gibt auch unserer Strategie aus 2022 grundsätzlich recht. Durch ständige Optimierungen in der laufenden Planung konnten wir weitere signifikante Mengeneinsparungen erzielen und haben gleichzeitig schon mehr umweltfreundlichen Stahl und Zement im Einsatz, als wir vor zwei Jahren geplant hatten. Wir sind also klar auf Kurs die umweltfreundlichste U-Bahn zu bauen.“

Mit der Reduktionsstrategie für den Bau der U5 gibt es erstmalig eine gesamthafte Strategie zur CO2-Reduktion beim Bau eines Verkehrsinfrastrukturprojektes in Deutschland. Um das Ziel der 70 Prozent-Reduktion zu erreichen, sind unter anderem maßgebliche Optimierungen beim Materialeinsatz im Bau des ersten U5-Abschnittes vorgenommen worden. So ist auf dem ersten Abschnitt der verpflichtende Einsatz von umweltschonendem Stahl und Zement in die Ausschreibungen und Auftragsvergaben aufgenommen worden. Das Ergebnis: In den ersten beiden Baulosen wird ab 2024 ausschließlich Bewehrungsstahl mit hohem Recyclinganteil (max. 500kg CO2-äq/t) eingesetzt. Außerdem konnte ein weiterer Teilerfolg erzielt werden: Im Baulos 2 (Startschacht U5 bis Haltestelle Bramfeld) kommt nur noch Bewehrungsstahl mit max. 400 kg CO2-äq/t zum Einsatz und damit schon ein Jahr früher, als die Prognose vor zwei Jahren vorhergesagt hatte.

Erfolge nicht nur auf Materialebene

Neben den Erfolgen auf Materialebene in der Bauausführung konnte die U5 GmbH auch durch die Überarbeitung der Planungen für die weiteren U5-Abschnitte erhebliche Einsparungen erzielen. So konnte im Rahmen der Entwurfsplanung für die Notausstiege auf dem Bauabschnitt City Nord bis Jarrestraße eine Materialeinsparung von rund 30 Prozent erzielt werden. Gleichzeitig sind beispielsweise auch die Bahnsteigbreiten der Haltestellen oder deren Tiefenlage verringert worden, wodurch ebenfalls weniger Material verbaut werden soll. Diese ersten Optimierungen werden nun auch auf die weiteren Planungsabschnitte der U5 angewendet und machen weitere Einsparungen erwartbar. 

Die Einsparungen im Bau und in der Planung werden nun in der jährlichen Bilanzierung im Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert und sind inzwischen auch ins Risikomanagement für die U5 aufgenommen worden. Damit wird die transparente Messbarkeit der Maßnahmen zur CO2-Reduktion für die weitere Projektlaufzeit möglich. Das vor zwei Jahren aufgestellte Zielszenario wird dabei konsequent mit der Jahresbilanzierung der tatsächlich im Bau anfallenden und der zu erwarteten CO2-Emissionen für die weiteren Planungsabschnitte abgeglichen. So ist die laufende Qualitätssicherung und das Erreichen des Reduktionszieles sichergestellt.

Für die CO2-Reduktion beim Bau der U5 sind damit alle Stellschrauben gestellt: Nachhaltigkeit als gleichwertiges Kriterium ist in die Planungen integriert worden und wird immer mit betrachtet. Dadurch können die technisch maximal möglichen Reduktions-Maßnahmen bereits frühzeitig mitgedacht und schließlich im Bau umgesetzt werden. Zusätzlich werden weiterhin gemeinsam mit der Industrie Lösungen erarbeitet, die die Entwicklung nachhaltiger Baustoffe konsequent vorantreiben. Nach aktuellem Stand ist davon auszugehen, dass der Wert für die Einsparung der CO2-Emissionen beim Bau der U5 durch die Fortschritte der kommenden Jahre von heute 71 Prozent noch weiter gesteigert werden kann.      

Gemeinsam in Europa für mehr Schiene und ÖPNV

In einem hochrangig besetzten Treffen des VDV-Präsidiums mit Entscheidungsträgern der Generaldirektion Verkehr der Europäische Kommission, des Europäischen Parlaments und weiteren Multiplikatoren in Brüssel unterstrich VDV-Präsident Ingo Wortmann in seiner Begrüßung die zentrale Bedeutung von Mobilität für den gemeinsamen Wirtschafts- und Lebensraums in der Europäischen Union: „Der Schienengüterverkehr und der grenzüberschreitende öffentliche Personenverkehr sind die Lebensadern unserer Wirtschaft und des sozialen Miteinanders. Sie verbinden nicht nur Städte und Länder, sondern fördern den Austausch, den Handel und die kulturelle Verständigung zwischen den Bürgerinnen und Bürgern der EU.“

Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff erinnerte zudem daran, dass die ehrgeizigen EU-Vorgaben für den Ausbau des Personen- und Güterverkehrs auf der Schiene sowie für die Erlangung der Emissionsfreiheit im Busverkehr in finanziellen und organisatorischen Einklang mit der deutschen Verkehrspolitik gebracht werden müssen. „Das ist aktuell nicht der Fall. Die EU hat den Kurs vorgegeben, und wir als Branche setzen die Anforderungen konsequent um: Um bis 2030 eine Verlagerung von 50 Prozent mehr Gütern auf die Schiene zu erreichen, braucht es eine verlässliche Finanzierung und eine angepasste Infrastrukturfinanzierung. Als VDV suchen wir fortwährend den Austausch in Brüssel und Berlin, damit die Infrastruktur für Personen- und Güterverkehr ausgebaut und langfristig gesichert wird – das ist im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit der Branche und damit Deutschlands.“

Quelle: VDV