Der „Klima E-Bus“ in Tübingen

In Kiel fährt er bereits seit letztem Jahr und jetzt auch in Tübingen: Ein „Klima E-Bus“. Initiiert von der Tübinger Regionalgruppe der Scientists for Future (S4F) transportiert der besondere Elektrobus nicht nur die vielen Fahrgäste in der Universitätsstadt, sondern auch eine besonders dringliche Botschaft. Auf dem Bus wird der Klimawandel quasi sichtbar gemacht. Das auffällige TüBus-Modell ist Appell und Warnung gleichzeitig, dass die Klimakrise schon da ist. Und dass nur schnellstmögliches Handeln auf allen Ebenen weltweit den Klimawandel zumindest noch etwas bremsen kann.
Das Konzept der Scientists for Future, die Darstellung des Klimawandels und der Klimakrise auf und in Fahrzeugen im Öffentlichen Personennahverkehr zu platzieren, wurde bereits in mehreren deutschen Städten umgesetzt. In Bielefeld und Bremen fährt eine Klimabahn, in Berlin eine Klimatram, in Kiel ein Klima E-Bus. Nun hat die Tübinger Regionalgruppe der S4F auch mit der Universitätsstadt Tübingen und den Stadtwerken eine Kooperation vereinbart. Sie bringen jetzt den „Klima E-Bus“ auch auf die Tübinger Straßen. Der speziell beklebte E-Gelenkbus von TüBus nimmt in diesen Tagen den Linienbetrieb auf – und damit auch seine Mission: Bewusstsein schaffen für das Thema Klimawandel und die Dringlichkeit, ihn zu bremsen.
Quasi „im Vorbeifahren“ sollen Bürgerinnen und Bürger für die rasant steigende globale Erderwärmung in Folge des fortschreitenden Klimawandels sensibilisiert werden. Der Klima E-Bus hat dafür eine markante Beklebung, die sich so auch auf den anderen Klima-Fahrzeugen findet, die auf Initiative verschiedener Regionalgruppen der S4F in mehreren deutschen Städten entstanden sind. Basierend auf wissenschaftlichen Fakten, visualisieren die „Warming Stripes“ (Erwärmungsstreifen) des Klimaforschers Ed Hawkins, wie sich die Erde seit 1850 bis heute erwärmt hat. Der Farbverlauf auf dem Klima E-Bus macht dabei sehr deutlich: Von einem dunklen Blau zu Beginn bis heute werden die Streifen immer roter. Sie zeigen damit die Erhöhung der Durchschnittstemperatur um 1,1 Grad Celsius seit Beginn der Industrialisierung. An der „Heute-Seite“ des Klima E-Busses sind die Streifen bedenklich dunkelrot. Die Botschaft lautet daher: Es muss schnellstmöglich alles Machbare getan werden, damit die Streifen nicht noch roter werden. Für Fahrgäste bieten im Bus Plakate und Flyer zum Mitnehmen zusätzliches Hintergrundwissen.

Quelle: Stadtwerke Tübingen GmbH

ÖBB bestellt 120 Batteriezüge bei Stadler

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) erteilen Stadler den Zuschlag für eine Rahmen-vereinbarung über bis zu 120 Batteriezüge. Die Fahrzeuge vom Typ FLIRT Akku sind als Ersatz für die bestehende Dieselflotte vorgesehen und ermöglichen einen nachhaltigen Betrieb auf nur teilelektrifizierten Strecken. Die Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung und des Erstabrufs über 16 FLIRT Akku soll noch im Herbst 2023 erfolgen. Mit diesem Zuschlag und den Erfolgen in den USA, Deutschland und Italien bestätigt Stadler erneut seine führende Position bei alternativen und ressourcenschonenden Antrieben mit Batterie und Wasserstoff.
Bei den neuen Fahrzeugen handelt es sich um FLIRT Akku – die batteriebetriebene Variante des Bestsellers FLIRT von Stadler, der weltweit bereits über 2500-mal verkauft wurde. Sie sind für den Einsatz auf nicht- oder nur teilelektrifizierten Strecken v.a. im Osten Österreichs vorgesehen und ersetzen dort die bestehende Dieselflotte. Durch die Ladung der Traktionsbatterien während der Fahrt unter Oberleitung ermöglichen die FLIRT Akku einen nachhaltigen Bahnbetrieb auf nicht elektrifizierten Streckenabschnitten.

Quelle: Stadler

WBO und IGP gründen Einkaufsgemeinschaft Busse

Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen e.V. (WBO) und die Interessengemeinschaft des Personenverkehrsgewerbes in Baden-Württemberg eG (IGP) haben eine Einkaufsgemeinschaft (EG) Busse gegründet. Die Branche stellt damit unter Beweis, dass sie die Verkehrswende aktiv mitgestaltet.

Zum Hintergrund: Baden-Württemberg setzt die Zeichen im Verkehr gezielt auf Transformation. Das Landesmobilitätsgesetz – dessen Entwurf innerhalb der Regierungskoalition von Grünen und CDU umstritten ist – will insbesondere im ländlichen Raum die Antriebswende forcieren.

„Wir sehen in der Verkehrswende mehr als nur die Umstellung auf E- oder Wasserstoffbusse“, erklärt WBOGeschäftsführerin Yvonne Hüneburg. „Gerade im ländlichen Raum sind klimaneutrale Kraftstoffe beziehungsweise Biogasbusse (in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft) als Brückentechnologie absolut sinnvoll und effektiv.“ Der WBO teilt die Meinung des Verkehrsministeriums, dass E- oder Wasserstoffbusse insbesondere in den Städten zum Klimaschutz beitragen werden. „Dort werden langfristig Dieselflotten transformiert werden.“ Dazu wird die Buswirtschaft mit ihrem Knowhow und Wissen ihren Beitrag leisten. Wie? Mit einer Einkaufsgemeinschaft Busse.

In einer Sondersitzung haben Aufsichtsrat und Vorstand der IGP am 14. Juli die Einkaufsgemeinschaft Busse Baden-Württemberg, kurz „EG Busse“ gegründet. Die Geschäfte führen WBO-Vorsitzender Klaus Sedelmeier sowie WBOGeschäftsführerin Yvonne Hüneburg, beide Vorstandsmitglieder der IGP. Damit greifen WBO und IGP den Ball des Landesverkehrsministeriums auf, das angeregt hatte, die Beschaffung von Bussen in Baden-Württemberg in größeren Einheiten zu tätigen, um in diesem neuen Bereich Standardisierung zu fördern und damit Skaleneffekte, sprich Kostenvorteile zu erzielen.

„Busunternehmen produzieren aus einer Hand, dazu gehören die Fahrzeuge und die Ladeinfrastruktur“, betont WBO-Vorsitzender Klaus Sedelmeier. Aus der Genehmigung folgt die Betriebspflicht, das heißt, die Unternehmen sind dafür verantwortlich, dass ÖPNV funktioniert. „Einsatzfähigkeit, Pünktlichkeit, Sauberkeit – das sind Qualitätsmerkmale des Öffentlichen Verkehrs, für die unsere Mitgliedsunternehmen die Verantwortung tragen. Fahrzeugeinkauf ist damit Unternehmenssache, von daher ist die Einkaufsgemeinschaft die logische Schlussfolgerung.“

Auch beim Thema Ladeinfrastruktur sind die Unternehmen aktiv. „Die Ladeinfrastruktur gehört zum Betrieb und daher auf den Betriebshof“, so Sedelmeier. Schließlich muss das Fahrzeug während des Ladevorgangs gereinigt und überwacht werden. Sedelmeier: „Die Experten sind sich einig: Das Laden auf dem Betriebshof sichert die Funktionskette. Schnittstellen gefährden die Leistungserbringung – das führt nicht zum besten Ergebnis. Gut, dass es hier bereits Erfahrungen im In- und Ausland gibt, die das so bestätigen.“

Zum Hintergrund: In Baden-Württemberg wird ÖPNV mit Bussen insbesondere von mittelständischen Unternehmen erbracht, von mehr als 250 Betriebshöfen aus, die diese Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten mit Hilfe von Landesmitteln hierfür gebaut haben. Diese werden nun für die Zukunft „fit gemacht“. Mit der Gründung der Einkaufsgemeinschaft Busse nehmen die WBO-Mitgliedsunternehmen den Ball des Verkehrsministeriums auf – und drehen das Rad weiter. „Ganz nach der Devise des Landesverkehrsministers“, so WBO-Geschäftsführerin Yvonne Hüneburg. Denn Winfried Hermann betone regelmäßig: Machen statt nur davon zu reden!

Quelle: Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen e.V. (WBO)

Förderung autonomer Shuttles in suburbanen Regionen

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr investiert in den Ausbau autonom fahrender Verkehre in Deutschland. Neben Projekten in Großstädten wie Hamburg oder München, fördert das BMDV auch gezielt Projekte im ländlichen Raum. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt in Potsdam-Mittelmark und Vorpommern-Rügen wird in den kommenden drei Jahren das Potenzial von autonomen Shuttles in dünn besiedelten und suburbanen Regionen erprobt. Bundesminister Dr. Volker Wissing hat heute die Förderzusage über rund 2,3 Millionen Euro an die Projektpartner übergeben. 

Dr. Volker Wissing: „Ich möchte, dass die Menschen überall in Deutschland selbstbestimmt und günstig mobil sein können. Gerade in ländlichen Regionen können autonome On-Demand-Verkehre ein Schlüssel für mehr individuelle Mobilität sein – für ältere Menschen und alle, die nicht selbst mit dem Auto fahren können oder wollen. Autonom fahrende Shuttles, die genau dann kommen, wenn man sie braucht, können den ÖPNV auf dem Land kosteneffizient ergänzen. Ich verspreche mir aus dem Projekt wichtige Erkenntnisse für den Ausbau der autonomen Mobilität in ganz Deutschland.“

Im Projekt LEAF (steht für „Ländliche Erschließung mit autonomen Fahrzeugen“) arbeiten die regiobus Potsdam Mittelmark GmbH, die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen mbH sowie die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Vorpommern-Rügen eng zusammen.
Ziel ist es, gerade in strukturell eher schwachen Räumen ein attraktives Mobilitätsangebot zu schaffen, welches als Zubringer zu den übergeordneten ÖPNV-Angeboten und zur Bahn dient. Mit Hilfe der Bundesförderung soll in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Vorpommern-Rügen ein autonomes On-Demand-System mit drei Fahrzeugen aufgebaut werden.
Der Probebetrieb wird durch wissenschaftliche Untersuchungen begleitet u.a. zur Nutzerakzeptanz, zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Effekten sowie Auswirkungen auf die Umwelt. Auch die Übertragbarkeit auf andere Landkreise wird untersucht.
Zudem wird erforscht, ob und wie die Digitalisierung eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in ländlichen Räumen ermöglicht und inwiefern eine Verbesserung des CO2-Fußabdrucks erreicht werden kann. Gleichzeitig wird ein erster Grundstein gelegt, um perspektivisch mit autonomen Verkehrsangeboten eine Erschließung ländlicher Räume trotz Fahrer- und Fachkräftemangel zu ermöglichen.
Die Förderung erfolgt im Rahmen des ersten Förderaufrufs zur Förderrichtlinie „Autonomes und vernetztes Fahren in öffentlichen Verkehren“. Das Projekt läuft bis Juni 2026. Quelle: Bundesministerium für Digitales und Verkehr

Bienenhaltung auf den Betriebshöfen der BVG

Wenn es summt auf dem Betriebshof der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in Lichtenberg, dann sind das meistens die modernen und leisen Straßenbahnen. Seit einiger Zeit haben die großen Gelben aber beim Summen Unterstützung von ganz kleinen Gestreiften. Die Bienen von Stadtimker Norman Linke fühlen sich auf dem Areal an der Siegfriedstraße äußerst wohl und sind fleißig in den Grünanlagen des Betriebshofs und seiner Umgebung unterwegs. Und nicht nur dort. Auch zwei weitere BVG-Liegenschaften in Karlshorst und Neukölln hat Imker Linke „bevölkert“. In Neukölln unterstützt ihn sein Imkerkollege Younes Kheir. Insgesamt zwölf Bienenvölker (mit jeweils bis zu 50.000 Bienen) sind bei den Berliner Verkehrsbetrieben für die beiden, für die Umwelt und letztlich auch für die Frühstücksbrote vieler BVG-Kollegen im Einsatz. Bis zu 3000 Gläser erstklassigen BVG-Honig „ernten“ die Imker pro Jahr.
Für Deutschlands größtes Nahverkehrsunternehmen ist die Bienenhaltung auf den Betriebshöfen daher eine Win-Win-Maßnahme. „Nachhaltigkeit ist für uns als Nahverkehrsunternehmen natürlich eins unserer Kernmerkmale“, sagt Harald Eck, der als Leiter der BVG-Kantinen das Projekt auf Seiten der BVG initiiert hat. „Das gilt nicht nur für unsere Verkehrsmittel, sondern auch bei der Frage, was auf die Teller und Brote kommt. Deshalb mussten wir auch gar nicht lange überlegen, ob die Bienen zur BVG passen. Das ist ein Naturschutzprojekt, bei dem es wirklich nur Gewinner gibt.“

Quelle: Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)

Letzte Ausbaustufe des Pilotprojekts kvgOF Hopper abgeschlossen

Rund 360.000 Menschen, eine Fläche von 356 Quadratkilometern – das ist der Kreis Offenbach und seit Juli auch das Einzugsgebiet des modernen, per App buchbaren On-Demand-Shuttle Hopper der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach mbH (kvgOF). Durch die Gebietserweiterung des Hopper in den vier Städten Dietzenbach, Dreieich, Neu-Isenburg und Rodgau sind in den letzten drei Wochen ca. 45 Prozent mögliche neue Fahrgäste hinzugekommen. Damit ist ein wichtiger Meilenstein für die bis Ende 2024 ausgelegte Test- und Erprobungsphase des kvgOF Hopper erreicht und die letzte Ausbaustufe des Pilotprojekts abgeschlossen.
Bereits im Sommer 2019 ging die kvgOF als erste lokale Nahverkehrsorganisation im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) mit diesem damals recht neuen Mobilitätsangebot im ÖPNV im Osten des Kreises Offenbach an den Start. Der kvgOF Hopper fährt ohne festen Fahrplan oder feste Route und wird auf Abruf sowohl per App oder per Telefon gebucht. Dabei dient der Kleinbus vorwiegend der kommunalen Feinerschließung und zur Fahrt auf der letzten Meile des ÖPNV-Wegs. Seit 2022 bietet die kvgOF den On-Demand-Service in sechs weiteren Kommunen an. Seit Anfang Juli sind nunmehr alle dreizehn Kommunen im Kreis Offenbach erschlossen.
Bis heute haben bereits knapp 400.000 Fahrgäste den neuen Service genutzt und bewerten ihn mit durchschnittlich mit 4,9 von 5 Punkten. 60 ausschließlich elektronisch betriebene eVitos von Mercedes Benz sind für die kvgOF auf den Straßen unterwegs. Bis spätestens zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 ist in jeder Kommune auch ein rollstuhlgerechtes Fahrzeug im Einsatz. Damit verantwortet die kvgOF den mit Abstand größten On-Demand-Verkehr in Hessen.

Quelle: ioki

Intelligentes Leitsystem für die Digitale S‑Bahn Hamburg

Mit der Digitalen S-Bahn Hamburg wird Bahnfahren in Zukunft noch klimafreundlicher. Die Deutsche Bahn (DB), die Stadt Hamburg und Siemens Mobility führen in Hamburg ein neues intelligentes Leitsystem für die Digitale S‑Bahn ein. Damit soll der Stromverbrauch der Züge künftig um bis zu 30 Prozent sinken. Bereits zum ÖPNV-Weltkongress 2025 (UITP) kommt das System testweise zum Einsatz. Die Kosten für das Projekt von 35 Millionen Euro teilen sich die DB, die Stadt Hamburg und Siemens Mobility. Eine Kooperationsvereinbarung zur Digitalen S-Bahn Hamburg 2.0 haben Vertreter der Partner heute (18.7.2023) unterzeichnet.
Das intelligente Leitsystem der Digitalen S-Bahn Hamburg 2.0 spart Energie über zwei Ansätze. Weil der Technik künftig die Positionen aller Züge im Netz exakt bekannt sind, können Rollphasen besser ausgenutzt und Halte auf freier Strecke verhindert werden. Zum anderen reduziert das System Lastspitzen beim Stromverbrauch, indem vermieden wird, dass mehrere Züge auf der Strecke zeitgleich anfahren. Zusätzlich erstellt das Projekt eine Studie, die das Potential von Energierückspeisung durch Wechselrichter in das öffentliche Stromnetz untersucht.
Bereits heute ist die Technik der Digitalen S-Bahn Hamburg für Fahrgäste täglich im Einsatz. Auf dem Hamburger Streckenabschnitt zwischen den Stationen Berliner Tor und Bergedorf fahren vier Züge digital gesteuert. 64 neue S-Bahnen mit digitaler Ausrüstung sind bereits bestellt. Bis Ende des Jahrzehnts soll der Citybereich der S-Bahn Hamburg mit der digitalen Technik ausgerüstet werden. 2021 hatten die Partner der Digitalen S-Bahn Hamburg gemeinsam den weltweit ersten hochautomatisierten Zug in einem offenen Eisenbahnsystem auf die Schiene gebracht.

Quelle: Siemens

Staatliche Investitionen ins deutsche Schienennetz leicht gesunken

Deutschland hinkt bei den Pro-Kopf-Investitionen in die Schieneninfrastruktur im europäischen Vergleich weiter hinterher. Im vergangenen Jahr hat der Staat pro Einwohner 114 Euro für seine Schieneninfrastruktur ausgegeben – ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2021. In den meisten anderen Ländern sind die Investitionssummen gestiegen. Das zeigt eine Auswertung der Allianz pro Schiene unter anderem auf Grundlage von Daten der Unternehmensberatung SCI Verkehr. Die Allianz pro Schiene forderte eine einfachere und unbürokratische Finanzierung, um die Versäumnisse bei der Schieneninfrastruktur schneller aufholen zu können.

Der Geschäftsführer des gemeinnützigen Verkehrsbündnisses, Dirk Flege, sagte dazu bei einer Pressekonferenz in Berlin: „Während die meisten anderen europäischen Staaten weiter kräftig in die Schiene investieren, hat Deutschland 2022 etwas weniger als im Vorjahr für seine Schieneninfrastruktur ausgegeben und ist im europäischen Vergleich bahnpolitisch nach wie vor abgehängt.“

Immerhin habe die Bundesregierung begonnen, die verkehrspolitischen Prioritäten neu auszurichten. Das zweite Jahr in Folge hat der Bund 2022 im direkten Vergleich mehr in sein Schienennetz (52%) investiert als in die Fernstraßen (48%).

Flege: „Über Jahrzehnte wurde in Deutschland der Straßenbau bevorzugt. Nun stehen wir vor einer historischen Wende. Mit Blick auf den Haushaltsentwurf für 2024 lässt sich vorhersagen, dass die Ampel-Regierung die Investitionen in die Schieneninfrastruktur spürbar aufstocken will. Sie würde dann im kommenden Jahr voraussichtlich erstmals das Versprechen aus ihrem Koalitionsvertrag einlösen, erheblich mehr Geld für die Schiene als für die Straße bereitzustellen. Das ist für deutsche Verhältnisse revolutionär und eine echte Trendwende.“

Damit die Investitionen in die Schieneninfrastruktur möglichst schnell zu spürbaren Verbesserungen im Personen- und Güterverkehr führen, forderte die Allianz pro Schiene, die Finanzierung zu vereinfachen. „Die Beschleunigungskommission Schiene hat eine Fondslösung wie in der Schweiz vorgeschlagen. Dadurch könnte Geld für die Infrastruktur schneller und unbürokratischer als bisher bereitgestellt werden. Zwei Fonds könnten 189 einzelne Finanzierungsprogramme ablösen, und Mittel könnten deutlich effizienter eingesetzt werden – das wäre ein echter Fortschritt.“

Quelle: Allianz pro Schiene

Fridays for Future fordert Sofortprogramm für den Verkehr

Zitat Bundesminister Dr. Volker Wissing anlässlich der heutigen (17.7.2023) Forderungen von Fridays for Future für den Verkehrsbereich:

„Die Forderungen von Fridays for Future ignorieren die Lebenswirklichkeit der meisten Menschen in Deutschland. Das Programm würde Wirtschaft und Wohlstand schweren Schaden zufügen. Wer meint, die Gesellschaft für so etwas hinter sich zu wissen, sollte bei demokratischen Wahlen antreten. Die Abschaffung des Autos käme faktisch einem Mobilitätsverbot im ländlichen Raum gleich. Unsere Aufgabe ist es, die Gesellschaft bezahlbar und klimaneutral mobil zu halten. Dafür haben wir als Bundesregierung bereits im Juni ein umfassendes Klimaschutzprogramm beschlossen, das auch meine Vorschläge zum Klimaschutz im Verkehrsbereich enthält. Das Land hat viele Aufgaben. Alle müssen miteinander in Einklang gebracht werden.“

Quelle: Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)

Die Forderungen von Fridays for Future

Mit einem eigenen Sofortprogramm für den Verkehr will die Organisation Fridays for Future dem seit Jahren die Klimaziele reißenden Sektor auf die Sprünge helfen. Darin fordern die Aktivisten unter anderem ein Tempolimit von 120 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen oder den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sowie den der Schiene. Das 49-Euro-Ticket soll möglichst fortgesetzt werden.
Außerdem sieht ihr Programm autofreie Innenstädte und den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur vor. Darüber hinaus bekräftigte die Organisation ihre Forderungen nach einem Rücktritt des Bundesverkehrsministers Volker Wissing.

Quelle: welt.de

VDV: Zu knappe Frist für Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme

„Es geht um Fahrgastinformations-Anzeiger, Bordrechner, Online-Vertriebssysteme, digitale Parkraumbewirtschaftung – bis hin zu Fahrgastzählsystemen und On-Demand-Verkehre: Das Bundesverkehrs- und Digitalisierungsministerium hat in seinem Förderprogramm den richtigen Schwerpunkt für die Digitalisierung der Mobilitätssysteme in den Kommunen gelegt. Doch durch Pandemie und Krieg ist uns wertvolle Zeit verloren gegangen – und jetzt kommen viele Verkehrsunternehmen in die Bredouille, denn es wird schwierig, die laufenden Vorhaben bis 2024 vollständig umzusetzen“, so VDV-Vizepräsident Dahlmann-Resing. Der Branchenverband verweist bei den Hemmnissen auch auf aufwändige EU-weite Vergabeverfahren sowie auf Lieferengpässe auf dem Weltmarkt. Erschwert wird die Umsetzung einzelner Vorhaben zudem durch Großveranstaltungen – wie die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland im nächsten Jahr. „Erst hatten wir kein Glück, dann kam im Sinne des Umsetzungserfolges Pech dazu. Fußballspiele und Fanmeilen ziehen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt an. Da muss alles fahren, was Räder hat – und in dieser Zeit können die Fahrzeuge nicht digital aufgerüstet oder die Informationsanzeiger an Haltestellen erneuert werden. Wir bitten den Fördergeber, uns den Weg für die Verlängerung der Vorhaben zu ebnen“, so Dahlmann-Resing. Seitens des Bundes gilt der 31. Dezember 2024 als spätestes Ende des Förderzeitraumes.

„Das Umsetzungsumfeld ist unter dem Strich unfreundlich: EU-weite Vergabeverfahren, aufwändige Genehmigungsverfahren mit strengen Bau- und Sicherheitsvorschriften, eine oligopolistische Anbieterstruktur im Digitalisierungsbereich, Lieferengpässe und Materialknappheit, der Fachkräftemangel bei paralleler Umsetzung des digitalen D-Tickets und der hohe Implementierungsaufwand vor allem bei Sicherheitsrelevanz bremsen die Verkehrsunternehmen und Kommunen bei der zügigen Umsetzung aus“, so Dahlmann-Resing. Laut VDV sind die EU-weite Vergabeverfahren insbesondere bei größeren Vorhaben zeit- und ressourcenaufwändig – und die Anforderungen in Teilen überhöht. Auch die Preissteigerungen infolge Materialknappheit und Lieferengpässe auf dem Weltmarkt, insbesondere bei Halbleitern, Baumaterial etc. durch falsche industriepolitische Schwerpunktsetzungen der Vergangenheit halten die Vorhaben auf. „Es gibt noch Hoffnung: Die Tür ist beim BMDV dem Vernehmen nach noch nicht vollkommen geschlossen, doch der Bedarf muss für jedes Vorhaben im Einzelfall begründet werden. Zu der ohnehin formalistischen Umsetzung des Förderprogramms käme für die Unternehmen und die Kommunen nicht nur weiterer Aufwand hinzu, so dass es viele Projekte wohl nicht über die Ziellinie schaffen werden. Politik und Branche wollen die digitale Transformation gemeinsam voranbringen. Für die vollständige Umsetzung der Fördervorhaben zur Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme benötigt die Branche darum etwas mehr zeitlichen Spielraum“, so Dahlmann-Resing.

Der erste Förderaufruf erfolgte im Februar 2018. Die Förderung war zunächst ein Baustein im Sofortprogramm „Saubere Luft“ und nur für Vorhabenträger in Kommunen mit NO2–Grenzwertüberschreitungen offen. Mit dem Sinken der Messwerte wurden die Fördervoraussetzungen schrittweise gelockert. Das Programm hat drei Schwerpunkte: „Erhebung, Bereitstellung und Nutzung von Mobilitäts-, Umwelt- und Meteorologiedaten“, „Verkehrsplanung/-management“ und schließlich „Automation, Kooperation und Vernetzung“. Bei dem wettbewerblichen Förderverfahren muss im ersten Schritt eine Projektskizze eingereicht werden und bei positivem Votum darf ein Antrag auf Projektförderung gestellt werden. „Das DkV-Programm ist über vier Regelaufrufe von 2018 bis 2019 stetig aufgestockt worden. Mit den drei Sonderaufrufen seit 2020 werden lediglich Restmittel neu vergeben, die bei anderen Vorhaben nicht abgerufen wurden. Wir bedauern als Branche, dass die Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme keine neuen Haushaltsmittel mehr bekommt: Kaum eine Förderung hat der Digitalisierung vor Ort so einen kräftigen Schub verliehen. Dieser geht verloren und die Kommunen können die Digitalisierung im Verkehr nicht vollständig aus eigener Kraft finanzieren“, so Dahlmann-Resing. Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV)