Bild: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang

Bus- und Bahn-Unternehmen registrieren höheres Interesse und stellen im großen Stil ein

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat ein Positionspapier zu der Frage vorgelegt, wie Branche und Politik die angespannte Situation der vielen freien und freiwerdenden Stellen im Fahrdienst lösungsorientiert gestalten können. VDV-Präsident Ingo Wortmann: „Das Thema Personal wird – neben dem finanziellen Rahmen, den Bund und Länder setzen – darüber entscheiden, ob wir die Klimaschutzziele im Verkehrssektor bis 2030 erreichen können. Jedes zweite Unternehmen in Deutschland gibt an, 2022 aus personellen Gründen den Betrieb zumindest zeitweilig eingeschränkt zu haben. Wir sind derzeit in einer dynamischen Phase mit enormen Bedarfszahlen, aber auch mit ermunternden Entwicklungen bei den Neueinstellungen und Bewerbungen. Klar ist, dass wir den Generationenwechsel in der Branche aktiv gestalten wollen und auch müssen.“ Der Branchenverband empfiehlt kurz- und mittelfristige Maßnahmen gegen den Personalmangel, mit dem Ziel eines qualitativ hochwertigen ÖPNV.

Die Branche wird jährlich bis zu 6.000 Fahrer im Öffentlichen Personennahverkehr gewinnen müssen, um das altersbedingte Ausscheiden von Bus- und Bahnfahrpersonal kompensieren zu können. Der VDV empfiehlt folgende kurzfristige Maßnahmen:

  • Nutzen der gebündelten Branchenangebote der VDV-Arbeitgeberinitiative
  • Ruheständler: Gezielte Ansprache von Fahrern im Ruhestand
  • Studierende: Rekrutierung von Studierenden vornehmlich für die Tram, Abdeckung von täglichen Beförderungsspitzen und Wochenenden.
  • Führerscheine: Flexibilisieren von gesetzlich geregelten Pflichtstunden bei der Führerscheinausbildung Klasse D, so dass die künftigen Busfahrer frühzeitiger die Prüfung ablegen können.
  • Mindestalter: Senken des Mindestalters für Busfahrer von 24 auf 21 Jahre.
  • Aktives Schaffen von Teilzeitangeboten: Attraktivitätssteigerung der Tätigkeiten im Fahrbetrieb durch Teilzeitangebote.

Das VDV-Positionspapier setzt darüber hinaus auf mittelfristig wirksame Maßnahmen, etwa auf verstärkte Investitionen in die Berufsausbildung der Fahrberufe Fachkraft im Fahrbetrieb, Berufskraftfahrer und Eisenbahner im Betriebsdienst. Gerade die duale Berufsausbildung sei ein entscheidendes Rekrutierungsfeld. Darüber hinaus wird empfohlen, die Digitalisierung und Automatisierung in der Branche voranzutreiben. Außerdem möchte der Branchenverband mit dem Gesetzgeber ins Gespräch kommen, damit im Bussektor ausländische Führerscheine zügiger anerkannt werden können.

Der VDV begrüßt die beabsichtigte stärkere Orientierung der Einwanderung an die Bedarfe der Unternehmen. Eine vereinfachte Anerkennung von Qualifikationen, die Öffnung der BlueCard für beruflich Qualifizierte, die „Chancenkarte“ und eine Beschleunigung der Anerkennungsverfahren werden die Gewinnung von Erwerbsmigranten auch für unsere Branche erleichtern.

Wie hoch der Personalbedarf tatsächlich ist und welche Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten sind, geht aus der laufenden VDV Branchenumfrage mit insgesamt 104 teilnehmenden Unternehmen hervor, die in Bezug auf den Personalbedarf und die Bewerberzahlen bereits vorliegt. „Die Zahlen zeigen eine Branche, die aktiv auf dem Arbeitsmarkt unterwegs ist – und im großen Stil einstellt: Insgesamt haben 82 Prozent der Verkehrsunternehmen bei Bus und Bahn 2022 mehr eingestellt als noch 2021 – obschon bereits im Vorjahr die Zahlen zugelegt hatten. 40 Prozent der Unternehmen nehmen mittlerweile ein gesteigertes Interesse an der Arbeit in der Branche wahr, jedes zweite registriert eine gleichbleibende oder höhere Zahl an Bewerbungen“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.

45 Prozent der Unternehmen gaben an, dass die Besetzung von Fahrdienst-Positionen aktuell die größte Herausforderung ist, gefolgt von gewerblich-technischen (17 Prozent) und Ingenieurs-Positionen (zwölf Prozent). Danach folgen Positionen im kaufmännischen Bereich (neun Prozent) sowie Ausbildungsstellen und IT-Positionen (je sieben Prozent). In der Perspektive bis 2030 schätzen die Unternehmen gegenwärtig den Personalbedarf unter anderem beim Fahrpersonal (76 Prozent) sowie bei Auszubildenden und Dual Studierenden (48 Prozent) als höher ein.

Quelle: VDV

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