Drei Viertel haben Mobilitätsapps auf dem Smartphone

Die nächste Zugverbindung, das günstigste Ticket oder der freie Scooter – wer heute unterwegs ist, kann per Smartphone Routen planen, Tickets buchen, Preise vergleichen und die passenden Verkehrsmittel kombinieren. Rund drei Viertel (76 Prozent) der Smartphone-Nutzer in Deutschland haben entsprechende Mobilitätsapps installiert, die zum Beispiel zur Fahrauskunft, Ticketbuchung oder Nutzung von Sharing-Angeboten dienen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.004 Personen ab 16 Jahren in Deutschland.

Während insgesamt 29 Prozent auf nur eine einzige App setzen, hat die Mehrheit gleich mehrere zur Hand: 2 Mobilitätsapps nutzen 36 Prozent, 3 Apps 20 Prozent. Jeder Zehnte (10 Prozent) hat sogar 4 oder mehr Mobilitätsapps auf dem Smartphone installiert. „Mobilitätsapps sind aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Sie machen Bus, Zug und Sharing-Angebote leichter nutzbar oder überhaupt erst zugänglich“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Nutzerfreundlichkeit ist dabei für fast alle das A und O: 99 Prozent der Nutzer legen bei Mobilitätsapps Wert auf einfache Bedienbarkeit. Jeweils rund 8 von 10 (79 Prozent) ist die Buchbarkeit möglichst vieler Anbieter und Verkehrsmittel innerhalb einer App wichtig sowie die Möglichkeit, alle Tickets bzw. Verkehrsmittel für eine Route in einem Schritt buchen zu können. Rohleder: „Sogenannte multimodale Mobilitätsapps gewinnen immer mehr an Bedeutung und machen die Verbindung zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln komfortabler.“

Der Vergleich von Preisen und CO2-Emissionen spielt mit 79 bzw. 78 Prozent ebenfalls für viele Nutzer eine wichtige Rolle. Rund drei Viertel (74 Prozent) möchten möglichst viele verschiedene Bezahlmöglichkeiten zur Auswahl haben. Die Einbindung von Treuekarten und Bonusprogrammen ist immerhin noch 69 Prozent wichtig, integrierte Assistenzangebote, die zum Beispiel mittels künstlicher Intelligenz die Buchung vereinfachen, noch für 67 Prozent.

Alle da: Das 84. »Nordlicht« der BSAG ist eingetroffen

Der 31. März 2020, kurz nach drei Uhr in der Früh: Nach vier Nächten auf der Autobahn rollte das erste »Nordlicht« auf das Betriebsgelände der Bremer Straßenbahn AG (BSAG). Huckepack auf einem mehr als 50 Meter langen und über 100 Tonnen schweren Tieflader kam die Bahn mit der Nummer 3202 aus Wien an den Flughafendamm. Immer nachts und in geringem Tempo ging es dem Ziel entgegen. Rund fünfeinhalb Jahre ist das her. Insgesamt 84 neuen Bahnen der Baureihe Avenio wurden seitdem von Siemens Mobility aus Österreich und Serbien nach Bremen geliefert. Die letzte Bahn rollte vor vier Wochen auf den Betriebshof und wird jetzt für ihren Einsatz vorbereitet.

Mehr Komfort für Fahrgäste

Mit der Inbetriebnahme der Bahn mit der Nummer 3249 ist die nachhaltige Erneuerung des Straßenbahnfuhrparks abgeschlossen. Die »Nordlicht«-Flotte ersetzt die fast drei Jahrzehnte alten Vorgänger der Reihe GT8N. Diese wurden in den 1990er-Jahren angeschafft und am 13. April 2025 – bis auf die Weihnachtsbahn – endgültig außer Dienst gestellt.

Mit einer Breite von 2,65 Metern bietet das »Nordlicht« deutlich mehr Platz und Komfort für die Fahrgäste. Dazu tragen neben dem großzügig gestalteten Innenraum auch die durchdachte Sitz- und Stehplatzanordnung mit vielen Freiflächen für Kinderwägen, Rollatoren, Gepäck und Fahrräder bei. Insgesamt sieben breite Türen machen den Ein- und Ausstieg bequem, breite Durchgänge in der Bahn reduzieren Barrieren ebenso, wie der BSAG-typische Hublift für Rollstuhlfahrer, für die es im »Nordlicht« zwei Stellplätze gibt.

Sicher und gut informiert unterwegs

Große Doppel-Monitore zeigen im Fahrzeuginneren nicht nur die Linien-Nummern und nächsten Haltestellen an. Sie bieten bei Bedarf auch Platz für zusätzliche Fahrgastinformationen, beispielsweise zu Baustellen und Umleitungen. Und auch in Sachen Sicherheit hat sich mit der neuen Bahn viel getan. Zusätzlich zur in allen BSAG-Fahrzeugen vorhandenen Videoaufzeichnung gibt es im »Nordlicht« an jeder Tür eine Sprechstelle für den Kontakt zum Fahrer.

Die Fahrer der BSAG profitieren vom hellen und geräumigen Fahrstand. Dieser wurde nach den neuesten Erkenntnissen der Ergonomie gestaltet. Die wichtigsten Informationen zeigt ein Display in der Mitte des Fahrstands an – und damit immer im Blickfeld. Für eine gute Übersicht sorgen die schmalen A-Säulen. Sie geben Raum für ein Panoramafenster mit einem weiten Sichtfeld. Um den Fahrern zu helfen, Hindernisse im Gleis und Personen leichter und schneller zu erkennen, verfügen alle Bahnen über moderne Assistenzsysteme. Kameras und eine transparent gestaltete Rückwand erlauben zugleich den Blick auf das Geschehen im Fahrgastraum und auf die Haltestelle beim Ein- und Ausstieg.

Übrigens: Die «Nordlichter« ab der Nummer 3201 sind reine Straßenbahnen, ab der Fahrzeugnummer 3401 sind sie auch auf Eisenbahnstrecken einsetzbar, so später nach Fertigstellung auf der Trasse der verlängerten Linie 8 nach Leeste.

»Seit Frühjahr 2020 hat die Bremer Straßenbahn AG insgesamt 84 »Nordlichter« in den Fahrgastbetrieb genommen. Mit dieser Flotte setzen wir einen starken Impuls für eine moderne und klimafreundliche Mobilität in unserer Hansestadt. Die neuen Straßenbahnen stehen für eine komfortable, sichere und barrierefreie Fahrt. Ihre Anschaffung hat eine klare Botschaft: Öffentlicher Verkehr ist Zukunft.«

Staatsrat Dr. Ralph Baumheier, Aufsichtsratsvorsitzender der BSAG

»Mit der Übergabe der letzten von 84 neuen Straßenbahnen schließen wir die Erneuerung unserer Straßenbahnflotte ab. Die neuen Wagen bieten viel Platz in hellen, modernen Fahrgastbereichen und verfügen über eine zeitgemäße Infotainment-Ausstattung. Dank breiter Türen und Durchgänge sowie ausgewiesener Flächen für Rollstühle sind sie außerdem barrierefreier als ihre Vorgänger. Mit dem Kauf setzen wir ein klares Signal an unsere Fahrgäste: Wir sind die beste Wahl für deine Mobilität in Bremen und umzu.«

Thorsten Harder, Technischer Vorstand der BSAG

Ausbau der S-Bahn Nürnberg nimmt weiter Fahrt auf

Das „Ausbauprogramm S-Bahn Nürnberg“ schreitet voran: Beim zweiten Dialogforum haben die Gutachter des Freistaats Abgeordneten, Landräten und Bürgermeistern der Region sowie Fachexperten neue Untersuchungsergebnisse vorgestellt. Ziel ist es, wirtschaftlich sinnvolle Ausbaumaßnahmen zu identifizieren, um den Menschen in der Metropolregion Nürnberg ein attraktives und leistungsfähiges Angebot auf der Schiene zu machen.

Verkehrsminister Bernreiter:

„Ich freue mich, dass auch im zweiten Dialogforum viele Maßnahmen, die von der Region vorgeschlagen wurden, von unserem Gutachterteam positiv eingeschätzt werden. Für mich ist das Ansporn, diese Projekte weiter voranzutreiben. Allerdings stellen uns die wirtschaftliche Lage und die haushälterische Situation vor große Herausforderungen. Der Bund muss die Regionalisierungsmittel deutlich erhöhen, damit wir das bestehende Angebot aufrechterhalten und neue Projekte starten können. Zudem müssen Bund und Deutsche Bahn schneller die Projekte aus dem Bedarfsplan für die Bundesschienenwege umsetzen, da sie wichtige Voraussetzungen für Maßnahmen aus unserem „Ausbauprogramm S-Bahn Nürnberg“ sind.“

Der Freistaat will das umwelt- und klimafreundliche Angebot der S-Bahn im Großraum Nürnberg für die Fahrgäste weiter verbessern. Dafür muss die bestehende Schieneninfrastruktur ausgebaut werden. Der Freistaat hat deshalb ein umfassendes Ausbauprogramm auf den Weg gebracht, in dem gemeinsam mit der Region viele verschiedene Maßnahmen definiert wurden. Gutachter des Freistaats untersuchen die Maßnahmen hinsichtlich des verkehrlichen Nutzens, der Integration in attraktive und bedarfsgerechte Angebotskonzepte, der bautechnischen Machbarkeit und der volkswirtschaftlichen Tragfähigkeit im Rahmen einer Nutzen-Kosten-Analyse.

Nach dem erfolgreichen ersten Dialogforum im Oktober des vergangenen Jahres präsentierten die Gutachter nun die Ergebnisse weiterer zwölf Maßnahmen. Folgende Maßnahmen wurden zur Weiterverfolgung empfohlen:

  • Elektrifizierung, Ausbau und S-Bahn-Verlängerung von Neustadt (Aisch) nach Steinach (b. Rothenburg o. d. Tauber)
  • Elektrifizierung, Ausbau und Einführung Express-S-Bahn nach Markt Erlbach
  • Einführung Express-S-Bahn nach Ansbach – Crailsheim mit neuer S-Bahn-Station Ansbach West
  • Einsatz von Akku-Hybrid-Fahrzeugen von Wicklesgreuth nach Windsbach
  • Einsatz von Akku-Hybrid-Fahrzeugen von Steinach (b. Rothenburg o. d. Tauber) nach Rothenburg ob der Tauber
  • Einsatz von Akku-Hybrid-Fahrzeugen von Dombühl nach Wilburgstetten (im Falle der Reaktivierung der Strecke)

Ebenfalls als umsetzbar eingestuft wurde von den Gutachtern der Ausbau für S-Bahn-Verlängerungen von Forchheim nach Ebermannstadt sowie von Bamberg nach Ebern. Bezüglich dieser beiden Strecken hat der Freistaat entschieden, die dort verkehrenden SPNV-Linien zunächst auf Akku-Züge umzustellen, um schnellstmöglich einen lokal emissionsfreien Zugbetrieb zu ermöglichen. Größere Investitionen in die Streckeninfrastruktur sind hier nicht zu erwarten. Diese Lösung ist kompatibel zu einer späteren Umstellung auf vollelektrische S-Bahn-Züge.

Andreas Mäder, Geschäftsführer beim Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN):

„Die Ergebnisse der Gutachter untermauern die Forderungen unserer Verbundpartner nach einem Ausbau des S-Bahn-Netzes im Einzugsbereich der Oberzentren Nürnberg, Fürth, Ansbach und Bamberg. Denn die S-Bahn ist schon heute das leistungsfähige und nachfragestarke Rückgrat im VGN-Netz. Die Menschen in der Region erwarten aber ein durchgehend attraktives Nahverkehrsangebot nach S-Bahn-Standard in unserem Raum. Es ist ebenso die Erwartung der Region, dass die Planungen zügig vorangetrieben werden.“

Heiko Büttner, Konzernbevollmächtigter der DB für den Freistaat Bayern:

„Die S-Bahn ist das Rückgrat der Mobilität im Großraum Nürnberg. Dank der sehr konstruktiven und partnerschaftlichen Zusammenarbeit im Ausbauprogramm S-Bahn Nürnberg können wir das Angebot kontinuierlich verbessern. Alleine in diesem Jahr haben wir gemeinsam mit dem Freistaat Bayern und dem Bund an vier weiteren Stationen entlang der S2 barrierefreie Zustiege geschaffen, die Planungen zur Erweiterung der S-Bahn von Roth nach Hilpoltstein aufgenommen und den Abschluss des viergleisigen Ausbaus zwischen Nürnberg und Bamberg gefeiert. Auch in den nächsten Jahren sollen die Verbesserungen bei der S-Bahn Nürnberg weitergehen.“

Die im Dialogforum präsentierten Ergebnisse des Ausbauprogramms S-Bahn Nürnberg stehen auf der Internetseite des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr zum Abruf bereit.

Bodycams: Positives Fazit der SBB

Seit September 2024 setzt die Transportpolizei schweizweit Bodycams ein. Nach rund einem Jahr zieht die Schweizerische Bundesbahnen AG (SBB) ein positives Fazit: Die Bodycams haben sich als sinnvolles Einsatzmittel zur Deeskalation von Konflikten und zur Beweissicherung bewährt.

Sicherheit hat für die SBB höchste Priorität: Reisende und Mitarbeitende sollen sich am Bahnhof, im Zug und bei der Arbeit jederzeit sicher fühlen. Und genau dafür engagiert sich die SBB tagtäglich mit großem Einsatz. Dabei setzt sie auf ein Zusammenspiel aus Prävention, Präsenz, Deeskalation und Technologie.

Um die Sicherheit im öffentlichen Verkehr weiter zu erhöhen, hat die Transportpolizei (TPO) im September 2024 Bodycams für Polizisten eingeführt. Jede Patrouille wurde mit mindestens einer Bodycam ausgestattet.

Nach einem Jahr zieht die TPO eine positive Bilanz: Die Bodycams haben sich als wertvolles Einsatzmittel zur Deeskalation von Konflikten und zur Beweissicherung bewährt.

  • Die Anzahl Tätlichkeiten gegenüber Polizisten ist im Vergleich zur Vorjahresperiode deutlich um 11 Prozent zurückgegangen. Das ist ein Erfolg, auch wenn der Rückgang weniger stark ausfällt als im ersten Halbjahr. Denn im gleichen Zeitraum sind Belästigungen und Drohungen gegenüber der Transportpolizei gestiegen, mutmaßlich aufgrund der zahlreichen Events im Sommer.
  • 687 Mal wurde eine Bodycam aktiviert.
  • In 202 Fällen dienten die Aufnahmen als Beweismittel. Davon wurden 32 den Strafuntersuchungsbehörden übergeben.
  • 485 Mal wurden Aufnahmen frühzeitig gestoppt, weil sich die Situation in vielen Fällen nach Auslösung der Bodycam beruhigte.
  • Bei fast der Hälfte der angehaltenen Personen konnte durch das Ankündigen einer Aufnahme eine Deeskalation des Konflikts erreicht werden.
  • Rund 90 Prozent der Polizisten bewerten die Bodycam aufgrund der gemachten Erfahrung als sinnvolles Einsatzmittel.

SBB möchte Einsatz von Bodycams bei Kundenbegleitung testen

Vor diesem Hintergrund möchte die SBB den Einsatz von Bodycams auf freiwilliger Basis auch bei Kundenbegleitern testen. Ziel eines Pilot-Einsatzes wäre es, Erfahrungen zu sammeln, wie Bodycams die Sicherheit des Zugpersonals unterstützen können. Bevor dieses Vorhaben konkretisiert werden kann, sind noch rechtliche und datenschutzrechtliche Fragen zu klären.

Neben Bodycams für die Transportpolizei hat die SBB weitere Maßnahmen zu Erhöhung der Sicherheit für Kundschaft und Mitarbeitende ergriffen:

  • Die Transportpolizei und Transsicura begleiten verstärkt Züge, insbesondere nach 22 Uhr oder auf Verbindungen mit erhöhtem Risiko.
  • Nach 22 Uhr sowie auf bestimmten Zügen ist im Fernverkehr immer eine Zweierbegleitung vorgesehen.
  • Mitarbeitende mit Kundenkontakt werden im Bereich Deeskalation umfassend geschult.
  • Die Videoüberwachung in Zügen und Bahnhöfen wird erhöht.

Der Bundesrat hat am 29. Oktober 2025 beschlossen, die Sicherheit in Zügen mit einem Maßnahmenplan zu unterstützen. Die SBB begrüßt, dass die Landesregierung auch dank Gesetzesänderungen zur Erhöhung der Sicherheit beitragen will.

go.Rheinland vergibt Studie zur Entflechtung des Bahnverkehrs im Raum Aachen

go.Rheinland hat die Studie mit dem Arbeitstitel „Montzenroute im Fokus: Entflechtung von Nah-, Fern- und Güterverkehr im Bahnknoten Aachen“ offiziell vergeben. Den Zuschlag erhielt nach einem europaweiten Vergabeverfahren das in Aachen ansässige Beratungsbüro quattron GmbH, das gemeinsam mit dem Unterauftragnehmer railistics GmbH aus Wiesbaden tätig wird.

Die Untersuchung ist Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets zur Stärkung der Schieneninfrastruktur im Rheinischen Revier. Finanziert wird die Studie durch Mittel aus dem STARK-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) im Rahmen des Strukturwandels im Rheinischen Revier. Ziel ist es, die verkehrliche Situation im Schienenverkehr im westlichen Rheinland – insbesondere im Großraum Aachen – nachhaltig zu verbessern. Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Schieneninfrastruktur und stärkt damit die verkehrliche Leistungsfähigkeit und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit des Rheinischen Reviers.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen strukturelle Engpässe im Schienennetz, die vor allem durch den zunehmenden Güterverkehr auf der sogenannten Montzenroute entstehen. Als Teil des „Rhine-Alpine-Korridors“ ist diese Verbindung ein zentraler Bestandteil des europäischen Schienengüterverkehrs. Die steigenden Güterumschlagsmengen in den ZARA-Häfen (Zeebrugge, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) führen dazu, dass die Schienenstrecke zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Dies führt speziell im Großraum Aachen zu Überlastungen und zu Nutzungskonflikten zwischen Güter- und Personenverkehr, mit erheblichen Auswirkungen auf den Betriebsablauf. Der Fokus der Studie liegt auf der Erarbeitung eines gestuften Infrastrukturausbaukonzeptes speziell für den Personennahverkehr und soll zu einer Entflechtung des Güter- und Personenverkehrs im Knoten Aachen beitragen.

Die Studie soll geplante Infrastrukturmaßnahmen systematisch hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zur Entlastung überlasteter Streckenabschnitte bewerten. Hierfür werden aktuelle Daten und Prognosen herangezogen, die realistische Wachstumsszenarien aus den ZARA-Häfen berücksichtigen.

Die Untersuchung gliedert sich in drei Module:

  • Modul A: Bestandsaufnahme der aktuellen verkehrlichen und infrastrukturellen Situation
  • Modul B: Bewertung potenzieller Maßnahmen anhand einer standardisierten Bewertungsmatrix
  • Modul C: Entwicklung eines gestuften Ausbaukonzepts mit Priorisierung der Maßnahmen

Die Ergebnisse werden mit den Planungen zum Deutschlandtakt sowie dem Zielnetz NRW 2040 abgeglichen, um mögliche Diskrepanzen zu bisherigen Planungen aufzuzeigen und Handlungsbedarfe zu identifizieren.
Die Laufzeit der Studie beträgt zwölf Monate. Zur fachlichen Begleitung wird ein Beirat eingerichtet, der sich aus lokalen, nationalen und internationalen Stakeholdern zusammensetzt.

„Ziel ist es, Perspektiven relevanter Akteur*innen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung einzubeziehen, die von den Entwicklungen des Güterverkehrs zwischen den ZARA-Häfen und dem westlichen Rheinland betroffen sind. Mit ihrer Praxiserfahrung und Expertise sollen die Beiratsmitglieder die Umsetzung der Studie konstruktiv und beratend unterstützen.“

Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer go.Rheinland GmbH

Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, betont:

„Wir brauchen zuverlässigere Bahnverbindungen im Personen- und im Güterverkehr. Dafür ist ein umfassender Kapazitätsausbau zwingend notwendig, insbesondere auch auf der Montzenroute. Die Studie von go.Rheinland wird uns allen – der Wirtschaft, der Politik und dem Verkehrsministerium in Berlin – unmissverständlich vor Augen führen, wie dringend Investitionen entlang dieser Trasse erforderlich sind. Die Entflechtung des Bahnverkehrs im Raum Aachen ist eine überfällige Maßnahme, um die Mobilität in unserer Region nachhaltig zu sichern – und damit zur Stärkung der wirtschaftlichen Zukunft unserer Region beizutragen.“

Paul Stertz, Geschäftsführer Metropolregion Rheinland e.V.:

„Der Bahnknoten Aachen ist nicht nur für die Region, sondern für das gesamte Rheinland ein strategisches Nadelöhr im europäischen Schienennetz. Er verbindet die Wirtschaftsräume zwischen den ZARA-Häfen und dem restlichen europäischen Binnenmarkt und steht damit exemplarisch für die internationale Verflechtung unserer Metropolregion. Die Untersuchung von go.Rheinland schafft wertvolle Grundlagen, die wir als Vertretung des Rheinlands in unsere Arbeit im Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) Rhine-Alpin Corridor einbringen werden.”

Forderung der Verkehrsminister: Sondervermögen vorrangig für Verkehrsinfrastruktur

Die Verkehrsministerkonferenz (VMK) am 29. und 30. Oktober 2025 in Straubing unter dem Vorsitz von Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter hat die volle Bandbreite der drängenden Verkehrsthemen in den Fokus genommen: Die für Verkehr, Mobilität und Infrastruktur zuständigen Minister und Senatoren der Länder haben für Straße, Schiene, Luft und Wasser richtungsweisende Beschlüsse gefasst. Wesentliche Themen wurden auch mit Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder erörtert und gemeinsam an tragfähigen Lösungen gearbeitet.

Christian Bernreiter, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr und Vorsitzender der VMK:

„Wir fordern: Die Mittel aus dem Sondervermögen müssen schwerpunktmäßig für Verkehrsinfrastruktur verwendet werden! Die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur muss dabei Vorrang haben. Die Mittel sollen aber auch für Neu- und Ausbauprojekte sowie die Digitalisierung genutzt werden. Planer und Unternehmer brauchen Planungssicherheit, sonst wird das nichts: Die Mittel aus dem Sondervermögen müssen langfristig und überjährig bereitstehen! Auch bei den Regionalisierungsmitteln muss es endlich vorangehen: Die Planungen des Bundes bis 2031 reichen bei Weitem nicht aus, um den Schienenpersonennahverkehr auf dem aktuellen Niveau zu erhalten. Zusätzlich müssen steigende Kosten aufgefangen werden – es braucht aber auch Spielräume für neue Verkehre. Daher muss der Bund die Regionalisierungsmittel zeitnah und auskömmlich erhöhen – Andernfalls drohen Abbestellungen!“

Patrick Schnieder, Bundesminister für Verkehr der Bundesrepublik Deutschland:

„Egal ob es um Finanzierungsfragen zur Sanierung und Modernisierung unserer Verkehrswege geht oder um günstigere Führerscheine – uns alle eint der Wille, die Menschen in unserem Land mobil zu halten. Viele Punkte, wie die langfristigen Finanzierungsmechanismen für das Deutschlandticket konnten wir heute auf einen guten Weg bringen, zu vielen weiteren bleiben wir in engem Austausch.“

Winfried Hermann, Verkehrsminister von Baden-Württemberg:

„Die Landesverkehrsminister haben ein klares Zeichen gesetzt für mehr Transparenz, zuverlässige Angaben in Echtzeit und faire Preise statt Wucher an den E-Ladestationen. Die Länderminister äußerten zudem ihren Unmut über die Leistung der DB InfraGo, insbesondere bei kleineren Projekten und in der Fläche. Die Länder schlagen daher vor, künftig die Sanierung von Nebenstreckung in Eigenregie durchzuführen: schneller und kostengünstiger – vom Fahrstuhl bis zur Bahnsteigerhöhung.“

Dr. Lydia Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt:

„Die Kürze der Diskussion zum Deutschlandticket zeigt, dass wir inzwischen eine gute Grundlage für die künftige und dauerhafte Gestaltung des Deutschlandtickets gefunden haben. Sachsen-Anhalt hatte sich bereits sehr frühzeitig dafür ausgesprochen, die Preisentwicklung transparent und nachvollziehbar an Indizes zu knüpfen und die Branche einzubinden. “

Die Verkehrsministerkonferenz hat unter anderem zu folgenden Themen Beschlüsse gefasst:

  • Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität

Die VMK fordert: Die Mittel müssen für zusätzliche Investitionen dienen und langfristig und überjährig bereitgestellt werden. Neben Bestandserhalt müssen auch Neu- und Ausbauprojekte und die Digitalisierung finanziert werden. Der Bund wird daher aufgefordert, einen größeren Anteil des Sondervermögens für die Verkehrsinfrastruktur vorzusehen.

  • Autonomes Fahren in Modellregionen

Die VMK bittet den Bund daher, baldmöglichst für Klarheit hinsichtlich der Ausrichtungen der Modellregionen und der finanziellen Unterstützung zu sorgen. Es bedarf einer finanziellen Ausweitung, strategischen Weiterentwicklung und Anpassung der Förderkriterien der entsprechenden Förderprogramme auf EU-, Bundes- und Landesebene, die den Regelbetrieb und die Skalierung entsprechender Anwendungsfälle unterstützt.

  • Aufstockung der Regionalisierungsmittel

Die VMK erwartet vom Bund zeitnah eine dauerhafte Steigerung der Regionalisierungsmittel für den Schienenpersonennahverkehr. Ziel ist das Nahverkehrsangebot der Länder quantitativ auszubauen und qualitativ zu verbessern.

  • Novelle der Fahrschulausbildung

Die VMK begrüßt das Ziel des Bundes, die Kosten beim Führerschein einzudämmen. Die geplanten Bund-Länder-Adhoc Arbeitsgruppe muss nun zügig die Arbeit aufnehmen und konkrete Ergebnisse liefern. Die Erleichterungen für den Erwerb von LKW- und Bus-Fahrerlaubnisklassen sind dabei ebenfalls frühzeitig mitzudenken.

  • Deutschlandticket ab 2026

Die VMK hat die Weichen für eine indexbasierte Preisfortschreibung des Deutschlandtickets ab 2027 gestellt: Personal-, Energiekosten und allgemeine Kostensteigerungen sollen in einem Zeitraum von drei bis zu fünf Jahren abgebildet werden.

  • Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrs

Die VMK fordert die Bundesregierung nachdrücklich auf, die Branche zu entlasten, insbesondere: luftverkehrsspezifische Steuern, Gebühren und Abgaben reduzieren, Erhöhung der Luftverkehrsteuer zurücknehmen, nationale PtL-Quote sofort abschaffen und mit geeigneten Instrumenten dafür sorgen, dass die europäischen Fluggesellschaften nicht schlechter gestellt werden als außereuropäische Wettbewerber.

Zudem hat die VMK unter anderem über Sicherheit und Attraktivität des Fußverkehrs, Radverkehrspolitik, Elektromobilität: Ladeinfrastruktur, Entwicklung der Trassenpreise, Wasserstraßen, Finanzierung von Bundesfernstraßen, Verkehrssicherheit auf Landstraßen sowie Mobilität und Klimaschutz diskutiert und Beschlüsse gefasst.

Neuaufstellung im DB-Vorstand

Der Aufsichtsrat der DB AG hat in seiner außerordentlichen Sitzung am 30. Oktober 2025 drei neue Vorstände berufen. Nach dem CEO-Wechsel zu Evelyn Palla vor vier Wochen ist damit die Neuaufstellung des Konzernvorstands beschlossen.

Harmen van Zijderveld übernimmt die Aufgabe des Vorstands Regionalverkehr zum 1. November 2025. Der 50-Jährige verantwortete zuletzt im Vorstand der DB Regio das Ressort Regio Schiene. Die frühere Finanzvorständin bei Continental und der Hornbach Gruppe, Karin Dohm, wechselt zum 1. Dezember 2025 an die Spitze des Finanzressorts der Deutschen Bahn. Das Vorstandsressort Güterverkehr und damit die DB Cargo verantwortet ab 15. November der 57-jährige Stahlmanager Bernhard Osburg.

„Die Deutsche Bahn steht vor einem einschneidenden Neuanfang. Mit Karin Dohm, Harmen van Zijderveld und Bernhard Osburg gewinnen wir Persönlichkeiten, die Tempo machen und die zum geplanten Aufbruch passende Expertise mitbringen.“

Aufsichtsratsvorsitzender Werner Gatzer

„Ich freue mich sehr darauf, gemeinsam mit dem neuen Vorstandsteam den Neustart der Deutschen Bahn entschlossen voranzutreiben. Mit Karin Dohm, Harmen van Zijderveld und Bernhard Osburg gewinnen wir erfahrene und verantwortungsstarke Führungspersönlichkeiten, die genau das Umsetzungsvermögen und die Zukunftsorientierung mitbringen, die wir jetzt benötigen.“

Evelyn Palla, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG

Karin Dohm hat in den vergangenen Jahren bei der Hornbach Gruppe das CFO-Ressort inklusive Planning & Controlling, Accounting, Tax, Unternehmensfinanzierung und Treasury, Compliance, Datenschutz, interne Revision und Investor Relations verantwortet. Davor war die 53-jährige Volkswirtin als Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin zahlreiche Jahre in verschiedenen globalen Leitungsfunktionen bei der Deutschen Bank und im Beratungs- und Prüfungsgeschäft als Partnerin bei Deloitte tätig.

Harmen van Zijderveld ist seit mehr als 20 Jahren in verschiedenen Positionen bei der DB tätig, zunächst als Teamleiter in der Konzernentwicklung. Über diverse Leitungsfunktionen in der Geschäftsentwicklung, dem Angebotsmanagement und der Verkehrsleitung bei DB Fernverkehr kam er als Leiter zurück in die Konzernentwicklung. Seit Februar 2024 war er bei der DB Regio im Vorstand für das Ressort Schiene zuständig. Der gebürtige Niederländer ist Vater von drei Kindern.

Bernhard Osburg war zuletzt (2020 – 2024) Vorstandsvorsitzender von Thyssenkrupp Steel und zuvor über 20 Jahre in der Stahlbranche in verschiedenen Führungspositionen tätig. Der Diplom-Ingenieur verantwortete bei Thyssenkrupp Steel u. a. den Vertrieb des Stahlunternehmens und den Verkauf von Geschäftsbereichen. Osburg setzte zudem beim Duisburger Unternehmen Programme zur Umstrukturierung sowie Kostensenkung um und hat insbesondere die Transformation zu einer nachhaltigen Stahlproduktion vorangetrieben.

Die neuen Vorstände Karin Dohm, Harmen van Zijderveld und Bernhard Osburg
(Bilder: Deutsche Bahn AG / Christian Plambeck)

Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstand für Güterverkehr der DB AG und Vorstandsvorsitzende der DB Cargo AG, wird zum Jahresende die Deutsche Bahn im gegenseitigen Einvernehmen verlassen. Zum 15. November 2025 übergibt sie die Geschäfte an ihren Nachfolger und wird einen reibungslosen Übergang gestalten. 

Dr. Nikutta trat im Januar 2020 in einer der schwierigsten Phasen für die DB Cargo ihr Amt an. Sie steuerte die DB Cargo sicher durch die Corona-Zeit und machte deutlich, welche zentrale Rolle der Schienengüterverkehr für die Versorgungssicherheit Europas spielt. Dank ihres persönlichen Einsatzes ist DB Cargo verlässlicher Partner der Bundeswehr und Nato. Innerhalb weniger Tage initiierte Dr. Nikutta eine Schienenbrücke in die Ukraine. Im Zuge der laufenden Sanierung hat sie mittelständische Strukturen und klare Ergebnisverantwortung etabliert. Der von ihr eingeschlagene Kurs zeigt schon in 2025 seine Wirkung: Bis auf den Einzelwagenverkehr sind alle Bereiche profitabel.  

Der Vorsitzende des Aufsichtsrats Werner Gatzer: „Ich danke Frau Dr. Nikutta für ihre außerordentliche Leistung. Gerade in etablierten Strukturen ist Veränderung herausfordernd. Dr. Sigrid Nikutta hat gezeigt, dass Transformation machbar ist. Gemeinsam haben wir uns für einen personellen Neuanfang entschieden. Auch im Namen meiner Kollegen im Aufsichtsrat möchte ich Dr. Sigrid Nikutta für ihren Einsatz für die DB AG danken.“

Abschied von Berthold Huber

In der Gremiensitzung wurde ebenfalls Berthold Huber, Vorstand Infrastruktur, verabschiedet. Der 62-jährige scheidet nach 28 Jahren bei der DB zu Ende Oktober aus dem Unternehmen aus. Anlass ist die Neustrukturierung des Konzernvorstands der DB AG. Huber hat in den letzten drei Jahrzehnten an verschiedenen Stellen des Unternehmens maßgeblich erfolgreiche Weichenstellungen vorgenommen. Zuletzt hat er richtungsweisend die gemeinwohlorientierte Infrastruktursparte DB InfraGO etabliert und damit zusammen mit der Politik und den Arbeitnehmervertretern einen der größten Paradigmenwechsel seit der Bahnreform 1994 umgesetzt.   

„Jahrzehntelang hat sich Berthold Huber wie kaum ein anderer in verschiedenen Funktionen für die DB mit großem Engagement und viel Herzblut für eine bessere Bahn eingesetzt. Für Huber waren vom ersten Tag an die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner immer der größte Schatz des Unternehmens. Wir bedanken uns für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit.“

Aufsichtsratsvorsitzender Werner Gatzer

VAG festigt Spitzenplatz im ÖPNV-Kundenbarometer

Die Freiburger Verkehrs AG (VAG) hat ihre Spitzenposition im diesjährigen ÖPNV-Kundenbarometer gefestigt. In der bundesweiten Vergleichsstudie des Marktforschungsinstituts Kantar erreichte die VAG unter 44 teilnehmenden Verkehrsunternehmen den vierten Platz in der Gesamtbewertung. Bei der Globalzufriedenheit steigerte sich die VAG auf die Note von 2,34 (im Jahr 2023: 2,39) und liegt damit deutlich über dem Branchendurchschnitt von 2,95.

Befragung zu 36 Leistungskategorien

Bei der Weiterempfehlung der Angebote erreichte die VAG den dritten Platz. In mehreren von insgesamt 36 abgefragten Leistungskategorien landete die VAG sogar ganz vorne auf dem ersten Platz: Bei der Umsetzung des Deutschland-Tickets, bei der Sicherheit an Haltestellen am Abend oder bei Aktivitäten zur Umweltschonung.

In zahlreichen Leistungsmerkmalen liegt die VAG der Umfrage zufolge unter den besten drei Verkehrsunternehmen. Darunter die wichtigen Kategorien Pünktlichkeit, Taktfrequenz, Wohlfühlen im ÖPNV oder Sauberkeit an Haltestellen. Eine hohe Akzeptanz genießt auch die App VAG mobil. Verbesserungspotenzial sehen die Befragten demnach unter anderem noch beim Platzangebot in den Fahrzeugen.

Für das ÖPNV-Kundenbarometer 2025 wurden 500 zufällig ausgewählte Personen in Freiburg telefonisch befragt. Sie bewerteten 36 Merkmale rund um Angebot, Zuverlässigkeit, Ticketing, Informationen und Kundenkontakt.

Verkehrsverbund Luzern und Busunternehmen lancieren Plattform für pünktlichere Busse

Der Busverkehr im Kanton Luzern steht vor großen Herausforderungen. Im nationalen Vergleich liegt die Pünktlichkeit der Busse auf dem zweitletzten Platz. Besonders während den Hauptverkehrszeiten sind Verspätungen häufig. Das hat weitreichende Folgen, sowohl im betrieblichen und finanziellen Bereich, als auch im Hinblick auf die übergeordneten Klima- und Verlagerungsziele. Auch die Fahrgäste spüren die Verspätungen in Form von Anschlussbrüchen und längeren Reisezeiten täglich. Deshalb bündeln der Verkehrsverbund Luzern (VVL) und die sieben Bus-Transportunternehmen des Kantons ihre Kräfte und lancieren die Plattform «Bus voraus». Sie macht gegenüber der Öffentlichkeit und Politik sichtbar, wie Busbeschleunigung funktioniert und weshalb Maßnahmen jetzt dringend nötig sind.

Zu bestimmten Tageszeiten übersteigt das Verkehrsaufkommen die Kapazität der Straßen: Staus sind die Folge. Mittendrin stecken auch die Busse fest – trotz ihrer Flächeneffizienz und ihrer Schlüsselrolle für die nachhaltige Mobilität. Wenn der öffentliche Verkehr unzuverlässig wird, verliert er an Attraktivität und die Fahrgäste steigen auf den Individualverkehr um. Das verschärft die Stausituation zusätzlich. Um dem entgegenzuwirken, setzen sich der VVL und die sieben Bus-Transportunternehmen im Kanton Luzern für gezielte Maßnahmen zur Busbeschleunigung ein. Eine höhere Zuverlässigkeit zieht mehr Fahrgäste an und fördert die Verlagerung auf den öffentlichen Verkehr. Das entlastet die Straßen und schafft Platz für jene, die weiterhin auf den Individualverkehr angewiesen sind.

Letztlich profitiert der gesamte Verkehr im Kanton Luzern von Busbeschleunigungsmaßnahmen. Im Kanton Luzern ist dieses Bewusstsein vielerorts noch nicht vorhanden. Die Umsetzung von Busbeschleunigungsmaßnahmen stockt seit Jahren. Eine neue Plattform vom VVL und den Transportunternehmen soll nun aufzeigen, wie wichtig solche Maßnahmen sind, wo sie bereits wirken und wo Maßnahmen in Planung sind.

«Dass Busbeschleunigung wirkt, zeigen zahlreiche umgesetzte Lösungen im ganzen Kanton. Wir engagieren uns beim Kanton, in den Gemeinden und bei der Politik für weitere gezielte Verbesserungen.»

Pascal Süess, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Luzern

Wissen vermitteln, Vorurteile abbauen und Maßnahmen vorantreiben

Die gemeinsam initiierte Aktion basiert auf der Website www.bus-voraus.ch. Sie erklärt einfach und verständlich, weshalb Maßnahmen zur Busbeschleunigung wichtig sind und veranschaulicht mittels Erklärvideos, welches die fünf wichtigsten Maßnahmen sind – von elektronischen Busspuren bis zu intelligenten Ampeln. Erfolgsbeispiele zeigen, wo Busse dank cleveren Lösungen bereits heute schneller ans Ziel kommen. Unter der Rubrik «Freue Dich» sind die nächsten Projekte zugunsten pünktlicherer Bussen im Kanton Luzern aufgeführt.

Auf der neu initiierten Plattform ist auch der kürzlich veröffentlichte Pünktlichkeitsradar zu finden. Dabei handelt es sich um ein interaktives Tool, welches transparent aufzeigt, wie sich die Pünktlichkeit der einzelnen Buslinien je nach Tageszeit und im Jahresverlauf entwickelt. Der VVL sowie die Bus-Transportunternehmen erhoffen sich durch die Plattform, dass die Notwendigkeit des Themas und der Nutzen von Busbeschleunigungsmaßnahmen sowohl auf politischer Ebene, als auch von den Infrastruktureigentümern und nicht zuletzt von allen Verkehrsteilnehmenden erkannt wird.

Verschiedene Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben ihre Unterstützung bereits mit einem Testimonial bekannt gegeben und rufen dazu auf, dringend notwendige Busbeschleunigungsmaßnahmen zu priorisieren und umzusetzen.

«Bus voraus – Gemeinsam pünktlich ans Ziel» ist eine gemeinsame Aktion des Verkehrsverbunds Luzern (VVL) und der sieben Bustransportunternehmen im Kanton Luzern: Aargau Verkehr AG, Auto AG Rothenburg, Auto AG Schwyz, PostAuto AG, Rottal Auto AG, Verkehrsbetriebe Luzern AG und Zugerland Verkehrsbetriebe AG.

Einheitlicher ÖPNV-Tarif: Bundesweites Kurzzeitticket soll Fahrscheinkauf erleichtern

Die Einführung des Deutschlandtickets hat für viele Verbraucher die tägliche Nutzung des Nahverkehrs erleichtert. Für Kunden, die Bus und Bahn nur gelegentlich nutzen, bleibt der Fahrscheinkauf kompliziert. Ein vom Verbraucherzentrale Bundesverband in Auftrag gegebenes Gutachten zeigt, wie ein rein zeitbasiertes Tarifmodell den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) verständlicher und einfacher nutzbar macht – egal ob in der Stadt oder auf dem Land.

„Das Deutschlandticket ist eine echte Revolution des Nahverkehrs. Wer Bus und Bahn aber nur gelegentlich nutzt, kann mit diesem Monatsticket nicht viel anfangen. Und dann wird es schnell sehr unübersichtlich. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen bei seltener Nutzung das richtige Ticket mit dem günstigsten Preis im jeweiligen Tarifgebiet mühsam recherchieren. Ein bundesweiter Nahverkehrstarif mit zeitbasierten Fahrscheinen könnte Schluss machen mit dem Tarifdschungel. Das wäre eine deutliche Vereinfachung für Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer.“

Gregor Kolbe, Verkehrsexperte im Verbraucherzentrale Bundesverband

Einheitliches Tarifsystem soll zeitbasiert sein

Das vom Verbraucherzentrale Bundesverband beauftragte Gutachten empfiehlt ein rein zeitbasiertes bundesweit gültiges Tarifsystem, das sich allein an der Nutzungsdauer, unabhängig von der zurückgelegten Strecke oder den Grenzen des Verkehrsverbunds, orientiert. Als Ergänzung zum Deutschlandticket sollen somit auch Gelegenheitsnutzer für kürzere Zeiträume ein Ticket kaufen können, das bisherige Verbund- oder Tarifgrenzen auflöst. Ein solches Modell kann sowohl in ländlichen Regionen als auch in Städten funktionieren.

„Das Prinzip hinter einem einheitlichen Tarifkonzept ist das des Deutschlandtickets: Tarifgrenzen und Verbundräume werden überflüssig. Ergänzend zum Deutschlandticket, das mindestens einen ganzen Monat gültig ist, könnten Verbraucherinnen und Verbraucher dann auch ein Kurzzeitticket für eine Bahn- oder Busfahrt kaufen, das über bisherige Tarifgrenzen hinweg gültig wäre“, sagt Kolbe.

Tarifkonzept kann Nahverkehr attraktiver machen

Für Verbraucher ist oft nur schwer durchschaubar, welches Ticket das richtige ist. Jeder Verkehrsverbund hat ein eigenes Tarifsystem oder unterschiedliche Beförderungsbedingungen. Auch den Verkauf der Fahrscheine regeln Tarifbünde unterschiedlich. Manche Tarife sind nur rein digital erhältlich.

Diese Probleme beim Ticketkauf halten Verbraucher ab, verstärkt den ÖPNV zu nutzen. Ein einheitliches Tarifsystem könnte den Nahverkehr für alle Menschen attraktiver machen. Verbraucher sollten Tickets in einem einheitlichen Tarif sowohl per App, am Automaten aber auch am Schalter kaufen können. Es müsse darum gehen, allen Nutzern des ÖPNV ein gut und leicht nutzbares Angebot zu machen.

Hintergrund

Im Nahverkehr gibt es in Deutschland eine sehr heterogene Tariflandschaft: Mehr als 80 Tarif- und Verkehrsverbünde und mehrere verbundfreie Regionen haben ein eigenes Tarifsystem und Ticketsortiment sowie eigene Preise. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat Ramboll Management Consulting | civity beauftragt, ein Gutachten zur künftigen Tariflandschaft im ÖPNV zu erarbeiten. Das Gutachten schlägt einen rein zeitbasierten Tarif in ganz Deutschland vor. Im einheitlichen Tarifsystem soll es verschiedene Fahrkarten mit einer Gültigkeitsdauer von 15 Minuten bis 24 Stunden geben. Das wäre ergänzend zum Deutschlandticket ein einfaches Angebot für alle Nutzer des ÖPNV, für die eine langfristige Ticketbindung keine Option ist.