Guntram Pehlke (Bild: Christian Bohnenkamp)

„Die Energiewende wird teuer – und länger dauern!“

Der Titel klingt ein wenig nach Glaskugelleserei: „Wie geht es im Energiemarkt weiter?“ – So ist die Jubiläumsfolge 50 des DSW21-Podcasts „Urbane Zukunft“ überschrieben. Moderator und Journalist Michael Westerhoff diskutiert das Thema mit Guntram Pehlke, Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Stadtwerke AG und Vizepräsident des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU). Herausgekommen ist ein knapp 34-minütiger Parforceritt durch Aspekte wie Klimawandel, Energie-, Wärme- und Mobilitätswende, Versorgungssicherheit und explodierende Strom- und Gaspreise.

Die Energiewende an sich ist Herausforderung genug. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Lage maximal verschärft. Das Resultat spüren Bürger im Portemonnaie und Unternehmen in der Bilanz. „Energie-, Wärme- und Mobilitätswende“, sagt Pehlke, „kommen jetzt erstmals so richtig in der Gesellschaft an. Und das ist erst der Anfang. Diese gewaltige Herausforderung, vor der wir stehen, wird teuer. Wer den Eindruck erweckt, das alles gebe es zum Nulltarif, sagt den Menschen nicht die Wahrheit.“

Der Stadtwerke-Chef geht noch einen Schritt weiter. Er prognostiziert, dass sich die Umsetzung der Energiewende deutlich verlängern werde. „Sie ist in der Kürze der geplanten Zeit nicht finanzierbar, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, dabei die Volkswirtschaft gegen die Wand zu fahren.“ Folgerichtig werde sich auch das Erreichen der Klimaziele verzögern.

Die kommunalen Unternehmen der Daseinsvorsorge, sagt Pehlke in seiner Funktion als VKU-Vizepräsident, blickten „einer hochkomplexen und hochkomplizierten Zukunft entgegen“. Ohne den Ukraine-Krieg hätte man ein wenig mehr Ruhe und Entspanntheit, „weil wir dann die Erdgas-Verstromung als Brückentechnologie nicht verloren hätten“. Tatsächlich aber seien die Einflussmöglichkeiten auf kommunaler Ebene sehr begrenzt.

Dem kommenden Herbst blickt der Dortmunder Stadtwerke-Chef mit gemischten Gefühlen entgegen. Zwar müssten sich Privathaushalte sowie systemrelevante Unternehmen und Einrichtungen um die Gasversorgung nicht sorgen. Dafür träfe ein Engpass die produzierende Industrie „mit voller Härte“ und würde „tausende Arbeitsplätze gefährden“. Gewiss, einen Teil der russischen Erdgaslieferungen könne Deutschland durch zusätzlichen Gasbezug aus Norwegen, den Niederlanden und durch Flüssiggasimporte ersetzen. Am Ende aber, da seien sich die meisten Experten einig, bleibe ein Delta. „Wie wir diese letzten zehn Prozent kompensieren sollen – da fehlt mir“, sagt Pehlke, „derzeit so ein bisschen die Phantasie.“

Die komplette Folge 50 des DSW21-Podcasts „Urbane Zukunft“ mit dem Titel „Wie geht es im Energiemarkt weiter?“ hören Sie hier.

Quelle: DSW21

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